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Offener Wettbewerb | 10/2017

Erneuerung Spitäler Schaffhausen

Platzfassade mit Haupteingang

Platzfassade mit Haupteingang

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 70.000 CHF

Bollhalder Eberle Architektur

Architektur

Itten+Brechbühl AG

Architektur

ASP Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

daniel pauli architektur.consulting

Architektur

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Borgogno Eggenberger + Partner AG Bauingenieure

Bauingenieurwesen

Feroplan Engineering AG

Fassadenplanung

Erläuterungstext

Das Areal des heutigen Kantonsspitals befindet sich am Siedlungsrand der Stadt Schaffhausen auf einer Waldlichtung. Diese einzigartige Umgebung wurde nach dem zweiten Weltkrieg zum Bau eines Spitals – ganz im Sinne der Moderne an ruhiger und staubfreier Lage – erschlossen

Das Projekt ergänzt den charakteristischen Altbau aus der Nachkriegszeit mit einem im Grundriss quadratischen Gebäude mit einer Seitenlänge von 82m. Dieser Neubau liegt im nordöstlichen Perimeterbereich, welcher durch die Geissberg- und Grafenbuckstrasse begrenzt wird. Das Gebäude spannt auf seiner Westseite zusammen mit dem Altbau einen neuen, attraktiven Vorbereich auf. Zu diesem Platz zeigt sich das Volumen viergeschossig und ist somit um 3m tiefer als der Altbau. Eine Kolonnade zum Platz hin charakterisiert das Spital als öffentliches Gebäude. Zentral am Platz, in der Mitte der Hauptfassade, liegt der neue, grosszügige Haupteingang.
Durch die Lage des Baukörpers im natürlichen Terrain kann die Höhendifferenz zur Geissbergstrasse hin auf eine selbstverständliche Art und Weise genutzt werden. Die Anlieferung des Gebäudes profitiert ebenfalls vom natürlichen Terrainverlauf. Diese kommt an der Nordostecke des neuen Spitals zu liegen und wird direkt ab dem unteren Bereich der Grafenbuckstrasse erschlossen. Die Erschliessungswege sind auf diese Weise maximal entflechtet. Die Vorfahrt des Notfalls kommt im Norden des Gebäudes zu liegen, der Hauptzugang und die Vorfahrt für Besucher sind auf dem neuen Vorplatz verortet.

Zum Park im Süden der Anlage bildet das neue Volumen zusammen mit dem historischen Bestandsbau eine Parkfassade aus. Um dem Altbau aus den 1950er Jahren seine Kraft als Solitär im Park zurückzugeben, wird der Neubau - ebenfalls ein Solitär – zurückgesetzt und als tieferes Volumen geplant. Zwischen den beiden Gebäuden führt ein Weg aus dem Park zum neuen Vorplatz und zum Haupteingang. Im Norden und Osten des neuen Spitals, in den Zwischenzonen zwischen Geissberg- und Grafenbuckstrasse, bleibt der charakteristische Wald bestehen. So wird eine spannende Wechselbeziehung zwischen dem neuen Gebäude- und dem bestehenden Baumvolumen etabliert.

Das total siebengeschossige Gebäude wird über den Vorplatz mit Kolonnade beim Haupteingang betreten. Drei grosszügige, bepflanzte Lichthöfe bringen viel Tageslicht ins Zentrum des Gebäudes. Im Schnitt durchstossen die Höfe das gesamte Gebäude. Sie ermöglichen nebst der angenehmen Innenraumatmosphäre auch eine optimale Orientierung für die Besucher sowie das Personal innerhalb des Gebäudes.
Eine zentrale Hauptachse in Nord-Süd-Richtung gliedert das Gebäude in allen Geschossen. Auf dieser Schwerpunktachse angeordnet befinden sich die zahlreichen Lifte. Vier weitere, symmetrisch angeordnete Kerne beinhalten die Fluchttreppenhäuser sowie die ideal dimensionierten Schächte für die Gebäudetechnik.

