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Einladungswettbewerb | 11/2017

Sanierung und Umgestaltung des „Figurentheaters und des Theaterfigurenmuseums im Kolk“

Figuren Theater u. Museum | Ansicht Am Kolk 27

Figuren Theater u. Museum | Ansicht Am Kolk 27

2. Preis

Riemann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Erläuterungstext

Herangehensweise und Ziele
Die Grundlagen unserer Überlegungen sind zum einen die eingehende Analyse der Bestandsgebäude, die wir zusammen mit einem Bauforscher durchgeführt haben, zum anderen die konkret benannten funktionalen und räumlichen Anforderungen an das Museum für Theaterfiguren und das Figurentheater.
Das Ziel des Entwurfs ist, diese Anforderungen und damit die zukünftige Gestalt der „Räume für Theaterfiguren“ in Einklang zu bringen mit den Möglichkeiten, die das Ensemble der historischen Gebäude mit ihrer spezifischen Struktur bereithält.
Wir schlagen vor, die publikumswirksamen Räume des Museums und Theaters „un-ter einem Dach“ zusammenzuführen, so dass sich die Nutzungen gegenseitig er-gänzen und befruchten können: Theaterbesucher erhalten den Anreiz, auch das Museum zu besuchen oder im Shop ein Erinnerungsstück zu erwerben; im gleichen Sinne sollen auch Museumsbesucher durch den Einblick ins Theater zum Besuch einer Vorstellung angeregt werden. Die Kasse wird also zu einer gemeinsamen Kasse für Museum (Tickets und Shop) und das Theater incl. Café sein. Aus dem Zusammenführen können und sollen sich weitere organisatorische Synergieeffekte für den Betrieb von Museum und Theater ergeben. Nicht zuletzt kann das heutige Theater so lange weiter betrieben werden, bis die Häuser Kolk 14-18 fertig umgebaut sind.

Der Entwurf
Kolk 14-18
Theatersaal und Ausstellungsräume des Museums werden im Gebäudekomplex Kolk 14-18 untergebracht. Über einen Eingang mit gemeinsamem Foyer/ Shop- und Kassenbereich sind sie barrierefrei erschlossen; die notwendigen Nebenräume (Garderobe/ Schließfächer/ WCs) werden gemeinsam genutzt; sie liegen im Untergeschoss.
Die in Haus Nr. 14 ursprünglich vorhandene Diele soll –nach Entfernen der tief abgehängten Decke- wieder hergestellt werden, ebenso wie die ursprünglichen Öffnungen der Diele in der Fassade, die heute noch erkennbar sind: die spätmittelalterliche, spitzbogige Portalöffnung und das hohe Dielenfenster. Das Raumerlebnis wird durch den das Haus in seiner kompletten Breite und Tiefe ein-nehmenden Raum und die neue, ihm einbeschriebene hölzerne Galerie bestimmt. Diese Galerieebene wird als ergänzende Fläche für das Café bzw. als Pausenfoyer für das Theater genutzt. Durch die gemeinsame Nutzung können Kasse, Shop und Café durch eine Person betrieben werden. In der Gebäudestruktur nimmt das Haus Kolk 16 eine Sonderstellung ein: Es war später zwischen die beiden Häuser Nr. 14 und 18 gebaut worden, was seine extrem schmale Form begründet. In diesem Sinne ist es konsequent, die Erschließung hier zu belassen. Die neuen Treppen, die in die unterschiedlichen Niveaus der beiden Häuser Nr. 14 und 18 führen, werden als von der historischen Substanz losgelöste Konstruktionen eingestellt, ergänzt um einen Aufzug vor Kopf, über den alle wesentlichen Räume barrierefrei erschlossen werden.

Der Theaterraum des Figurentheaters schließt sich erdgeschossig in Haus Kolk 18 an das Foyer an. Hier wird die natürliche Gefällesituation entlang der Kleinen Petersgrube ausgenutzt, die einen zur Bühne hin in Stufen abfallenden Theaterraum über zwei Geschosse entstehen lässt. Dieser Raum wird dem hohen künstlerischen Anspruch des Theaters gerecht und strahlt eine authentische Theateratmosphäre aus. Die Raumhöhe ermöglicht eine Emporenebene mit zwei Sitzreihen, von der aus die Zuschauer dicht am Geschehen auf der Bühne teilhaben können: 105 Zuschauer finden in diesem Theaterraum Platz.
Unmittelbar an die Bühne angeschlossen sind im Hinterhaus die Räume für Requisiten und Lager für technisches Equipment, die sich über zwei Geschosse erstrecken und mit einer Scherenhubbühne den einfachen Transport ermöglichen. Die Theaterwerkstatt befindet sich im EG und 1.OG des Hauses Kleine Petersgrube 6.
Die Obergeschosse der Häuser Kolk 14 und 18 sind ausschließlich der Museumsnut-zung vorbehalten. Diese räumliche Konstellation ermöglicht für den Besucher über-sichtliche und klar gegliederte Bereiche und eine gleichermaßen großzügige wie flexible Museumsgestaltung.
Die Öffnungen der hohen Erdgeschosszone des Eckhauses Kolk 18 werden zu schlanken, hohen Öffnungen zusammengefasst, in die erdgeschossig leicht vor-springende Schaukästen, in denen Puppen, Masken oder andere Hinweise auf Ausstellungen oder Inszenierungen gezeigt werden können, ausgestellt werden. Der Theatersaal wird auf diese Weise nach außen sichtbar gemacht. Während der Theatervorstellungen werden die oberen Felder der Fenster mit Vorhängen geschlossen. Die Fassade soll mit ziegelrot eingefärbtem Putz neu gestaltet werden.

