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Einladungswettbewerb | 01/2018

Anbau / Umbau Renaissance-Schloss Augustenburg zu einem Senioren-Zentrum

Visualisierung

Visualisierung

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

archis Architekten + Ingenieure GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Das Entwurfskonzept
Ein Grundstück in solch einem anspruchsvollen Umfeld, erfordert nicht nur ein selbstverständliches Gewand, sondern auch den entsprechenden gegebenen Inhalt der ebendieses befüllt. Die Unterbringung des üppigen Raumprogramms in eben dem begrenzten Grundstücksrahmen bildet in direkter Abhängigkeit mit dem denkmalgeschützten Haupthaus, dem Schloss Augustenburg, den Ausgangspunkt unserer Überlegungen. Das geplante Pflegekonzept mit all seinen Bestandteilen im Hinblick auf den neuesten Stand der Brandschutztechnik und der Barrierefreiheit, wie auch mit einer konzeptkonformen Nutzungsidee im Rahmen des denkmalschutzgerechten Sanierungsrahmens des Bestandsgebäudes aufzuwarten, sind die Aufgabenanlässe denen wir uns gestellt haben und deren Antwort wir in einer „großen Klammer“ gefunden haben, die sowohl die örtlichen als auch die denkmalpflegerischen Aspekte berücksichtigt und in der Detailausbildung nicht nur würdigt, sondern eben wieder nach dem Zwischenbauzustand aus den 70er Jahren kräftigt. Die Großform begünstigt die Adressierung 3er unterschiedlicher Hofsituationen, deren Lage und Qualität den jeweiligen Nutzungen angemessen ist. Der erste Hof ist als Vorplatz ausgebildet und heißt die Gäste und Mitarbeiter willkommen. Der zweite Hof dient den Bewohnern zum Aufenthalt und der dritte Hof als Veranstaltungsfläche, welche durch das im Rahmen der ursprünglichen Silhouette neu entstehende Wohn- und Geschäftshaus an der Kirchstraße erneut als Raum gefasst wird. Hier wird dann die gesamte Qualität von Alt- und Neubau spürbar.

Bebauungsstruktur
Der dem Alt-ehrwürdigen beigestellte Neubau, schafft einen modernen baulichen Rahmen für die an diesem Standort neu entstehenden Flächen. Die beispielhafte Renaissance-Architektur findet erneut ihren Platz in Form der schattierenden Rundbogengestaltung der Balkonanlagen im Innenhof der Mehrflügelanlage. Diese Architekturkomposition von einem im Norden beginnenden, den Haupteingang und den zur Tagespflege hin überragenden fünfgeschossigen Querriegel, der in seiner dreigeschossigen Fortführung entlang der Felskante am Ende auf den historisch vorgefundenen Südflügel der
3-Flügelanlage gründet und mit einer Fuge an den historischen Bestand anknüpft, vollendet ein greifbares Gesamtbild sowohl im Grundriss als auch in den einzelnen Orientierungen der Ansichtsabwicklungen. Die Tagespflege ist direkt über den Hauptzugang zu erreichen und ebenfalls an die Restaurationsflächen der stationären Pflege räumlich angeschlossen.

Grünflächenstruktur
Das Konzept für die Freianlagen sieht eine Staffelung von unterschiedlichen aufeinander abgestimmten Freiräumen vor. Das Kavaliersgebäude bildet zusammen mit der historischen Fassaden den Burghof, der von der Öffentlichkeit gerne für unterschiedlichste Veranstaltungen genutzt wird und Teil des frei zugänglichen historischen Ortskerns bleibt. Am Eingang zum neuen Gebäudekonzept öffnet sich der zum Restaurant gehörige Innenhof, der sowohl von Hausbewohnern, wie auch von Gästen und Besuchern des Restaurants genutzt wird. Neben dem Eingang befindet sich auf der linken Seite noch ein Gartenraum, der der Begegnung und dem Verweilen außerhalb des Gebäudes dient. Der Innenhof der Anlage wird durch einen geschützten privaten Freiraum geprägt, der vorwiegend den Hausbewohnern gewidmet ist und der Ruhe und Entspannung dient. Hier sind Sitzplätze, Staudenbeete, ein Brunnen und eine Pergola vorgesehen, die auch aus den oberen Geschossen eine heitere Atmosphäre schaffen. Der Tagespflege ist ein umfriedeter Gartenraum zugeordnet, der das Verweilen im Freien ermöglich. Er ist durch die Verlängerung der historischen Mauer mit einem Pavillon als Eckausbildung geschützt. Im zweiten OG befindet sich eine Dachterrasse, die die Geländemauer des Augustenbergs erlebbar macht und einen schönen Überblick über die Anlage bietet.

Erschließungsstruktur
Die erforderlichen Stellplätze werden von Norden her direkt nach der Grundstücks-Zufahrt vom sonstigen Verkehr abgetrennt und in einer Tiefgarage untergebracht. Der Haupteingang zum Pflegezentrum wird durch ein Wasserbecken einladend akzentuiert und eindeutig adressiert und dadurch zudem der Aufenthaltscharakter an dieser Wichtigen Stelle gestärkt. Die Tagespflege hat direkten Anschluss ans Restaurant und einem separaten Eingang zur Front. Die Anlieferung und Entsorgung liegt von alle dem vorgenannten separiert im Süden. Es werden zwei bauliche Rettungswege für jeden Pflege-Platz angeboten. Alle Geschosse sind barrierefrei erreichbar und auch der ansässige Nachbar am Berg im Westen ist über einen Fußweg vom Innenhof erreichbar.

