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Nicht offener städtebaulich-landschaftsgestalterischer Planungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 01/2018

Entwicklung und Neuerrichtung eines Hafenquartiers mit Stadthafen am zukünftigen Cottbuser Ostsee

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

labor4+

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Hafenquartier Cottbuser Ostsee


Rahmenkonzept Stadt & Landschaft

Das neue Hafenquartier entsteht als Endpunkt der übergeordneten Seeachse, die die Stadt Cottbus mit dem Ostsee verbindet. Zwischen der visuellen Weiterleitung der Achse und der Haupterschließung spannt sich in der Bergbaufolgelandschaft ein kompaktes Quartier auf, dessen urbane Dichte und klare Ausprägung sich auf den ressourcenschonenden Umgang mit Bauflächen zugunsten einer nachhaltigen Land-schaftsentwicklung gründet. Kurze Wege und minimaler Erschließungsaufwand er-zeugen die kompakte Grundform des neuen Hafenquartiers. Hotel, Restaurants, Wohnhöfe, Einzelhandel und ein „Zentrum für Gesundheit und Sport“ bilden ein, in die Landschaft eingebettetes, eigenständiges städtebauliches Ensemble und gene-rieren ein neues urbanes, abwechslungsreiches Stadtquartier mit hohem Erholungs-wert. In seiner überschaubaren Form, ist das Stadtfeld geprägt durch unterschiedlich ausgebildete Stadträume, die in Gestalt und Funktion aufeinander abgestimmt sind und spannende Situationen innerhalb des Quartiers erzeugen.

Der offene Hafenplatz bildet das Filetstück des Gebietes und fungiert als Agora des neuen Stadtquartiers. Neben Treffpunkt und Ort des Verweilens ist es auch die erste Adresse für Hotel und Gastronomie. Der Platz reicht über eine großzügige, eigen-ständige Stufenanlage bis zum Wasser und wird über eine Seebrücke bis auf den Cottbuser Ostsee verlängert. Vom Platz entwickelt sich ein neuer abwechslungsreich inszenierter städtischer Freiraum nach Norden, der neben Erschließung auch die Funktion des Seerundweges aufnimmt. Von hier werden die angelagerten gemischt-genutzten zwei- bis viergeschossigen Quartiere erschlossen. Im Westen befindet sich eine drei- bis viergeschossige, schallschützende Randbebauung, die vorwiegend Dienstleistungen, gewerbliche Nutzungen und das „Zentrum für Gesundheit und Sport“ aufnimmt.

Das gesamte Planungsgebiet wird hauptsächlich durch den Seerundweg, einer Uferpromenade erschlossen und über Querwege miteinander „verwoben“. Die in-tensiven, aktiven Freiraumnutzungen wie Spielen, Skaten, Parcours und Beachvolley-ball werden entlang der Uferpromenade konzentriert. So entsteht ein Uferpark hoher Nutzungsvielfalt und Aufenthaltsqualität, der als grüne Infrastruktur die Erholungs- und Gesundheitsfürsorge für Bewohner und Besucher langfristig gewährleistet.

Das Grüne Rückgrat des Hafenquartiers Cottbuser Ostsee bildet jedoch der extensiv genutzte großflächige „Küstenwald“, welcher der ungestörten Landschaftsentwick-lung vorbehalten ist und nur punktuell an besonderen Orten genutzt und inszeniert wird.

Drei Zukunftsfenster nehmen Bezug zur Geschichte der Cottbuser Bergbaufolgeland-schaft und Stadtentwicklung und zeigen mit innovativen Energiekonzepten Perspek-tiven für eine nachhaltige, ressourcenschonende Stadtentwicklung im Sinne einer Smart City auf.

Den nördlichen Auftakt bildet das Zukunftsfenster Kultur & Landschaft, welches einer-seits auf die historische Gartenkunst von Fürst von Pückler-Muskau verweist und ande-rerseits den Blick in die sich sukzessive entwickelnde Uferlandschaft lenkt. Der vor-handene Aussichtsturm wird durch einen angemessenen Infopavillion mit Café er-gänzt.

Ein Schwerpunkt bildet das Zukunftsfenster Ökologie & Bildung, das Möglichkeiten der CO2-neutralen Stadtentwicklung auslotet und Räumlichkeiten für ökologische Bildung und Forschung anbietet. Das Zukunftsfenster ist in Anlehnung an die Förder-bagger als eine filigrane Stahlkonstruktion vorstellbar, die als Pavillon für Informatio-nen, Ausstellungen, Bildungsstandort aber auch als Ort der Besinnung und des Weit-blicks dienen soll.

