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Einladungswettbewerb | 12/2017

Neubau Pfarrzentrum St. Maria Himmelfahrt

2. Preis

abdelkader architekten bda

Architektur

Erläuterungstext

Wettbewerb „Katholische Kirchengemeinde und Propstei St. Mariä Himmelfahrt“ 656794


Erläuterungsbericht


Städtebau
Ein neuer Platz an der Ecke Kapitelstraße / Von Galen Straße bildet das Bindeglied zwischen der Stiftskirche und den Neubauten für die Pfarrverwaltung und das Pfarrheim. Es entsteht ein direkter Blickbezug zwischen allen der Gemeinde zugeordneten Gebäude an diesem Ort.
Das Raumprogramm wird auf zwei Gebäude verteilt :
Ein eingeschossiger Kubus für das Pfarrheim und ein dreigeschossiger Riegel an der Kapitelstraße für die übrigen Nutzungen.
Die Eingangsfassaden orientieren sich jeweils zum Platz. Im rückwärtigen Teil umschließen sie einen gemeinsamen Außenbereich.
Das Gemeindegrundstück ist klar abgrenzbar zum südlichen Bereich, der für den frei finanzierten Wohnungsmarkt zur Verfügung steht.


Erschließung
Alle PKW-Parkplätze für die Gemeinde werden auf dem Grundstück oberirdisch nachgewiesen. Die Parkplätze der Verwaltungsmitarbeiter sind in Eingangsnähe an den Erschließungsstraßen angeordnet. Die Garage der Geistlichen liegt an der Von Galen Straße und ist im Gebäude integriert. Für die Besucher des Pfarrheimes wird ein kleiner Parkplatz auf der südlichen Rückseite des Pfarrheimes angeboten. Auch Anlieferungen können von hier aus erfolgen. Aus wirtschaftlichen und Akzeptanzgründen gerade für ältere Besucher wurde von der Planung einer Tiefgarage abgesehen.
Fahrräder können entlang der Kapitelstraße und auf dem Vorplatz abgestellt werden.
Auf dem Vorplatz erschließt sich mit einladender Geste das Pfarrheim. Die Fassadenfläche des Gruppenraum-/ und Saalbereiches gibt hier den Blick auf das Geschehen im Inneren frei. Gleichzeitig ermöglicht die transparente Fassade einen Sichtbezug zur Kirche aus dem Saalbereich und sogar von der Terrasse.
Schräg gegenüber betritt man die ebenerdige Pfarrverwaltung und erreicht über das davor geschaltete - zum Platz hin verglaste - Treppenhaus mit Aufzug die oberen Geschosse.


Das Pfarrheim
Das Pfarrheim wird als kompakter eingeschossiger Kubus konzipiert. Der Saalbereich und das Foyer erhalten eine lichte Höhe von 3.65 m, die dienenden Räume sind 2.50 m hoch. Die Eingangs-und Gartenfassaden werden jeweils mit einem thermisch abgekoppelten Sichtbetonrahmen betont, der zwischen innen und außen vermittelt und gleichzeitig als Regen-und Sonnenschutz dient. Dieses architektonische Element gibt dem Gebäude einen der Nutzung angemessenen und einladenden besonderen Charakter.
Das Raumprogramm ist flächensparend umgesetzt. Durch die Lichtführung im überhöhten Foyer wird dennoch ein repräsentativer Raumeindruck erzeugt.
Der Saal ist zum einen mit dem Gruppenraum zusammenschaltbar, zum anderen kann er im Bedarfsfall in einen weiteren Gruppenraum unterteilt werden, der dann zusätzlich über die Küche erschlossen werden kann.


Das Verwaltungs-und Wohngebäude
Das Gebäude gliedert sich an die Bestandsbebauung entlang der Kapitelstraße in Traufhöhe und Gebäudebreite an. Jedoch nimmt er die Orthogonalität und die Dachform des Pfarrheimes auf und bildet mit diesem eine optische Einheit. Die Ensemblewirkung wird durch ein einheitliches Fassadenmaterial unterstützt. Im Erdgeschoss befindet sich die Pfarrverwaltung, in den Obergeschossen die Wohnungen der Geistlichen mit davor gelagerten Arbeitszimmern, die sowohl separat als auch über die Wohnung erschlossen werden können. Aus den Arbeitszimmern der Geistlichen bietet sich ein schöner Ausblick auf die Kirche und den Vorplatz.
Das Besprechungszimmer mit Teeküche liegt im 1. OG direkt an der vertikalen Erschließung, der darüber liegende Gästebereich hat die gleichen Abmessungen.


