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Einladungswettbewerb | 12/2017

Fassadengestaltung Deutsches Institut für Normung e.V. in Berlin

1. Preis

Preisgeld: 18.000 EUR

Kim Nalleweg Architekten

Architektur

Architekturbüro Schasler GmbH

sonstige Fachplanung

SFB | Saradshow Fischedick Berlin Bauingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Bauphysik

Erläuterungstext

Die Idee, einem Gebäude aus den 60er, 70er bis 90er Jahren - mit seinen unterschiedlichen Stilen eine Berliner Stadtfassade überstülpen zu wollen, um die allgemein vorherrschende Sehnsucht nach den „Guten, alten Dingen“ zu erfüllen, halten wir für falsch. Genauso halten wir es für falsch, eine neue, anscheinend futuristisch und in die zukunftweisende Glasfassade über dem Gebäude auszubreiten und alle Spuren seiner architektonischen Vergangenheit zu überdecken. Viel mehr verfolgen wir den Ansatz die Integrität des bestehenden Gebäudes zu bewahren. Dazu werden Motive der bestehenden Fassade neu interpretiert und aktualisiert und in klarer, einfacher Ordnung zu einer einheitlichen Fassade vereinigt.

Am Anfang drängte sich der Gedanke auf, die unterschiedlichen Gebäudeteile mit Hilfe der neuen Fassade zu vereinheitlichen. Am Ende stand die Erkenntnis, dass die Gebäude zwar sehr ähnlich, jedoch nie gleich werden können. Durch die Verwendung wiederkehrender Materialien unter gleichzeitiger Differenzierung in Konstruktion und Proportion ließ sich diese Idee verwirklichen.

Die ungeordnete Dachlandschaft des Hochhauses und die sympathischen, aber letztlich grotesken Teleskopstützen an der Burggrafenstraße sollten in eine einheitliche Erscheinung integriert werden. Noch vor den Überlegungen zu neuen Fassaden mussten die Baukörper geometrisch beruhigt werden. Als erstes erhält das Hochhaus im 10. Obergeschoss mithilfe der neuen Fassade eine einheitliche Dachkante. Dahinter werden Büroflächen, Technik, Überfahrten, Pergolen und Dachterrassen sowie Besprechungsräume optisch zusammengeführt. Als zweites wird die jetzige Auskragung des Hochhauses im 7.Obergeschoss nach unten bis zum 1.Obergeschoss verlängert.
Altbau und Hochhaus verschmelzen auf diese Weise formal miteinander. Durch diesen vertikalen Akzent wird der Eingang deutlich markiert und ein Gleichgewicht zwischen vertikalem Hochhaus und horizontalem Altbau geschaffen. Dadurch werden 260 m2 zusätzliche Nutzfläche geschaffen. Repräsentative Besprechungsräume in zentraler Lage oder Open Space Büros können hier angeordnet sein. Die Verlängerung des auskragenden Volumens bis zum ersten Obergeschoss ist mit dem Baurecht vereinbar. Konstruktiv gibt es verschiedene Möglichkeiten dies auszuführen.

Eingang
Das repräsentative Foyer ist klar gegliedert. Die kreuzförmige Zonierung wird durch klare Mittel unterstrichen. Die Wandoberflächen hinter und gegenüber dem Empfangstresen werden mit Hermsdorfer Marmor verkleidet. Die Ecken des Raumes hingegen sind holzvertäfelt und bieten Sitzgelegenheiten. Zusammen bilden sie einen Fries auf Höhe der Oberlichter der Türen aus.
Anstatt des bestehenden Schließfachraums wurde eine zusätzliche Lounge geschaffen, durch welche das Mitarbeiterrestaurant erschlossen wird.
Die Fassade des Mitarbeiterrestaurants nimmt die Fassadenflucht des Bauteils II auf. Dadurch vergrößert sich die Innenraumfläche. Es werden 180 Sitzplätze geschaffen und zusätzlich wird ein Cafétresen zur Burggrafenstraße für die Mitarbeiter angeboten. Der Innenhof mit Außenraumbestuhlung wird durch eine außenliegende Treppe erschlossen.

