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Kooperatives Verfahren | 01/2018

Städtebauliche Neuordnung des Schulbergs mit der Grund- und der Mittelschule sowie der Stadthalle

Blick auf den Schulberg

Blick auf den Schulberg

ein 3. Preis

Preisgeld: 1.000 EUR

Schieferdecker Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

dd1 architekten AKS BDA DWB

Architektur

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Leitbild:
Burgkunstadt liegt malerisch eingebettet im Landschaftsraum des Oberpfälzisch-Obermainischen Hügellandes und wird durch ein bewegtes Relief und die breite Mainaue stadt- und landschaftsräumlich geprägt. Besonders stadtbildprägend sind die Silhouette der auf dem Burgberg gelegenen Oberstadt mit dem weithin sichtbaren Rathaus und der Schulberg mit seinem städtebaulichen Ensemble aus Schulgebäuden und Stadthalle. Während das Obermaintal und der Frankenwald sehr gute Naherholungsmöglichkeiten in der Umgebung bieten, fehlt es an qualifizierten öffentlichen Freiflächen und Nutzungsangeboten im öffentlichen Raum der Stadt.

Ziel des städtebaulich-freiraumplanerischen Konzeptes ist eine städtebauliche Neuordnung des Ensembles, die dem gegenwärtigen und zukünftigen Nutzungsbedarf entspricht. Im Fokus stehen dabei die Entwicklung einer Terrassenlandschaft mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und die Qualifizierung von öffentlichen Freiräumen hoher Aufenthaltsqualität sowie die Anbindung der „Schulbergterrassen“ an die Ober- und Unterstadt und die angrenzenden Wohnquartiere.

Freiraumkonzept Schulbergterrassen:
Die vorhandene Topographie des Schulberges wird durch maßvolle Eingriffe und Modellierungen zu einer vielfältig nutzbaren Terrassenlandschaft entwickelt. Zwischen der am höchsten gelegenen „Schulterrasse“ und der großen zentralen „Spielterrasse“ vermittelt ein Hang, der auf zwei Ebenen von Kindergarten und Krippe genutzt werden kann und in einem öffentlichen „Abenteuerspielplatz“ am Fuß des Hanges mündet. Eine Riesenrutsche, eine Seilbahn und Klettermöglichkeiten machen die Topographie des „Spielhanges“ erlebbar.

Die nach Abriss der Stadthalle freiwerdende Fläche an der östlichen Hangkante des Schulberges wird zum neuen „Schulbergbalkon“ entwickelt, von dem aus sich schöne Ausblicke über die Schulbergterrassen bis ins Maintal eröffnen. Ein kleiner „Jugendpark“ lädt hier die jugendlichen Burgkunstädter zum Skaten und Parcours ein. Im südlichen Bereich des Schulbergbalkons werden in direkter Nähe zur neuen Stadthalle Parkplätze angeboten. Die unterhalb des Balkons liegende „Sportterrasse“ macht mit 100 Meter-Bahn, Weitsprunggrube und Boulderwänden weitere Sport- und Spielangebote. Eine Tribüne vermittelt zwischen der Sport- und der Spielterrasse und ist Treffpunkt und Auditorium für Spiele, Feste und Veranstaltungen.

Erschließungskonzept:
Die Schulbergterrassen werden über Rampen und Treppen fußläufig erschlossen und so mit der Stadtstruktur verwoben. Von der Jahnstraße im Süden führt ein Weg über die Freitreppe vor der Stadthalle über die zentrale Spielterrasse, den Spielhügel und den Schulhof zum Katholischen Kindergarten und dem Schindgraben nördlich des Schulberges. Vom Weg aus eröffnen sich immer wieder schöne Ein- und Ausblicke Richtung Maintal.
Der Keplerweg im Westen und Friedrich-Baur-Siedlung im Osten des Schulberges werden durch eine Querung ebenfalls an die Schulbergterrassen angebunden. Im Kreuzungsbereich der Wege befindet sich ein zentraler Treffpunkt mit baumbestandenen Sitzmöglichkeiten. Um die kreuzungsfreie Erschließung von Autoverkehr, Fußgängern und spielenden Kindern im Bereich des Schulhofes zu ermöglichen, werden die Grundstücke am Keplerweg über eine Zufahrt nördlich der Grundschule erschlossen. Der Pausenhof wird räumlich von der Fahrgasse getrennt und auch der ruhende Verkehr wird außerhalb des Schulhofes angeordnet, so dass der Hof voll und ganz den Kindern zur Verfügung steht. Direkt vor dem Schulgebäude befinden sich 5 Lehrerstellplätze und ein Behindertenparkplatz. Auch die Parkplätze an der Jahnstraße werden neu geordnet, so dass 20 weitere Stellplätze in unmittelbarer Nähe zur Schule und dem Kinderhaus zur Verfügung stehen. Auf dem Parkplatz oberhalb der neuen Stadthalle werden weitere 30 Stellplätze angeboten. Für Großveranstaltungen und Stadtfeste kann das zentrale Spielfeld sowohl als Festplatz als auch als Parkplatz genutzt werden.

Städtebau & Architektur:
Grundschule: Die Grundschule bleibt in ihrer Nutzung und Architektur unverändert und thront weithin sichtbar als bauliche Dominante auf dem Gipfel des Schulberges. Die Eingangssituation wird optimiert und es wird ein direkter Zugang zum Schulhof geschaffen.

