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Offener Wettbewerb | 10/2017

Erneuerung Spitäler Schaffhausen

Clariana

Clariana

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 50.000 EUR

Planergemeinschaft Archipel

Architektur

David Bosshard Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

CYRIAX Krankenhausplanung + Beratung Gmbh

sonstige Fachplanung

PLAY-TIME architectonic image

Visualisierung

Erläuterungstext

Das Kantonsspital besetzt einen besonderen Ort in Schaffhau-sen. Einmal oben auf dem Geissberg angekommen, gewinnt der Besucher schnell die Gewissheit: Hier ist man fern der Hek-tik und der Betriebsamkeit der Stadt, hier taucht man ein in die Ruhe und die Idylle einer Waldlichtung. Eigentlich ein perfekter Ort der Erholung und Genesung …
Doch das Kantonspital und sein Umfeld wurden seit der Ent-stehung in den 1950er Jahren durch bauliche Tätigkeiten suk-zessive überformt. Der Ort wirkt heute eher zufällig als geplant und die prägende Waldlichtung ist fast gänzlich verschwunden.
PROJEKTIDEE
Mit der Positionierung des neuen Spitalgebäudes am östlichen Rand der Lichtung möchten wir dem Ort seine Ruhe und Wertigkeit zurückgeben. Unter der Maßgabe, einzig das ursprüngliche Kantonsspital langfristig zu erhalten und zugleich Teile des Baumbestandes zu reduzieren bzw. zu konzentrieren, ergibt sich die Chance, die besonderen Qualitäten des Standortes in seine Grundstruktur zurückzuführen, die Blickbeziehungen innerhalb der Lichtung zu weiten und wieder mehr freien Raum für das Spital zu gewinnen.
Das neue Spitalgebäude entsteht gleich im Nordosten des Areals, an der Kreuzung von Grafenbuckstrasse und J.J.We-pfer-Strasse. Hierdurch gelingt es, möglichst früh alle motori-sierten Verkehre (Besucher, Logistik, RTW, etc.) „abzufangen“ und die angrenzenden Bereiche weitgehend von Personen- und Lieferverkehr freizuhalten. Die Lichtung steht damit wie-der einzig der Rehabilitation und Erholung des Patienten zur Verfügung. Der Neubau orientiert sich in seiner Ausrichtung an der Geometrie des Y-förmigen Bestandsgebäudes und schafft so einen städtebaulichen Bezug zwischen dem alten und dem neuen Spital.
Das Konzept zur Gestaltung der Freiräume unterstützt und verstärkt die Lesart des Raumes und gliedert die Lichtung in unter-schiedliche Teilbereiche. Im Nordosten entsteht ein großzügig bemessener Platz, der den vielfältigen Anforderungen eines Spitals in Bezug auf Erschließung und Orientierung gerecht wird. Er verbindet den Haupteingang des neuen Spitals mit dem Parkhaus. Seine Dimension ermöglicht die notwendigen Manöver des öffentlichen Busverkehrs sowie jenen des übrigen MIV’S und der Kurzzeitparkierung. Das heckengefasste Rondell im Zentrum des Platzes leitet den Verkehr und ist offener Warte- und Aufenthaltsraum im belebten Eingangsbereich. Der Übergang zur Geissbergstrasse ist als offener Hain (Baumhain/Lichthain) konzipiert und lädt Patienten, Besucher und Angestellte zu kleinen Schattenpausen ein.
Zwischen dem neuen und dem alten Spitalgebäude öffnet sich der Ankunftsort zu einem weitgehend verkehrsfreien Spitalgar-ten. Fein abgestimmt mit den inneren Nutzungen entsteht hier ein belebter Treffpunkt für Patienten, Besucher und Angestellte mit vielfältigen Sitzmöglichkeiten und gastronomischen Ange-boten der Cafeteria und des Restaurants. Von hier aus führen behindertengerechte Fusswege durch die baumbestandenen, organisch geformten Wiesenfl ächen und verbinden sich mit dem Haupteingang des Altbaus und dem übergeordneten We-genetz durch die parkartige Waldlichtung.
Jenseits des Bestandsgebäudes - ganz im Westen - verläuft bogenförmig ein Rundweg am Rande der Lichtung. Im Sinne des Landschaftsgartens führt er, in abwechslungsreichen Raumfolgen, zu unterschiedlich Erlebnis- und nutzbaren Aufenthaltsorten:
• Dem Wassergarten in der Waldlichtung im Süden sowie dem Platz mit beranktem Pavillon an der höchsten Stelle der Lichtung, von wo aus sich ein Rundblick über den gesamten Aussenraum der Anlage öffnet.
• Vorhandene Skulpturen aus den unterschiedlichen Zei-tepochen der Spitalgeschichte werden Teil des parkartigen Landschaftsraums.
• Unterschiedlich lange Wege tragen dem Genesungsfortschritt des Patienten Rechnung und laden mit sich ändern-den Perspektiven und Eindrücken ein zu verweilen.

Das weich modellierte, als Blumenwiese ausgebildete Terrain der Lichtung, fällt gegen das erste Untergeschoss des Altbaus ab. An dessen Westflügel liegt der Garten der Kindertagesstätte, welcher durch einen sekundären Fussweg auch von Aussen erschlossen ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser stellen einen raffiniert gegliederten Gebäudekörper zwischen die Altbauten und die Geissbergstrasse. Auf dem zweigeschossigen Sockelbau, welcher alle Behandlungsfunktionen enthält, entwickeln sich vier gleichförmige Obergeschosse als kompakte Dreibünder, welche sich durch die hälftige horizontale Versetzung und die zwei Innenhöfe auszeichnen. Durch den Versatz erreichen die Verfasser einerseits eine städtebaulich verträgliche Körnung des grossen Volumens, andererseits einen angemessenen Respektabstand zu den erhaltenswerten Bestandesbauten. Die teilweise Sechsgeschossigkeit wird in der Fassade durch Zusammenfassung von je zwei Geschossen rhythmisiert.

