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Offener Wettbewerb | 01/2018

Business Center Salzburg Mitte

1. Preis

strobl architekten

Architektur

Erläuterungstext

πάντα ῥεῖ „Alles fließt.“ (Heraklit von Ephesos)

Der Ort der neuen Salzburg AG ist ein Ort des Fließens. Neben dem unmittelbaren Kontext von Verkehrs- und Telekommunikationsströmen sehen wir unsere Aufgabe aber noch viel mehr darin, flexible Rahmenbedingungen für ein ständig veränderbares und gleichzeitig einzigartig ikonisches Business Center „Salzburg Mitte“ zu schaffen.

Die Flusslehre von Heraklit ist die Lehre von der Einheit aller Dinge, die einem fortwährenden Stoff- und Formwechsel unterliegt. Sie ist eine Metapher für die Prozessualität der Welt. Das Sein ist das Werden des Ganzen. Das Sein ist demnach nicht statisch, sondern als ewiger Wandel dynamisch zu erfassen. Hinter und zugleich in dem unaufhörlichen Fluss steht die Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit.

Großräumlicher Bezug
Der Ort ist geprägt von zwei absolut konträren landschaftsräumlichen Charakteren: die weitläufigen Grünräume des Flachgaus im Norden und das verdichtete Städtische Konglomerat im Süden.

Unser städtebaulicher Ansatz entwickelt sich aus dem landschaftsartigen Flächigkeit des Ortes. Als Schutz gegen Norden zur Autobahn entsteht eine sich aufwölbende tektonische Verwerfung, die sich weiterführend im Süden zu einem markanten Hochpunkt auftürmt.

Wie in die Salzburger Stadtberge hineinprojiziert werden wichtige großräumliche Bezüge aus den Baumassen herausgearbeitet. Die wichtige Sichtbeziehung von der nördlichen Münchner Bundesstraße zur Festung wird durch die niedrige Bebauung weiterhin freigelassen. Die Höhenentwicklung der Westseite ermöglicht mit seiner Gegenbewegung eine spannende Einbettung der Gaisberg-Kontur, die für die Salzburgankommenden von der Autobahnausfahrt aus erlebbar ist.

Die Einfahrt zum Quartier des ehemaligen Asfinag Geländes erhält nun den fehlenden abschließenden Schlussstein, der mit den bereits geplanten Hochpunkten von Kofler und LP Architektur direkt korrespondiert.

Baukünstlerische Aspekte
Die Verwandtschaft zwischen historisch gewachsenen Feldstrukturen des bäuerlichen Liefering und der ebenfalls linear organisierten Obusremise ist augenscheinlich. Die Grundlage des Entwurfes bildet diese Orientierung am Achsraster der Busbewegungen, das Bilden von Bändern und deren Auffaltungen schaffen Volumenkörper, spannende Zwischenräume und Raumdurchdringungen.

Die Bänder lassen unterschiedliche Ausführungen zu, sie unterscheiden sich in Oberflächenstruktur, Bespielung, Bepflanzung und Dichte. Zwischenräume ergeben Plätze, Verbindungszonen und Belichtungsöffnungen für die darunterliegende Remise.

Im Turmbereich wird das Thema der sich vertikal auflösenden Bänder rhythmisch weiterentwickelt. Die räumliche Verschränkung von erdgeschossigem Foyer zu den auf dem Dach der Remise weiterführenden Arkaden lässt eine dynamische öffentliche Begegnungszone entstehen. Im Herz dieser Verbindung entsteht durch Verschränkung ein multifunktionaler Gemeinschaftsraum.

Im nördlichen Bauteil entstehen loftartige Raumstrukturen, Büroflächen im terrassierten Flachbau bieten einmalige Qualitäten durch großzügige Belichtung und in jedem Geschoss direkt angeschlossene Freiraumbereiche. Die gemeinsamen Erschließungszonen bieten immer direkten Bezug zu den Außenräumen und lassen eine einfache Orientierbarkeit zu.