Kolk 20-22
Die besondere Struktur dieses Hauses lässt sich an den Fassaden noch weitgehend ablesen, ist im Inneren aber durch diverse Umbauten stark verunklart: In das Erdge-schoss eingefügt waren ursprünglich drei „Buden“ mit jeweils eigenem Eingang, die bereits zur Entstehungszeit des Hauses als Einraum- Wohnungen vermietet wurden. Eine Bude links neben dem Eingang, die beiden anderen, dem abfallenden Straßenverlauf folgend, mit direkten Zugängen von der Kleinen Petersgrube aus.
Das restliche Erdgeschoss diente als „Diele“ des eigentlichen Wohnhauses, hier als flacher Raum in Erscheinung tretend; darüber befand sich das Wohngeschoss mit einer großflächigen Befensterung, die der eines Saales entspricht. Der Seitenflügel war, wie üblich, in seinen Niveaus zu den Ebenen des Vorderhauses versetzt.
An diese ursprüngliche Struktur anknüpfend schlagen wir vor, die beiden „Buden“ an der Kleinen Petersgrube wieder direkt von außen zugänglich zu machen: sie dienen als gekoppelter Raum für Museumspädagogik bzw. als Versammlungsraum für Gruppen oder Schulklassen, die hier in ein Thema eingeführt werden können. Die „Diele“ dient als Multifunktionsraum für Gruppen, hier soll auch die Ausstellung zur Baugeschichte der Häuser ihren Platz finden.
Eine neu an der Schnittstelle zwischen Haupthaus und Seitenflügel eingefügte Trep-pe erschließt sämtliche Ebenen, ergänzt um den benachbarten Aufzug für die Barrierefreiheit bzw. zum Lastentransport. Im ersten Obergeschoss wird –dem ur-sprünglichen Saal entsprechend- der große Theaterproberaum mit anschlie-ßendem Besprechungsraum zu finden sein. Im zweiten Obergeschoss sind –ebenfalls im Einklang mit der kleinteiligen vorhandenen Befensterung- alle Büros untergebracht, ergänzt um die gemeinsamen Nutzungen: Bibliothek/ Sozialraum und Nebenräume (Küche, WC). Im Seitenflügel, sowie in den beiden Dachgeschossebenen finden sich Lager und Technikräume.
Das kleine benachbarte Haus Kleine Petersgrube 5 wird mit wenigen Eingriffen zu einem Wohnhaus umgestaltet: über dem erdgeschossigen Eingangsraum mit Küche finden sich in den Obergeschossen drei Appartements für gastspielende Theaterkünstler: das Haus wird also zu einem „Puppenspielerhaus“ werden.

