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Offener Wettbewerb | 11/2017

Sanierung und Erweiterung der Cassiopeia-Therme

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

IGF GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Durch die beabsichtigte Erweiterung, Modernisierung und Sanierung der Cassiopeia-Therme besteht die Chance, das überregional bekannte Staatsbad und damit den Ort Badenweiler mit Kurhaus, Schlossplatz und römischer Badruine aufzuwerten.

Um die städtebaulichen Zielsetzungen zu erreichen und insbesondere die Außenwahr-nehmung der Cassiopeia-Therme nachhaltig zu steigern, werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:

• Rückbau der Gebäude Kaiserstraße 1 und 3.
• Umsetzung des Leitbildes und Alleinstellungsmerkmals: Landschaft – Architektur – Tradition.
• Neubau eines signifikanten Empfangsgebäudes als weiterem wichtigem städtebaulichem
Baustein mit hoher Transparenz und landschaftlichem Bezug.
• Schaffung eines neuen Platzraumes und Umfeldes mit städtischer Qualität und Bezug zu Schloss- sowie Kirchplatz, Kurhaus, Badruinen und Bestand.
• Verknüpfung von Erweiterung und Bestand zu einer optimalen funktionalen Einheit unter Wahrung der Qualitäten des jeweiligen Bestandgebäudes.

Städtebauliches architektonisches Konzept

Durch den Rückbau der Gebäude Kaiserstraße 1 und 3 besteht die Möglichkeit, den frei werdenden Raum städtebaulich zu nutzen und neu zu gestalten. Mit dem Rückbau dieser Gebäude wird die städte-bauliche Schlüsselstelle zwischen Schlossplatz, Park und Kaiserstraße frei und kann von dem Neubau mit der zukünftigen Empfangshalle der Cassiopeia-Therme genutzt werden. Die Therme erhält mit dem neuen Eingangsgebäude eine Adresse am Schlossplatz.

Durch den, die Empfangshalle umwandelnden, neuen Vorplatz entsteht ein nachbar-schaftliches Ge-genüber zu dem nahen Kurhaus sowie zur Pauluskirche mit großer Freitreppe zur Kaiserstraße. Das neue Eingangsgebäude mit seiner Umwandlung unterstützt die Idee einer Flaniermeile von der Luisen- über die Kaiserstraße bis zum Schlossplatz konsequent.

Das Erweiterungsgebäude entwickelt sich vom Schlossplatz zum Bestand im Osten und schließt am Lindebad an. Zeigt sich das Erweiterungsgebäude zum Schlossplatz und Kaiserstraße über die Empfangshalle mit großem Vorplatz, legt sich das Gebäude zum Kurpark und zur Ruine, gegliedert in die Topografie.

Das öffentliche Zentrum Badenweilers mit den wichtigsten touristischen Zielen, wie dem Schlossplatz, dem Kurhaus und der Cassiopeia-Therme mit Kurpark, erhält durch die Erweiterung einen wichtigen Baustein und erfährt eine städtebauliche und landschaftliche Attraktivierung.

Neuordnung der Cassiopeia-Therme

Der Neubau entwickelt sich baulich von der Empfangshalle auf dem Niveau des Schlossplatzes (+422.11) bis zum Lindebad. Über die Freitreppe in der Empfangshalle erreicht der Gast zum einen das MTT unter dem Foyer bzw. den Zugang zur Sauna sowie die Anbindung zur Kaiserstraße 5. Über die zweite Freitreppe wird der Zugang zum Bade- und Wellnessbereich erreicht.

Empfangshalle:
Die Halle wird durch einen Kern mit den dienenden Funktionen (Nebenräumen) gegliedert, so dass sich die Bereiche:Info-Kasse, Warten und Shop sinnvoll anordnen und separieren lassen. Die freie Treppe mit angegliedertem Aufzug führen selbst-erklärend in das Gebäudeinnere.

Sauna mit römisch irischem Bad:
Die Erweiterung der Sauna liegt direkt am Lindebad, so dass die neuen Flächen jeweils am Bestand anschließen. Auf dem Niveau der Badehalle Lindebad bzw. dem Liege-bereich bilden Umkleiden, Du-schen, neuer Saunabereich und Bestand eine sich ergänzende Einheit. Marmorbad und Levybad sind barrierefrei und direkt angeschlossen.

Über eine Treppe und Aufzug ist die neue Außensauna auf dem Dach niveaugleich mit der Außensauna Bestand verbunden. Die Außensauna ist vor Einblicken geschützt und bietet einen Panoramablick auf das Bad und die Ruinen.

