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Workshop-Verfahren | 02/2018

Festenbergsiedlung

Zuschlag

RKW Architektur +

Architektur

studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Urban Agency

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

STADT FÜR ALLE!

Unser städtebaulicher Entwurf für die neue Wohnbebauung an der Jägerstraße / Festenbergstraße im Stadtteil Eller hat seinen Ausgangspunkt in einer genauen Analyse der Charakteristika des Stadtteils sowie in den Wünschen der Bürger. Dabei haben sich folgende Themen als wegweisend herausgestellt:

”Eller weiterstricken!”
Die Morphologie des Stadtteils Eller ist von einer straßenbegleitenden Bebauung bestimmt. Unser Entwurf nimmt diese Typologie auf und passt sich im Maßstab und Körnung an die bestehende Blockrandbebauung an. Im Bürger-Workshop hat sich nahezu durchgehend der Wunsch geäußert, das Planungsgebiet mit den in Eller vertrauten Bausteinen weiterzubauen: Gewünscht waren klar definierte Straßenräume, aus denen heraus der Zugang zu den Wohnungen erfolgt. Das schafft Leben und damit einhergehend mehr Sicherheit im Straßenraum. Die Mehrzahl der beteiligten Bürger hat auch der Wunsch nach Maßstäblichkeit geäußert, die sich an vertraute Bereiche in Eller anlehnt, d.h. eine Bauweise in vier Geschossen plus Dach. Diese findet man beispielsweise in Teilen der Jäger- und Richardstraße wieder. Letztlich haben die Bürger beim Workshop in unserer Gruppe aus diesen Überlegungen heraus immer wieder Lösungen gebaut, die einer Blockrandbebauung entsprechen. Inspiriert von den Ergebnisses des Bürgerdialogs, übernehmen wir bei unserem Entwurf das vertraute und erprobte Schnittprofil von vier Geschossen plus Satteldach und extrudieren es entlang der Kanten des Grundstücks zu einer Blockrandstruktur.

”Eller weiterdenken – STADT FÜR ALLE!”
Die Idee ”Eller weiterdenken” soll vermitteln, dass wir Eller als ein wohlbekanntes Stück Stadt und Heimat fortführen wollen. Das Grundstück für die neue Wohnbebauung befindet sich an der Grenze zwischen kompakter Stadt und offener Siedlungsstruktur. Mit unserem Entwurf möchten wir eine klare Position beziehen, die Urbanität und Vielfalt fördert. Wir entwickeln den Standort deshalb als einen Teil der kompakten Stadt und damit nicht als eine Siedlung. Das Projekt soll ein Stück ”STADT FÜR ALLE!” werden. Die verschiedenen Wohnungsbausegmente sammeln wir dabei unter einem Dach: private, preisgedämpfte und öffentlich geförderte Wohnungen sind in unserem Baukörper gemeinsam integriert. Das Projekt erreicht dabei eine Dichte, die es ermöglicht, bezahlbaren Wohnraum zu bauen.

“Welcome to my Backyard!”
Die Verknüpfung des Gebietes mit dem umliegenden Stadtraum ist ein weiterer wichtiger Punkt aus dem Bürgerdialog. Während die bestehende Blockrandbebauung in Eller sich weitgehend an dem klassischen Model von öffentlicher Außenseite und privatem Hof orientieren, wurde von der Bürgerschaft der Wunsch geäußert, den Hof zu öffnen. Wir haben dem entsprechend den Hof mit zwei Wegeverbindungen geöffnet. Von Norden nach Süden gibt es einen Weg, der den neuen Stadtplatz mit dem bestehenden Baumbestand im Norden über den Hof mit den Besucherparkplätzen, dem Kiss-and-Ride Bereich des Kindergartens sowie weiter südlich mit der U-Bahn Station verbindet. Des Weiteren gibt es einen Ost-West Weg, der die Festenbergstraße über dem Hof mit dem Kindergarten und dem “Shared Space” Areal im Westen des Planungsgebietes verbindet. Das Motto unseres Entwurfes ist also “Welcome to my Backyard!”
“Ruhe bewahren!“ Die lärmexponierte Wohnlage, vor allem zum Gewerbeareal im Westen, erfordert eine städtebauliche Grundform, die eine klare Kante als Schutz gegen die Lärmbelästigung schafft. Die Blockrand-bebauung ist dafür eine sehr geeignete Typologie, da der geschlossene Baukörper im Blockinneren für Ruhe sorgt.
Wir haben den Baukörper darüber hinaus so bearbeitet, dass im Westen eine einseitige Orientierung der Wohnungen möglich ist. Hier hat der Baukörper nur eine Tiefe von 11,40 m und alle Aufenthaltsräume sind nach Osten orientiert, während es nach Westen nur Festverglasungen gibt. Über ein kleines Zwischenzimmer erfolgt der Zugang zum Westbalkon, von dem aus auch die fest verglasten Fenster gereinigt werden können. Um die Grundrisslösungen in den schwierigen Außenecken zu optimieren, springt der Baukörper hier im Innenhof zurück, so dass die Belichtung und Belüftung der Eckwohnungen problemlos gewährleistet werden kann. Nach Süden, zur S-Bahn, schlagen wir in Absprache mit der Firma Peutz Consult eine Lösung mit handelsüblichen Schallschutzfenstern vor. Insgesamt bleibt mit diesen Maßnahmen die homogene Form des Entwurfes erhalten, während angemessen auf die Lärmbelastung reagiert wird: Im Inneren des Blockes bewahren wir so die Ruhe!

