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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2007

Konversion Great Lakes Areal

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4. Preis

steidle architekten, Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH

Architektur

  • Mitarbeitende:

    Manfred Erich, Johannes Ernst, Helgo von Meier, Christiane Haböck, Manfred Erich, Jinrong Zhong

realgrün Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Städtebau und die Architektur spiegeln in ihren Aufgaben und Erscheinungsformen die Themen und Ideen ihrer Entstehung wider und bilden somit ein Gerüst von Spuren der Vergangenheit in die Gegenwart hinein. Das nun seit Jahren bestimmende Thema im Städtebau lautet „Konversion“. Der Begriff Konversion kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Umwandlung oder Abkehr. Grundlage und Ausgangspunkt dieser Umwandlung und auch der Abkehr ist die Veränderung der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Parameter, die Aufgabe strategisch wichtiger Punkte und Flächen durch Militär und Industrie und hierdurch die Möglichkeit der Rück- bzw. Neubesiedelung dieser Bereiche durch öffentliche und private Nutzungen. Das heißt es besteht die Chance einer neuen Codierung dieser Bereiche. Der Begriff Konversion ermöglicht es aber ebenfalls bestimmte Muster (zum Beispiel im Städtebau) zu überdenken und inhaltlich neu zu definieren.
Konstanz hat mit dem Great Lakes Areal sowie dem nördlich daran angrenzenden Gebiet die Chance ein neues, prägendes Gesicht zum Wasser zu entwickeln, welches insbesondere durch die hohe Sichtbarkeit vom Rhein und der Schänzlebrücke ein hohes Maß an Bedeutung erlangen wird. Gleichzeitig wird im Bereich der Reichenaustraße eine Art neues Stadttor entstehen, welches das Gesicht der Stadt aus der Perspektive der Autofahrer bestimmen wird. Im Grunde entsteht hier eine neue, über den unmittelbaren Ort hinausweisende Visitenkarte der Stadt.
Dementsprechend gliedern sich die Arbeitsschwerpunkte diesen Bereichen zu.
Das Ufer steht in der Kontinuität der von Prof. Brenner begonnenen Planung des Herosé- Geländes. Die in diesem Bereich angelegte Bebauungs- und Freiraumkonzeption wird in Maßstab und Rhythmus der Baufelder aufgenommen und weitergeführt. Der Uferstreifen wird geprägt durch eine klare, alternierende Freiraum/Gebäude Erscheinung: Die bestehenden Altbauten werden in ihrer Objekthaftigkeit gestärkt durch die Rahmung durch das Kompetenzzentrum und das Hotel. Um den Bereich der Rotbuche entsteht ein hochwertiger, grüngeprägter Außenraum. Zwischen Hotel und Kompetenzzentrum mündet in einer perspektivisch leicht dramatisierten räumlich gefassten Form die von Petershausen kommende Grünverbindung in die Promenade. Durch die parallel zur Reichenaustraße ausgerichtete Gebäudegeometrie des Kompetenzzentrums entsteht am Rhein ein Stadtplatz am Wasser, welcher dem Ort einen einzigartigen Charakter verleiht. Dieser Platz wird der gesamten neuen Uferpromenade eine Identität und eine bislang nicht vorhandene Aufenthaltsqualität für Fußgänger, Radfahrer sowie den Nutzern des Hotels und des Kompetenzzentrums verleihen. Das Kompetenzzentrum wird nach Westen hin wiederum durch eine weitere Grünfuge, welche den Außenbereich der Kindertagesstätte aufnimmt, vom der Gewerbenutzung im Westen abgetrennt. Somit erhält jeder Nutzungsbereich eine eigene Identität bei einer gleichzeitig kohärenten Gesamterscheinung des Ensembles.
Die Ausprägung einer stabilen und charakterbildenden Silhouette der Bebauung bei gleichzeitiger Öffnung zum Wasser steht im Mittelpunkt der Bearbeitung der Gebäudetypologien für das Kompetenzzentrum. In Bezugnahme auf die traditionelle Bauweise in Konstanz (Konzil, Inselhotel, Seestraße) stehen die Gebäude zum Wasser hin mit einer starken, Raum bildenden Erscheinung, öffnen jedoch durch eine großzügige, zweigeschossige Auskragung einen campusartigen, überdachten Außenraum zu dem davor liegenden Platz am Wasser. Ebenfalls zu diesem Raum hin orientiert sind die wichtigen inneren Erschließungen. Es wird somit ein Maximum an Überschneidung und Kommunikation zwischen öffentlich und privat erzeugt, eine Transparenz, die weit über eine pseudodemokratische Ausrichtung der Gebäudestruktur zum Wasser hinausführt. Eine Konzeption, die so nur an diesem Ort und unter