Büroflächen
Im Brüstungsbereich zwischen den Stützen ist eine Verkleidung mit einer Ablage auf Höhe der Arbeitstische aus furnierter Holzwerkstoffplatte vorgesehen.
Die Medienversorgung ist in Form eines Medienkanals in die Brüstung intergiert. Eventuell ist eine Medienführung teilweise durch die Rohrhülsen (70 mm) der ehemaligen Heizleitungen möglich.

Dachterrasse
Im 10. Obergeschoss des Hochhauses ist kopfseitig ein großer repräsentativer Besprechungs- und Veranstaltungsraum mit Blick über die Dächer Berlins vorgesehen. Der Innenraum wird beidseitig durch großzügige, öffenbare Glasflügel zu den zwei neugestalteten Dachterrassen erweitert.
Statt des bisherigen langen, schmalen Flures kann der nun verbreiterte Raum zwischen den beiden Dachterrassen besser genutzt werden. Hier könnten ein Barbereich, Catering oder ähnliches positioniert werden.
Durch diese Grundrissumstrukturierung kann dieser Raum dem Kopfraum mit „Think Tank, Besprechung und Lounge“ flexibel zugeschaltet werden.
Bei wechselhaftem Wetter können Veranstaltungen hier kurzzeitig auch witterungsgeschützt fortgesetzt werden.
Durch verglaste Öffnungsflügel oberhalb der Brüstung können die Terrassen auch bei Wind von den Mitarbeitern oder Besuchern genutzt werden, ohne auf den Ausblick verzichten zu müssen. Um die Dachterrassen auch im Sommer komfortabel zu nutzen, sind Baldachine aus Stoff zwischen den Trägern der Pergola einspannbar. Die Serviceräume befinden sich direkt am Erschließungskern. Von hier kann nun auch das Bauteil IV (Richtung Budapester Straße) durch neue Zugänge erschlossen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die einheitliche Fassade fasst die unterschiedlichen Baukörper des vorhandenen Gesamtensembles zu einem neuen Baukörper zusammen. Dabei wird der Turm sehr ansprechend integriert. Die vertikale Gliederung aus Lisenen leitet sich folgerichtig aus der Nachbarbebauung ab und macht das Gebäude zu einem weiteren selbstverständlichen Stadtbaustein.

Die Fassade wirkt sehr reduziert, transparent und hell. Die einzelnen in ihrer Bedeutung unterschiedlichen Bereiche wie liegender Baukörper entlang der Straße, Hochhaus und Erdgeschoss werden feingliedrig und sensibel nur durch eine Verdoppelung des Rasters betont.

Die Verwendung von Betonwerkstein in den Fassadenbrüstungen erinnert an die bestehende Fassade des DIN-Gebäudes, was gestalterisch begrüßt wird.

Die Offenheit des Erdgeschosses ist in Zusammenhang mit dem vorgelagerten DIN-Platz sehr gut vorstellbar und wirkt darüber hinaus sehr einladend. Auch der Vorschlag, an beiden Seiten im Turm offene Dachterrassen anzuordnen, wird begrüßt.

Grundsätzlich wird die Lüftung über Lüftungsklappen begrüßt. Jedoch wird der angebotene Querschnitt/Breite nicht ausreichend sein. Das feststehende Glaselement ist in seiner Breite zugunsten der Lüftungsklappen zu reduzieren, ohne die vorgestellten angenehmen Proportionen der Verglasung aufzugeben.

Der Entwurf liegt im Vergleich zu den anderen Entwürfen im mittleren Bereich der veranschlagten Baukosten.

Insgesamt ist der Fassadenentwurf aufgrund seiner hellen, transparenten und vor allem einladenden Erscheinung sehr gut für die Bauaufgabe und für das Deutsche Institut für Normung vorstellbar. Er wirkt passend und angemessen.