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beschränkt offener Realisierungswettbewerb | 05/2004

Neubau Stadthalle Greiz

2. Preis

Spiecker und Sautter Architekten BDA

Architektur

Henne Korn Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau:

Die neue Stadthalle präsentiert sich an der Hauptachse der Greizer Neustadt, der Carolinenstraße und nimmt damit im Stadtgefüge den Platz ein, der ihrer herausragenden Bedeutung für das kulturelle Leben der Stadt gerecht wird. Die kurze Verbindung zur Altstadt über die Friedensbrücke unterstreicht die Wahl dieses Standortes. Das erklärte Ziel einer qualitätvollen Reaktivierung der Neustadt wird durch eine Stärkung der Carolinenstraße als städtebauliches Rückgrat unterstützt.

Mit dem Neubau und durch einen ergänzenden Baustein im nordöstlichen Grundstücksbereich wird hier ein repräsentativer Vorplatz geschaffen, der gleichzeitig den Auftakt des neuen Goetheparks bildet. Der Straßenraum der eher untergeordneten Stavenhagenstraße wird nach Abriss des Theaters so wiederhergestellt, dass der freie Blick vom Seitenfoyer, Restaurant und Saal (Glastüren) auf das Obere Schloss gewährleistet ist. Insgesamt erhält der Goethepark durch diese Maßnahmen an seinen bislang eher unstrukturierten Rändern eine räumliche Fassung von hoher stadtgestalterischer Qualität.


Freiflächenkonzept:

Mit einer freien, repräsentativen Platzfläche entlang der Carolinenstraße wird auf das Gebäude hingewiesen und im Verlauf der eng bebauten Straße ein \"Fenster zum Park geöffnet\". Bus- und Taxivorfahrt sind in die Platzfläche integriert.

Gebäudebegleitend führt eine Promenade in die Tiefe des Goetheparks. Sie kann als erweitertes Foyer des Gebäudes mitgenutzt werden und bildet an ihrem Ende die Freiterrasse für das Restaurant. Attraktionen entlang der Promenade sind ein schmales Wasserbecken und eine blütenreiche Pflanzung.

Die Parkfläche wird durch ein klares Wegesystem erschlossen, das auf direktem Weg die gewünschten Bezüge zu benachbarten Quartieren oder Nutzungen (Parkhaus) herstellt. Im Kontrast zu diesen funktionalen Wegen steht ein Rundweg, der das klassische \"Lustwandeln im Park\" ermöglicht: über die Gartenbühne zum \"Bellevue\", vorbei an \"Bühnen-Bildern\", temporären Installationen im Rahmen des jährlichen Theaterherbstes.

Der wertvolle Baumbestand - insbesondere im westlichen Teil des Grundstücks - wird weitestgehend erhalten. Im südöstlichen Bereich wird dies durch entsprechende Anordnung der Stellplätze und die stützenfreie Auskragung der Obergeschosse erreicht. Der Park wird durch weitere Baumpflanzungen ergänzt, wobei auf das Freihalten wichtiger Blickbezüge (Oberes Schloss, attraktive Fassaden) geachtet wird. Rasenflächen bieten die Möglichkeit freier Nutzung, in schattigen Bereichen unter Bäumen ist eine bodendeckende Bepflanzung vorgesehen.

Die Anlieferung erfolgt über die Heinrich-Fritz-Straße und den hier direkt an die benachbarte Brandwand angegliederten und überdachten Wirtschaftsbereich. Der Bühneneingang wird direkt von den Stellplätzen südlich des Gebäudes erreicht.


Gebäudekonzept:

Die Stadthalle gliedert sich horizontal in drei parallele Zonen:
- Foyer, Saal und Bühnenbereich in der Gebäudemitte
- Seitenfoyer, Restaurant und Tagungsräume seitlich zum Park orientiert
- Der gesamte Backstage-, Orchester- und Vereinsbereich zur weniger attraktiven Bebauung auf der Südseite ausgerichtet.

Die vertikale Gliederung mit den Tagungsräumen und der kleinen Bühne im 1.OG und dem Rang im 2.OG ermöglicht eine gleichmäßige Verteilung des Publikums während der Pausen im dreigeschossigen Foyerbereich bei Parallelveranstaltungen und voller Auslastung des Hauses.

Die Hubpodien im Saalparkett und der verfahrbare Orchestergraben ermöglichen eine vielfältige Nutzung der neuen Stadthalle. In die Saalrückwand ist eine Teleskoptribüne für die ansteigende Foyerbestuhlung integriert. Bei Bedarf wird dieser Wandabschnitt mit Hilfe einer einfachen Mechanik auf bodenbündigen Schienen um etwa sieben Meter bis zur Deckenkante zurückgeschoben und die Teleskoptribüne herausgezogen. Auch kann über diese von den hinteren Sitzplätzen nunmehr direkt das Foyer im 1. OG erreicht werden, so dass sich die 800 Besucher während der Pausen auf die verschiedenen Ebenen verteilen können. Hierdurch wird auch eine optimale Ausnutzung und damit Wirtschaftlichkeit des Foyervolumens erreicht, ohne dass auf die gewünschte Aufenthaltsqualität und Großzügigkeit verzichtet werden muss.