Brandschutzkonzept
Kolk 14-18 Theater und Museum
1. Rettungswegkonzept:
Die Gebäude erhalten einen Sicherheitstreppenraum (Kolk 16) ohne Schleusen mit feuerhemmenden, rauchdichten und selbstschließenden Abschlüssen in allen Ebe-nen. Der Sicherheitstreppenraum erhält eine Spüllüftungsanlage.
Im Erdgeschoss erhalten die Räume für große Menschenansammlungen wie der Theatersaal selbst einen 2. Ausgang direkt ins Freie. Auch das Foyer mit Kasse und Cafe hat einen direkten Ausgang ins Freie. Die Galerien im Theatersaal und im Cafe sind an den Sicherheitstreppenraum angeschlossen. Zusätzlich ist eine Rettung über Gerät der Feuerwehr möglich, da ausreichend große Fenster zur Straße vorhanden sind und die Anleiterhöhe nur ca. 2.50 m – 3,00 m beträgt.
Der Hinterbereich der Bühne im Seitenflügel hat einen eigenen Ausgang ins Freie. Die Erschließung der Nebenräume im Seitenflügel erfolgt über eine vorhandene Wendeltreppe, welche aufgestockt wird. Die Flucht und Rettung erfolgt über die Fenster zum Gang oder über den Ausgang im EG des Hinterhauses zum Gang.
2. Bauliches und technisches Konzept:
Die vorhandenen feuerhemmenden Holzbalkendecken werden auf eine feuerbe-ständige Bauart ertüchtigt. Die tragenden Wände, bestehend aus historischem Zie-gelmauerwerk, werden als feuerbeständig eingestuft. Ergänzungen tragender Bau-teile erfolgen in Mauerwerk, ggf. Beton. Alle Stoffe und Oberflächen wie Vorhänge, Sitzbezüge und Wandbekleidungen im Theater werden schwer entflammbar vorgesehen. In den Museumsebenen und im Cafe sind Massivholzböden vorgesehen, um den Charakter des historischen Gebäudes zu erhalten.
Das Gebäude erhält eine flächendeckende Brandmeldeanlage im Vollschutz und eine Alarmierungsanlage sowie eine Sicherheitsbeleuchtung mit einer Zentralbatterie und eine Blitzschutzanlage für äußeren und inneren Blitzschutz.
Der Sicherheitstreppenraum erhält eine Spülluftanlage mit Frischluftzuführung aus der Kasematte im UG. Diese sorgt für einen leichten Überdruck im Treppenraum und verhindert das Eindringen von Rauch. In jeder Ebene werden Ausblasöffnungen neben der Fahrschachttür vorgesehen. Die Druckregelung erfolgt automatisiert an oberster Stelle über eine Öffnung im Dach. In den einzelnen Geschossebenen dienen seitliche Fenster als Druckentlastungsöffnungen im möglichen Brandraum, die ebenfalls im Brandfall automatisch öffnen.

Kolk 20-22 (Multifunktionsräume, Probebühne, Verwaltung)
1. Rettungswegkonzept:
Das Gebäude erhält einen Treppenraum mit feuerhemmenden, rauchdichten und selbstschließenden Abschlüssen in allen Ebenen als 1. Rettungsweg. Im Erdgeschoss erhalten die Räume für große Menschenansammlungen wie das Foyer ( Mehrzweckraum ) und der Raum für Schulklassen einen Ausgang direkt ins Freie.
Der 2. Rettungsweg für alle anderen Räume ist das Gerät der Feuerwehr über die vorhandenen Fenster. Dies ist auf Grund der Nutzung durch wenige ortskundige Personen in Büro und Archiven und im Theaterprobenraum sowie durch gelegentli-che Einzelpersonen in den Übernachtungszimmern (Kleine Petersgrube 5) angemessen.
2. Bauliches und technisches Konzept:
Die vorhandenen feuerhemmenden Holzbalkendecken werden auf eine feuerbe-ständige Bauart ertüchtigt. Alle tragenden Wände, bestehend aus historischem Ziegelmauerwerk, werden als feuerbeständig eingestuft. Ergänzungen tragender Bauteile erfolgen in Mauerwerk und ggf. Beton
Die Gebäude erhalten eine flächendeckende Brandmeldeanlage im Vollschutz und eine Alarmierungsanlage, sowie eine Sicherheitsbeleuchtung mit einer Zentralbatterie und eine Blitzschutzanlage für äußeren und inneren Blitzschutz.
3. Beide Gebäude: Organisatorisches Konzept:
In allen Räumen gilt ein striktes Rauchverbot sowie ein Verbot von offenem Feuer. Es werden 2- sprachige Fluchtpläne, Feuerwehrpläne und eine Brandschutzordnung in den Teilen A, B und C erstellt und entsprechende Feuerlöscher vorgehalten. Besonderer Augenmerk wird hier auf die Fürsorge für besondere Personengruppen gelegt ( Behinderte, Schulklassen, Alte Menschen, hier durch eine besondere Aufsicht / Betreuung ). Alle Mitarbeiter/ – innen erhalten eine Ausbildung zum Brandschutzhelfer. Die Alarmierungsanlage im Theatergebäude erhält eine Sprachdurchsage in Deutsch und Englisch.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit fügt als einziger Beitrag die Funktionen des Theaters und des Museums unter einem Dach zusammen. In den Häusern Kolk 14, 16 und 18 konzentrieren sich so die wesentlichen öffentlichen Nutzungen des Ensembles, während im Haus Kolk 20/22 tendenziell introvertiertere Nutzungen angesiedelt werden.

Mit der Anordnung eines zentralen Eingangs mit Funktionen aus Café und Kartenverkauf im EG und einer Galerie im 1.OG des Hauses Kolk 14 schafft der Entwurf einen bis in den Straßenraum wirkenden Willkommenspunkt. Die Entfernung der Zwischendecke ermöglicht hier das Erlebnis einer Lübecker Diele.

