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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2018

Errichtung der 3. Gesamtschule in Gütersloh durch Umbau und Erweiterung des Schulstandortes an der Ahornallee

2. Preis

Preisgeld: 33.000 EUR

Heitmann Architekten

Architektur

IPJ Ingenieurbüro P. Jung GmbH

Bauphysik

Schnatmann & Lefeld GmbH & Co. KG - Ingenieure im Bauwesen

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Grundsätze / Situation
Die Stadt Gütersloh beabsichtigt, auf dem Gelände der zu 2018 freigezogenen Hauptschule Nord, die Errichtung der 3. Gesamtschule innerhalb Güterslohs bis 2024.
Der künftige Schulbau soll zum einen den zeitgemäßen Standards an ein ressourcen-schonendes Bauen gerecht werden und zum anderen die heutigen pädagogischen Anforderungen an eine Schule erfüllen. Dabei ist das stetige Wachsen der neuen Schule mit dem Schulbeginn 2018 bis zur Komplettierung im Jahr 2024 in 4 Bauabschnitten zu realisieren.
Des Weiteren sind städtebauliche Ortsbezüge, ein teilweiser Erhalt des bestehenden Schulgebäudes und die Lage in einer teils parkähnlichen Landschaft zu berücksichtigen.

Ziele / Städtebau / Lage
Ziel des Entwurfes ist es, die neuen Gebäudeteile sowohl höhenmäßig als auch erschließungstechnisch optimal in die Umgebung einzupassen.p
Das Schulgebäude mit seiner klaren Struktur, den Lernhäusern entlang der zentralen Schulstraße soll sich mit der parkähnlichen Landschaft im Norden des Schulgeländes verzahnen. Der Schulbaukörper nähert sich durch seine Gliederung der Maßstäblichkeit der umgebenden Wohnbebauung an.
Die fußläufige Erschließung der Schule erfolgt weiterhin über die westliche Seitenstraße der Ahornallee als auch über einen Fußweg entlang des erhaltenen Baumbestands nach Norden. Dieser verknüpft die Fahrrad- und PKW-Stellplätze mit dem Haupteingang und dient als Anbindung an das geplante neue Wohngebiet.
Die ergänzenden neuen Baukörper positionieren sich auf der Höhe des Bestandes bzw. südlich davon auf Höhe des abgebrochenen Bestandes, so dass Eingriffe in den parkähnlichen Grünbereich weitgehend vermieden werden.
Im Sommer 2018 wird der Schulbetrieb der neuen Gesamtschule mit einer 5. Jahrgangsstufe aufgenommen. Durch den Erhalt zweier Bestandsbaukörper können die wichtigsten Funktionen (Mensa/Lehrer/5.+6. Klassen) für die ersten Jahre untergebracht werden. Um der Schule möglichst schnell ein Gesicht zu geben folgen bis 2020 die vorderen beiden Baukörper im Süden.
Der vordere „Gemeinschafts-Baukörper“ beherbergt im Erdgeschoss neben dem großzügigen Foyer die Mensa und wird vom Forum gerahmt. Im 1. Obergeschoss finden der Ganztagesbereich sowie das Selbstlernzentrum ihre Räumlichkeiten während übergangsweise die Kunst- und Werkräume im 2. Obergeschoss untergebracht werden.
Im zweiten neuen Baukörper werden neben den Naturwissenschaftlichen Fachräuumen im Erdgeschoss, die Lerncluster in den Obergeschossen mit den nächsten beiden Jahrgängen besetzt, so dass der Lehererbereich im Bestand komplettiert werden kann.
Bis 2022 wird der letzte Baukörper der Reihe im Süden errichtet, nun können Kunst/Werken an ihren Standort im EG ziehen und weitere Jahrgangscluster eingerichtet werden.
Mit dem Jahr 2024 kann durch die Fertigstellung des 3. Baukörpers im Norden die dritte Gesamtschule Gütersloh komplett genutzt werden.

Gebäudetypus / Erschließung / Nutzung
Das neue Schulgebäude entsteht aus einer Synthese von Bestandsgebäuden und neuen Baukörpern. Die 2-geschossigen Bestandsgebäude bleiben erhalten, während die eingeschossigen, nicht aufstockbaren Gebäudeteile entfernt werden.
Die Bestandsgebäude sind dabei maßstabsbildend für die Neubauten und erweitern den erhaltenen Bestand in derselben Systematik, so dass ein ruhiger Gesamtbaukörper entsteht. Nach Süden hin bzw. zum lebendigen Schulhof und zur Sporthalle erstrecken sich die Lernhäuser über 3 Geschosse, zur Parkseite hin staffeln sich die Häuser auf 2 Geschosse herunter. Über die Atrien verzahnen sich hier Natur und Schulgebäude.
Über den zentralen Eingang im Westen gelangen die Schüler und Lehrer in das Foyer bzw. auf die zentrale Schulstraße, von deren Verlauf die offenen Lernhäuser abzweigen. Durch den Wechsel von geschlossenen Flächen und großzügig geöffneten Glasflächen entsteht eine klare Erschließungsstraße, die eine helle und heitere Atmosphäre verspricht und deren Ein- und Ausblicke in die grünen Außenbereiche eine gute Orientierung ermöglichen.
Die vertikale Erschließung der Obergeschosse erfolgt über offene Treppen, die in den Nischen der Schulstraße angeordnet sind und eine gute Verteilung der Schülerströme ermöglichen.
Jedes Lerncluster erhält ein eigenes Treppenhaus über das die Schüler ihr eigenes ‚Haus‘ erreichen können und auch im Notfall direkt fliehen können.


