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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2017

Neubau einer 4-zügigen Grundschule „Gerhart-Hauptmann-Schule“ in Heilbronn

3. Preis

a+r Architekten

Architektur

Studio LTA studio für temporäre architektur

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für den Neubau der Gerhart-Hauptmann-Schule in Heilbronn formuliert ein selbstbewusstes klares, städtebauliches Gebäude, das den östlichen Abschluss der Karlstraße bildet. Der Neubau wird geschickt auf dem zur Verfügung stehenden Gelände situiert und in die vorhandene stadträumliche Situation eingebettet. Der dreigeschossige Flachdachbaukörper erscheint maßstäblich und in seiner baulichen Körnung angemessen. Durch seine Ausrichtung auf dem Grundstück sucht er die Nähe zur umgebenden Bebauung und definiert gleichzeitig neue Raumkanten zur benachbarten Wohnbebauung im Westen und der Karlstraße im Süden. Der geringe Abstand zur westlich angrenzenden Wohnbebauung wird allerdings hinterfragt. Durch die bauliche Schaffung einer Innenecke nach Südosten wird ein räumlich angemessener Vorplatz als „Entree“ zum Schulneubau kreiert. So werden neue räumliche Bezüge und öffentliche sowie halböffentliche Bereiche mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen. Durch die relativ kompakte Grundrissgestaltung, hält sich die geplante Flächenversiegelung in Grenzen und es verbleibt ein großzügiger Aussenbereich auf dem nördlichen Grundstücksteil. Seine Ausgestaltung wirkt allerdings etwas schematisch. Die lärmintensiveren Nutzungen, wie z.B. der Bolzplatz, wären besser im Osten zur Bahnlinie hin untergebracht.

Vom südöstlichen Vorplatz aus gelangt man über den gut gelegenen Haupteingang in das Gebäude. Ein großzügiges und funktional gut gelegenes Foyer verknüpft die gewünschten Funktionsbereiche miteinander. Die Wege sind kurz und übersichtlich. Mensa, Gruppenräume und Schulverwaltung können direkt vom Foyer aus erreicht und räumlich mit ihm verknüpft werden. Ein zusätzlicher Höhenversprung, der auch als Sitzbereich (Sitzstufen) bei Veranstaltungen in der Mensa genutzt werden kann, schafft ein zusätzliches räumliches Angebot und zugleich eine Differenzierung zum ruhigeren Verwaltungstrakt. Die Lage der Verwaltungsräume ist räumlich gut gelöst. Zudem gelingt es über den Höhenversprung den Gymnastikraum im Untergeschoss mit Tageslicht zu versorgen. Eine unabhängige Erreichbarkeit des Gymnastikraums über die zentrale Treppe ist gegeben. Größe und Geometrie entsprechen den vielfältigen Nutzungsanforderungen. Kritisch beurteilt wird die nicht eindeutig angebotene Abtrennbarkeit der Mensa vom Schulbetrieb. Ihre Orientierung zum Aussenbereich ist hingegen sehr gut gelöst und schafft ein sehr angenehmes Zusammenwirken von außen und innen.

Die Belichtung des zentralen Bereiches erscheint ausreichend. Die notwendigen Sanitärbereiche liegen als Kerne im zentralen Raum und sind gut erreichbar.

Die Lernbereiche in den beiden Obergeschossen sind gut gelegen und schaffen kurze Wege zu den Klassenräumen, was begrüßt wird. Die Raumfolge und ihre funktionalen Verflechtungen in den allgemeinen Unterrichtsbereichen sind gut gelöst, wenn gleich die räumliche Ausbildung der beiden Obergeschosse die Qualität des Erdgeschosses nicht erreichen kann. Die zentrale Erschließungsfläche kann flexibel genutzt und bespielt werden. Eine Außenterrasse im 2.Obergeschoß bereichert das Angebot. Die Aufteilung der Lehrerzimmer auf zwei Geschosse wird hingegen kritisch beurteilt. Eine größere Nähe zum Verwaltungsbereich wäre wünschenswert. Durch seine notwendige Einhausung verliert der zentrale Treppenraum leider etwas an räumlicher Qualität. Die konstruktive Lösung und die Materialität der Innenräume erscheinen angemessen, wenn gleich die Ausbildung der Konstruktion sehr zurückhaltend bearbeitet wurde. Die klare, ruhige Fassadengliederung weiß nicht in allen Teilen zu überzeugen. Sie ist konsequent aus den Innenräumen abgeleitet und in Teilen gekonnt vorgetragen. Die plastisch-räumliche Ausbildung der südlichen Sockelebene wird kontrovers diskutiert. Die äußere Verkleidung mit vertikalen Holzlamellen lässt einen gewissen Wartungs- und Unterhaltsaufwand vermuten und erscheint im lokalen Kontext eher isoliert.

Betrachtet man die Kenndaten, bewegt sich der Entwurf in einem sehr wirtschaftlichen Bereich. Sowohl die Kubatur, als auch die notwendigen Fensterflächen sind reduziert, ohne dabei räumlich, gestalterische Qualitäten opfern zu müssen.

Das beschriebene Energiekonzept ist plausibel. Eine freie „Sommernachtslüftung“ ist über Lüftungselemente hinter den Holzlamellen gewährleistet. Installationsschächte und Kanäle sind nicht dargestellt. Im Bereich des Brandschutzes sind die notwendigen Brandabschnitte nicht eindeutig erkennbar.

Die architektonische Gestalt wirkt der Aufgabe gegenüber angemessen, besonders in Bezug auf die städtebaulichen Aspekte. Es handelt sich hier um eine insgesamt gute Arbeit mit überzeugenden innen- und außenräumlichen Qualitäten. Das räumlich-pädagogische Konzept weiß in großen Teilen zu überzeugen. Gelungen erscheint der zentrale Raum des „gemeinsamen Foyers“ als zukünftiger, funktionaler Schnittpunkt für ein lebendiges Gemeinschaftsleben.