Den Abschluss des Gebiets findet dieser landschaftlich genutzte Teil im Südosten mit dem autark funktionierenden Zukunftsfenster Wasser & Erholung, das den Fokus auf die Ressource Wasser richtet und die mit dem Ostsee in Verbindung stehenden Sport- und Freizeitfunktionen aufnimmt.


Verkehrs- und Wegeführung

Die Erschließung erfolgt auf kürzestem Weg direkt im Anschluss an die Kreuzung zur Bundesstraße. Von da aus erfolgen die Erschließung des Hafenquartiers, ÖPNV-Haltestelle mit Wendeschleife und die Anbindung des Zukunftsfensters „Wasser“ im Südosten des Areals. Die auf der Seeachse geplante Parkeisenbahn erhält einen Bahnhof auf der gegenüberliegenden Seite der Bundesstraße mit großzügigem Be-sucherparkplatz. Von da aus gelangt man fußläufig über eine elegante Brücke zum Zukunftsfenster Kultur & Landschaft. Der Seerundrundweg durchzieht das gesamte Plangebiet und bildet mit der Uferpromenade ein Wegenetz, das alle Nutzungen gut erreichen lässt. Über eine Steganlage lassen sich nicht nur die Bootsliegeplätze errei-chen, sondern auch Spaziergänge über dem Wasser genießen.
Neben einer großen Anzahl an Stellflächen auf dezentral verteilten Parkplätzen in der Pufferzone zur Bundesstraße sowie am nördlichen und südlichen, befindet sich unter dem Hafenquartier eine zentrale Tiefgarage für Bewohner, Arbeitende und Gäste.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der kompakten Anordnung der Gebäude im nördlichen Bereich wird ein klares Konzept entwickelt, welches vor allem in der Zonierung interessante Ansätze zeigt. Inwieweit dies jedoch zu einer prägnanten, den Ort inszenierenden Lösung führt, wird kontrovers diskutiert. Auch bleibt unklar, ob die im Süden offengehaltene Fläche als ein dauerhafter Zustand angesehen werden kann oder nicht doch eine spätere bauliche Entwicklung möglich gemacht wird.

Mit der auf eine romantische Weise fast kleinstädtisch wirkenden Struktur des „Hafenquartiers“ entstehen vielfältige, rhythmisch gegliederte Räume, die in ihrer Maßstäblichkeit einen überraschenden Gegensatz zur Weite des Ostsees entwickeln. Eine deutliche Hinwendung zum Ufer wird hier jedoch – auch wegen der abschirmenden Vegetation – nicht erreicht. Dagegen wird das Entree mit dem sich großzügig öffnenden Platz als sehr gelungen gewürdigt, auch in seiner städtebaulichen Beziehung zum Zukunftsfenster. Dieses erscheint gut positioniert und in Volumen und Nutzungs-potentialen angemessen konzipiert.

Mit der geschickten Anbindung des Turmes erhält der nördliche Teil einen gut inszenierten Abschluss, dies wird durch ein zweites Zukunftsfenster an dieser Stelle unterstützt.

Der weit im Süden angeordnete Hafenbereich schafft zwar eine funktionelle Entspannung, die Wegebeziehung dorthin erscheint jedoch nicht unproblematisch. Vor allem der starke Kontrast zwischen der urban erscheinenden Promenade und den dahinterliegenden „rauen“ Landschaftsflächen erscheint unnötig dramatisierend. Auch sind Konflikte zu erwarten, da der Zufahrtsverkehr für Fahrzeuge direkt auf der dem See zugewandten Seite erfolgt. Aus gestalterischer Sicht wird der Versuch gewürdigt, die Promenade in unterschiedliche Bereiche zu gliedern, jedoch werden die sehr gleich-förmig verteilten Funktionsflächen aus Sicht eines effizienten Tourismusbetriebes kritisch gesehen.

Die Nutzung des Straßendreiecks als Parkplatz wird positiv gesehen, in anderen Bereichen, vor allem in der Ausbildung des Knotenpunktes und der Bushaltestelle, erscheint jedoch das Verkehrskonzept nicht vollständig durchgearbeitet.

Insgesamt bietet der Entwurf einen interessanten, ungewöhnlichen Ansatz, der jedoch nicht in allen Punkten über-zeugen kann und vor allem die Formulierung eines identitätsstiftenden Bezuges zum Seeufer vermissen lässt.