diesen Bedingungen entstehen kann. Die Erscheinung der Gebäude und ihrer Fassaden (auch das Hotel) ist geprägt durch diese Thematik. Die Erdgeschosse und die Halle erhalten großflächige Verglasungen, die Obergeschosse eine starke, körperhaft wirkende Erscheinung mit Perforationen. Die Materialität kann zwischen rötlich gefärbtem Beton und Stein pendeln. Das Hotel folgt den gleichen Prinzipien, jedes Zimmer erhält ein horizontales und ein vertikales Fenster (See- Himmelblick!) Das Kompetenzzentrum selbst gliedert sich in drei voneinander vollkommen unabhängige Gebäude, die durch die U-förmige Gebäudetypologie eine klare Adresse zur Reichenaustraße, ein Identität stiftendes Inneres (Eingangsbereich, Halle) sowie die oben beschriebene Haltung zum Wasser erhalten. Das innere der Nutzungsbereiche ist so entwickelt, dass die Gänge, Flure und öffentlichen Räume immer einen Ausblick auf das Wasser und die Stadt ermöglichen. Strukturell sind die Gebäude einfache Loftbauten mit festgesetzten Kernen, welche unterschiedlichste Arbeitsformen aufnehmen können: großflächige, zwei- und dreibündige Bürokonzepte, kleine und große Mieteinheiten.
Im Bereich des städtischen Grundstückes am Brückenkopf bietet sich die Umlenkung der Promenade für Fußgänger in Form einer großzügigen, im Gebäude integrierten Treppe zur Brücke an. Auf der Ebene der Brücke kann ein kleiner Platz entstehen. Akzentuiert wird der Abschluss der Uferrandbebauung durch einen turmartigen Abschluss zur Brücke, ohne jedoch als Hochhaus erscheinen zu wollen. Dieser Punkt ist ebenfalls aus der Perspektive des stadteinwärts gerichteten Verkehrs auf der Reichenaustraße von großer Bedeutung. Hier wird der Ortseingang markiert. Während die südliche Bebauung entlang der Reichenaustraße den Straßenverlauf durch Parallelität stabilisiert, nimmt das komplexe Mischgebäude des Nordteiles die Geometrie des Stadtteiles Petershausen auf, staffelt den sehr langen Gebäudekörper zur Straße im Maßstab der Gebäude des Kompetenzzentrums und gliedert dadurch den Straßenraum in spannende Segmente. Die so entstehenden Platztaschen bieten an der großen, unwirtlichen Straße Raum für Aufenthalt und Bewegung, markieren Eingangs- und Einfahrtssituationen.
Der Markt selbst gliedert sich im Bereich des Erdgeschosses um eine zentrale Eingangshalle, welche großzügig von oben belichtet wird. Die Funktionen wurden analog der Ausschreibung dargestellt. Das Parken befindet sich sowohl im Untergeschoss (analog zur Anlieferung, welche eine eigene Rampe an der Westseite des Gebäudes erhält) als auch in einem, oberirdischen zweigeschossigen Bereich im östlichen Gebäudeteil. Hier nutzt das Parkhaus die Höhe des Marktes.
Die Wohnbebauung auf dem Dach nimmt den Maßstab der historischen Großblöcke des Stadtteiles auf, gliedert sie jedoch in überschaubare Einzelabschnitte. Die randständigen Gebäude definieren die Integration in das urbane Umfeld, die im Inneren gesetzten Gebäude erzeugen einen menschlichen Maßstab in den Außenräumen. Die zur Reichenaustraße orientierten Häuser erhalten eine drei Meter tiefe und sich über die gesamte Länge und Höhe der Gebäude hin erstreckende Wintergartenzone, welche den unmittelbaren Lärm fernhält, eine Distanz zum umtriebigen Erdgeschoss aufbaut und gleichzeitig eine ganzjährige Nutzung ermöglicht. Die Wohnungstypologien dienen als Beispiel, eine genaue Abstimmung in Größe und Körnung muss mit dem Auftraggeber erarbeitet werden. Das gleiche gilt für die Konstruktion: Durch die große Aufbauhöhe und großen Spannweiten kann es unter Umständen die wirtschaftlich günstigere Lösung sein, den Wohnungsbau über dem Ladengeschoss komplett abzufangen. Gleichzeitig ist es möglich, einen auf dem Markt – bzw. Tiefgaragenraster aufgebauten Gebäudetyp zu entwickeln (Beispiel 2).
Das Hotel orientiert sich gleichermaßen zur Reichenaustraße als auch zum Wasser. Prägendes Element ist der große, baumbestandene Innenhof mit der großen Öffnung zur Promenade und zum Rhein. Auch wird eine große Terrasse angeboten, leicht angehoben zum öffentlichen Raum, um einerseits Grenze und andererseits Einladung zu sein. Die Gebäudestruktur mit Einhüftigkeit in West-Ost-Richtung und Zweibund in Nord-Süd-Richtung ermöglicht eine konsequente Orientierung aller Zimmer zu den hochwertigen Freiräumen und stärkt dadurch den Bezug zum Wasser.


