modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 10/2017

Bebauung an der Europa-Allee

3. Preis

meyerschmitzmorkramer

Architektur

nowak.müller Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Konzept3D - Architekturvisualisierung und Animation

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Freiraumkonzept:
Das Projekt setzt das städtebauliche Konzept des Bebauungsplanes konsequent als geschlossene Blockrandbebauung um, aus der sich zum Europagarten das Hochhaus entwickelt, das einen kraftvollen Auftakt für die Bebauung der Nordseite der Europaallee bildet. Die zum Europagarten sehr breit angelegte Silhouette des Hochhauses verzichtet bewusst darauf, die Schlankheit des gegenüberliegenden Prädium–Wohnhochhaus aufzunehmen. Durch die Massivität des vorgeschlagenen Baukörpers entsteht jedoch ein Ungleichgewicht, das die durch zwei gleich hohe Häuser angestrebte ensembleartige Torwirkung gefährdet und stattdessen die beiden Gebäude zu Solitären werden lässt.
Der städtebaulich besonders dominant wirksame Baukörper des Hochhauses entsteht trotz Einhaltung der auf 1.500 m² beschränkten Fläche je Hochhausgeschoss durch eine skulpturale Teilung und Verschiebung des Volumens. Die hierdurch entstehenden je sechs Geschosse hohen Öffnungen bilden eine repräsentative Eingangsgeste zur Europaallee sowie große Loggien, die sich in alle Richtungen öffnen. Die gemäß Bebauungsplan ausschließlich für Technikaufbauten gestattete Überschreitung der festgesetzten Gebäudehöhe um bis zu 6m führt durch eine vertikale Verlängerung der Fassade bis zur Oberkante des Technikgeschosses zu einer städtebaulich wirksamen Höhe von 66m. Damit wirkt das Gebäude höher als das gegenüberliegende Gebäude, was der Absicht des Bebauungsplanes widerspricht.

Der Sockelbau vermittelt in der Ansicht den Eindruck eines homogenen Baukörpers, da dessen Fassade ohne Zäsur in die Hochhausfassade übergeht. Tatsächlich setzt sich der Blockrand aber aus einem 6-geschossigen schmalen Verbindungsbau zum 8-geschossigen Büro- und Hotelgebäude als östlichem Abschluss des Ensembles zusammen. Der Komplex ist funktional in drei realteilbare Gebäude – Bürohochhaus, Bürogebäude und Hotel – gegliedert, was sich jedoch aus der Ausbildung der Volumen nicht ablesen lässt. Der Wechsel der Fassadengestaltung von der Büro- zur Hotelfassade entspringt ausschließlich der inneren Flächenzuordnung, korrespondiert jedoch nicht mit der Aufteilung der Baumassen.

Im Erdgeschoss orientieren sich sowohl die Eingänge zu den beiden Bürogebäuden und zum Hotelfoyer als auch die weiteren öffentlichen Nutzungen für Gastronomie und Einzelhandel konsequent zur Europaallee und tragen so wirkungsvoll zur Belebung des Straßenraums bei, wobei für das Café an der Ecke zur Pariser Straße eine stärkere Ausformulierung des Bezuges zum Europagarten wünschenswert wäre. Die lichte Raumhöhe des Erdgeschosses mit maximal 3,50 m im Bereich der Bürogebäude ist für eine angemessene Raumqualität für die dort vorgesehenen großflächigen Nutzungen deutlich zu gering.
Die Anlieferung im rückwärtigen Bereich ist funktional angeordnet und gut in das Gebäude integriert. Der ausschließliche Zugang zum Hotelfoyer von der Europaallee lässt die Ausbildung einer Taxivorfahrt nicht zu.

Architektonische Qualität:
Die Ausformulierung der Baukörper in Verbindung mit der stark vertikalen Gliederung der Fassaden, die eine Ablesbarkeit der Geschosse nur sehr reduziert zulässt, verleiht dem Gebäude einen monumentalen Eindruck, der in der stark überhöhten Geste des 6-geschossigen Eingangsfoyers zum Büroturm einen besonderen Ausdruck findet. Dieser wird jedoch in dem nur ca. 5m tiefen Atrium nicht angemessen im Gebäude fortgeführt.
Die Fassade als raumhohe Kastenfensterkonstruktion mit polygonal ausgeformten Aluminium-Lisenen wirkt im Verhältnis zu der kraftvollen und körperhaften Ausbildung des Gebäudes zu wenig solide. Die schrägen Ansichtsflächen der Fenster werden durch die vorgesetzten Lisenen erzeugt und finden in der dahinterliegenden orthogonalen Fassadengeometrie vermutlich keine Entsprechung. Die Ausformulierung der Hotelfassade durch bloße Verbreiterung bzw. Vergröberung des Fassadensystems der Bürofassade vermag nicht zu überzeugen. Die farbig gestalteten Glasfassaden im Bereich der Hochhaus-Loggien an den Schnittflächen der gegeneinander versetzten Körper unterstreichen das Entwurfsprinzip, jedoch lassen die stark abgesetzten flächig wirkenden Einfassungen der geschnittenen Volumen im Übergang zur äußeren Fassade nicht auf eine transparente Ausbildung dieser Fassaden schließen.