Der im EG des Hauses Kolk 18 angesiedelte Saal des Theaters erfüllt alle funktionalen Anforderungen und zeigt darüber hinaus eine detaillierte und atmosphärisch ansprechende Gestaltung. In den aufgehenden Geschossen der Häuser Kolk 14 und 18 im 2. OG und darüber erstellt der Entwurfsverfasser großflächige, ineinander übergehende Ausstellungsbereiche. Diese bieten für die Ausgestaltung vielfache Möglichkeiten, formulieren aber gleichzeitig große Anforderungen im Bezug auf das Erreichen von Kleinteiligkeiten und der notwendigen Intimität zu angemessenen Präsentation der einzelnen Exponate. Problematisch ist der Verlust wesentlicher Flächen in den Dachgeschossen unter Berücksichtigung des Brandschutzes.

Das Haus Kolk 16 wird weiterhin als zentraler Erschließungsraum mit Treppen und Fahrstuhl genutzt. Dies ist aus denkmalpflegerischer Sicht, aufgrund der zu erwartenden hochwertigen Befunde kritisch zu sehen. Die räumlich bescheidene Erschließung des Museums im 2. OG wird der Bedeutung dieser Einrichtung nicht optimal gerecht. Gleiches gilt für den Wegfall der Binnenstruktur im Haus Kolk 14 und den Vorschlag die Gebäude in Dachebene baulich zu verbinden.

Durch die Fokussierung der Kernangebote aus Theater und Museum in den Häusern 14 und 18 ergeben sich im Haus 20/22 die weniger öffentlichen Nutzungen aus Probebühne, Museumspädagogik und einer neuen gemeinsamen Verwaltung. Erhebliche Einschränkungen durch den Brandschutz schwächen hier die ansonsten überzeugende funktionale und kommunikative Organisation. Gleichzeitig fehlt dem Haus durch seinen geringen Außenbezug die Anbindung in den öffentlichen Raum des PetriQuartiers.

Im Bezug auf die Anforderung eines repräsentativen und prägnanten Gesamtensembles am Kolk kann die Arbeit nicht abschließend überzeugen. Dennoch zeichnet sie sich durch ein hochfunktionales und wohlgestaltetes Theater im Zusammenklang mit dem Museum auf der einen Seite und einer guten Organisation der übrigen Funktionen auf der anderen Seite der Kleinen Petersgrube als sorgfältig gearbeiteter Beitrag aus.
Lageplan inkl. Erdgeschoss

Lageplan inkl. Erdgeschoss

Figuren Theater Museum | Grundriss 1. Obergeschoss

Figuren Theater Museum | Grundriss 1. Obergeschoss

Figuren Theater Museum | Grundriss 1. Obergeschoss

Figuren Theater Museum | Grundriss 1. Obergeschoss

Figuren Theater Museum | Grundriss 1. Dachgeschoss

Figuren Theater Museum | Grundriss 1. Dachgeschoss

Figuren Theater Museum | Grundriss 2. Dachgeschoss

Figuren Theater Museum | Grundriss 2. Dachgeschoss

Figuren Theater | Schnitt C-C

Figuren Theater | Schnitt C-C

Figuren Theater | Ansicht Kleine Petersgrube

Figuren Theater | Ansicht Kleine Petersgrube

Lageplan inkl. Untergeschoss

Lageplan inkl. Untergeschoss

Figuren Theater | Grundriss 2. Obergeschoss

Figuren Theater | Grundriss 2. Obergeschoss

Figuren Theater | Grundriss 1. Dachgeschoss

Figuren Theater | Grundriss 1. Dachgeschoss

Figuren Theater | Grundriss 2. Dachgeschoss

Figuren Theater | Grundriss 2. Dachgeschoss

Figuren Theater Museum | Ansicht Kleine Petersgrube

Figuren Theater Museum | Ansicht Kleine Petersgrube

Figuren Theater Museum | Ansicht Pagönnienstraße

Figuren Theater Museum | Ansicht Pagönnienstraße

Figuren Theater Museum | Schnitt A-A + E-E

Figuren Theater Museum | Schnitt A-A + E-E

Lageplan inkl. Galeriegeschoss

Lageplan inkl. Galeriegeschoss

Figuren Theater | Perspektive Saal

Figuren Theater | Perspektive Saal

Figuren Theater | Schnitt B-B

Figuren Theater | Schnitt B-B

Figuren Theater u. Museum | Schnitt F-F + G-G

Figuren Theater u. Museum | Schnitt F-F + G-G

Figuren Theater Museum | Schnitt B-B

Figuren Theater Museum | Schnitt B-B