Funktionen / Nutzung
Dem zentralen Foyer mit dem Eingangsbereich und dem Forum sind die gemeinschaftlichen Nutzungen zugeordnet. Angrenzend an das Foyer liegt die Mensa mit Nebenräumen, welche sich zum Schulhof öffnet und somit Innen und Außen verbindet. Der Versorgungseinheit gegenüber liegt das großzügig öffenbare Forum, dieses kann über das Foyer mit der Mensa verbunden werden und ist so bei größeren Veranstaltungen gemeinsam nutzbar. Dieser Bereich ist in allen Geschossen vom restlichen Gebäude abtrennbar, so dass eine Vermietbarkeit für außerschulische Veranstaltungen möglich ist.
Im ersten Bestandsgebäude wird der Lehrerbereich separat auf zwei Geschossen untergebracht. Während sich im Erdgeschoss auf der Ostseite zum ruhigen begrünten Hof das Sekretariat, die Schulleitung und ein kleineres Lehrerzimmer befinden, sind an der Westseite besuchsintensive Beratungs- und Elternsprechzimmer angeordnet. Die beiden Lehrergeschosse sind über einen großzügigen Luftraum mit interner Treppe miteinander verbunden.
Im weiteren Verlauf der Schulstraße im Erdgeschoss sind in den einzelnen Lernhäusern die Fachcluster Hauswirtschaft, Sprachförderung, Naturwissenschaften sowie die musisch-technischen Bereiche untergebracht.
Die vertikale Erschließung erfolgt zwischen den Clustern über offene Treppenanlagen, die zu den begrünten Innenhöfen ausgerichtet sind.
Im 1. Obergeschoss liegen über der Mensa gemeinschaftlich genutzte Bereiche wie die Bibliothek und der Ganztagesbereich. Der Ganztag erhält einen eigenen kleinen Lichthof, der auch zum Spielen genutzt werden kann. Aufgrund der direkten Erschließung können diese Räume auch außerhalb der normalen Unterrichtsstunden unabhängig genutzt werden.
Im weiteren Verlauf der Schulstraße sind im 1. Obergeschoss der Lernhäuser die Jahrgangscluster 5-8 geplant. Mittelpunkt eines Jahrgangsclusters stellt jeweils das Clusterforum mit einem kleinen Balkon dar. Um das Clusterforum ordnen sich die Klassenräume mit den Gruppenräumen an, so dass eine möglichst gute Sichtverbindung entsteht.
Durch individuelles Gestalten der Cluster kann eine hohe Identifikation mit den Clustern für die Kinder und Jugendlichen sowie eine multifunktionale Nutzbarkeit erreicht werden.
Die Jahrgangscluster sind nach den neuesten Empfehlungen des Brandschutzes im Schulbau (Neue Konzepte und Empfehlungen, BDA/Montag Stiftungen) ausgerichtet worden.
Im 2. Obergeschoss befinden sich die Jahrgangscluster 9 und 10 sowie die Lernlandschaft der Oberstufe, die sich um den Lichthof gruppiert und als Sondernutzung über den Gemeinschaftsbereich liegt. Zur Schonung von versiegelten Flächen sollen die Dächer der drei 2-geschossigen Baukörper zum Parkbereich als Dachgärten ausgebildet werden. So kann eine zusätzliche Schulhoffläche von hoher Qualität auf Höhe der Baumkronen entstehen, ohne weitere Flächen zu versiegeln.

Bauweise / Konstruktion
Die vorderen 2-geschossigen Bestandsgebäude sollen erhalten bleiben. Diese lassen sich bzgl. ihrer Nutzung als auch der massiven Bauweise her einbinden.
Die Neubauten sollen in Hybrid-Holzbauweise mit einem Holztragwerk und Hybriddecken (Holz/ Beton-Verbunddecken) ausgeführt werden. Die Fassade wird in Holzrahmenbauweise erstellt. So entsteht ein ressourcen-sparendes Gebäude, das von der warmen Atmosphäre des natürlichen Baustoffes Holz geprägt ist. Aufgrund der leichten Bauweise fallen geringere Kosten für die Gründung an. Alle im Schulbau geforderten Ansprüche hinsichtlich der Tragsicherheit und des Schall-, Brand- und Wärmeschutzes werden durch die angedachte Bauweise intelligent erfüllt. Die Hybridbauweise bietet zudem einen maximalen Grad der Vorfertigung mit einer hohen industriellen Qualität, sowie verkürzte Bau- und Trocknungszeiten. Zudem bietet sie einen hohen baubiologischen Standard durch Einsatz qualitativ hochwertiger, emissionsarmer Materialien.
Um den Charakter der alten 70-er-Jahre-Sichtbetongebäude zu erhalten, werden diese mit einer vorgehängten Fassade aus Fiberglasbeton verkleidet da die durchgehenden Bestandsbrüstungen energetisch nicht sichtbar belassen werden können. Der Charakter der Bandfassaden wird sowohl im Bestand als auch im Neubau aufgegriffen und schafft so den Bezug zum ehemaligen Schulgebäude. Alle Dachflächen erhalten eine extensive Dachbegrünung und können zum Teil auch als Dachgarten nutzbar gestaltet werden.

