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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2018

Wohnen am Wiesenhof

Anerkennung

Preisgeld: 7.500 EUR

bjp | bläser jansen partner GbR

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs Am Wiesenhof Krefeld, soll die vorliegende Fläche zur Entwicklung eines städtebaulich attraktiven und nachhaltigen Konzeptes mit hochwertiger Architektur für den Standort Am Wiesenhof entwickelt werden. Dabei soll der entstehende Entwurf auf das vorhandene Umfeld eingehen und es integrieren. Die Herausforderung bei der Entwicklung der Fläche besteht in einer angemessenen Reaktion auf die Besonderheiten der direkten Umgebung.

Ziel ist die Schaffung eines neuen qualitätsvollen und modernen Wohngebietes Am Wiesenhof. Des Weiteren soll auf die qualitätvollen Beziehungen zum Landschaftsraum eingegangen werden. So soll ein gleichermaßen familienfreundliches, innovatives und attraktives Quartier entstehen, welches es schafft verschiedene Bewohnergruppen zu integrieren. Eine phasenweise Entwicklung nimmt Rücksicht auf die Gegebenheiten und die Entwicklungen vor Ort und kann so wechselnden Wohnansprüchen, der Entwicklung des Marktes und den daraus resultierenden neuen Herausforderungen angepasst werden.

Das Wiesenhofviertel in Krefeld wird das neue Aushängeschild für sub-urbanes Wohnen mit urbanem Charme. Ein Ort für Familien, werdende Familien und ältere Menschen.

Städtebauliches Konzept
Das Entwurfsgebiet des „Wiesenhofviertels“ liegt nord-östlich der Innenstadt von Krefeld. Das städtebauliche Gesamtkonzept zielt darauf ab die prägenden Elemente, der Landschaft, das angrenzende Gestüt und die angrenzende und vorhande Wohnbebauung bestmöglich in ein neues Gesamtkonzept zu integrieren. Hierbei wird vor allem auf eine schlüssige Integration der im Wohngebiet ansässigen Bewohner geachtet.

Das neue Wohngebiet zeigt eine kompakte Struktur aus unterschiedlichen Wohnhöfen, die den Siedlungskörper zum Flünnertzdyk sinnvoll ergänzen. Hierbei werden qualitätsvolle Angerbereiche, aber auch Wohnmitten innerhalb der Wohnblöcke geschaffen, die eine Quartiersgemeinschaft fördern. Ebenso kann eine Vielzahl von unterschiedlichen Wohntypologien realisiert werden, die unterschiedliche Zielgruppen anspricht (Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Baugruppen oder auch geförderter Wohnungsbau). Das Konzept sieht den Bau einer Kindertagesstätte mit 4 Gruppen im Zentrum des Quartiers vor. Alternativ kann hier auch ein integratives Wohnprojekt vorgesehen werden. Die großzügige Lage des Grundstücks erlaubt eine hohe Flexibilität. Die Geschossigkeit der Bebauung liegt bei II bis II+ Vollgeschossen. Die Wohnanger setzen städtebauliche Akzente, da sie die MFHs mit III Vollgeschossen + Staffelgeschoss beherbergen. Im westlichen Teil des Entwurfsgebiets entstehen im 2. Bauabschnitt weitere Mehrfamilienhäuser.

Insgesamt zeichnet sich das Konzept durch seine hohe Variabilität aus. So kann mit Leichtigkeit entweder ein Entwurf mit 30% Mehrfamilienhäusern oder eben 50% Mehrfamilienhäusern, bezogen auf das Nettobauland entstehen. Gerade die inneren Kerne eignen sich im besonderen Maße zur Modifikation. Die Außenbahnen des Entwurfsgerüstes sind vornehmlich durch die Ausbildung von Rändern mit Einfamilienhaus Lösungen besetzt.

Insgesamt können ca. 570 WE realisiert werden.

Grün- und Freiraumkonzept
Die drei Wohnanger bilden das Rückgrad des neuen Areals. Ein Anschluss an die Landschaft gelingt im Norden des Gebietes. Hier wird der umgebende Landschaftsraum bis tief in das Gebiet hineingezogen und kann die mehr als 1.000 m2 großen Spiel und Erholungsflächen fassen. Dieser Bereich dient nicht nur als Spielplatz. Er ist auch zentraler Treffpunkt und Kommunikationsraum im Konzept.

Die Landschaft wird an vielen Stellen zugänglich gemacht. In den Innenbereichen der Blöcke sind Wohnhöfe mit Spielflächen angesiedelt, Aktionsflächen, die sich in den Inneräumen der Blöcke verteilen. Auf diesen Flächen sind neben ansprechenden Pflanzungen Bereiche für Spiel- oder Aufenthaltsangebote für alle Altersklassen vorgesehen.



Verkehrskonzept
Die Haupterschließung erfolgt über die Straße am Wiesenhof. Das Gebiet wird im Osten an den Luiter Weg, im Süden an den Flünnertzdyk und im Westen an die Nieper Straße an. Insgesamt zeichnet den Entwurf eine effiziente Erschließungsstruktur aus. Ausgewiesene Zonen werden als sogenannte Begegnungszonen entwickelt, in denen alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt aggieren können. Dies macht die Etablierung von Durchgangsverkehren unattraktiv. Die Mischverkehrsflächen der Wohnanger haben eine besondere Qualität durch ihre Halböffentlichkeit und können so auch temporär als Aufenthalts- und Spielräume genutzt werden.

