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einstufiges Workshopverfahren | 11/2017

Fischbach – Eisenbahnstraße

Lageplan

Lageplan

2. Rang

Fritz Hack Freier Architekt BDA Freier Stadtplaner SRL

Stadtplanung / Städtebau

hack + rannow architekten, NL der tr gmbh

Stadtplanung / Städtebau

map Müller, Arndt, Partner freie Architekten

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

GARTENSTADT FISCHBACH

Landschaft

Die eiszeitliche Topografie gibt eine Ost-West-gerichtete Kleinräumigkeit mit qualitätvollen Hanglagen mit Blick zum Bodensee vor. Dieser Disposition folgen die Haupterschließungsachsen und die Bahnlinie.
Zwar kann nicht von einer bewusst geplanten „Gartenstadt“ gesprochen werden, dennoch tragen Landschaftselemente wie Bodensee, Seehag, Brunnisach und das talförmige Buchschachesch, sowie ein hoher Freiflächenanteil zu einer zwar wenig prägnanten, aber wohltuend entspannten städtebaulichen Grunddisposition bei.

Prinzip „Siedlung“

Fischbach ist außerhalb des historischen Ortskerns durch in sich homogene Siedlungen geprägt. Sie sind im Zuge der Industrialisierung Friedrichshafens als Mitarbeitersiedlungen der nahe gelegenen Großbetriebe entstanden: Dorniersiedlung, Ortserweiterung der vierziger Jahre.
Insofern ist Fischbach nicht als Dorf, sondern als Vorstadt-Siedlung zu lesen. Historischer Ortskern und Wohngebiete fallen auseinander. Eine zentrale Mitte fehlt. Vielmehr haben sich mehrere „Teil-Mitten“ etabliert.

„Weiterbauen“

Die Idee des „Weiterbauen“ Fischbachs speist sich aus diesen Grunddispositionen einer angenehmen Lässigkeit und der bisweilen pragmatischen Nutzung naturräumlicher Gegebenheiten.
Das Wohn-Quartier als einheitlich erfahrbare Siedlung, die entlang der Bodenseegürtelbahn eine Verbindung zwischen Bahnhof und katholischer Kirche schafft.
Das Feld für Bildung, Soziales, Sport und Gemeinschaftsorientierung wird als Weiterführung des großen Landschaftsraumes am Seeufer interpretiert, in den die öffentlichen Nutzungen eingelagert sind. Es bündelt mehrere Teilräume zu einer zusammenhängenden Verbindung von Seehag über die freie Landschaft, Brunnisach-Aue, Friedhof und Sportanlagen im Westen zu einem „Grünen Band“ entlang der Bahnlinie.
Der Gedanke der Weiterführung der Kapellenstraße im Sinne einer „Parklane“ als einer locker baumüberstandenen Erschließungsstraße nach dem Vorbild englischer Gartensiedlungen hat sich verfestigt.

Siedlung

Drei Wohnhöfe sind durch platzartige „Fugen“ voneinander getrennt. Diese Wohnhöfe bestehen aus einer drei- bis viergeschossigen Bebauung, die an den Rändern auf die jeweilige Bestandsbebauung reagiert. Die Höfe sind in sich so differenziert, dass nicht ein großer, sondern überschaubare, auch privat nutzbare Außenräume im Inneren entstehen.
Es wird eine Mischung unterschiedlicher Wohnformen vorgeschlagen:
- Bahnparallel Geschosswohnen mit unterschiedlichen Wohnungstypen und -Größen
- Orthogonal dazu Reihenhaustypen, die den angrenzenden Freiraum als Privatgärten nutzen
Die Wohnnutzung kann im Bereich der Fugen durch eingelagerte Dienstleistungen, Home-nahes-Office und ähnliche Nutzungen ergänzt werden. Im Übergang zu den kirchlichen Einrichtungen im Osten ist eine Sondernutzung gut vorstellbar, in der Sockelzone im östlichen Wohnhof können sich Ladenflächen zur Parklane hin entwickeln.
Die fußläufige Erschließung des Wohnquartiers erfolgt über die Fugen. Das gesamte Quartier ist von Bahnhof bis Kirche über einen Fahrrad- und Fußweg an das äußere Wegesystem angebunden. Der Stellplatzbedarf wird mit je einer Tiefgarage gedeckt. Oberirdisch werden jeweils zusätzlich etwa 10 Stellplätze angeboten.

