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Einladungswettbewerb | 01/2018

St. Peter und Paul in Marburg

1. Preis

Preisgeld: 24.480 EUR

REITH WEHNER STORCH ARCHITEKTEN PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

St Peter und Paul Erläuterungstext

Städtebau / Struktur / Leitgedanke

Der Kirchenbau St. Peter und Paul besetzt die nordwestliche
Ecke des großräumigen Stadtraums um das neue Erwin Piscator
Haus. Ziel ist es, im Kontext der umgebenden Kultur und
Bildungsbauten eine angemessene Präsenz des neuen
Gemeindezentrums an der neuen „Kulturmeile“ von Marburg zu
erreichen.

Der Neubau verbleibt in der eingerückten Flucht der Kirche und
spannt einen Kirchplatz entlang der Biegenstraße auf. Kirche und
Gemeinderäume stehen erhöht auf einem einheitlich gestalteten
Sockel / Tablett was das neue Zentrum St. Peter und Paul fasst.
Gleichzeitig entfaltet sich hierbei der südliche Abschluss der
gründerzeitlichen Bebauung mit Giebel und Turm und wird zum
Prospekt des Kirchplatzes.

Der bauzeitliche Grundkörper der Kirche entfaltet seine
Ausprägung in Richtung Süden und Osten. Die Nordfassade ist
als schlichte, geschlossene Wand angelegt und lässt einen
direkten baulichen Anschluss zu.

Die vorgelagerte Kolonnade, in Tiefe der risalitartigen
Kirchenfassade, stellt einen plastischen Filter zum
Neubauvolumen her. Die unregelmäßige Stützenstellung bildet
einen „transparenten“ Vorhang. Die in 2. Ebene liegende
Glasfassade öffnet den Einblick in das gemeindliche Leben von
St. Peter und Paul. In der Abendwirkung entfaltet sich eine große
Leuchtkraft und Präsenz in den öffentlichen Raum.

Zur geplanten Parkanlage im Westen und den Gärten im Norden
bildet das Zentrum einen klaren Abschluss. Der Abstand zur
Bebauung der Johannes-Müller-Straße ermöglicht eine grüne
Verknüpfung von Park und Gärten.

Freiraum

Der Kirchplatz mit Sitzstufen führt über die Kolonnade zum
Hauptzugang, die als großer überdachter Freiraum eine hohe
Aufenthaltsqualität bietet.

Ein Wasserbecken, das den Schall der Straße filtert und ein
großer Baum strukturieren den Kirchplatz, lassen jedoch genug
Freiraum für Gemeindeaktivitäten und Außengastronomie. Die
breiten Sitzstufen verbinden den Kirchplatz großzügig mit dem
Stadtraum und laden zum Verweilen ein.

Über das durchgesteckte Foyer mit integriertem Bistro werden
Kirchplatz und Innenhof zusammengeführt. Der vorgesehene
Belag aus roten Sandsteinplatten im Innen- und Außenbereich
unterstützt die verbindende Wirkung.

Der ruhige kontemplative Charakter des Innenhofs, zu dem sich
auch der Gemeindesaal der KHG und der Konferenzraum
orientieren, wird durch ein zentrales Wasserbecken mit Skulptur
zu einem introvertierten Rückzugsraum. Der Innenhof kann bei
Veranstaltungen fließend an das Foyer als Raumerweiterung
hinzugeschaltet werden.

Der Eingangsbereich des Kindergartens orientiert sich nach
Westen zur geplanten Parkanlage und ist über geschnittene
Heckenfelder gestaltet. Über den autofreien Bereich der
Johannes-Müller-Straße ist eine direkte Anbindung an die
Parkanlage gegeben.

Dem auf Gartenniveau angeordneten Kindergarten ist auf
gesamter Breite eine große Gartenfläche vorgelagert, die
Terrassen und Spielflächen aufnimmt. Der leicht abgesenkte
Gartenbereich schafft einen geschützten Freiraum für die Kinder.
Als Höhenausgleich zu den angrenzenden Gärten sind
bepflanzte Böschungen und niedrige Stützmauern geplant, die
als Sitzfläche genutzt werden können.

Erschließung

Über die Kolonnade betritt man das großzügige Foyer, das im
vorderen Bereich entlang der Fassade zweigeschossig
ausgebildet ist und die Erschließung des Saals im Obergeschoss
aufnimmt und sich zum Innenhof durchsteckt. Das in das Foyer
integrierte Bistro verfügt über einen separaten Zugang zum
Kirchplatz, so dass eine direkte Verbindung und ein optimaler
Service im Zusammenhang mit der geplanten Außengastronomie
sicher gestellt ist.

Das Foyer bildet die gemeinsame Mitte mit Verteilerfunktion.
Hierüber erreicht man:

- Kirche
- Info
- Beratung
- Bistro
- Saal / Veranstaltung
- Verwaltung
- Hof

Über die jeweiligen Erschließungsbereiche erfolgt die direkte
Anbindung aller Funktionen an den gemeinsamen Innenhof.
Über einen kleinen Vorplatz mit Parkplätzen auf der Südseite,
gegenüber dem Audimax, werden sowohl die katholische
Hochschulgemeinde, die Jugendräume wie auch die
Wohnnutzungen erschlossen.

