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Nichtoffenes Verfahren | 09/2017

Kantonsschule ZĂĽrich Nord (KZN), Gesamtinstandsetzung

Multifunktionale Lernräume

Multifunktionale Lernräume

1. Rang / Gewinner

Bob Gysin Partner

Architektur

b+p baurealisation ag

Architektur

EK Energiekonzepte AG

Bauphysik

Erläuterungstext

Der Charakter der 1975 gebauten Schulanlage in Zürich Oerlikon, ist durch ihre „zweckorientierte Zurückhaltung“ und die Einfachheit der konstruktiven und räumlichen Struktur geprägt. Nach dem Prinzip „so wenig wie möglich – so viel wie nötig“ wird eine sanfte Transformation des Bestandes angestrebt. Die bestehenden strukturellen und gestalterischen Prinzipien werden aufgenommen und weiterentwickelt. Neue Elemente nehmen eine differenzierte Gestalt an und bleiben klar ablesbar. Der Erhalt der Primärstruktur und das innenseitige Nachdämmen der Leca-Betonfassade reduziert die graue Energie und erlaubt den Erhalt des denkmalpflegerisch schützenswerten Erscheinungsbilds des Gebäudes.

Die starre räumliche Struktur wird durch flexible Füllungen ergänzt und aufgebrochen, so dass anpassbare Klassen- und Arbeitsräume und eine höhere Nutzungsdichte geschaffen werden. Modulare Wandelemente zwischen den einzelnen Klassenräumen und zum Korridor erhöhen die räumlichen Qualitäten im gesamten Klassentrakt. Transparente und schaltbare Räume beidseitig der Treppenanlage schaffen eine Lehr- und Lernumgebung, die sich an die jeweiligen Lernbedürfnisse anpassen lässt und stellen eine bessere Belichtung der Erschliessungsbereiche und Orientierung im Gebäude sicher. Durch die Etappierung und die klaren Sanierungsabschnitte ist sowohl die Sicherheit der Benutzer als auch ein beinahe ungestörter Schulbetrieb gewährleistet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Gemäss dem Leitgedanken «so viel wie nötig, so wenig wie möglich» formuliert das Team Bob Gysin & Partner, Zürich mit b+p Baurealisation AG, Zürich ein Konzept der sanften Transformation der Schulanlage. Durch präzis strukturierte Planungsprozesse und gezielte Baumassnahmen werden die komplexen Anforderungen des Projekts überzeugend und erfolgreich erfüllt. Die Zurückhaltung fusst auf der Maxime, dass die vorhandenen Strukturen das Potenzial zur Erfüllung aller zeitgemässen Anforderungen aufweisen. Dabei wird eine angemessene Eingriffstiefe ausgelotet und ein kohärentes Massnahmenpaket bestimmt.

Die Schulanlage Küsnacht dient als Referenz, anhand derer viele Parallelen mit der Kantonsschule Zürich Nord aufgezeigt werden. Das Team weist so die Erfahrungen und Kompetenzen mit komplexen Bauprozessen überzeugend nach. Eine präzise und strukturierte Auseinandersetzung mit den Aufgabenstellungen und den relevanten Teilaspekten verdeutlicht einen differenzierten und kohärenten Ansatz, die bauliche Aufgabe zu bewältigen. Die Strukturierung des Bauablaufs wie auch die Strategien für das Risiko- und Stakeholdermanagement werden anhand der Referenz und anhand weiterer projektspezifischer Massnahmen erläutert. Die Schlüsselpersonen des Generalplanerteams, ihre fachlichen Qualifikationen wie auch ihre Erfahrung werden anhand realisierter Projekte vorgestellt. Für die Baustellenorganisation werden Massnahmen vorgeschlagen, die Reibungen zwischen Schul- und den Baustellenbetrieb minimieren. Getrennte Erschliessungswege für Baustelle und Schule werden durch die Verlagerung der Schulerschliessung zwischen den Schultrakten und den Turnhallen sichergestellt. Die Etappierung erfolgt in drei klar definierten Phasen. Dies ermöglicht Nutzungsverbesserungen im Erdgeschoss; ferner lässt sich eine Verlagerung der Spezialräume (z.B. Naturwissenschaften und Musik) in Provisorien vermeiden. Lärm- und staubintensive Arbeiten werden auf den Schulkalender abgestimmt. Die Beurteilung Eingabe 01 Hochbauamt 10/18 Durchführbarkeit solcher Arbeiten ausschliesslich in diesen Zeiträumen wird jedoch noch genauer zu prüfen sein. Die Anordnung des Provisoriums über der Einstellhalle wird erschliessungstechnisch und räumlich als sinnvoll erachtet.

