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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2018

Neubau des Stadtteilzentrums Weststadt

Straßenperspektive

Straßenperspektive

1. Preis

Preisgeld: 21.200 EUR

Schamp & Partner

Architektur

Erläuterungstext

Der Neubau des Stadtteilzentrums Weststadt befindet sich in zentraler Lage an einer der wichtigsten Verbindungsstraßen zwischen der Hammer Innenstadt und der Weststadt, der Wilhelmstraße.
Die Wilhelmstraße ist im Bereich des Plangebietes einerseits durch eine straßenbegleitende Blockrandbebauung, andererseits durch die industrielle Großstruktur der westfälischen Drahtindustrie geprägt. Der Neubau des Stadtteilzentrums fügt sich hierbei in seiner Ausformung entlang der Wilhelmstraße in die bestehende, geschlossene Bebauung ein, bildet aber gleichzeitig durch seine Abstufungen der Gebäudehöhen, seine Gebäudeformen und die entstehenden Außenräume einen Identifikationspunkt und einen einladenden Ort und Treffpunkt für die BewohnerInnen des Stadtteils.
Die Vernetzung mit der umliegenden Bebauung wird durch einen – mindestens tagsüber öffentlich begehbaren – Weg in Verlängerung der Steinstraße entlang ausdifferenzierter Platzsituationen durch das zentrale Foyer hindurch bis zum Hauptplatz des Stadtteilzentrums an der Wilhelmstraße erreicht, sodass Durchlässigkeit und Orte für Begegnungen geschaffen werden, die für ein funktionierendes und lebendiges Stadtteilzentrum essentiell sind. Entlang dieses Weges organisieren sich in vier-, zwei- bzw. eingeschossigen Gebäudeteilen die einzelnen Nutzungen, wobei die Festsetzungen des Bebauungsplans bis auf eine sinnvoll erscheinende Überschreitung der zulässigen Geschossigkeit im mittleren Bereich des Grundstücks eingehalten werden und die Abstandsflächenproblematik zur Nachbarbebauung Wilhelmstraße 19 gelöst wird.
Die Erschließung für den motorisierten Individualverkehr erfolgt über die Hugo-Küching-Straße, wo sich auch die Zufahrt zu den Stellplätzen des Stadtteilzentrums befindet. Der Behindertenstellplatz ist dabei in direkter Nähe zum Eingang des Foyers angeordnet. Ladesäulen für Elektrofahrzeuge sind vorgesehen. Stellplätze für Fahrräder (inkl. Lastenfahrräder, E-Bikes, usw.) sind in unmittelbarer Nähe zum Eingang angeordnet. Alle Außenbereiche sind barrierefrei erreichbar.
Die reduzierte Anzahl an Stellplätzen folgt der Annahme, dass das Stadtteilzentrum ausschließlich von BürgerInnen der näheren Umgebung genutzt werden wird und qualitätsvolle Außenräume und eine sinnvolle Organisation der einzelnen Nutzungen höher zu bewerten sind. Direkt am Stadtteilzentrum an der Wilhelmstraße befindet sich eine Bushaltestelle. Der Hauptbahnhof Hamm ist in ca. 500 m Entfernung erreichbar.
Die interne Organisation des Stadtteilzentrums sieht dabei eine Mischung aus multifunktional nutzbaren Räumen, die sich vorwiegend im Erdgeschoss gruppieren und durch Ankermieter belegte Räumlichkeiten vor, wie z.B. das Stadtteilbüro, die Familienhilfe sowie das kommunale Jobcenter, die jeweils eine der oberen Etagen im Hauptgebäude entlang der Wilhelmstraße nutzen.
Die großen Räumlichkeiten im Erdgeschoss wie der Veranstaltungsraum aber auch das Foyer oder der Bewegungsraum sind in ihrer Nutzung flexibel und untereinander zuschaltbar, öffenbar und teilbar. Direkte Verbindungen zu den Außenflächen ermöglichen z.B. die Durchführung eines großen Sommerfestes. Die angrenzende Gruppenküche ermöglicht bei Bedarf eine Bewirtschaftung, ist aber auch eigenständig nutzbar.
Die Großtagespflegestelle im rückwärtigen Bereich des Grundstücks ist gänzlich im Erdgeschoss organisiert und umschließt einen Innenhof, der als intime Außenspielfläche für die dort tagsüber betreuten Kinder nutzbar ist. Sichtbeziehungen zu den anderen Gebäudeteilen und die Möglichkeit der Nutzung weiterer Räume in unmittelbarer Nähe (z.B. den Bewegungsraum) vernetzen die Großtagespflegestelle mit dem Stadtteilzentrum.
