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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2018

Forum Physik - Umbau des Atriums im Gebäude S2-07 der TU Darmstadt

Perspektive Atrium

Perspektive Atrium

Anerkennung

Preisgeld: 2.500 EUR

Sichau + Walter Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

„Du wirst erkennen, dass die Natur in allem gleich ist (Pythagoras)“

Wie die Agora einer Stadt bildet das Atrium im Physikalischen Institut den räumlichen, funktionalen und inhaltlichen Mittelpunkt der arrondierenden Bauten des Fachbereichs. Zentrale Begegnungsstätte für unterschiedlichste Funktionen – eine offene Fläche, die je nach Veranstaltung in verschiedene Raumszenarien verwandelt werden kann.

Von der Hochschulstraße betritt man das Haus ins historische Treppenhaus, dass keine direkte Erkennbarkeit des Atriums zulässt. Daher werden die seitlichen Türen zu den Flurbereichen entfernt, wodurch jeweils symmetrisch aus den zugewonnen Räumen ein großzügiges zusammenhängendes Foyer um das Haupttreppenhaus entsteht. So wird der Besucher intuitiv um die Treppenanlage geführt in einer Dramaturgie der Erschließung an deren Ende das lichtdurchflutete Atrium den Höhe- und Mittelpunkt des Hauses bildet.

Offene Arkaden in beiden Geschossen - ein Kreuzgang der Wissenschaft. Transparente Türanlagen lassen den Raum vollständig erfahrbar werden und erlauben dennoch unterschiedlichste Nutzungsszenarien. Empfänge, Konzerte, Vorträge, Symposien, aber auch offener Lernbereich, all dies macht die Agora zum thematischen Mittelpunkt eines Ortes an dem Wissenschaft, Forschung, aber auch Lehre, Austausch und Kultur zusammenfinden.

Der Horizontalen der Kommunikation und des Austauschs wird die Idee der Vertikalen des kosmischen Ursprungs aller physikalischen Wissenschaft beigestellt. Als dessen Symbol ein offenes Dach, völlig transluzent, wie unsichtbar, wahrnehmbar nur in seinen filigranen Rauten, die den Himmel rahmen. Eine Neuinterpretation des historischen Glasdachs als pneumatisches Folienkissendach. Die optimale Lösung für die gestellte Aufgabe: Leicht, transparent, UV-beständig, schwer entflammbar, schmutzabweisend, witterungs- und alterungsbeständig, hoch wärmedämmend, vollständig recyclebar vereint das System alle Vorteile bei günstigeren Kosten als einer herkömmlichen Dachverglasung. Durch das geringe Gewicht entfällt dabei nicht nur ein Großteil der statischen Aufwendungen konventioneller Auflager und statischer Eingriffe in den Bestand, die Gitterprofile der Überdachung können zudem extrem filigran ausgebildet werden.

Abends beleuchtet die gesamte Deckenfläche durch integrierte LED´s die Agora – geht das Licht aus öffnet sich der Raum nach oben - und wird eins mit dem Himmel.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee des Projektes für die Umgestaltung des Atriums basiert auf dem Begriff der „Agora“, die über eine Öffnung der bestehenden Fensterelemente zu einem umlaufenden Arkadenraum konzipiert wird. Es gelingt eine interessante Verknüpfung des Atriums in die Tiefe der angrenzenden Raumbereiche zum Erd- und Obergeschoss, die in einer räumlichen Schichtung und Differenzierung mündet. Dem Gewinn an Raumqualität steht der Verlust historischer geschützter Substanz und der bestehenden Fenster entgegen.
Das den Atriumraum überspannende filigrane gewichtsoptimierte Membrandach aus PVC-beschichtetem Polyestergewebe als B1-Material fördert den ruhigen Ausdruck des Raumes und stellt darüber hinaus eine wirtschaftliche wie auch unter denkmalpflegerischen Belangen angemessene Lösung dar. Eine räumliche Beziehung zur historischen Fassadenebene im Untergeschoss besteht nicht. Dies wird von der Denkmalpflege negativ bewertet wird. Die funktionalen Belange, die Flexibilität und Bespielbarkeit des Atriums werden nutzerseitig als qualitätsvoll eingestuft. Die beiden neuen, dem Treppenhaus seitlich angelagerten Eingangsportale, werden durch kleine Foyers flankiert, die eine interessante räumliche Differenzierung im Sinne einer gelungenen Eingangssequenz bilden.
Die Barrierefreiheit wird hinsichtlich Orientierbarkeit und Nähe zur Haupterschließung gut erfüllt, indem ein neuer Aufzug als „Durchlader“ mit Erreichbarkeit des Straßenniveaus ergänzt wird.
Zu den Aspekten der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sowie der Raumakustik erfolgen seitens der Verfasser keine Ausführungen. Vor allem der Schallschutz wird durch die fehlende Trennung zwischen angrenzenden Räumen und Atrium kritisch gesehen.
Die Belange des vorbeugenden Brandschutzes sind weitgehend erfüllt.
Eine Entrauchung des Atriums ist vorgesehen. Im Ober- und Untergeschoss werden die Rettungswege durch eine Abtrennung von Fluren hergestellt. Es fehlt für die Poststelle der 2. RW. Im Erdgeschoss wird der 2. RW durch eine Bypassbildung nachgewiesen.
Das Projekt zeichnet sich durch eine klare funktionale, konstruktive und räumliche Konzeption aus, die aber durch den weitreichenden Eingriff in die historische Substanz und die vollständige Abgrenzung der historischen Fassade im Untergeschoss nicht befürwortet wird.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Untergeschoss

Grundriss Untergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Perspektive Sternenhimmel

Perspektive Sternenhimmel

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Schnitt B-B

Schnitt B-B