Tragkonstruktion und Materialwahl:

Hauptsaal und Bühnenturm:
Die Umfassungswände werden als massive Stahlbetonkonstruktion ausgebildet, die ein leichtes Dach aus Stahlwalzprofilen tragen. Aus akustischen Gründen kann dieses Dach auch mit Aufbeton ausgeführt werden, der dann als Verbundpartner genutzt wird.
Schnür- und Rollenboden spannen unabhängig über die Bühne, die Beleuchterstege werden von den Dachträgern abgehängt. Die Bühnenöffnung sowie die Hinterbühne werden von den Wänden des Bühnenturms als wandartige Träger überspannt.
Der Bereich hinter der Bühne wird als Stahlbetonskelett mit Flachdecken ausgebildet, lediglich der Ballettsaal sowie die Vereinsproben werden mit einem leichten Stahldach gedeckt.

Foyer:
Das Foyer enthält 2 Galerien in Form von Stahlbetonplatten, von denen die obere entlang des Saales in die Wand eingespannt wird. Die untere Galerie wird von einer Stützenreihe entlang der Fassade sowie den Dachstützen getragen.
Das Dach besteht aus einem Hauptträger über den 3 Stützen im Foyer sowie einer Pfettenschar, die von der Saalwand über den Hauptträger hinauskragen. Für das Nebenfoyer zum Restaurant kragen der Dachträger des Hauptsaales aus.

Restaurant / Tagungsräume:
Die Bodenplatte des Seminarbereichs kragt über 3 Stützen aus. Die Stirnseiten des Seminarbereichs nehmen die längs gespannten Träger des Stahldachs auf und tragen die Lasten in die äußeren beiden Stützen ein.

Nebenraumspange/Nebensäle:
Die Ebenen werden im Wesentlichen als Stahlbetonskelett konstruiert, lediglich der kleine Saal sowie Orchesterprobe und Werkstatt werden mit einem leichten Stahldach überspannt. Die Böden dieser Bereiche kragen aus. Die Dachträger verlaufen in Längsrichtung und werden von den stirnseitigen Wänden, wandartigen Kragarmen, getragen.

Untergeschoss:
Der Untergeschosskasten wird in Stahlbeton ausgeführt, die Tragelemente der Geschosse darüber werden durchgeführt. Die Gründung ist in den dort erwarteten tragfähigen Böden als Flachgründung, wegen der Grund- und Hochwassersituation vorzugsweise als Plattengründung mit WU-Betonwanne vorgesehen.

Helle, natürliche Materialien wie Holzparkett, Putz, Naturstein etc. prägen die Innenräume.


Energiekonzept:

Die großflächige Verglasung des Seitenfoyers und des Restaurants weist zur Promenade nach Norden. Dadurch ist ohne die Gefahr von sommerlicher Überhitzung ein blendfreier Sichtbezug zum Park gewährleistet. Die Verglasung nach Osten zum Platz an der Carolinenstraße ist durch den großen Dachüberstand ausreichend verschattet. Im Süden und Westen bietet der alte, hochstämmige Baumbestand im Sommer einen natürlichen Sonnenschutz. Die Büroräume und der Orchesterprobenraum werden zusätzlich mit einem Statischen Sonnenschutz und innenliegendem Blendschutz versehen.

Die massiven Saalseitenwände dienen als thermische Speichermasse und werden im Sommer nachts mit Aussenluft gezielt abgekühlt. Diese wird in Erdkanälen, die in den großen, neu anzulegenden Parkflächen im Nordwesten verlegt werden, vortemperiert. Dadurch kann die kostenintensive, herkömmliche Klimatisierung reduziert werden.

Im Winter hilft diese natürliche Vortemperierung der notwendigen Zuluft sowie eine Lüftungswärmerückgewinnungsanlage Heizenergie und damit Betriebskosten zu sparen. Mit der kompakten Bauweise des Gebäudes ist die Außenwandfläche und damit der Energieverlust minimiert.


Akkustikkonzept:

Das Volumen des Großen Saales wurde in Form (shoebox shaped) und Rauminhalt (9 m³/Person) für optimale akustische Verhältnisse bei Konzertveranstaltungen ausgelegt. Im vollbesetzten Saal mit Orchester kann dadurch die Nachhallzeit den empfohlenen Wert von ca. T= 1,8 s erreichen. Die aufgedoppelte Wand im Parkettbereich wird in drehbare Einzelelemente mit schallabsorbierender Rückseite und schallreflektierender Vorderseite gegliedert, um für Schauspiel, Konferenzen etc. die Nachhallzeit auf T = 1,3 s zu reduzieren. Sie werden dabei nicht exakt parallel zur gegenüberliegenden Wand fixiert, sondern mit einer Schrägstellung, um Mehrfachreflexionen und Flatterechos zwischen den Seitenwänden zu vermeiden. Die Schallreflektoren an der Decke werden so angeordnet, dass nützliche Schallenergien in den Parkett- und Rangbereich gelenkt werden. So kann das gewünschte Gefühl eines dreidimensionalen Klangeindrucks erzeugt werden. Durch verfahrbare Schallsegel über dem Orchestergraben werden die Musiker gut mit Schallreflexionen versorgt. Bei Konzerten mit hochgefahrenem Orchestergraben unterstützen schallreflektierende Seitenwand-, Rückwand- und Deckenelemente im Bühnenbereich (Orchesterumschließung) die gute Klangentwicklung und -entfaltung im Zuschauerraum.
Modell

Modell

Modell

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Plan 1

Plan 1

Plan 1

Plan 1