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Offener Wettbewerb | 12/2017

Neubau Rathaus Elmshorn

Engere Wahl

Andreas Schwarz Architekt

Architektur

SFB | Saradshow Fischedick Berlin Bauingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Bei dieser Arbeit ging es nicht vorrangig um die Suche nach dem Neuen. Im Vordergrund stand eher das Bemühen um eine Architektur, die sich fest mit dem Ort verankert. Eine Architektur, die Erinnerungen wachruft an alte Speichergebäude und Industriebauten, wie sie auch im alten Hafengebiet von Elmshorn zu finden sind. Eine Architektur, die aber auch an die Tradition des Bautypus Rathaus anknüpft, an die Tradition der alten norddeutschen Rathäuser oder an Fritz Högers Rathaus in Wilhelmshaven, allesamt kräftige Ziegelbauten.

Als eine wichtige öffentliche Einrichtung hat das Rathaus ein berechtigtes Bedürfnis nach Repräsentation.
Das Erscheinungsbild wird vorrangig über den Auftritt am Buttermarkt mit einer fast 90m langen Platzfassade bestimmt, eine Hauptfassade im klassischen Sinn, durchaus vergleichbar mit Schinkels Altem Museum am Lustgarten. Entsprechend muss auch hier auf der Platzseite der Eingang liegen. Aus seitlichem Blickwinkel entsteht der Eindruck einer geschlossenen, stark profilierten Ziegelfassade, die jedoch nicht gradlinig der Baulinie folgt, sondern sich mit einer sehr leichten Winkelstellung zum Buttermarkt öffnet und damit auch die Bauflucht der angrenzenden, geplanten Blockbebauung übernimmt. Die Faltungen der Ziegelwand betonen die Sonderstellung der Fassade. Die Einknickung markiert deutlich den Eingang, und vergrößert den Vorraum vor dem Rathaus.
Blickt man frontal vom Buttermarkt auf das Rathaus öffnet sich die Fassade. Das Rathaus zeigt sich zum Buttermarkt nicht als Verwaltungsbau sondern als ein öffentliches Haus. Die großformatigen zweigeschosshohen Öffnungen deuten es an: Alle übergeordneten Räume orientieren sich zum Buttermarkt: Schalterhalle mit Service-Point, Foyer, Trauzimmer, Kollegiumssaal und die großen Sitzungsräume im piano nobile und die kleineren Besprechungsräume der Verwaltung im 2.und 3. Obergeschoss .
Auf den ersten Blick eine symmetrische Anlage mit zentralen Eingang. Doch der zweite Blick offenbart sogleich die Brechung der Symmetrie: Die zweigeschosshohen Fensteröffnungen springen auf der rechten Seite in das Obergeschoss, dem piano nobile. Hier liegt der Kollegiumssaal. Somit weicht der Entwurf an dieser Stelle von der klassischen Rathaustypologie ab: Der Saal nicht mehr zentral in der Eingangsachse liegend, wie z.B bei Högers Rathaus in Wilhelmshaven, sondern am Flügelende. Es ist die Reaktion auf die einhüftige, winkelförmige Grundfigur des Städtebaulichen Rahmenplans. Der Kollegiumssaal bildet den räumlichen Endpunkt am Vorstegen, ersetzt den auf dieser Seite fehlenden Flügel und bildet somit das Gegengewicht zum Seitenflügel an der Planstraße A.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude folgt konsequent den städtebaulichen Vorgaben, löst sich jedoch am Buttermarkt leicht von der Grundstücksgrenze in dem es einen leichten Knick nach innen macht. Durch diese dezente Geste verweist der Knickpunkt auf den Eingang des Gebäudes und erweitert den öffentlichen Raum an genau der richtigen Stelle. Allerdings erzeugt die Positionierung des Knicks in der Mitte der Gebäudefront, zusammen mit den als unangemessenen empfundenen Vordach, eine fragwürdige Symmetrie und Strenge, die auch durch die differenzierende geschossweise Zusammenfassung der Fenster nicht aufgehoben wird.

Der Bezug der roten Ziegelfassade mit seinen konvexen Pfeilern und den konkaven Fenstern wird als positive Weiterentwicklung norddeutscher Backsteintradition positiv gesehen, die Ornamentierung an den Seitenflächen der Fenster zum Kollegiumssaal tut jedoch zu viel des Guten.

Wenig überzeugen kann die Eingangssituation im Inneren: Jenseits eines zu kleinen Windfangs betritt man einen Raum der axial in ein mehrgeschossiges Atrium führt, der nur als Wartefläche fungieren soll und an zwei Bürotüren endet. Der Infopoint links des Eingangs ist dagegen nur eingeschossig, rechts wiederum öffnet sich eine zweigeschossige Halle, die zum Kollegiensaal führt. Insgesamt ergeben sich so sehr unklare Orientierungen.

Die Büros in den Obergeschossen orientieren sich entweder zur mittigen Halle oder sind zweibündig an unattraktiven, tageslichtlosen Fluren angeordnet.

Die eigentlich interessante Faltung der Schaufassade bedingt eine geringe Flexibilität in der Büronutzung.

Insgesamt ein interessanter Entwurf, der aber in vielen Punkten nicht überzeugen kann.