Von der zweigeschossigen Eingangshalle mit Anmeldung und Wartebereich führt eine grosszügige Treppenanlage in das erste Ober- respektive Untergeschoss. In diesen Geschossen sind die publikumsintensiven Nutzungen organisiert, weshalb sie in unmittelbarer Nähe zum Eingang angeordnet sind. Im Erdgeschoss bieten die bepflanzten Lichthöfe interessante Blickbeziehungen quer durch das Gebäude: Sie geben der Anmeldung sowie dem Wartebereich eine einzigartige Raumstimmung. Zudem ermöglicht der südliche Hof den direkten Blickbezug zum Restaurant, welches an der Südseite des Gebäudes mit einer Terrasse zum Park angeordnet ist. Die beiden obersten Geschosse beinhalten die Patientenzimmer. Pro Geschoss ist eine Dreifachstation angeordnet. Die Zimmer sind in diesen beiden Geschossen allesamt zur Fassade hin orientiert. Im Zentrum der Geschosse sind die allgemeinen Räume um die Lichthöfe herum angeordnet.

Der Neubau wird in ein Kleid aus horizontalen Bänder gehüllt. In den unteren Geschossen wechseln sich metallische Brüstungsbänder mit Fensterbändern ab. Vertikal strukturierte Aluminiumelemente aus filigranem Trapezblech materialisieren die Brüstungsbänder. Die Fensterbänder werden durch vertikale, schwarz glänzende Natursteinelemente im Rhythmus der Gebäudestruktur gegliedert. Diese Natursteinelemente mit hellen Glimmereinschlüssen kontrastieren die sonst technische Fassade und nobilitieren diese.
Die beiden obersten Geschosse mit den Patientenzimmern verfügen über eine umlaufende Loggiaschicht, welche durch Natursteinbänder als Brüstungsabschlüsse horizontal strukturiert werden.
Die Hauptfassade mit Haupteingang wird über ihre ganze Länge von einer Kolonnade begleitet. Da diese Platzfassade nur viergeschossig in Erscheinung tritt, bildet das erste Obergeschoss im Zusammenspiel mit der Kolonnade im Erdgeschoss eine Art «piano nobile» aus, was die Wirkung des neuen Spitals als öffentliches Gebäude weiter stärkt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der kompakte, schlichte Baukörper mit eingestanzten Innenhöfen lotet die Situation neu aus, indem der bestehende filigrane Flügelbau mit einem blockartigen Solitär im Nordosten des Perimeters ergänzt wird. Er nutzt damit das abfallende Terrain zur Einbettung und Belichtung des Körpers und verschafft trotz seiner vordergründigen Massigkeit einen grosszügigen Freiraum. Die beiden gegensätzlichen Bautypologien treffen durch die Setzung gekonnt aufeinander. An das Ende des östlichen Flügels geheftet, dreht sich der Neubau in fein geöffnetem Winkel ab und formuliert einen konischen Platzraum mit dem Bestand. Dieser markiert nicht nur die öffentliche Adresse des Spitals, sondern gewährt dem Altbau eine Autonomie, die auch betrieblich begrüsst wird.
Den Ort der Ankunft unterstützt im Erdgeschoss Richtung Westen eine Kolonnade, die den ungerichteten Körper situativ geschickt artikuliert. Obwohl das Volumen auf den ersten Blick neben dem filigranen Flügelbau gross erscheint, ist die fussläufige Wahrnehmung des Baukörpers mit 82 Metern Seitenlänge und der viergeschossigen Platzfront verhältnismässig zurückhaltend.
Die Lage am Hang nutzend, erfolgt die Notfall- und Logistikanlieferung nördlich im Erd- und 2. Untergeschoss, womit die Besucherwege nicht tangiert werden. Die Parkierung wird als unscheinbares, flaches Volumen in den Wald gesetzt.

