Auswahlverfahren | 06/2017
Dokumentation Bückeberg - Auswahlverfahren zur Gestaltung eines historisch-topographischen Informationssystems
Blick aus Norden auf die Stationen am Hang, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Teilnahme
Design, Szenographie
Erläuterungstext
Der Bückeberg bei Hameln, an dem von 1933 bis 1937 Erntedankfeste in Form von NS-Großveranstaltungen stattfanden, soll ein historisch-topographisches Informationssystems erhalten.
Ein zentrales Propagandamittel zur Formierung einer „Einheit“ war im NS-Staat die Übertragung von Ton über Lautsprecher bei Massenveranstaltungen, die Generierung von Bildern für die Presse und die Produktion von Filmen. Der Einsatz neuer Medientechnologien spielte eine zentrale Rolle und haben einen direkten Bezug zu dem Ort Bückeberg. Dieser Aspekt war Ideenleitend für den vorliegenden Entwurf.
Neun etwa sechs Meter hohe Röhren bzw. Stelen aus Metall, die wie in den Freiraum gestochene große Speere oder Stangen wirken, sind auf dem Gelände positioniert. Der Idee eines emotionalen Zugangs zum Gelände folgend, handelt es sich um akustische Röhren, die Informationen aus Tonquellen sowie grafisch zum jeweiligen Themenschwerpunkt passende Inhalte bereitstellen.
Historische Fotografien bilden ein zentrales Merkmal. Das Motiv ist von dem Betrachtungsstandort des Besuchers gewählt, zeigt überwiegend den Blick von diesem Punkt aus auf die Situation in den Jahren 1933 bis 1937 und wird damit dem heutigen Panorama entgegengestellt.
Die Stelen aus Cortenstahl sind in eine runde Plattform eingelassen, die für jeweils 25 Personen ausreichend Platz bietet. Das Plateau um die Röhren ist aus Metall-Gitterrosten befestigt. Es nimmt gegenüber der Hangneigung ein horizontales Niveau ein, die Kante zur Hangneigung dient dabei als Sitzfläche.
Auf dem Dach der jeweiligen Infostele befindet sich angeschrägt eine Solaranlage, die die Röhre mit Strom für die Audioangebote versorgt. Jedes Element ist autark mit einer eigenen Stromversorgung ausgestattet.
Eine kreisförmig aus Metallelementen umfasste Fläche definiert den Startpunkt. Im Gegensatz zu den Stelen bestehen die beiden Einstiegsmodule aus einer gebogenen, zum Teil bedruckten Stahlfläche, die in regelmäßigen Abständen ausgesparte Sehschlitze aufweist. Die Stahlfläche ist wie die Röhren mit den Hörstationen leicht geneigt und umschließt die Plattform in einem Winkel von ca. 120°.
An beiden Zugängen, sowohl im nördlichen als auch im südlichen Zugang auf das Gelände, ermöglichen die Metallelemente den Blick auf das Gelände und lenken ihn auf die dort prägende Mittelachse. Die Zugangsstationen bieten jeweils Informationstexte zur Geschichte des Geländes, zur Konzeption der Infostelen mit einem Lageplan an. An dieser Stelle ist eine größere Zahl an historischen Abbildungen zu sehen.
Ausgehend von dem neu angelegten Pkw- und Busparkplatz an der Zufahrtsstraße im Süden ist ein befestigter Abschnitt als barrierefreier Zugang zum Gelände vorgesehen. Auf diese Weise können gehbeeinträchtigte Besucher und Rollstuhlfahrer sowohl das Einstiegsmodul als auch die Infostele zum Thema die Ehrentribühne/ der Erntealtar besuchen.
Im Bereich der ehemaligen Ehrentribüne sollen die Sträucher entfernt und die Bäume aufgeastet werden, um von Norden bereits eine freie Sicht auf den ehemaligen Festhang zu erhalten. Die Relikte der Streifenfundamente werden so in ihrem Gesamtkontext wieder sichtbar und werden als vorhandene Spuren akzentuiert. Der Erschließungsweg von Norden führt entlang der Mittelachse zwischen den Streifenfundamenten hindurch und hebt somit die neben einigen erhalten gebliebenen Stromkästen am Mittelweg einzig verbliebenen baulichen Spuren der Gesamtanlage hervor.
designagenten mit chora blau, November 2017
Beurteilung durch das Preisgericht
Lageplan Bückeberg, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Ausschnitt Ehrentribüne, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Ausschnitt Stellplätze Nord, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Ausschnitt Stellplätz Süd, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Station "Misserfolge", © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Station "Schauübungen", © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Stationsstele - Schnitt, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Einstiegsstation Nord - Frontansicht, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Einstiegsstation Nord - Schrägansicht, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Einstiegsstation Nord - Querschnitt, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Einstiegsstation Nord - Längsschnitt, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur
Überflug von Süden, © Arbeitsgemeinschaft designagenten / chora blau Landschaftsarchitektur