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Award / Auszeichnung | 11/2017

BDA Masters 2017

Aerographen - Luftzeichner
Bachelorthesis von Maximilian Steverding

Aerographen - Luftzeichner Bachelorthesis von Maximilian Steverding

Aerographen – Luftzeichner

Preis

Preisgeld: 1.000 EUR

Maximilian Steverding

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Die Luft als Boden zu begreifen, in dem die Architektur ihr Fundament einschreibt, dies soll das Ziel meiner Bachelorarbeit als architektonische Untersuchung des Elementes Luft auf seine immanenten architektonischen Qualitäten sein.

Die Luft als alltägliches Phänomen, das für den Menschen gleichzeitig eine existenzielle Dimension besitzt, sowie als Ort menschlicher Träumerei und unbewohntem Gebiet als Paradoxon im Zentrum des architektonischen Schaffens zu begreifen, steht der materialisierten Idee von Architekt antithetisch gegenüber.

Dabei ist sie das Wasser im Glas der architektonischen Grenze, in die der Mensch in seinem alltäglichen Akt des Wohnens eintauchen muss.

Auf Grundlage phänomenologisch, naturwissenschaftlich, jedoch ebenfalls anthropologischer Untersuchungen der Luft sollen experimentelle »Versuchsanordnungen« entstehen, die durch indifferente architektonische Ausdrucksmittel inhärente Erscheinungsformen der Luft in einem Prozess von Aktion-Reaktion entbergen und erlebbar machen.

Sie werden zu Aerographen, zu Luftzeichnern, welche spezifische Phänomene der Luft im Spannungsfeld zwischen Architektur und natürlichen Kräften poetisch offenbaren.

»Luftmaschen«

Ein Gewebe, gestickt aus Luft und Faden, löst sich aus der Flächigkeit in die Dreidimensionalität auf. Gewebt mit Luft wird ein Raum aus Immaterie. Als Erkenntnis- und Wahrnehmungsraum erzählt die Ausdehnung dieser Installation von der Frage nach dem Beginn und Ende von Materie und spielt auf subtile Art und Weise mit dem Spannungsfeld zwischen Materie und Immaterie. Mit Betreten dieser Installation wird die Frage nach der Seinstemperierung des Raumes aufgeworfen, der Raum vibriert in einer luftigen Leichtigkeit zwischen Allem und Nichts.

»Windtuch«

Das Gewebe des hängenden Textils ist aus seiner gewebten Räumlichkeit heraus in ein Stadium der Flächigkeit übergetreten. Das Gewebe, verschmolzen zu einem Stoff, ist dünner als das menschliche Haar und in seiner materiellen Erscheinung soweit aufgelöst, dass es zum reinen Spiegel seiner Umgebung im Spiel der Bewegung wird.

Die räumlichen Grenzen hingegen sind nicht mehr Determinanten der menschlichen Bewegung im Raum, sondern geben sich, angeregt von der menschlichen Bewegung, ganz dem Spiel der Luft hin. Sie entbergen die Bewegung des Menschen im Raum durch seine Verhüllung.

»Wolkenblase«

Die Wolkenblase schafft mit ihrer ephemeren Skulpturalität einen Bezugspunkt, der geistige Reflexion und Projektion in den Luftraum ermöglicht. Gleichzeitig steht sie dem tradierten Bild der Skulptur im Raum antithetisch gegenüber. Sie ist in ihrer Materialität weder immobil noch ewig gedacht, sondern wird durch ihre fragile Haut zu einem temporären, in ständiger Bewegung durch das Spiel der Luft angeregten Objekt im Luftraum. Der Nebel in ihrem Inneren verleiht ihr dennoch eine Plastizität, die sie als Körper in Erscheinung treten lässt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei Arbeiten fallen deutlich aus dem ohnehin schon bunt gemischten Kreis der Projekte heraus. Während an einigen beteiligten Hochschulen die konstruktive Ausarbeitung im Vordergrund zu stehen scheint, ist es an anderen eher die gesellschaftlich-soziale Komponente. In Münster dagegen gibt es eine Leidenschaft für künstlerisch-theoretische Ansätze. Die beiden Arbeiten, die am Lehrstuhl von Kirsten Schemel auf diese Art entstanden sind, sind von der Jury jeweils mit einem halben Preis ausgezeichnet worden.

Die Mitglieder der Jury sind Architekten, deren beruflicher Schwerpunkt das Bauen ist. Umso wohltuender ist es, im Rahmen einer solchen Beurteilungsrunde mit der Erforschung elementarer Bestandteile der Architektur konfrontiert zu werden. In diesem Fall mit der Luft und der Farbe Weiß.
Maximilian Steverding nennt seine Arbeit „Aerographen – Luftzeichner“. Sein Versuch über die der Luft innewohnenden architektonischen Qualitäten führt ihn zu so absonderlichen Wesen wie den „Luftmaschen“, die als feines, nur von Temperaturschwankungen in Bewegung gesetztes Gewebe einen Raum zum Vibrieren bringen; oder zu „Windtüchern“, der Erweiterung der fragilen Gewebe in die Flächigkeit; und letztendlich zur „Wolkenblase“, in der sich der Gedanke von sich im Nichts auflösendem Raum versinnbildlicht.
Warum macht Herr Sieverding das?
Fingerübungen, Lockerung, gedankliche Dehnungsaufgaben zum Über-den Tellerrand-Schauen. Das hat, zugegeben, wenig mit Bauen zu tun, setzt aber eine intensive Vorarbeit mit Gebautem voraus. Diese weist Maximilian Steverding in seinem zweibändigen Buch zur Arbeit nicht nur nach, sondern verknüpft seine Kenntnisse auch wunderbar mit den verschiedensten Bereichen künstlerischen Schaffens.

Aldis Pahl geht der Nichtfarbe Weiß nach und spürt ihren physikalischen und phänomenologischen Eigenschaften nach, um daraus einen konkreten skulpturalen Raum zu schaffen, den sie als Spirale bezeichnet und der seinen Besucher, Betrachter oder Benutzer ganz in sich einschließt und so mit der Vergänglichkeit alles Irdischen konfrontiert. In der Kombination des neuen weißen Kunstwerks mit dem ruinösen Mauerwerk, in das es eingeschrieben wird, stellt Aldis Pahl ihre Arbeit in den Zusammenhang zu romantischer Ruinenarchitektur, um sie mit einem melancholisch-kontemplativen Element ausgesprochener Modernität fortzuschreiben.

Die Vorgehensweisen der beiden Preisträger haben uns so gut gefallen, dass wir sie gerne ausgezeichnet haben, auch auf die Gefahr hin, uns ein wenig von der Architektur wegbewegt zu haben. Wir sind sicher, die beiden Preisträger kommen auf dem Umweg über die Kunst wieder zu ihr zurück.
Luftgarten

Luftgarten

Luftmaschen

Luftmaschen

Luftraum

Luftraum

zarte Berührung

zarte Berührung

Windtuch

Windtuch

seidige Luft

seidige Luft

ein tauchen

ein tauchen

ab tauchen

ab tauchen

auf tauchen

auf tauchen

Tauchgang

Tauchgang

Wolkenblase

Wolkenblase

Rotieren

Rotieren

Halten

Halten

Platzen

Platzen

Zerfallen

Zerfallen