„Bildung + Gemeinschaft“

Der „öffentliche Raum“ wird als Weiterführung der Landschaft interpretiert. Dieser freie Landschaftsraum prägt die Grundstimmung für die vielfältigen öffentlichen Einrichtungen, die in zwei Ensembles eingelagert werden: ein „Lauben-Caree“ mit den Bildungseinrichtungen und die Solitäre des Sozialzentrums im Süden.
Der Landschaftsraum bildet die Verknüpfung zum See. Hier findet sich ein neuer Standort für die Skater-Anlage.
Durch Entfall der bisherigen Nebenräume und einen neuen Erschließungstrakt wird Erschließung und Nutzbarkeit der Mehrzweckhalle neu definiert. Hier werden Foyer im Norden, eine Küche und die Ganztagesbetreuung mit den dafür notwendigen Flächen untergebracht. Der Zugang der Mehrzweckhalle wendet sich der neu zu bauenden Sporthalle zu.
Dadurch wird der Schulhof von nichtschulischen Funktionen entlastet und mittels einer Laube ein nachvollziehbares Raumgefüge möglich, das klar als Schulhof und geschützter Raum für Kinder und Jugendliche erkennbar wird. In diesem „geschützten“ Kontext erscheint eine Kindertagesstätte sinnvoll platziert.
Der Erweiterungsbedarf der Schule wird in einem „Elfenbein-Türmchen“ an der Kapellenstraße und einem, die Typologie der Einzelhausbebauung an der Zeppelinstraße aufgreifenden Solitär im Süden, abgebildet. Der Abbruch der Ergänzungsbauten der Schule im Osten macht die Grunddisposition des Schulgebäudes nachvollziehbar und schafft eine Freiraum-Verbindung von Kapellenstraße zum See. Auch hier kann die Schule mit erweitert werden.
Als Entree nach Fischbach wird – nahe der diakonisch-caritativen Einrichtungen der Kirchengemeinden – ein Sozialzentrum mit Pflege- und Betreuungseinrichtungen sowie einer Begegnungsstätte vorgeschlagen. Damit entsteht hier ein sinnfälliger Nutzungszusammenhang, der das Potenzial zu einer Bespielung der öffentlichen Freiflächen mit einer kleinen Gastronomie haben könnte.

Parklane

Die verkehrliche Erschließung erfolgt über die „Parklane“ in Verlängerung der Kapellenstraße. Damit bleibt die Wohnbebauung frei von Autoverkehr.
Die Verkehrsbelastung wird nur temporär intensiv sein – Bring- und Holverkehr für Schulkinder, Veranstaltungen mit hohem Besucherandrang. Über längere Zeiträume aber wird der Straßenraum nur durch die Anwohner genutzt sein.
Daraus leiten wir eine an Aufenthaltsqualitäten orientierte Gestaltung ab. Die Verkehrsflächen ordnen sich als Teil öffentlicher Bewegungsflächen einer vielfältigen Nutzung unter.
Der Verknüpfungsbereich der Parklane im Osten wird als flächig befestigtes Vorfeld der Sozialeinrichtungen interpretiert. Ziel ist, das Kirchenensemble aus seiner isolierten Lage in eine zentralere und angemessenere Zugänglichkeit und Zugehörigkeit zu überführen. Hier sind Wochen- und Weihnachtsmärkte gut vorstellbar.
Im Westen mündet die Parklane in das Vorfeld von neuer Sporthalle und Mehrzweckhalle (deren Zugang im Zuge einer Sanierung nach Westen gedreht werden könnte). Dieser dörfliche Platz vermittelt zum Bestand der „Neuen Mitte“ und lenkt in die Wegführung zum Bahnhof um. Um die Überlagerung des Platzes mit Parkierung zu minimieren wird eine Tiefgarage unter dem Platz vorgeschlagen.






