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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2018

Neugestaltung Ortsmitte

2. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Ortsmitte Bad Heilbrunn
Bad Heilbrunn bekommt eine Mitte! Die besonderen Talente der Gemeinde werden an einem zentralen öffentlichen Raum verdichtet, der von wichtigen Nutzungen wie Rathaus, Bürgersaal, Hotel, Einzelhandel und Gastronomie bespielt wird. Die Leerstelle in der Ortsmitte wird in einer Zeit des Wachstums zur Chance für die bauliche und programmatische Entwicklung. Der Charakter des Ortes ist geprägt von den vorhandenen Potentialen, die er neu in Szene setzt. Damit schafft er einzigartige Aufenthalts- und Nutzungsqualitäten mit besonderen ortsspezifischen Atmosphären. Durch mehrere neue Baukörper gefasst thematisiert der zentrale Platz die Beziehung zur Landschaft in vielfacher Hinsicht. Von hier bietet sich ein wunderbarer Ausblick in die Umgebung nach Norden, gleichzeitig bindet er direkt an den Kurpark und damit an die südlich gelegenen Waldgebiete an.

Vielfältige Wohnangebote
Der Kurpark wird in Zukunft in Teilen auch bewohnt. Im Norden bildet eine lineare Bebauung den Abschluss des bestehenden Quartiers. Die Baumallee wird als zentrales Element erhalten und zum Platz hin erweitert. Südlich davon entsteht ein neues Quartier, das stark von den bestehenden Qualitäten des Ortes inspiriert ist. Der alte Baumbestand wird überall erhalten und bildet den Rahmen für die zukünftige Bebauung. Die neuen Gebäude fügen sich in einer offenen Struktur mit starken räumlichen Bezügen zum Park dazwischen ein. So entstehen zahlreiche interessante Blickbeziehungen sowie eine differenzierte Freiraumstruktur als Übergang zwischen privat und öffentlich. Die fußläufige Erschließung erfolgt über gemeinschaftliche Höfe. Die Baukörper eignen sich für ein vielfältiges Wohnangebot für eine heterogene Bewohnerschaft.
Zur Straße hin befinden sich in den Erdgeschossen Gewerbeeinheiten. Die Kita liegt leicht zurückversetzt mit eigenem Freiraum am Übergang zum Park.
An der Landschaftskante im Norden entstehen weitere Wohneinheiten an einem terrassierten Hang. Auch hier gruppieren sich die Gebäude in offener Bauweise um einen Hof und ermöglichen vielfältige Blickbeziehungen.
Servicewohneinheiten u.a. für das Wohnen in allen Lebensphasen befinden sich überwiegend in den größeren Baukörpern am Platz, können aber auch in einzelnen Gebäuden im Kurpark oder im Norden unterkommen.

Hotel am Hang
Um die geforderte Masse des Hotels von 11.500 m² in einem für den Ort angemessenen Volumen unterzubringen, wird das Hotel in einen Sockel und darauf stehende Baukörper aufgeteilt.
Der Sockel „versteckt“ sich eingegraben im Hang und beherbergt Spa, Seminarräume, Zimmer und im rückwärtigen Bereich die TG. Er ist über großzügige Verglasungen und Terrassen mit der Landschaft im Norden verbunden.
Die Zimmer liegen in den auf dem Sockel stehenden Baukörpern. Die Anordnung der Baukörper ermöglicht Ausblicke aus den Zimmern und Durchblicke von der Siedlung nach Norden in die Landschaft. Lobby und Restaurant befinden sich zentral am Platz in unmittelbarer Nähe zum Bürgersaal. Eine Außengastronomie belebt den Platz.
Baustruktur
Freistehende Baukörper unterschiedlicher Größe prägen das Bild von Bad Heilbrunn. Die Volumen weisen dabei eine kleinstädtische Körnung auf - ungewöhnlich für eine Gemeinde in dieser Größe und ein Verweis auf die Geschichte Bad Heilbrunns als Kurort.
Die neue Bebauung knüpft an diese Körnung an. Im südlichen Teil des Kurparks ermöglichen freistehende Mehrfamilienhäuser eine Vielzahl an Blickbezügen und einem zwischen den Bausteinen fließenden Park. Nördlich wird der Kurpark von einer Reihe Reihenhäuser gefasst, die einen Übergang zu angrenzenden Wohnbebauung schaffen. Zum Dorfzentrum und Rathaus hin vergrößern sich die Baukörper. Um den Platz treten die neuen Gebäude für Bürgersaal, Hotel und Mischnutzung in einen Dialog mit dem Rathaus und bilden den neuen Platzraum an der Schnittstelle zur Landschaft.