Die Aussenraumgestaltung bettet die drei Gebäude in einen Landschaftspark ein und schafft drei Zonen, die in ihrer Grundanlage überzeugen: Die Vorfahrt entflechtet Anlieferung, Besucher- und Ambulanzverkehr und hält die Wege kurz. Der Haupteingang liegt am gemeinsamen Vorplatz von Neu- und Altbau, einem Hybrid aus Platz und Park. Dank der Raumwirkung der Baumpflanzungen und dem offenen Raum vor dem Haupteingang funktioniert dieses Eingangskonzept. Grünflächen mit Bäumen gliedern den Vorplatz wirkungsvoll. An der genauen Platzierung und Dimensionierung der Baumgruppen ist noch zu arbeiten, vor allem im Hinblick auf den hybriden Charakter des Vorplatzes und die Blickbezüge. Der Landschaftspark öffnet sich als Lichtung im Wald, die Geländemodellierung und der Waldsaum im Hintergrund machen die Tiefe des Raumes wahrnehmbar. In der Feinausarbeitung wären die Räume zu präzisieren und besondere Anziehungspunkte im Park zu definieren. Das Konzept hat in seiner räumlichen Grundanlage das Potenzial, eine attraktive, kraftvolle Spitalumgebung mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Der Charakter und die Eigenständigkeit der einzelnen Räume sind aber noch herauszuschälen und weiterzuentwickeln.

Das Gebäude ist geprägt von einer über alle Geschosse einheitlich etablierten, systematischen Erschliessungsstruktur mit einem zentralen Erschliessungsstrang in Nord-SüdRichtung, an den jeweils Raumcluster je nach Funktion, an den Höfen oder entlang der Fassade angeordnet sind. Basis dafür ist eine Stahlbeton-Skelettstruktur in konsequentem Quadratraster, die eine hohe Nutzungsflexibiliät gewährleistet. Ebenso schlüssig fügen sich die Konzepte für Gebäudetechnik und Brandschutz in diese Grundstruktur ein. Der Haupteingang führt den Besucher in eine zweigeschossige Empfangshalle, der durch die begrünten Lichthöfe zu beiden Seiten gute Orientierung und eine einladende Atmosphäre gegeben wird. Axial trifft man auf ein grosszügiges Treppenhaus, das die öffentlichen Ebenen – die Behandlung und Tagesklinik im 1. Untergeschoss und das Ambulatorium im 1. Obergeschoss – vertikal sichtbar verbindet.
Die Pflegeabteilungen im 2. und 3. Obergeschoss werden einfach und schnell über die zentralen Besucherlifte erschlossen. Die Pflegegeschosse ermöglichen eine flexible Einteilung der Stationen, die allen Patientenzimmern den Ausblick in den umliegenden Park geben und im Innern schöne und übersichtliche Raumsequenzen versprechen. Die umlaufenden Balkone werden betrieblich und architektonisch eher kritisch beurteilt. Sie generieren Unterhaltsaufwand, werden von Akutpatienten wenig genutzt, reduzieren den Tageslichteinfall und erfordern Abtrennungen, die in der Fassaden kaum attraktiv sind.

Überzeugend werden durch die vorgeschlagene Gruppierung der Lifte in der Erschliessungsachse Besucher-, Patienten- und Versorgungswege entflochten. Generell etabliert die Erschliessungs- und Raumstruktur eine einfache Orientierung und kurze Wege, die einen effizienten Betrieb gewährleisten. Die kompakte Organisation zeichnet sich auch in den Kubatur- und Flächenkennwerten im Quervergleich sehr positiv ab.
Die Belichtung der inneren Räume ist allerdings nicht überall optimal gelöst. Wie weit die in ihren Proportionen recht engen Lichtschächte die von den Verfassern angestrebte gestalterische Qualität tatsächlich aufweisen, wäre durch eine Ausarbeitung insbesondere der Begrünung zu belegen. Die Bepflanzung mit Bäumen ist technisch kaum plausibel. In der Eingangshalle und den Patientenzimmer vermitteln die Verfasser eine zurückhalten-de, aber mit wiederkehrenden Materialien gezielte Gestaltung der Innenräume. Durch das Zurückspringen der Fensterebene in den Pflegegeschossen und die unterschiedlichen Geschosshöhen erfährt die Gebäudehülle interessante Variationen. Die horizontale Gliederung und die Materialisierung mit Aluminiumbändern wirken hingegen im Kontext, vor allem in Bezug zum Altbau, eher fremd und sind im Ausdruck wenig identitätsstiftend.

