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Mehrfachbeauftragung | 11/2017

Neuordnung und Reaktivierung der ‘Wieseckinsel‘ zwischen Wieseck und Mühlgraben

2. Preis

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit mit der Kennziffer 2025 strukturiert das Plangebiet der Wieseckinsel sehr klar und mit wenigen, starken Gestaltungselementen.

Im Norden entsteht eine urban anmutende Platzsituation, die durch das bauliche Ensemble aus Mühlenscheune, Umkleidetrakt und Kassenhäuschen räumlich gefasst wird. Die vorgeschlagene gastronomische Nachnutzung der Scheune kann zu einer attraktiven Belebung des Platzes führen.

Das bestehende Schwimmbecken soll saniert und südlich angrenzend durch einen Naturbadbereich ergänzt werden. Hierdurch entsteht eine sehr großzügige Badelandschaft, die gestalterisch nach Norden und Osten als harte Kante ausgebildet und zur Mitte der Insel hin durch einen weichen Verlauf gekennzeichnet ist.

Die Becken sind für die Besucher gut zugänglich. Die Erreichbarkeit für die Wartung und Pflege ist durch die Anordnung der Regenerationsflächen entlang der östlichen Kante von dieser Seite jedoch nur eingeschränkt gegeben. Auch die vorgesehene Querung der Aufbereitungsbereiche, um über Trittsteine ins Becken zu gelangen, wird kritisch bewertet.

Die Dimensionierung der Regenerationsbereiche wird im Verhältnis zur Größe der Schwimmfläche als deutlich zu klein eingeschätzt. Und auch die östlich angrenzende Liegefläche erscheint zu knapp bemessen.

Die lange, den Schwimmbereich säumende Mauerachse stellt ein attraktives Gestaltungselement dar. Eine Festlegung hinsichtlich der Materialität – Gabbionen oder Natursteinmauerwerk – wäre allerdings wünschenswert gewesen, weil dies den Raum auf sehr unterschiedliche Weise prägen würde. Auch die eingeschränkte Einsehbarkeit des dahinter liegenden Flussbetts erscheint hinsichtlich der Beaufsichtigung von spielenden Kindern problematisch.

Das vorgeschlagene Konzept für die Einfriedung und Abgrenzung des Schwimmbades zu den öffentlich zugänglichen Bereichen ist klar und verständlich. Die Integration eines Abschnitts der Wieseck in den umzäunten Bereich wird aufgrund der eingeschränkten Zugänglichkeit von außen, insbesondere auch durch die privaten Anrainer,
eher kritisch gesehen.

Die südlichen Bereiche der Wieseckinsel sind insgesamt naturnah und ansprechend gestaltet. Eine Lauf- und Boulebahn ist in die extensive Wiesen- und Baumlandschaft integriert. Die südliche Inselspitze wird mit einer bastionsartigen Kante zum Bachlauf formuliert. Dadurch entsteht ein steinerner Spielbereich im Umfeld des Wehrs, der als möglicher Aneignungsraum für Jugendliche sehr gut geeignet ist. Die Überwindung des Gefälles auf einer vergleichsweise kurzen Distanz stellt eine technische Herausforderung dar.

Die Arbeit wird insgesamt positiv bewertet, insbesondere hinsichtlich der großen Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem bestehenden Ort. Die Teilbereiche erhalten einen jeweils eigenen Charakter; die Insel wird aber trotzdem als zusammenhängender Landschaftsraum begriffen. Die starken architektonischen Elemente stehen in einem positiven Kontrast zur umgebenden Natur. Allerdings vermittelt die sehr hochwertige Gestaltung der Badezonen eher die Anmutung eines exklusiven Wellnessbades und erscheint damit nicht unbedingt kompatibel mit den Bedürfnissen der überwiegenden Zielgruppe, die voraussichtlich vor allem von Familien mit Kindern geprägt sein wird.