Funktionale Kriterien
Bei aller verbindlichen Gemeinsamkeit ist eine funktionale Trennung von Salzburg AG und fremdvermieteten Flächen wichtig. Während die Büroflächen der Salzburg AG direkt an die Remise angebunden sind und interne Verbindungsfluchttreppen haben, befinden sich die Büroflächen im Turm in eigenen, darüber liegenden Geschossen.

Der Hauptzugang führt von der Bushaltestelle der Münchner Bundesstraße über einen als Begegnungszone ausgeführten weiten Vorplatz in das Foyer. Die von dort über Lifte und eine Treppenskulpur direkt erreichbare Landschaftsebene in 8m Höhe ist als überdachte Arkadengang ausgebaut.

Neben dem Hauptzugang ist für Radfahrer auch eine sanft ansteigende Rampe im Norden vorgesehen, mit einer darunterliegenden PKW-Tiefgaragenabfahrt. Beide Eckbereiche haben direkte Lift- Verbindungen in die Tiefgarage und erfüllen die Verteilerfunktion für das Business Center.

Der terrassierte Flachbau im Norden bildet die Spanne zum Areal DHK. Die Anbindung des Fuß- und Radwegnetzes auf den Lärmschutzwall ist direkt gegeben und wird durch die auskragenden darüber liegenden Geschosse witterungsmäßig geschützt. Die drei Stiegenhäuser mit ihren signifikanten Liftschachtskulpturen rhythmisieren die Baukörperlänge. Die offenen Durchblicke nach Süden verhelfen zu eine identitätsstiftende Adressbildung.

Halböffentliche Funktionen sind in dieser mittleren Eben vorgesehen, Seminarzonen oder Shared Spaces, Arztpraxen oder Schauräume werden hier vorzugsweise untergebracht. Fahrradabstellmöglichkeiten befinden sich ausreichend bei jedem Stiegenhaus Zugang.

Die wenigen zentral situierten Haustechnikschächte ermöglichen eine hohe Anzahl von Einheiten, aber auch großzügig ungestörte Raumflächen für Großraumbüros. Die Zusammenlegung von Einheiten innerhalb eines Geschosses, aber auch vertikal übereinander, ist jederzeit möglich.

Ökonomische, Ökologische Aspekte
Die Wirtschaftlichkeit der Anlage zeigt sich unter anderem in der geringen Anzahl von nur vier einfachen Erschließungshäusern, über die eine maximal große Anzahl von Einheiten erschlossen wird.

In der kompakten Bauweise des Turmes ist eine amerikanischen Doppelfluchttreppe zentral angeordnet, um die Belichtungsflächen voll umlaufend den Büroflächen zur Verfügung stellen zu können. Jede Büroeinheit hat durchgehende Fensterbänder und zumindest ein über Eck verglastes Büro mit fantastischer Aussicht. Somit ist die leichte Vermietbarkeit von unterschiedlich großen und kleinen Einheiten garantiert.

Die konstruktive Basis des Entwurfes entstammt direkt der scheibenartige linearen Ausrichtung der Busremise. Auf sie aufbauend entwickelt sich ein einfaches statisches System mit Stützen, Unter- und Überzügen, sowie Stiegenhaus Kernen als Aussteifung. Auskragungen unterstützen in ihrer Wirkung als Durchlaufträger diese Systematik.

Die Tageslichtnutzung samt passiver Solarenergie wird durch die treppenartig zurückspringenden Baukörper mit großzügigen Innenhöfen optimiert. Tiefe Fensternischen bieten Platz für windsicheren außenliegenden Sonnenschutz im Turmbereich.

Die gesamte Anlage überziehen streifenförmig begrünte Teppiche, die neben ihrer Speichermasse, ausreichend für Retention sorgen. Als begrünte Lamellenflächen werden sie auch über die Terrassen gespannt. und sorgen so für wohltuende Beschattung.

Großflächige Erdspeicher dienen als natürliche Akkus der sommerlichen Kühlung und winterlichen Wärmegewinnung. Eine Regenwassersammlung wird über automatische Bewässerungsanlagen für allgemeine dichte Bepflanzung der Dächer sorgen und außerdem für bestimmte Bereiche wie dem Foyer und den Terrassen mittels Sprühkühlung das Mikroklima verbessern.