Betrieb
Mit der einfachen und effizienten Erschliessungsstruktur des Projektvorschlags wird eine hohe Flexibiliät für allfällige Nutzungsverschiebungen erreicht. Die Erschliessungskerne mit Treppenanlagen, Liften und Steigzonen der Haustechnik liegen so perifer, dass sich in den unteren Geschossen grosse Gebäudetiefen ergeben, die insbesondere im OP-Geschoss und in der Radiologie mit Notfallstation für eine flexible Nutzungsverteilung notwendig sind.
Mit der linearen Erschliessungsachse lassen sich zudem auch die kleinteilige Nutzungseinheiten wie die Ambulatorien und Ärztebüros sinnvoll und effizient erschliessen.
Die im Raumprogramm beschriebenen Nutzungen sind gemäss den abgegebenen Betriebskonzepten sinnvoll und schlüssig angeordnet. Die Distanz von GEBS und OP ist bei der Weiterbearbeitung zu hinterfragen. Die nicht medizinischen und nicht pflegerischen Bereiche sind in der Anordnung und in Bezug auf die Abläufe suboptimal und müssen grundlegend überarbeitet werden. Ebenso kritisch wird die Belichtung der Küchenräume beurteilt. Die gewählte Grundrissdisposition lässt aber für die folgende Projektbearbeitung die Möglichkeit offen, auf ändernde Betriebskonzepte reagieren zu können.
In den anstehenden Planungsschritten sind die Anforderungen an die Nutzungseinheiten zusammen mit dem Betrieb nochmals zu überprüfen. Ebenso werden die bestehenden Betriebskonzepte von den Nutzern zusammen mit den Planern anhand des Projektvorschlags nochmals intensiv diskutiert.

Fazit
Das Projekt überrascht mit seiner Einfachheit in der Volumetrie und Struktur und der Präzision der Setzung, die den Dialog zum Bestand herstellt und gleichzeitig seine Eigenständigkeit wahrt. Der grosszügige Freiraum wird dem Charakter des Ortes entsprechend interpretiert und vermag die Identität überzeugend zu stärken.

Die Bearbeitungstiefe des Projektvorschlags und die präzisen Aussagen zu Landschaftsarchitektur, Haustechnik und statischem Konzept zeigen, dass das vorliegende Konzept in intensiver Zusammenarbeit mit kompetenten Fachplanern entstanden ist. Durch diese Zusammenarbeit konnte der Projektverfasser überzeugend nachweisen, dass das Projekt die für einen Spitalbau geforderte Flexibilität aufweist, um auf ändernde Anforderungen im Gesundheitswesen reagieren zu können.

Mit der Klarheit in der organisatorischen und räumlichen Konzeption und der Angemessenheit und Sorgfalt in der Ausformulierung sowie der guten Wirtschaftlichkeit wird das Projekt gesamthaft zu einem sehr überzeugenden Beitrag.
Schwarzplan

Schwarzplan

Situation

Situation

Obergeschoss

Obergeschoss

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Untergeschoss

Untergeschoss

Eingangshalle

Eingangshalle

Querschnitt Süd

Querschnitt Süd

Querschnitt Ost

Querschnitt Ost

Fassade

Fassade

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Patientenzimmer

Patientenzimmer

Modellfoto

Modellfoto