Den Kindergarten betritt man über einen eingezogenen, am Park
gelegenen Zugang, der in eine großzügige Eingangshalle mit
Galerie führt. Eine breite Treppenanlage mit Sitzstufen und
seitlicher Rutsche verbinden das Eingangsniveau kindgerecht mit
dem auf Gartenniveau gelegenen Kindergartenräumen.
Die Zufahrt zum Kindergarten erfolgt über die Johannes-Müller-
Straße von Norden mit seitlich angelagerten Parkplätzen am
Wendehammer.

Insgesamt können 24 KFZ-Stellplätze vorgehalten werden.
Über die Biegenstraße wird eine Tiefgarage mit 11 KFZStellplätzen
erschlossen. Hierüber erfolgt auch die
Müllentsorgung sowie die Erschließung der Funktionsräume im
Untergeschoss der Kirche.

Nutzung

Gartengeschoss:
- Kindergarten
- Jugendräume mit vorgelagertem Lichthof
- Nebenräume KHG
- Krypta mit Sakristei und Beichtraum
- Lager und Technik
- Funktionsräume
- Parken

Erdgeschoss:
- Foyer mit Info und Bistro und vorgelagerter
„Kolonnade“
- Verwaltung mit Beratungs- und Konferenzraum
- Katholische Hochschulgemeinde mit Verwaltung und
Veranstaltungsräumen

1. Obergeschoss
- Saal
- Priesterwohnungen
- Gästeapartments

2. Obergeschoss
- Studentenapartments
Fassade/Materialien
Kirchplatz, Hof und die umlaufenden Platzbeläge aus roten
Sandsteinplatten nehmen Bezug zur schweren, steinernen
Westfassade der Kirche, die für Petrus steht.
„Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche
bauen“.

Der angehobene Kirchplatz bildet das sichtbare gemeinsame
Fundament von Kirche und Gemeindezentrum.
Die aufgehenden Gebäude aus hellem Weißbeton nehmen
Bezug zur hellen und lichten Westfassade der Kirche, die für
Paulus steht, der bei seiner Erleuchtung von einem hellen Licht
aus dem Himmel geblendet wurde.

Fensterbänder gliedern die Fassade und vorgehängte
Betonstelen überformen die unterschiedlichen Funktionen
(Loggien, Wohnungen, Büro, Veranstaltungsräume …).
Das Foyer mit Bistro und die Erschließung des Saals im
Obergeschoss werden Richtung Biegenstraße mit einer
Glasfassade versehen, die als großes Schaufenster zur Stadt
wirkt. Eine vorgestellte Kolonnade mit unregelmäßiger
Stützenanordnung bildet eine überdachte Vorzone und wirkt als
Filter und Vorhang. Die Kolonnade wird baurechtlich als
untergeordnetes Bauteil verstanden und ist nicht
abstandsflächenrelevant.

Die innere Fassade des im Obergeschoss angeordneten Saals
soll künstlerisch gestaltet werden, so dass der Saal auch
außerhalb der Nutzungszeiten, insbesondere in den
Abendstunden, als Objekt hinter der Glasfassade in den
Stadtraum wirkt.

Kirche

Durch hydraulisch verfahrbare Trennwände im Kirchenraum wird
die Möglichkeit geschaffen, den vorderen Teil des Kirchenraums
als Werktagskapelle zu nutzen. Dazu werden die abgetreppten
Podeste um den Altar auf ein Podest zurückgebaut, so dass
auch seitlich des Altars Kirchenbänke angeordnet werden
können und so die Gemeinde näher an den Priester geführt wird.
Die Erschließung erfolgt auch für die Werktagsgottesdienste über
den Hauteingang, so dass der Charakter der Wegekirche
erhalten wird.

Für Sonntags- und Feiertagsgottesdienste kann durch
herabfahren der Trennwände ohne Veränderung der Bestuhlung
der bauzeitliche Kirchenraum wieder hergestellt werden.
Die Sakristei wird auf Gartenniveau verlegt und ist auf direktem
Weg über die seitlich gelegene geradlinige Treppe aus der Kirche
zu erreichen.

Für Beichtgespräche wird eine eingestellte Raumskulptur
angeboten, die eine schallgeschützte und persönliche
Atmosphäre innerhalb des Kirchenraums schafft.
Über die Nische der ursprünglichen Beichtstühle wird die Kirche
mit dem neuen Foyer des Gemeindezentrums verbunden.

Reith Wehner Storch Architekten

Beurteilung durch das Preisgericht

"Der Neubau bildet mit dem bestehenden Kirchengebäude ein deutlich erkennbares, überzeugendes stadträum-liches Ensemble, das in seinem Inneren einen schönen Hof definiert. Durch die Gebäudefigur und die Positionierung der ergänzenden Maßnahmen wird die gründerzeitliche Bebauung des nördlich gelegenen Neubau-baugrundstückes als Abschluss der Kulturmeile und Biegenstraße respektiert und in das Gesamtensemble ein-bezogen. Die vorgeschlagenen Gebäudehöhen und -form tragen dazu bei, dass der Denkmalwert des Gebäu-des weiter gut zur Geltung kommt.
(...)
Insgesamt überzeugt der Beitrag in hohem Maße sowohl unter städtebaulichen wie auch gebäudeplanerischen Gesichtspunkten."

aus Beurteilung durch das Preisgericht am 16. Januar 2018