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Einladungswettbewerb | 10/2017

Baugebiet WA 2(4) im Entwicklungsgebiet Paul-Gerhardt-Allee

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 29.400 EUR

Goergens Miklautz Part GmbB Architekten

Architektur, Landschaftsarchitektur

K33 Architekten - Steinlehner & Riedner Architekten-Partnerschaft

Brandschutzplanung

Bures + Kratzer

Modellbau

Erläuterungstext

Projektbeteiligte

Verfasser Hochbau:
Gert F. Goergens; Dipl.-Ing. (Univ.) DWB Architekt u. Stadtplaner
Christian Weigl; Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt u. Stadtplaner

Verfasserin Freiflächen:
Anne Baumgartner, Dipl.-Ing. (Univ.) Landschaftsarchitektin

Mitarbeiter:
Hedi Nick; Dipl.-Ing. (FH) Architektin
Can Ren, M.Sc. Städtebau
Florian Brummann; Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt
Lukas Sambataro, B.Eng. Landschaftsarchitektur

Brandschutzberatung:
Hubert Wagner, Dipl.-Ing. (FH) Architekt (K33)
Modellbau:
Martin Kratzer, Dipl.-Ing. Architekt (Bures + Kratzer)

Erläuterungen

Stadtraum
Das Baugebiet WA 2(4) bezieht seine Sonderstellung durch die östliche Randlage mit Ausrichtung zum Landschaftspark nach Osten und Süden und als direkter Fassung des Quartiersplatzes im Westen. Auf der im Wesentlichen 4-geschossigen Basis entwickeln sich zwei 6-geschossige Bauteile in klarer Setzung nach Osten und Süden. Der 7-geschossige Baukörper ist in seinen Dimensionen achsial auf die Straßenachse der U-1721 ausgerichtet. Durch die vorgeschlagene Einkürzung der Südausdehnung soll eine zu starke räumliche Einengung des Angers C vermieden werden. Wo möglich und zulässig, treten die höheren Baukörper nach außen vor und werden damit auch plastisch ablesbar.
Neben der überwiegenden Wohnnutzung sind zwei Nutzungsbereiche im EG herausgehoben: Die Kindertageseinrichtung an der Südwest-Ecke und die EG-Zone im Bereich des Quartiersplatzes.


Grundrisskonzeption Wohnungen
Es sind je Treppenhaus im Regelfall ≥ 4 Wohneinheiten pro Geschoss vorgesehen. Die überwiegend in Querrichtung durchgesteckten Treppenhäuser ermöglichen einen hohen Fassadenanteil der Wohn- und Schlafräume. So gelingt es, den weit überwiegenden Anteil der Wohnräume wie gewünscht nach Süden oder Westen zu orientieren. Der hohe Anteil durchgesteckter Wohnungen hat den Vorzug beidseitiger Orientierung sowohl zum Hof als auch nach außen. Die damit verbundene Querlüftungsmöglichkeit trägt zur Erhöhung des Wohnwertes bei. Die privaten Freiräume sind in ganzer Breite den Wohnräumen vorgeschaltet und erlauben einen vor Einblicken geschützten Aufenthalt im Freien.
Die Treppenhäuser mit jeweils einläufigen Treppen sind im Regelfall im EG durchgesteckt. Mit dem vorgelagerten Durchladeraufzug ist das um 1 m angehobene Erdgeschossniveau überall barrierefrei erreichbar.
Der Treppenraum ist übersichtlich und großzügig durch ein Treppenauge auch von oben belichtet und dennoch wirtschaftlich im Flächenverbrauch. Den Treppenhäusern sind erdgeschossige Abstellräume für Fahrräder und Kinderwägen zugeordnet.


Gestaltung / Fassade
Von den 14 Hauseinheiten wurden jeweils 2-3 Baukörper gestalterisch zusammengefasst. Dadurch wird eine angemessene Differenzierung erreicht, ohne in eine zu kleinteilige Maßstäblichkeit zu verfallen.
Aufbauend auf den überwiegend durchgesteckten Grundrissen sind als private Freiräume teilweise nach beiden Seiten Loggien vorgeschlagen. So entsteht an der Außenfassade eine ruhige, flächige, urbane Haltung, die nur durch wenige, plastisch geringfügig hervortretende Erker aufgelockert wird.
Als Fassadenmaterial werden an den Außenfassaden Klinkerriemchen vorgeschlagen. Die Farbpalette reicht von einem gedeckten Ziegelrot in vier Abstufungen bis hin zu einem hellen Sandton. Die EG-Zone erhält überwiegend den kräftigeren Ziegelton, der zudem an der Platzseite (Richtung U1722) vollflächig eingesetzt wird.
Die Innenhoffassaden sind in Anlehnung an die Gründerzeitvorbilder einfacher gehalten und sind, mit Ausnahme der Klinkerfassade im Erdgeschoss als Kratzputzoberfläche mit unterschiedlichen Strukturen vorgesehen.
Die Farbgebung für Fenster, Geländer und Jalousetten bzw. Rollläden in einem warmen Rotbraunton ergänzt harmonisch die Farbskala der Außenfassaden.
Die durchgehenden, vertikal gegliederten Fensterelemente im Kontext der Lochfassade folgen einem abwechslungsreichen Duktus durch die einfache Addition eines Grundelementes von 75 cm/ 150 cm bis hin zu 225 cm. Die Loggien halten dieses Grundraster ein und fügen sich somit in die Rhythmik der Fassaden ein. Die vertikale Gliederung erfolgt über subtile Differenzierungen.
Als spielerisches Element werden Brüstungen an Loggien und Fenstern, alternativ massiv oder als Stabgeländer, ausgebildet. Dadurch bleiben die Vorteile einer Kältebrückenvermeidung erhalten. Zudem erhält die Fassade in ausgewählten Bereichen (z.B. bei Loggien oder Fahrradräumen) perforierte Wände in Form von spanischen Wänden bzw. Stahlbetonfertigteilen.