Städtebauliche Einbindung

Das Gebiet zeichnet sich einerseits durch seine attraktive Lage am Seerhein mit Innenstadtnähe aus. Andererseits durchschneidet die stark befahrene Bundesstraße B33 das Gebiet. Deshalb öffnet sich die uferbegleitenden Bebauung zum Seerhein nach Süden.
Das nördliche, durch intensive Wohnnutzung geprägte Teilgebiet hingegen hebt sich vom Bestandsniveau heraus, um Distanz zur stark befahrenen Reichenaustraße und Blickbeziehungen zum Seerhein zu schaffen.
Die Uferpromenade wird in ihrem Gestaltungsduktus weitergeführt. Jedoch erfolgt die Auflösung der linear geprägten Promenade durch Überlagerung mit einer freien Baumstellung und platzartigen Aufweitungen am Wasser. Der stadtbildprägenden Baumbestand wird dadurch in das Gesamtkonzept integriert.


Promenade

Die Funktionen der bereits geplanten Uferpromenade werden übernommen, in einer hellen Chaussierung (Dolomitsplit) liegen die hell-beige Asphaltbänder für Fuß- und Radweg. Der heutigen Uferlinie folgend weitet sich die Promenade platzartig auf, die Silberweide wird als Leitbaum weitergeführt. Eine großzügige Ufertreppe stellt den Kontakt zum Wasser her. Ihre Ausrichtung ermöglicht Blickbeziehungen zum Bodensee und zur gegenüberliegenden Altstadt.


Uferbegleitende Bebauung

Die durch die Stellung der Gebäude entstehenden Zwischenräume sind grün geprägt. Hier befinden sich der Außenraum der Kindertagesstätte, sowie der Garten der Villa mit seiner zur Uferpromenade ausgerichteten Außengastronomie.
An der Reichenaustraße befinden sich die Vorfahrten für das neue Kompetenz-Center und das Hotel. Eine durchgängige Baumreihe bestimmt die Distanzzone zum Straßenraum.


Nördliche Wohnbebauung

Für die Wohnbebauung wird eine introvertierte Lösung vorgeschlagen, die durch die herausgehobene Lage über der Mall und dem Parkdeck unterstützt wird. Eine Wohninsel mit Gärten, Dachterrassen, Loggien und kleine gemeinschaftlichen Bereichen entsteht. Spaliere und berankte Pergolen als raumbildende vegetative Elemente treten in Dialog zur Architektur. Die Anbindung an das übergeordnete Wegenetz erfolgt über Rampen, Treppen und Aufzüge.


Grünverbindung

Der neue entstehende Grünzug stellt die Verbindung zwischen der Uferpromenade und der Max-Stromeyer-Straße und langfristig weiter zum Bahnhof Petershausen her. Palownien werden als Leitbaum zum Baumbestand gepflanzt. Durch einen kleinen Spielplatz wird der Grünzug aufgewertet.
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