Funktionalität:
Die durch die Verschiebung der Volumen erzeugten Öffnungen im Baukörper des Hochhauses schaffen neben hochwertigen Außenräumen mit Ausblicken in alle Richtungen vor allem eine besonders lange Fassadenabwicklung und damit eine hohe Anzahl direkt belichteter Büroarbeitsplätze in Fassadennähe, soweit von einer transparenten Ausgestaltung der Seiten-Fassaden der Loggien ausgegangen werden kann. Eine wirtschaftliche Ausnutzung in dieser Grundrissgeometrie ist jedoch vorwiegend mit Großraumbüros möglich. Die Grundrisse lassen eine Teilung in gut dimensionierte fast gleich große Nutzungseinheiten zu, die günstig an den Erschließungskern angebunden sind.
Die Aufteilung des Komplexes in drei realteilbare Gebäude ist hinsichtlich der Vermarktbarkeit ein interessanter Beitrag, findet jedoch in der architektonischen Ausprägung keine Entsprechung. Die Ausbildung des Hotelgrundrisses in U-Form am gemeinsamen Hof mit dem Bürogebäude führt zu maximal langen Stichfluren. Die Geschosshöhen des Hotels sind zugunsten eines höheren Erdgeschosses auf 3,10m reduziert. Für die alternative Nutzung des Bauteils Hotel als Büro schlägt der Verfasser – soweit dies aus den Grundrissen ablesbar ist – eine zum restlichen Bürogebäude durchgehende einheitliche Geschosshöhe von 3,50m sowie die Fortführung der Bürofassade mit einem Fassadenraster von 1,35m vor. Eine spätere variable Umnutzung ist demnach nicht vorgesehen.

Leistungs-und Programmerfüllung:
Der Entwurf erfüllt die geforderten Leistungen. Das Raumprogramm wird erfüllt. Das Angebot an Büroflächen ist im Vergleich mit den anderen Wettbewerbsbeiträgen besonders hoch.

Ökologie und Nachhaltigkeit:
Das Tragwerkskonzept des Hochhauses ist nicht eindeutig beschrieben. Die großen zusammenhängenden Bürobereiche werden z.T. noch stützenfrei dargestellt, was wenig realistisch erscheint. Die Konstruktion der über den Loggien liegenden Geschosse ist nicht erkennbar.
Das Gebäudetechnik-Konzept ist wenig innovativ, kann aber als solide und schlüssig erkannt werden. Die vorgeschlagenen elementierten Heiz-/Kühlsegel versprechen ein hohes Maß an Variabilität. Bezweifelt wird, ob die erforderliche Luftwechselrate allein durch die in den abgehängten Decken der Flure geführten Lüftungsinstallation bis in die große Tiefe der Bürobereiche gewährleistet werden kann.
Wirtschaftlichkeit und Realisierbarkeit:
Dieser Entwurf erreicht durch eine starke Reduzierung der Höhe des Erdgeschosses und eine über die städtebauliche Intention des Bebauungsplanes hinausgehende Ausnutzung der Gebäudehöhe im Vergleich mit anderen Wettbewerbsbeiträgen zwar ein zusätzliches Geschoss im Hochhaus, jedoch auf Kosten einer angemessenen Nutzbarkeit des Erdgeschosses. Es ist davon auszugehen, dass bei weiterer Durcharbeitung das Flächenangebot des Hochhauses um ein Geschoss reduziert werden muss.
Die großen Fassadenflächen lassen sich aufgrund der einfachen und konventionellen Fassadenkonstruktion verhältnismäßig wirtschaftlich realisieren. Kostenrisiken werden vor allem im noch wenig ausformulierten Tragwerk gesehen.
Die Flexibilität der Bürogrundrisse ist durch das gewählte Fassadenraster hinreichend gegeben. Die Aufteilung des Gebäudes in drei separat vermarktbare Teile ist von Vorteil.
Lageplan Dachaufsicht

Lageplan Dachaufsicht

Lageplan EG

Lageplan EG