Kinderhaus: Das derzeitige Hortgebäude wird aufgrund der guten Bausubstanz und Lagegunst zur Schule als Kinderhaus umgenutzt und bietet zukünftig Räumlichkeiten für Hort, Kindergarten und Kinderkrippe. In direkter Nachbarschaft zum Schulgebäude liegen im 1. OG und EG die Räume für den Schulhort mit direktem Zugang zum Schulhof. Der Kindergarten und die Krippe erhalten einen separaten Haupteingang an der Jahnstraße und ebenerdige Zugänge zu den Außenspielflächen. Der Kindergarten befindet sich im 1. OG und im EG und die Räume der Kinderkrippe im 1. und 2. UG mit eingefriedeten Terrassen im Außenraum. Die Grundrisse werden nach dem Prinzip des Doberer Konzeptes organisiert und an das benötigte Raumprogramm angepasst. An der nördlichen Stirnseite des Gebäudes wird eine zusätzliche Vertikalerschließung mit Aufzug geplant, die sowohl die Belange des Brandschutzes als auch eine barrierefreie Erschließung gewährleistet.

Stadthalle: Für die bestehende Stadthalle wird trotz ihrer baulichen Prägnanz und Verankerung im kollektiven Gedächtnis der Burgkunstädter der Abriss vorgeschlagen. Da die Baustruktur weder dem zukünftigen Bedarf noch den technischen Anforderungen entspricht, werden die Veranstaltungsräume und die Schulport- und Vereinsnutzungen in einem Neubau untergebracht, der ein städtebauliches Pendant zur Grundschule bildet und zu einer neuen öffentlichen Adresse für Burgkunstadt wird. Über eine großzügige Freitreppe gelangt man von der Jahnstraße in das Foyer und die im Erdgeschoss gelegene Mehrzweckhalle mit einer Bühne und Räumen für das Catering sowie den Vereinsräumen für die Radsportfreunde. Für die Schulsportnutzung wird ein separater Eingang an der nordöstlichen Seite des Gebäudes vorgesehen. An der Nordseite kann die Mehrzweckhalle für Veranstaltungen und Feste zum Außenraum hin geöffnet werden.
Im 1. und 2. OG befinden sich die Umkleidebereiche der Sporthalle und die Vereinsräume des Musikvereins, des Tischtennisvereins und des Liederkranzes mit einer begehbaren Dachterrassse im 2. OG, die für Feste genutzt werden kann und einen schönen Blick über das Maintal ermöglicht. Weitere Räumlichkeiten für den Kegelverein, die Tafel sowie Garderoben, Technik-, und Sanitärräume befinden sich im UG.

Bauphasen:
Das Bauvorhaben kann in 4 Bauphasen umgesetzt werden, die einen Bauablauf ohne Unterbrechung der vorhandenen Nutzungen ermöglichen. In der 1. Phase wird das Schulgebäude aus den 70er Jahren abgerissen. Danach werden in der 2. Bauphase das Schulgebäude aus den 60er Jahren zum Kinderhaus umgebaut und ein direkter Zugang der Grundschule zum Schulhof geschaffen. Die Hortnutzung wird während der Bauzeit in einem Gebäudeinterim auf dem Schulhof ermöglicht. In der 3. Phase wird die neue Stadthalle mit Mehrzweck-, Sport- und Festhalle gebaut, im Anschluß werden in Phase 4 die alte Stadthalle abgerissen und die Sport- und Außenanlagen realisiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit wählt als starkes Motiv zur Bewältigung der großen Höhendifferenz auf dem Gelände zwei Hauptplateaus, die prägnante Hangkanten ausbilden und damit eigenständige Figuren formulieren, die den Gebäuden gegenübertreten.

Das Mittelschulgebäude wird erhalten und mit wenigen Eingriffen ertüchtigt. Die Sport- und Mehrzweckhalle wird auf die Westseite der Stadthalle gesetzt, so dass die baulichen Eingriffe bei laufendem Betrieb stattfinden könnten.

Die Topografie des Ortes ist in eine Schulterrasse und eine Spielterrasse geteilt, so dass sich harte Kanten ausbilden, die bewusst als Aussichtspunkte und Plattformen ausgeprägt sind. Die Idee der baumbesäumten Terrassenbalkone überzeugt zwar an sich, aber die Scharfkantigkeit auf dem „Schulberg“ wirkt zu radikal.

Die Westseite des Kinderhauses scheint nicht barrierefrei nutzbar zu sein, es entsteht direkt am Gebäude eine noch steilere Kante als im Bestand. Trotz der scharfen Landschaftskanten, wirkt die Ausgestaltung an dieser Stelle unscharf.

Das Sport- und Mehrzweckgebäude steht isoliert, zwar an der richtigen Raumkante, aber doch zusammenhanglos zur Umgebung. Das Gebäude wirkt beliebig und unverortet. Der Vorbereich am Eingang ist zu klein, der Abstand zum Spielfeld unvermittelt. Die Abstufung des Mehrzweckgebäudes mit einer Dachterrasse stellt jedoch einen positiven Beitrag zu einer Hangbebauung dar, auch wenn der universelle Anmutungswert zur Nachbarschaft kritisch gesehen wird. Der gebäudliche Abstand zwischen Neubau und Schulbereich gibt synergetischen Nutzungen wenig Chancen.

Insgesamt bringt die Entwurfsidee, trotz des starken Terrassenmotivs, keine befriedigenden Entwicklungsaspekte für den Schulberg. Dennoch stellt die Arbeit einen wichtigen Beitrag dar, der aufzeigt, dass es wirtschaftliche, mit dem Flächenverbrauch sparsam umgehende Lösungen für diese anspruchsvolle Aufgabe gibt.
Entwurf Schulberg

Entwurf Schulberg

Blick auf die Sportterrasse und die Stadthalle

Blick auf die Sportterrasse und die Stadthalle

Schnittansicht Schulbergterrassen

Schnittansicht Schulbergterrassen

Entwurfsplan

Entwurfsplan

Detailplan

Detailplan