Die vorgesehenen Sharingbereiche verteilen sich auf die oberen Etagen. Im gesamten Gebäudekomplex sind an dezentralen Stellen und jeweils gut erreichbar die einzelnen Funktionsräume wie Lager, Putzräume oder Sanitärräume untergebracht. Der Müllraum befindet sich im Gebäude direkt angrenzend an die Hugo-Küching-Straße. Alle Räumlichkeiten sind barrierefrei erreichbar. Eine rollstuhlgerechte Toilette befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Veranstaltungsraum und zum Aufzug im Erdgeschoss.
Die architektonische Ausgestaltung des Gebäudes wird durch die Höhenstaffelung der Gebäudeteile, die organisch anmutende Betonung der Wegeführung durch das Stadtteilzentrum hindurch sowie durch das Spiel mit dem hauptsächlichen Fassadenmaterial Klinker bestimmt. Großzügige Verglasungen, insbesondere im Erdgeschoss, bauen Schwellenängste ab und erlauben Austausch und Sichtbeziehungen. Dachflächen sind, sofern sie nicht als Terrassen nutzbar sind oder zur Gewinnung von Solarerträgen herangezogen werden, mit einer Dachbegrünung versehen.
Das Energiekonzept sieht den Einsatz von erneuerbaren Energieträgern sowie eine nachhaltige, auf eine langfristige Nutzung angelegte Bauweise vor, sodass sich das neue Stadtteilzentrum Weststadt auf Dauer als Treffpunkt und Ort der Begegnung der im Stadtteil lebenden BürgerInnen etablieren kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für das Stadtteilzentrum fügt sich mit der Baukörpermodellierung gut in den städtebaulichen Kontext ein. An der Wilhelmsstraße erzeugt der Neubau mit seiner Staffelung der Höhe und der Gebäudeform eine identitätsstiftende Wirkung, die der gewünschten Impulswirkung im Umfeld gerecht wird. Die Baukörperrundung an der Wilhelmsstraße leitet selbstverständlich in einen funktional und räumlich überzeugenden Platz im Eingangsbereich über.
Die entlang der Wilhelmstraße angeordneten Funktionen des Saals und der Gruppenküche werfen jedoch auch die Frage nach einer angemessenen Belebung der Erdgeschosszone auf. Entlang der Hugo-Küching-Straße staffelt sich die Gebäudehöhe ab und formuliert einen Eingangshof, an dem die Zugänge zur Großtagespflege als auch zum zentralen Foyer mit Ausstellungsbereich liegen.
Die angestrebte Anzahl an Stellplätzen wird zwar nicht in Gänze erfüllt, diese sind jedoch ebenerdig nachgewiesen und werden räumlich vom übrigen Freiraum und der Zugangssituation abgeschirmt. Somit werden spannende Sichtbeziehungen zwischen dem Innen- und dem Außenraum erzeugt. Die Idee der Verknüpfung von außen und innen setzt sich in den Gebäudeversprüngen fort, was in der Konsequenz jedoch zu einem ungünstigen A/V-Verhältnis führt. Die Grundrisse sind klar organisiert und gewährleisten die gewünschte Orientierung der unterschiedlichen Nutzer. Die Wirkung der langen und teils verwinkelten, recht engen Flure in den Ober-geschossen wurde kontrovers diskutiert.
Mit der vorgeschlagenen Materialität (hauptsächlich Klinker) hat das Gebäude einen zeitge-mäßen Ausdruck ohne dabei modisch zu sein. Die großzügigen Verglasungen im Erdgeschosslassen das Stadtteilzentrum offen und einladend erscheinen. Eine gute Wirtschaftlichkeit erscheint gegeben, weil das Volumen trotz der überdurchschnittlichen Hüllfläche recht kompakt organisiert ist und die gewählten Materialien langlebig sind. Insgesamt stellt der Entwurf einen überzeugenden Beitrag zur gestellten Aufgabe dar, der die Komplexität von Raumprogramm und städtebaulichem Einfügen mit einem Unikat beantwortet.

Funktionale Anforderungen:
Die Großtagespflege erfüllt die Anforderungen vollständig und bietet durch seinen hellen Gruppenraum eine hohe Qualität für die zu betreuenden Kinder. Die Nähe zum Bewegungsraum wird positiv bewertet. Der Innenhof als Außenspielfläche ist recht klein aber abgeschlossen und bietet so einen sicheren und vandalismusgeschützten Raum. Die funktionalen Anforderungen sind insgesamt erfüllt.
Im Bereich des Kommunalen Jobcenters fehlt ein Büroraum. Die Gruppenüche kann in der gegebenen Anordnung nur genutzt werden, wenn der Veranstaltungsraum nicht genutzt wird. Die Verortung von Projektmanagement und Stadtteilbüro (teilweise) im Erdgeschoss stellt eine Verknüpfung zum Veranstaltungsraum her.
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