Allgemeiner Wohnungsbau
Der frei finanzierte Wohnungsbau im Süden wird als dreigeschossige straßenbegleitende Bebauung mit Satteldach vorgeschlagen. Der Riegel rückt im Süden soweit von der Straße ab, dass eine puffernde Baumreihe davor Platz findet. Die Erschließung der Wohnungen erfolgt fußläufig von Norden, die PKW-Stellplätze werden in einer Tiefgarage unter dem Gebäude untergebracht


Nachhaltigkeit / Materialität
Die kompakte und solide Bauweise lässt eine hohe Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Unterhaltung der beiden Gebäude erwarten. Beide Gebäude zeichnen sich durch ein optimiertes Verhältnis von Fläche und Volumen aus. Statisch und baukonstruktiv basiert der Entwurf auf einfachen Geometrien , die dennoch repräsentative Räumlichkeiten erzeugen.
Durch die Auslagerung des Pfarrheimes in ein separates Gebäudeteil werden nur die Raumbereiche voll beheizt, die tatsächlich genutzt werden. Die großflächigen Verglasungen werden durch den vorgesetzten Sichtbetonrahmen vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt.
In dem Verwaltungsgebäude werden die Betondecken durch eine sogenannte thermische Bauteilaktivierung zur Temperaturregulierung genutzt. Die Lüftung erfolgt manuell über die Fenster. Der sommerliche Wärmschutz an den Südfassaden des Verwaltungsbaus wird über die auskragenden Balkone und durch Raffstores erreicht.

Die Neubauten werden in nachhaltiger Massivbauweise mit mineralischer Dämmung und Verblendmauerwerk geplant. Die größeren Fenster zur Straße werden durch Sichtbetonrahmen betont. Das Sockelgeschoss an der Kapitelstraße erhält entsprechend seiner besonderen Nutzung eine horizontale Bänderung des Verblenders.
Die Gestaltung des bestehenden Bodenbelages rund um die Stiftskirche wird auf dem neuen Vorplatz wieder aufgegriffen und stellt einen optischen Zusammenhang zwischen den beiden Orten her.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurfsverfasser stellt ein Bebauungskonzept mit klar getrennten Funktionsbereichen vor. Der an der Kapitelstraße
liegende dreigeschossige Baukörper führt die vorhandene Nachbarbebauung schlüssig fort und fügt sich städtebaulich -
trotz Flachdach - gut ein.
Zusammen mit dem eingeschossigen, zurückliegenden Pfarrrheimgebäudeteil entsteht ein über Eck gut proportionierter
Vorplatz, der Kirche mit Kirchplatz und Pfarrheim mit Wohn-/Verwaltungsgebäude offen verbindet. Positiv gewertet wird
die ebenerdige Anordnung von Pfarrbüro mit Pfarrverwaltung und Pfarrheimflächen.
Die über einen Aufzug barrierefrei erreichbaren Wohnungen im 1. und 2. Obergeschoss besitzen wie gefordert auf gleicher
Ebene ein separat zugängliches Arbeitszimmer mit Blick auf die Kirche. Vermisst wird ein separater Zugang.
Im rückwärtigen Bereich entsteht ein qualitätsvoller Außenraum mit hoher Aufenthaltsqualität, der Blickbeziehungen in
den Außenraum ermöglicht. Die Garagen sind geschickt in das Pfarrheimgebäude integriert. Die von der Von-Galen-Straße
erreichbare Stellplatzanlage an der Südseite des Pfarrheims ist wirtschaftlich organisiert und stärkt die Außenraumbezüge
noch.
Durch die individuelle, qualitätsvolle Gestaltung der Fassaden ist eine gute Ablesbarkeit der Innenraumnutzungen sowie
eine gute Adressbildung gegeben. Große verglaste Öffnungen zum Vorplatz hin sorgen für gute Sichtbeziehungen, Offenheit
und Belichtung.
Durch eine Überarbeitung des Eingangsbereiches des Verwaltungsbereiches (Lage des Aufzugs) könnte dort eine großzügige
Eingangssituation geschaffen werden. Der Eingangsbereich zur Verwaltung lässt eine angestrebte Großzügigkeit und
Offenheit vermissen.
Die vorgeschlagenen Wohnbebauung zur Nassauerstraße erscheint städtebaulich richtig, könnte jedoch in Bebauungstiefe
und Höhenentwicklung zurückhaltender gestaltet sein.
Die gute Grundrissorganisation mit einem ausgewogenen Verhältnis von Fläche zu Volumen und kompakte Baukörper
lassen eine wirtschaftliche Erstellung erwarten.
Die Entwurfsaufgabe wurde in städtebaulicher, funktionaler und gestalterischer Hinsicht sehr gut gelöst.