Der gestalterisch-konstruktiven Strategie ging eine gründliche Recherche – einschliesslich der ursprünglichen Konstruktion - voraus. Aus denkmalpflegerischer Sicht wird die Entscheidung, das bestehende Fassadenbild zu erhalten, als positiv bewertet, auch wenn aufgrund energietechnischer Verbesserungen kleine Anpassungen notwendig sind. Die Fassadenfarbe dient als gestalterisches Element. Aufgrund des sehr schlechten Zustands der Holz-/Metallfenster werden diese durch optisch vergleichbare Elemente ersetzt, wobei aus energetischen Gründen eine Dreifachverglasung zum Einsatz kommen soll. Die Dämmung wird im Innenbereich eingebaut. Als Sonnenschutz wird ein der Optik des Bestands angepasstes Rafflamellensystem eingesetzt. Durch den Einsatz modularer Wandelemente in verschiedenen Varianten werden die Lesbarkeit der Struktur im Innenraum als Orientierung sowie eine höhere Nutzungsdichte und eine verbesserte Flächennutzung erzielt. Der Einsatz verglaster Wandelemente zwischen den Selbstlernbereichen und den Treppenhäusern erhöht den Tageslichtanteil. Die räumlichen Beziehungen und die Kommunikation innerhalb der Fachschaften werden durch die vorgeschlagene Umstrukturierung deutlich verbessert. Durch die energetischen Massnahmen wird sowohl eine deutliche Reduktion des Energiebedarfs als auch eine Unterschreitung des geforderten Kennwerts Minergie für Umbau erwartet. Teilkonzepte für eine kontrollierte Lüftung und Massnahmen zur Verbesserung des Brandschutzes, des Raumklimas und der Erdbebensicherheit werden plausibel aufgezeigt. Der im Trakt C von pool Architekten vorgenommene Eingriff wird als eine wichtige gestalterische Spur der Vergangenheit bewertet.

Die Eingabe von Bob Gysin & Partner, Zürich, mit b+p Baurealisation AG, Zürich, wird als eine ausgezeichnete und souverän vorgetragene Arbeit beurteilt. Das Team geht gezielt auf die Nutzerbedürfnisse ein und präsentiert einen konzeptionellen Ansatz, der nicht nur gestalterisch-konstruktiv, technisch-energetisch, sondern auch schulbetrieblich auf die Anforderungen des Projekts überzeugend eingeht. Die grosszügigen räumlichen und strukturellen Qualitäten des Vorschlags weisen auf ein hohes Verständnis für die Schaffung einer angemessenen Lehr- und Lernatmosphäre hin. Die konsequente und kohärente Eingabe verdeutlicht die gut abgestimmten Kompetenzen des Gesamtteams. Der Umgang mit der Aufgabe, die ganzheitliche Betrachtungsweise, basierend auf einem breiten Leistungsnachweis und ein eingespieltes Team lassen eine von Beginn weg effiziente und zielorientierte Zusammenarbeit bei der Planung und Realisierung des Bauvorhabens erwarten.
GrosszĂĽgige Erschliessung und Begegnungsort

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Situation

Situation

Schematischer Grundriss Obergeschoss

Schematischer Grundriss Obergeschoss

Fassadendetail

Fassadendetail