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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2008

Neue Stadthalle Bruderhausgelände - Planung einer Veranstaltungshalle

5. Preis / überarbeitet

HINRICHS WILKENING ARCHITEKTEN

Architektur

fd-ingenieure, Dipl.-Ing. Frank Dröse, Tragwerksplanung, Brandschutz, Thermische Bauphysik

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Städtebau

Grundkonzept des Entwurfs ist es, die beiden Säle nebeneinander versetzt und in der Höhe gestaffelt zu arrangieren; der Grosse Saal erdgeschossig, der kleine Saal im ersten Obergeschoss. Dabei ergibt sich eine einfache, aber spannungsreiche Gebäudekubatur, die mit der abstrakten Haltung des Städtebaus korrespondiert: Die funktionale und räumliche Figur der Stadthalle greift die stadträumliche Vorlage von streng orthogonalen aber doch leicht zueinander versetzten Flächen und Feldern auf, und führt diesen Ansatz im Äußeren wie im Innern des Neubaus weiter. Dabei ist der grosse Saal an die Südseite gelegt, so dass sich die Foyers und der kleine Saal zu Altstadt und Echaz orientieren.

Architektur

Leitbild des Gebäudeentwurfs ist ein golden schimmerndes Volumen inmitten eines grünen Baumdachs. Tagsüber reflektiert die Stadthalle in einem gedämpften Goldton durch den Baumhain hindurch, nachts strahlt sie von innen heraus in das Quartier. Bei Tag bilden offene und geschlossene Fassadenteile eine homogene Fläche, bei Nacht leuchten die Foyers und Saalbereiche in die Umgebung hinaus und geben dem Volumen räumliche Tiefe.

Man betritt das Gebäude vom Tübinger Tor aus über den Haupteingang unter der Arkade. Hier befindet sich auch die unabhängige Erschliessung der öffentlichen Tiefgarage. Zum Bürgerpark orientiert, vermittelt das Cafe zwischen der Stadthalle und dem Hotel. Die Anlieferung erfolgt strassenseitig hinter der Tiefgaragenzufahrt. Zwei Lastenaufzüge erlauben eine flexible Versorgung aller Bereiche der Stadthalle.

Grosszügige Foyers umgeben den grossen Saal und vermitteln zwischen den Welten des Konzertsaals und des Bürgerparks. Durch die Seitenfoyers gelangt man erdgeschossig in den grossen Saal.

Über die Treppenhallen erreicht man das Hauptfoyer im 1. Obergeschoss. Von hier aus betritt man den Saal über die Vorderseite und die Balkone über die Seiteneingänge. Hier befindet sich die Hauptpausen gastronomie , Bänke laden zum Sitzen an der Fassade ein. Im 2. Obergeschoss legt sich das Foyer wie ein Ring um den Saal und gibt den Blick über den Baumhain in die Stadt frei. Der obere Balkon des Konzertsaals wird von hier aus erschlossen.

Das obere Foyer bietet einen Panoramablick auf Reutlingen. Hier befindet sich ein Bartresen, der besonders im Sommer von den Konzerthausbesuchern genutzt wird. Auf der großen Freitterrasse können Barbecues und Empfänge gefeiert werden, von hier aus kann man die Aussicht über das Tübinger Tor, die Altstadt und die Achalm genießen.


Der Saal

Der Konzertsaal gliedert sich in Bühne mit Seiten- und Hinterbühne, Vorbühne bzw. Orchestergraben und ansteigendem Gestühl auf Podesterien.
Der grosse Saal ist flexibel bespielbar, bei eingefahrenen Podesterien wandelt sich der Konzertsaal zu einem Bankettsaal, einer Ausstellungshalle oder zum Ballsaal. Die Seitenwände können nun zum Foyer geöffnet werden und geben den Blick in den Baumhain frei. Ebenso werden die Paneele zum oberen Ringfoyer geöffnet und lassen das Tageslicht in den Saal strömen.

Der große Saal ist nach dem klassischen „Schuhschachtel“ - Prinzip konzipiert: Er hat einen schlanken Rechteckgrundriss bei einer lichten Höhe von 16,50 m, so dass die Proportionen seinem Vorbild - dem „Goldenen Musikvereinssaal“ in Wien – nahe kommen.

Entspricht schon die längliche Quaderform des Saales der akustisch besten Grundstruktur eines Konzertsaals, so sorgen die raumgliedernden Elemente der Kassettendecke, der Balkone und der versetzt angeordneten gekrümmten Wandelemente aus Holz für eine optimale Streuung der Schallwellen.

Weitere klangfreundliche Details kommen hinzu: Der Hohlraum unter dem hölzernen Boden der Hubpodien sorgt für einen resonierenden Untergrund, und auch die aus Holz konstruierte Decke, die zum Einen entkoppelt vom Dachtragwerk abhängt, zum Anderen durch den Wechsel von absorbierenden und reflektierenden Oberflächen auf die multifunktionalen Anforderungen reagiert, ohne die Ansprüche an einen modernen, großen Saal mit konzertanter Nutzung zu vernachlässigen.
Eine gute Hörsamkeit auf dem Orchesterpodium wird durch die nicht orthogonal diffus reflektierenden Seitenwände ermöglicht.
Eine hervorragende Schalldämmung gegenüber Umweltgeräuschen wird durch die „Raum in Raum“ Bauweise des grossen Saales erreicht, dessen Entkopplung allseitig von den umgebenden Bereichen bis hin zur Gründung reicht.


Überarbeitung

In der Überarbeitung wurden bestehende Stärken ausgearbeitet und die Schwächen entkräftet. Der Saal enthält nun ein umlaufendes Foyer, um so die Ränge komfortabler zu erschließen und um so eine umlaufend zweischalige Konstruktion zu erhalten. Insgesamt wurde das Gebäuderaster stark optimiert, so dass sich wirtschaftliche Stützweiten erreichen lassen, die ein effizientes modulares Bauen zulassen.
Der sehr kompakte Baukörper hat einen moderaten Glasflächenanteil von unter 45%, so dass ein wirtschaftlicher Ressourcen sparender Betrieb zu erwarten ist.