Gastronomie:
Die Gastronomie ist, wunschgemäß, in die Bereiche Sauna und Thermalbad unterteilt. Es wird vorgeschlagen, den Bereich in Bestand und Neubau anzuordnen. So erhalten größere Flächen Sichtkontakt zum Park und Bad und somit mehr Tageslicht, die Zugänge zur Gastronomie aus Bad und Sauna sind selbstverständlich angeordnet.

Die zentral angeordnete Küche wird direkt über die Technikebene und dem vorgelagerten Betriebshof angedient. Die Gastronomiebereiche werden zusammenhängend betrieben und können zusammenge-schlossen werden.

Thermalbäder und Wellnessoase:
Im rückwertigen Bereich der Gastronomie auf Badeebene erstrecken sich die Umkleiden- und Sanitär-bereiche. Sie bilden das Bindeglied von Badebereich zu Eingang / Empfang. Die Bäderlandschaft und die Wellnessoase werden nach dem Nutzungskonzept der Auslobung umorganisiert und entsprechend saniert.

Betriebsbereiche, Technik, Ersatzflächen:
Die Technikflächen und Anlieferung werden an den Bestand auf dem Niveau der Bestandstechnik angeschlossen. Die Werkstätten mit natürlichem Tageslicht liegen auf Badeniveau und sind über einen Lastenaufzug und interner Treppe an das Technikniveau angebunden. Die Ersatzflächen zur Kaiser-straße 1-3 sind ebenfalls in den Untergeschoßen nachgewiesen.

Grundsätze:
Sämtliche Bereiche werden übersichtlich und barrierefrei erschlossen. Die Aufteilung der Baumassen, Funktionsbereichen und Treppen versprechen einen weitestgehend optimalen Betrieb sowie eine gute Aufteilung in Bau- und Brandabschnitte als Grundlage für wirtschaftliche Umsetzung des Projektes.

Die Aufzüge im Bereich der Sauna werden mit Steuerungsfunktion ausgeführt, sodass eine Durchmi-schung der Besucher Sauna und Thermalbad verhindert werden kann, ohne zusätzliche Aufzüge her-stellen zu müssen.

Denkmalschutz – Gebäude und Park

Die vorgeschlagene Anordnung der Nutzungen folgt in wesentlichen Punkten dem Nutzungskonzept der Auslobung und erfordert keine gravierenden Eingriffe in die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude. Um den Raum zwischen dem Marmorbad und dem Lindebad aufzuwerten und bessere Niveauüber-gänge ausbilden zu können, wird vorgeschlagen, diesen Raum nach Norden hin zu erweitern und die Fenster des Künstlers Meistermannfenster entsprechend an der neuen Stelle wieder zu errichten.

Der Baumbestand des ebenfalls unter Schutz gestellten Kurparks kann durch die vorgeschlagene Konzeption mit Ausnahme der Baumgruppe neben der Kaiserstraße 5 weitestgehend unangetastet blei-ben.

Die notwendige Erschließung des Betriebshofes und der römischen Badruine wird nach dem Rückbau des Eselweges über den vorhandenen Weg, der das Kurhaus und den Schlossplatz verbindet, vorge-schlagen. Dadurch kann der Anteil der Wege reduziert und der Grünbereich erweitert werden.

Erscheinungsbild, Konstruktion und Nachhaltigkeit

Der Neubau wird aufgrund der topografischen Situation in Stahlbetonbauweise ausgeführt. Die horizon-tal zu einander versetzten Baukörper im „Sockelbereich“ der Erweiterung werden mit einer Vormauerung mit beigegelben und langformatigen, weichen Ziegeln vorgeschlagen. Im Zusammenspiel mit den großformatigen Bogenfenstern wird die gestaffelte Horizontalität betont und interessante Ausblicke ermöglicht.

Die Empfangshalle erhält mit den taillierten Stützen in sandgestrahltem Beton und den großflächigen Verglasungen eine transparente, erhabene und einladende Geste.

Der Erweiterungsbau der Therme versteht sich als angemessenen Auftakt zur Stadt. Das Gebäude orientiert sich mit seiner Gliederung und Höhenstaffelung an der Maßstäb-lichkeit der unterschiedlichen Gebäudeteile des Bestandes. Mit der Materialität und dem Erscheinungsbild wird auf den Bestand und somit auch auf das Thema Baden und römische Therme Bezug genommen, wenngleich als eigenständige, moderne Interpretation unter dem Leitgedanken: Landschaft – Architektur – Tradition.

Mit den eingesetzten Materialien für die Fassade wird in Kombination mit hochwertiger Dämmung und Glasanteilen in Dreifachverglasung die Grundlage für die gewünschte Energieeffizienz und Nachhaltigkeit geschaffen.