Konzept Sonderbereiche

Quartiersplatz
Um das urbane Potential des Quartiersplatzes aufzuwerten, wird vorgeschlagen, im zentralen Bereich der Platzfront den Gemeinschaftsbedarf für das ganze Quartier in einer flexibel organisierbaren Fläche (280 m²) zusammenzufassen. Dieser Gemeinschaftsbereich ist niveaugleich mit der Platzfläche angelegt. Der Bodenbelag des Platzes könnte in diesen Bereich hinein verlängert werden.
Die zusammenhängende Fläche kann in unterschiedliche Bereiche gegliedert werden. Neben einem Veranstaltungsraum sind Jugendräume, Kinderspielzonen, Fitness, Tischtennis und Musikübungsräume vorstellbar und wünschenswert.
Über 4 Stufen kann die höherliegende Freifläche zum Wohnhof als Außenfläche mitgenutzt werden. Bei einer Raumhöhe von fast 4 m und einer Fläche von 280 m² stellt dieser Bewohnertreff eine hochattraktive Bereicherung für das gesamte Quartier dar.

Kindertageseinrichtung
Die Kindertagesstätte ist wie gewünscht im EG der Südwestecke des Pentagons vorgesehen. Gruppenraum für Kita und Kikri sowie Multifunktionsräume sind als altersgemischte Einrichtung vorgesehen. Der Gruppenraum für Kita und Kikri sowie die Multifunktionsräume sind mit der vorgelagerten, tiefen Gartenfläche nach Südosten orientiert.
Der Eingangsbereich mit großzügigem Vorfeld und überdachtem Zugang liegt im südwestlichen Baukörper am Anger nur ca. 50 m entfernt von den Parkbuchten für den Bring- und Holverkehr. Die Verwaltungs- und Funktionsräume sind im südwestlichen Bauteil platziert. Bei einer Raumhöhe von knapp 4 m und beidseitiger Belichtung ist eine hohe Aufenthaltsqualität gesichert.


Freianlagen

Anger C
Im Anger C werden die Richtungen der Wege aus dem angrenzenden Bereich nach Möglichkeit aufgenommen und fortgesetzt. Auf der zentralen Grünfläche ist für die Bewohner des südwestlichen Bauteils ein Spielbereich vorgesehen. Der Zugang zur Kita ist großzügig gestaltet und bietet eine große Zahl von Fahrradstellplätzen.
Innenhof
Der Innenhof ist geprägt von fließenden Formen und bildet damit einen Kontrapunkt zu der geradlinigen Blockbebauung. Unterschiedliche Materialien, Beläge und Pflanzfelder wechseln sich ab und entwickeln bei einheitlicher Formensprache ganz unterschiedliche Charaktere innerhalb der einzelnen, in sich geschlossenen Felder, die an Blütenblätter erinnern.
Geschlossenere Bereiche wechseln mit offenen Strukturen, Pflanzstreifen unterschiedlicher Höhen und Ausformulierungen (Blühsträucher, Gräser, Bodendecker, etc.) wechseln mit Rasen-, Sand- oder Rieselflächen. Dadurch bietet der Hof, gerade für Kinder, eine Vielzahl von Spiel- und Nutzungsmöglichkeiten, aber auch für Ältere die Möglichkeit zum Rückzug in ruhigere Bereiche. Spiel- und Sportgeräte sind besonders gestalteten Bereichen zugeordnet und machen den Hof zu einem attraktiven Aufenthalts-, Kommunikations- und Spielraum.
Aufkantungen an geeigneten Stellen unterstreichen die schwingenden Formen und ermöglichen innerhalb der Felder eine leichte Geländemodellierung und damit eine zusätzliche Überdeckung der Tiefgarage für die Pflanzung von größeren Bäumen. Gleichzeitig dienen diese Aufkantungen als langgestreckte Sitzgelegenheiten mit Holzauflagen.
Die „Blütenblätter“ sind locker von kleinen bis großen Bäumen überstellt. Für die Bepflanzung sind Acer platanoides- und Acer rubrum-Sorten, Zierkirschen und Liquidambar vorgesehen. Diese sind gut geeignet für die Pflanzung in der Stadt und bieten im Frühjahr sowie im Herbst ein beeindruckendes Farbenspiel.