“Schöner Wohnen!“
Wir arbeiten mit klaren, modernen Grundrissen, die effektiv organisiert sind und eine hohe Wohnqualität ermöglichen. Alle Wohnungen sind barrierefrei; nur im Dachgeschoss ziehen sich die Wohnungen über zwei Etagen, um so auch den Spitzboden als attraktiven Wohnraum nutzbar zu gestalten. Die Treppenhäuser sind dabei als 2- und 3-Spänner organisiert und der Zugang erfolgt immer von der Außenseite des Blockes. Das Gebäude hebt sich mit einem 45 cm hohen Sockel vom Erdreich ab. Die Wohnungen im Erdgeschoss haben somit auf der Hofseite private Terrassen, die durch den leichten Höhensprung ihre Privatsphäre bewahren können. Die Wohnungsgrößen haben ein breites Spektrum, so dass auch hier wieder Vielfalt und Mischung im Vordergrund stehen. ”Ein Freiraum für alle!” Im Zentrum der Freiraumgestaltung steht der Gedanke der gemeinschaftlichen Nutzung und der Interaktion. Ein grüner Rahmen aus Privatgärten und Pflanzflächen fasst den öffentlichen Raum. Sitzaufkantungen der um 45 cm erhöhten Gärten und Hochbeete laden zum Verweilen und Kommunizieren ein. Die verspielte Geometrie der Freiflächen im Zusammenspiel mit der Architektur schafft individuelle und spannungsvolle Räume. Eine vielfältige Bepflanzung aus Gräsern, Stauden, Sträuchern und Solitärbäumen bieten zu jeder Jahreszeit eine farbenfrohe Atmosphäre. Locker verteilte Sandspielflächen und Spielgeräte schaffen für verschiedene Altersgruppen Angebote. An der Jägerstraße entsteht ein neuer Quartiersplatz. Unter den raumprägenden Bestandsbäumen laden zwei große Hochbeete zum Verweilen ein. Im Süd-Westen entsteht ein multifunktionaler Shared-Space. Neben den Zugängen sind hier viele wichtige Funktionen wie Fahrradabstellplätze, Entsorgungsstationen und Stellplätze für den MIV verortet. Dieser Raum wird analog zum Hof spielerisch begrünt und bietet eine hohe Aufenthaltsqualität, gleichzeitig bleibt genügend Platz für die Feuerwehrbewegungsflächen. „Ein Stadtraum für Menschen, nicht Autos!“ Die Bewohnerstellplätze sind in der Tiefgarage untergebracht. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt direkt von Norden über der Jägerstraße, so dass der Verkehr zur Tiefgarage nicht unnötig die Festenbergstraße belastet. Die Kapazität der Tiefgarage entspricht mit 138 Stelllätzen dem benötigten Bedarf. Drei Treppenhäuser sichern die Anbindung der Tiefgarage an den Hof. 43 Besucherstellplätze sind im Süden verortet. Der Shared-Space Bereich im Westen und Süden ist so ausgebildet, dass die Feuerwehrzufahrt gewährleistet ist. Der Hof ist grundsätzlich autofrei, bei Bedarf kann jedoch ein Lastwagen den Hof von Ost nach West durchqueren, um Sand für den Kindergarten zu liefern. „Ein gutes Gefühl!“ Das übergeordnete architektonische Motiv ist die aus dem archetypischen Schnittprofil entwickelte, homogene Blockrandstruktur. Dieses Motiv soll in seiner Materialisierung von einer homogenen Erscheinung von Dach und Fassade unterstützt werden.
Wir haben verschiede Vorschläge und Referenzen zur Umsetzung dieses Gestaltungsprinzips, wobei wir uns jedoch noch nicht auf ein bestimmtes Material festgelegt haben. Wichtig ist es, ein einladendes, offenes und freundliches Haus zu errichten. Die endgültige Materialisierung kann dann im Dialog mit Bürgerschaft, Kommune und Bauherr weiterbearbeitet werden. Der Gebäudekörper ist durch Einschnitte, Terrassen und Balkone gegliedert und dadurch auch in seiner Maßstäblichkeit mit dem menschlichen Maßstab in Einklang gebracht. Es entsteht keine Megastruktur, sondern ein fein gegliederter Baukörper, der einerseits den städtebaulichen Maßstab Ellers aufgreift und andererseits Dialog und Bezug zum Bewohner aufnimmt. Konstruktiv handelt es sich bei unserem Gebäude um einen klassischen Massivbau.

”STADT FÜR ALLE!”
Unser Entwurf verwendet eine Grundform, welche sich für Alle mit Allen gestalten lässt. Wir bieten Raum für verschiede Lebenssituationen, unsere klare starke Grundstruktur erlaubt individuelle Spielformen für Menschen aus unterschiedlichen Altersgruppen und in verschiedenen Familiensituationen. Des Weiteren bieten wir den Zusammenhalt einer gemeinschaftlichen städtischen Kultur. Das Modell der städtischen Blockrandstruktur ist erprobt und lässt sich erweitern auf die angrenzenden Bereiche. Das historische Entwurfsprinzip haben wir im Workshopgespräch mit den engagierten Bürgern auf die heutigen und zukünftigen Anforderungen optimiert und es entsteht durch den Partizipationsprozess ein Grundmodell für eine Stadt an der Alle teilhaben können.