Ruhender Verkehr
Zugunsten einer höheren städtebaulichen Qualität sieht das Stellplatzkonzept für die Mehrfamilienhäuser die Unterbringung in Tiefgaragen vor. Zur Erreichung einer besseren Wirtschaftlichkeit könnten die Erdgeschosse auch als Hochpaterre hergestellt werden, so dass die Herstellung der Tiefgaragen und Keller natürlich belüftet werden können und in geringerer Tiefe liegen. Sollten dennoch oberirdische Stellplätze bevorzugt werden, lassen die großzügigen Grundstücke auch ein stärkeres Abrücken der Gebäude von der Straße und die Unterbringung der privaten PKW vor den Gebäuden zu. Im übrigen Gebiet werden Besucherstellplätze im öffentlichen Straßenraum bereitgestellt. In allen Bereichen schafft es der Entwurf die geforderten Stellplatzvorgaben zu erfüllen.

Phasenweise Entwicklung / Abschnittsbildung
Der vorgeschlagene Entwurf kann in drei Bauabschnitten entwickelt werden. Es wird vorgeschlagen zunächst den Bereich im Osten des Gebietes zu entwickeln und hier an die Bestandsstrukturen anzuschließen. Danach können die weiteren Wohnquartiere im Westen des Gebietes und der Bereich des Gartenbetriebes entwickelt werden. Beide Wohnquartiere, das östlich der Straße am Wiesenhof und das westlich der Straße am Wiesenhof haben eine hohe funktionale Selbstständigkeit, einen klare Quartiersmitte und ausreichend Stellplätze. Da beide Quartiere weitestgehend unabhängig voneinander funktionieren, kann aber aus funktionalen oder wirtschaftlichen Gründen eine andere Reihenfolge in der Realisierung erfolgen. Des Weiteren ist der Entwurf so flexibel und kann auf zukünftige Anforderungen des Wohnens reagieren. So können beide Bereiche mit einer flexiblen Dichte entwickelt werden.

Nachhaltigkeit und Energie
Der vorgeschlagene Entwurf zeichnet sich durch eine kompakte Baustruktur aus, die flächensparend und -effizient mit der Ressource Boden umgeht. Ebenso zeigt sich ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verdichteten und kleinteiligen Wohnformen. Das Gebiet kann in ein zentrales Nahwärme-netz unterteilt werden, das den gesamten Bereich über ein zentrales Blockheizkraftwerk mit Wärme und Energie versorgen. Dies ermöglicht eine autarke Energieversorgung. Die Grünsachsen dienen ebenso als Frischluftschneisen für das Gebiet und regulieren die Wohnquartiere stadtklimatisch.

Wirtschaftlichkeit
Das neue Quartier zeigt eine hohe Wirtschaftlichkeit in allen relevanten Bereichen. So können die unterschiedlichen Baufelder schrittweise entwickelt werden und entsprechende Infrastruktur kann den Etappen angepasst werden. Eine doppelseitige Erschließung der Straßen führt zu einer effizienten Nutzung, ebenso wie die optimale Ausnutzung der Baufelder mit angemessener Bebauungsdichte. Die Erschließung wird minimal gehalten, die öffentlichen Freiflächen werden in einem gesunden Maß vorgesehen, so dass die Folgekosten für die Kommune gering gehalten werden können.

Soziale Infrastruktur
Im gesamten sind im gesamten Mehrfamilienhaus Segment im Entwurfsgebiet Gemeinschaftsräume (ca. 50 - 70qm) mit unterschiedlichen Funktionen für gemeinschaftliche Aktivitäten vorgesehen. Diese Räume bieten ein hohes Maß an flexiblen Nutzungsmöglichkeiten wie z.B. Versammlung, Werkstätten, Kochen, Fitness. Diese gemeinschaftlich genutzten Räume fördern die gemeinsame Identifikation und den sozialen Zusammenhalt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schlägt eine vergleichsweise „urbane“ Struktur am Stadtrand von Krefeld vor. Mehrere Baufelder entwickeln sich aus dem städtebaulichen Kontext und den möglichen Zufahrtsstraßen. Charakteristisch sind die „Blockecken“. Ergänzend entwickelt der Verfasser ein Freiraumgerüst mit dem „Landschaftsanger“ in Richtung der Reitbahn mit Kita und Spielplatz, mehrere „Wohnanger“ sowie gemeinschaftliche „Wohnhöfe“ im Blockinneren. Positiv ist hier die ausgedehnte Regenwasserretention zu bewerten. Trotz dieser vielen Freiräume liegt das ausgewiesene Nettobauland im oberen Bereich.

Kritisch wird jedoch die Kernidee der „Blöcke“ bewertet, da diese zum Teil schematisch ausformuliert ist und viele Gärten in Nordlage, sowie Grundrisse mit schwierig zu belichtenden Innenräumen schafft. Auch die Verteilung der Wohntypologien in ein „MFH-Quartier“ und ein „EFH-Quartier“ entspricht nicht der gewünschten Mischung. Beide Quartierseingänge werden nicht markiert, der Übergang zum Landschaftsraum fällt minimiert aus.

Die Arbeit enthält interessante Aspekte und regt die Diskussion an, wie „urban“ am Stadtrand gebaut werden soll. Jedoch überzeugt sie nicht in Gänze und weist die beschriebenen Schwachpunkte auf.