Beim Abzweiger Grafenbuckstrasse - JJ. Wepferstrasse findet auf zwei Ebenen die gesamte Triage der Verkehrsbeziehungen statt. Zu- und Wegfahrt des Individualverkehrs zum Parkhaus, die Bushaltestelle und der Fussgängerverkehr zum Haupteingang werden so auf der oberen Ebene von der Ambulanzvorfahrt und der Anlieferung auf der unteren Ebene separiert.

Das 1. Untergeschoss erstreckt sich westseitig bis an das bestehende Spitalgebäude, baut an dieses an und erhält auf der Ost- und Südseite durch Ausnutzung der Topographie eine natürlich belichtete Raumschicht. Die grosse Ausdehnung des Untergeschosses führt in der Verlängerung des Bestandesbaus aber auch zu einer Geländekante, welche der gesuchten natürlichen Belichtung der unterirdischen Räume geschuldet ist und die ansonsten subtile Aussenraumgestaltung massiv beeinträchtigt. Die Waldlichtung zerfällt damit in zwei Teile. Der östliche Teil des Aussenraums wird dabei zu einer Terrasse über dem massiven Untergeschoss.

Im Erdgeschoss in unmittelbarer Nähe zum Hauptzugang führen zwei Vertikalverbindungen in die versetzten und mittig überschnittenen Obergeschosshälften. Durch den horizontalen Versatz und die Überschneidung der Grundrisshälften entstehen an diesem Gelenk auf jedem Obergeschoss attraktive Orientierungspunkte mit Tageslicht und hoher Aufenthaltsqualität. Jedem Halbgeschoss ist denn hier auch folgerichtig ein adressbildender Empfang mit Stationszimmern zugeteilt.
Die zweiteilige Grundrissfigur erlaubt es, alle Patientenzimmer an der Aussenfassade anzuordnen. Von den beiden Lichthöfen profitieren die innenliegenden Hauptnutzflächen und die beiden Korridore der Dreibünder. Die Qualität der stringenten und gut organisierten Obergeschosse verliert sich aber im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss weitgehend. Hier stellt sich bei detaillierter Prüfung auch die Frage nach dem statischen System der Primärstruktur.

Die Freiraumgestaltung verknüpft mit kurzen, unmissverständlichen Wegen die verschiedenen Nutzungen und ermöglicht deren Verbindung ohne die Autonomie der einzelnen Gebäude in Frage zu stellen. Damit schafft der Projektverfasser am Haupteingang eine klare und einladende Situation. Zum Wald hin öffnet sich die Lichtung zu einem eleganten Landschaftspark, welcher die Tiefe des Raumes mit seiner sanften Geländemodellierung und dem Waldsaum im Hintergrund spürbar macht. Das Wegenetz mit dem Rundweg am Waldrand und den zwei Wegen durch die Wiese führt zu zwei Höhepunkten: dem Belvedere auf der Anhöhe und dem stillen Wassergarten südlich des Altbaus. Die massive Geländekante in der Verlängerung des Bestandesbaus steht hingegen im Widerspruch zu dieser sorgfältigen Freiraumgestaltung.

Betrieb
Die Qualität der nahezu idealen Bettengeschosse mit ihren kurzen Wegen und der einfachen Erschliessung, findet keine Entsprechung in den unteren Geschossen. Im Erdgeschoss und Sockelgeschoss wird versucht, mit der interessant erläuterten Idee einer Magistrale den Grundriss zu ordnen und den Besuchern eine einfache Orientierung im Gebäude zu ermöglichen, was weitestgehend gut gelingt. Diese räumliche Trennung führt aber auch dazu, dass sich teilweise die Wege von Besuchern und liegenden Wegen kreuzen. So sind z.B. die Radiologie und die Notfallaufnahme im 1. Untergeschoss auf gegenüberliegenden Seiten der Magistrale. Dies gilt ebenso für die Kardiologie und die Tagesklinik.

Die Nutzungen sind innerhalb des Gebäudes sinnvoll angeordnet. Dabei zeigt sich die Kompetenz der Projektverfasser beim gut organisierten OP-Geschoss mit sorgfältig geplanter Wegführung.

Die Anzahl der Bettenlifte für die Transporte von OP zu Bettenstation wird in Frage gestellt. Müssten zusätzliche Bettenlifte notwendig werden, bedürften die effizient organisierten Geschosse mit den Patientenzimmern eine erhebliche Überarbeitung. Dies gilt ebenso für das ausufernde Sockelgeschoss, das betrieblich mit der Lage zwischen Neubau und Bestandesbau zu überzeugen vermag, mit der Anordnung der Küche im nahezu unbelichteten Untergeschoss aber betrieblich unmöglich ist.

Fazit
Das Projekt bietet mit der Gliederung der Gebäudevolumen, dem präzisen Einsatz der landschaftsarchitektonischen Elemente und in seiner kraftvollen Einfachheit ein grosses Potenzial, um eine hochwertige, robuste und langlebige Spitalumgebung mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Die hohe organisatorische Qualität der Obergeschosse findet aber in den unteren Geschossen leider keine Entsprechung. Die mittig in der Waldlichtung liegende scharfe Geländekante beeinträchtigt zudem die Grundidee der sanften Geländemodellierung massgeblich.
Empfangsbereich

Empfangsbereich

Verbindungszone

Verbindungszone

Atrium

Atrium

Patientenzimmer

Patientenzimmer