Energiekonzept
Die in Passivhausweise gedämmte Erweiterung sowie das hochwertig sanierte Bestandsgebäude werden über eine Geothermieanlage in Verbindung mit einer Wärmepumpe beheizt. Im Sommer wird durch die Entwärmung beider Gebäudeteile (passive Direktkühlung) die Einspeicherung solarer Gewinne in das Erdreich ermöglicht. Aufgrund der geringen Betriebskosten werden die Lebenszykluskosten gegenüber einem Standardgebäude deutlich reduziert.
Die Gebäudestruktur (Atrien) sowie ein außenliegender Sonnenschutz mit Lichtlenkfunktion ermöglichen eine sehr gute Tageslichtversorgung, ohne dass Nutzungsbereiche überhitzen.
Der zusätzlich erforderliche Kunstlichtbedarf wird vollständig durch LED-Beleuchtung in Verbindung mit Helligkeitsregelung und Präsenzerkennung erbracht.
Die Beheizung erfolgt über Fußbodenheizung, welche im Sommer auch zur passiven Raumkühlung genutzt werden kann.
Zur Lüftung während der Heizperiode werden dezentrale, in den Außenfassaden integrierte Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung geplant. Im Sommer können diese Lüftungsgeräte abgeschaltet werden; gelüftet wird dann über öffenbare Fenster.
Auf den Dachflächen werden PV-Module und Solarkollektoren zur Strom- und Warmwassererzeugung (Warmwasser für Küche/Mensa) vorgesehen. Überschüssige Solarenergie (insbesondere während der Sommerferien) wird im Erdreich gespeichert und verbessert so die Effizienz der Geothermieanlage.
Die Technikräume befinden sich im Untergeschoss, soweit möglich werden dafür die Flächen im zweiten Bestandsbau genutzt.
Im gesamten Gebäude werden ausschließlich emissionsfreie Baumaterialien und zertifizierte Hölzer eingesetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser haben die entwickelte Gebäudestruktur gut in den städtebaulichen Kontext unter Erhalt nutzbarer Freiflächen eingefügt. Durch die klare, kammartige Struktur und unter Berücksichtigung von Teilen des Bestandes verzahnt sich der Schulbau angemessen mit dem Landschaftsraum. Der zweigeschossige Bestand bleibt dabei erhalten, die eingeschossigen nicht aufstockbaren Gebäudeteile werden entfernt. In Fortführung der vorhandenen Strukturen wird der Gebäudekomplex sinnvoll erweitert. Die äußere Erschließung von Westen über die Ahornallee wird im Inneren durch eine „Schulstraße/-achse“ fortgeführt; von dieser abgehend schließen sich die Lernhäuser an. Mensa und Forum liegen zentral in Eingangsnähe und können entsprechend den Anforderungen separat genutzt werden. Allerdings wirkt die Mensa durch die niedrige Geschosshöhe bei der langgezogenen Raumstruktur zu gedrungen. Die inneren Funktionalitäten in den jeweiligen Clustern sind vorhanden, die Differenzierung der Cluster von der Beheimatung in den Jahrgängen 5 - 7 bis zur zunehmenden Öffnung in der Mittelstufe sind nur angedeutet, aber weiter entwickelbar und könnten deutlicher ausgeprägt sein. Die offene Lernlandschaft in der Sek. II ist so nicht erkennbar, aber herstellbar. Der Bereich Verwaltung / Lehrerzimmer ist gut in Nähe des Haupteinganges angeordnet. Über eine interne Treppe zusätzlich erschlossen, ist die Anordnung in zwei Ebenen nicht optimal, aber machbar.
Der Gedanke der Verfasser, mittels unterschiedlicher Materialität die Neubau- und Bestandsfassaden optisch zu trennen und damit die jeweilige Bauzeit zu dokumentieren, wird kontrovers diskutiert. Der Neubau mit seiner Holzrahmenbauweise ist ein anspruchsvolles, nachhaltiges ökologisches System und wird begrüßt.
Der Entwurfsverfasser beschreibt eine Geothermieanlage in Verbindung mit Wärmepumpen ohne Berücksichtigung der vorhandenen Nahwärmeversorgung. Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen über dem Durchschnitt aller Arbeiten, dagegen erscheint die Umsetzbarkeit gegeben, wobei die Arbeit einen guten Umgang mit dem Thema Bestandsnutzung zeigt.