ARGE HACK + MAP

Fritz Hack Freier Architekt BDA I Freier Stadtplaner SRL
Ehlersstrasse 3 I 88046 Friedrichshafen I T. 07541 – 325 60 F. – 32510 I E. hack@hack-architekt.com

Müller, Arndt, Partner. Freie Architekten
Albrecht – Dürer- Straße 13 I 88074 Meckenbeuren I T. 07542 – 9448- 0 F. – 9448-4 0
Taubenheimstraße 73 I 70372 Stuttgart I T. 0711 – 5574 – 77 F. – 95615- 68
E. map@map-architekten.de


BERATUNG FREIFLÄCHEN

Luz Landschaftsarchitektur
Dinkelstraße 40 I 70599 Stuttgart I T. 0711 – 4687030 F. – 4687031 I E. buero@luz-landschaftsarchitektur.de

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit ist anspruchsvoll aus der Topographie und Siedlungsstruktur hergeleitet – der Übertrag der daraus gewonnenen Erkenntnisse in den Entwurf gelingt allerdings nur bedingt.
Die im Schwarzplan dargestellte Körnung vermittelt überzeugend zwischen den Maßstäben der Siedlungen nördlich der Bahnlinie und der Neubebauung am Bahnhof. Allerdings erweisen sich die daraus entwickelten Höfe mit ihrer dreizeiligen Bebauung als recht eng und lassen keine hohe Freiraumqualität erwarten. Auch eignen sich die geringen Gebäudetiefen nur bedingt für wirtschaftlichen Wohnungsbau.
Der Vorschlag, das gesamte Plangebiet über die verlängerte Kapellenstraße zu erschließen und entlang der heutigen Eisenbahnstraße nur einen Fußweg zu führen, erscheint grundsätzlich denkbar – auch wenn der mit Referenzbildern präsentierte Charakter der „Park Lane“ an dieser Stelle nicht nachvollziehbar ist. Die Entscheidung der Verfasser, auf einen eigenen Quartiersplatz im Plangebiet zu verzichten, hält das Preisgericht für angemessen.
Die aus dem Erschließungskonzept entstehende Tiefe der Baublöcke führt zu ungünstigen Lagen einiger Baukörper in dritter Reihe und ohne Adressbildung. Die zwischen Kapellenstraße und Eisenbahn durchlaufenden Tiefgaragen setzen die Auflassung der heutigen Eisenbahnstraße voraus. Hinzu kommt das Problem, dass für die Zeit des Verbleibs des Lackierer-Betriebs ein großer Teil des neuen Quartiers aus liegenschaftlichen Gründen nicht umsetzbar ist.
Im Gegensatz zur Fahrerschließung ist die Fußwegverbindung zwischen dem Fischbacher Bahnhof und dem Bodensee wenig attraktiv. Die Neuordnung des Areals zwischen Sporthalle, Schule und vorgeschlagener Schulerweiterung wird kritisch kommentiert, da weder die Anordnung der KiTa noch das Konzept für die Nutzung der Freiflächen praktikabel erscheinen.

Insgesamt kann die Arbeit ihre konzeptionelle Stärke durch Schwächen in einigen Punkten nicht in ein überzeugendes Konzept für Fischbach übersetzen.
Quartier

Quartier

Schnitte

Schnitte

Schwarzplan

Schwarzplan

Landschaftsvernetzung

Landschaftsvernetzung

Modell - Parklane

Modell - Parklane

Modell - Gesamt

Modell - Gesamt