Dach
Alle Wohnungen mit Dachzugang erhalten eine großzügige Dachterrasse bzw. einen Dachgarten. Zusätzlich besteht für alle Bewohner das Angebot, auf einer Parzelle auf dem gemeinschaftlichen Dach des Westflügels Kräuter oder Gemüse anzubauen, oder die Dachterrasse mit Pergola z.B. für Grillfeste zu nutzen. Für die intensive Begrünung ist ein Dachaufbau von 40- 80 cm vorgesehen, der z.B. auch gestaffelt werden kann, um die Bepflanzung mit Bäumen zu ermöglichen. Alle übrigen Dachflächen erhalten eine extensive Dachbegrünung mit der Möglichkeit, Sonnenkollektoren und Photovoltaikelemente aufzustellen.

Kita
Die großzügig dimensionierten Freiflächen der Kita sind nach Süden ausgerichtet und haben damit eine optimale Orientierung. Ein Zugang direkt vom Anger aus ermöglicht den Eltern das Abholen ihrer Kinder auch direkt aus dem Garten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Setzung mit der Lage der Hochpunkte ist überzeugend gelungen, fügt sich gut in das künftige städtebauliche Ensemble und formuliert einen würdigen Abschluss zum Landschaftspark hin.

Die Anordnung eines großen, zwischen Stadtplatz und Hof durchbindenden Gemeinschaftsraums überzeugt in baulicher Gestalt und Nutzung. Gutes Management vorausgesetzt könnte dieses Bindeglied sogar die Kraft haben, den Quartiersplatz urban zu bespielen. Das ist ein schönes Angebot, das über den eigentlichen Blockbereich hinaus für das Gesamtquartier wirken kann.

Die Erschließungssituation im Block erfolgt vorwiegend von außen, wobei die Haupterschließung der östlichen und südlichen Gebäudezeile vom Innenhof aus vorgeschlagen wird. Dies führt zu einer in diesen Bereichen unklaren und vom Preisgericht diskutierten Adressbildung. Das Angebot an durchgesteckten Treppenhäusern bietet allerdings die Möglichkeit einer Erschließung auch von Außen. Weitere Zugänge zum Hof sind von Norden und vom Landschaftspark her möglich.

Das Wohnungsangebot wird in wirtschaftlichen Spännertypen organisiert, wobei in den besonnungskritischen Bereichen Wohnungsgrundrisse angeboten werden, die kaum funktionieren dürften. Teilweise sind auch Einsehbarkeiten der Wohnungen über Eck gegeben.

Die Lage der Kindertageseinrichtung im westlichen Eckbereich ist sinnvoll platziert und lässt Freiraum im südöstlichen Anschluss. Sie entspricht im Grundsatz den Anforderungen, die Treppenhäuser zu den Wohnungen schneiden jedoch sehr stark in die Flächen der Kindertageseinrichtung ein, sodass deutliche Engstellen entstehen. Die Gruppenräume sind richtig zum Freibereich orientiert, jedoch ist der westliche Gruppenraum in seiner Proportion zu tief.

Die Fassadengestaltung überzeugt durch Differenzierung und Plastizität, mit den geringfügig hervortretenden Erkern, sowie durch das optische Absetzen der EG-Zone gerade auch zum Platzbereich hin. Das Bemühen um gestalterische Vielfalt geht etwas auf Kosten des architektonischen Ausdrucks.

Die nördliche Vorzone mit der etwas manieriert erscheinenden Landschaftsarchitektur aus wechselnden Belagsbändern bleibt ornamental und ohne Funktion. Die Formensprache im Innenhof folgt den Wegebeziehungen, zergliedert jedoch stark die Innenfläche. Baumpflanzungen scheinen beliebig gesetzt, Zonierungen sind nicht erkennbar. Die drei Hauszugänge am Anger sind nicht durchgesteckt, sodass Kinder nur über öffentliche Flächen mit Kreuzung der TG-Zufahrt oder sehr umwegig vom Park aus den Innenhof erreichen können.

Für die Dächer werden private und gemeinschaftliche Nutzungen angeboten, die das Freiraumkonzept um eine weitere Qualität bereichern. Die grundsätzlich vorgeschlagenen Rettungswege funktionieren. Anpassungen für einige Aufstellflächen wären weiter zu entwickeln.

Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Ansatz zur Lösung der Aufgabe, gerade auch in städtebaulicher Hinsicht dar.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Ansicht Nord Osten

Ansicht Nord Osten

Ansicht Norden

Ansicht Norden

Ansicht Süd Osten

Ansicht Süd Osten

Ansciht Westen

Ansciht Westen

Deatil

Deatil

Schnitt 1

Schnitt 1

Schnitt 2

Schnitt 2