Nutzungskonzept
Jeder der 100 Pflegeplätze hat einen Balkon und keines der Zimmer ist nordorientiert. Alle Aufenthaltsräume in den Allgemeinflächen haben ebenfalls Anschluss an einen Freisitz. Die Balkone können im Zusammenhang des Sinnbilds aus der Renaissance auch als „Wandelgang verstanden werden, der den Bewohnern zusätzliche Freiräume anbietet. Das 2geschosshohe Restaurant und Foyer lädt ausgesprochen ruhig zur Begehung des Ensembles ein. Die vom Haupteingang sichtbare Verbindung der unterschiedlichen Innenhöfe zeigt schon zu Beginn die Verbindung und Weitläufigkeit der Anlage. Die Flächen im Bestandsgebäude dienen dem gemeinschaftlichen Aufenthalt, für Veranstaltungen und Lager, wie auch für Appartements im Dachgeschoss. Alle historischen Ebenen sind barrierefrei an die neuen Geschosse angeschlossen. Die Überlagerung der Nutzungskonzepte aus dem Neubau stärken die Verbindung von Alt- und Neubau zusätzlich. Insgesamt besticht die gesamte Anlage zuletzt durch ein ruhiges durchgehaltenes Gesamtkonzept aus einer Symbiose mit dem denkmalgeschützten Namensgeber und der geologischen Gegebenheit im Westen.
Das Wohn- und Geschäftshaus im Osten an der Kirchstraße, bildet eine konzeptionelle Arrondierung des Veranstaltungshofes, durch Angebot zur Erholung, Entspannung und Nahversorgung. Die darüber befindlichen Wohnungen partizipieren nach neuesten Standards ebenso an dem Gesamtkonzept der Pflege und Restauration, wie auch am Gemeindeleben der Stadt.

Baukonstruktion
Das gesamte Gebäude entsteht in konventioneller Bauweise mit einem Wärmeschutz nach aktuellen Standards um im Grundgerüst wirtschaftlich zu bleiben. Die vorgehängte Holzlamelle dient im Innenhof als Schattierung und auf den Außenrändern der Anlage als stimmige Zusammenführung der geschlossenen Außenwirkung der Neubauten. Die Trennwände und Geschossdecken bieten den aktuell geforderten Schallschutz. Sämtliche Treppen und Fahrstuhlschächte sind aus Stahlbeton.

Technische Gebäudeausrüstung
Ziel ist ein hocheffizientes Pflegegebäude mit möglichst geringen Energiekosten unter dem Einsatz von erneuerbaren Energien zu erstellen. Die außenliegenden Verschattungen bilden nur einen kleinen Teil des Gesamtkonzepts wie auch die thermischen Pufferräume der Balkone als vorgelagerte Aufenthaltszone. Die Innenhöfe schaffen ein angenehmes Kleinklima für alle Anrainer.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Preisgericht begrüßt die großzügige Anlage eines offenen Hofes, dessen Eingangsbereich im nördlichen Teil liegt und mit dem Restaurant und den Servicebereichen um den Eingang gruppiert ist. Diese Angebote stehen damit auch niederschwellig für Externe zur Verfügung, was ausdrücklich begrüßt wird. Die zunehmende Privatheit des Innenbereichs ist differenziert abgestuft und ermöglicht neben einem repräsentativen Empfang - und einer Adressbildung - auch weniger öffentliche, geschützte Freibereiche. Auch bleibt der Gewölbekeller unberührt und kann für eine externe Nutzung erschlossen werden.

Der dreigeschossige Bau setzt sich klar von der historischen Bebauung ab und ist in seiner Maßstäblichkeit sehr angemessen. Irritationen lösen jedoch die sehr unterschiedlichen Gestaltungsmerkmale verschiedener Bauabschnitte aus, die eine klare architektonische Haltung und eine einheitliche Gesamtgestalt vermissen lassen. Aus diesem Grund werden auch die baulichen Anschlüsse und Übergänge an den historischen Bau als kritisch erachtet. Der Ausdruck einer Holzfassade am nördlichen Erweiterungsbau wirkt ortsfremd.

Begrüßt wird die Verbindung über das Gebäude zum Plateau und damit in den angrenzenden landwirtschaftlichen Teil, der so als erweiterte Freianlage einbezogen werden kann.

Funktional können die langen Gänge als Einbünde und die wenig ausgeprägten Gruppenräume nicht überzeugen. Innere Zusammenhänge der unterschiedlichen Pflegebereiche werden von Nutzerseite her kritisch gesehen, insbesondere die komplizierte Erschließung.

Die sehr weit ausufernde Gebäudeanlage bewegt sich wirtschaftlich in einem kritischen Kostenbereich.

Denkmalpflege:
Die Planung sieht eine Aufgabe des Dachstuhls sowie dessen Aufstockung auf der Hofseite vor. Dies lässt erhebliche Schwierigkeiten hinsichtlich der Genehmigungsfähigkeit erwarten. Außerdem ist auch die Verschalung der Neubaufassaden mit einer horizontal gegliederten Holzfassade hinsichtlich des Umgebungsschutzbereichs des Kulturdenkmals sehr problematisch.
Lageplan

Lageplan

Plan 01

Plan 01

Plan 02

Plan 02