Entlang der Badstraße
Die Badstraße wird durch die Maßnahmen zu einer belebten innerörtlichen Straße, auf der alle Verkehrsteilnehmer nebeneinander existieren können. Neben der grundsätzlichen Neuordnung am zentralen Platz wird auch der Straßenraum im südlich davon gelegenen Abschnitt neu gefasst und gestaltet. Der St.-Kilians-Platz wird durch die Aufweitung und Einfassung durch neue Wohn- und Geschäftshäuser stark aufgewertet. Diese treten über die Straße hinweg in Beziehung zu Kirche und der Adelheidquelle. Das Kriegerdenkmal erhält auf dem Platz einen neuen prominenten Standort.

Grünraumvernetzung und Baumbestand
Der starke Bezug zur umliegenden Landschaft und der existierende Baumbestand sind zwei große Potentiale für die Weiterentwicklung des Ortes. Alle erhaltenswerten alten Bäume inklusive der Allee im Kurpark werden in das Konzept integriert. Sie schaffen von Beginn an atmosphärische Stadträume und verweisen auf die interessante Geschichte des Ortes.
Die landschaftlichen Bezüge bilden das Grundgerüst des städtebaulichen Entwurfs. Die Blickbeziehungen von der Hangkante im Norden und die Anbindung an den Kurpark im Süden verleihen dem zentralen Platz seinen besonderen ortsspezifischen Charakter.

Mobilität
Das Konzept verfolgt das Ziel, die angrenzenden Ortsteile und hochwertigen Freiraumstrukturen bestmöglich für den Fuß- und Radverkehr miteinander zu verknüpfen.
Der Verlauf der Badstraße als wichtiges Verbindungselement wird im zentralen Bereich leicht verändert, wo sie über die Platzfläche führt, ohne deren Nutzungsmöglichkeiten einzuschränken.
Das neue Quartier am Kurpark wird mit Ausnahme von Anlieferung von motorisiertem Individualverkehr freigehalten. Die privaten Stellplätze befinden sich in einer Tiefgarage, die alle Einheiten miteinander verbindet. Auch die Stellplätze für das neue Wohnquartier und das Hotel an der nördlichen Landschaftskante befinden sich unterirdisch in einer Hanggarage.
Öffentliche Stellplätze liegen größtenteils oberirdisch angrenzend an den Straßenraum.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee des Entwurfes ist eine großzügige grüne Verbindung vom Kurpark bis in die freie Landschaft hinaus. Eingebunden werden hier die alte Allee und eine neue Ortsmitte am Übergang zur freien Landschaft. Diese Geste wird zwar sehr positiv gesehen, es wird jedoch hinterfragt, ob die Position des Dorfplatzes direkt an der Landschaft typisch für Bad Heilbrunn ist. Die Verteilung von Freiraum und bebautem Raum ist gut gelungen.

Die Bestandshäuser im südlichen Abschnitt der Badstraße, Hotel, Pfarrhaus, Adelheidquelle und ein Wohnhaus werden über die Badstraße hinweg mit der neuen Bebauung zu einer Figur zusammengezogen. Die unregelmäßig gegeneinander verdrehten Gebäude erscheinen wie eine selbstverständlich gewachsene Dorfstruktur. Die kleine platzartige Aufweitung bindet bestehende Einrichtungen gut zusammen. Die Position des Kindergartens an dieser Stelle wirkt etwas unglücklich, da die Freifläche nach Norden gerichtet ist und die Nähe zur Wohnbebauung sehr unmittelbar ist. Die zusammenhängende Tiefgarage unter diesem Bereich wird von der Umsetzung schwierig sein.

Die Erweiterung der Wohnbebauung im Norden stützt die Leitidee, kann bei der bestehenden Topografie jedoch nur mit größeren Geländebewegungen umgesetzt werden.

Die drei langgezogenen Baukörper mit Satteldach für das neue Hotel sind gut gesetzt. Die Orientierung ermöglicht an dem Nordhang eine Belichtung der Zimmer nach Ost und West und lässt gleich-zeitig den Blick vom Ort ungehindert in die Landschaft filtern.

Die geforderte Anzahl der Parkplätze ist erfüllt, jedoch in ihrer Lage noch nicht optimiert.

Insgesamt gelingt den Verfassern ein robuster Entwurf, der auch in seiner städtebaulichen Struktur eine passende Vorstellung für Bad Heilbrunn entwickelt.