Technik-Konzept

Zur Umsetzung einer neuen abgestuften Sanierung, Modernisierung und Erweiterung werden folgende Maßnahmen für die Anlagentechnik vorgeschlagen:

BHKW/Gasturbine:
Die vorhandenen BHKWs in der externen Heizzentrale werden weiterhin betrieben und versorgen den Bestand und weitere externe Abnehmer über eine Fernwärmeleitung.

Der Neubau und die Kaiserstraße Nr. 5 werden zukünftig über eine Gasturbine mit Strom und Heizwärme versorgt.

Die Gasturbine erzeugt Heißwasser, welches zur Beheizung der Saunen mit Heißluft genutzt wird. Somit wird eine deutliche Reduzierung der Stromverbrauchskosten erzielt und der Energiebedarf der Sau-nalandschaft kann um den Faktor 2 bis 3 gesenkt werden. Lediglich der Aufguss-Ofen wird noch elektrisch beheizt werden.

Durch die Kapazitätserweiterung der Eigenstrom- und Wärmeversorgung kann zukünftig auch bei Stromausfall des öffentlichen Versorgungsnetzes ein Badebetrieb im Bestand und Neubau aufrechterhalten werden.

Wärmepumpe
Zusätzlich soll das bis jetzt nicht genutztes Potential an Wärme aus dem Schmutzwasser (Rückspülung Schwimmbecken) zurückgewonnen werden. Hierfür wird eine Wärmepumpe eingesetzt, die für Niedertemperaturheizsysteme wie Fußbodenheizung und statische Heizflächen, Wärme im Neubau zur Verfü-gung stellt.

Gebäudeleittechnik (GLT)
Die Anlagentechnik für den Neubau erhält eine Anbindung an die bestehende Gebäudeleitzentrale. Hierzu wird die vorhandene Gebäudeleitzentrale entsprechend ertüchtigt und erweitert. Besonderer Wert wird auf eine verbesserte Visualisierung und einen einfachen Nutzerzugriff gelegt. Im Rahmen der Modernisierung werden auch im Bestand Anlagen-Werte und Zustände neu erfasst um einen energieeffizienten Betrieb sicherzustellen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Einbindung ist positiv zu bewerten. Insbesondere die Niveaugleichheit des Eingangsbereiches mit Kaiserstraße und Schlossplatz, die Westorientierung des Zugangs, die Fortführung des Vorplatzes der Pauluskirche zum Park mit Aussichtsterrasse, das als Pavillon ausgebildete Eingangsgebäude und der Treppenabgang vom Eingangsbereich seitlich in den Kurpark überzeugen.

Die Anlieferung ist problematisch. Die Anfahrt des Betriebshofes mitten durch den Kurpark auf einer neu anzulegenden Straße wird kritisiert.

Die Lage des dem Eingangsbereich zugeordneten Trainingsbereichs wird positiv beurteilt. Die Erschließung des Bades erfolgt über den Eingangspavillon mit einer Treppen/einem Fahrstuhl in die Untergeschosse. Die Wegeführung ist nicht gastgerecht. Die Organisation des Saunabereiches auf 3 Ebenen, die mittels einer internen Treppe und einem Aufzug erschlossen werden, werden stark kritisiert. Der Außenbereich der Sauna ist lediglich als Dachterrasse ausgebildet. Es gibt keine getrennte Wegeführung von Personal und Gast im Gastrobereich/Saunabereich. Eine zweite Treppe führt auf die Badeebene. Der Umkleidebereich erscheint zu klein, die Anordnung des Kinderbades ist gut, jedoch gibt es keinen Vorschlag zur akustischen Abtrennung.

Die architektonische Ausformung und das Zusammenspiel von Sockelgeschoss und Eingangspavillon erscheinen problematisch.

Im Technikbereich gibt es eine lange Wegeführung von Anlieferung in den Werkstattbereich, der Technikbereich ist auf 2 Geschosse verteilt. Nur in einem Geschoss ist der Werkstattbereich an den Thermenbereich angeschlossen, die Laufwege sind zu lang.

Gebäudetechnik:
Insgesamt wird das Gebäudetechnikkonzept mit der eigenständigen Energieversorgung des Neubaus (Gasturbine - hohe Investitionskosten) neutral betrachtet.
Die Technische Funktionalität mit Aufteilung der Technikzentrale im UG auf vier Räume wird neutral gesehen.
Durch die geplanten Maßnahmen sind niedrige Betriebs- und Folgekosten HLSK zu erwarten, die Maßnahmen werden als positiv betrachtet.