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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Bürgerzentrum Neubiberg 2022 – Rathaus-Erweiterung und Sanierung

Anerkennung

Preisgeld: 5.100 EUR

löhle neubauer architekten BDA pmbb

Architektur

ver.de Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaftsgesellschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Durch die Erweiterung des historischen Rathauses erlebt die Mitte von Neubiberg einen signifikanten Wandel. Dieser bietet die Gelegenheit, neue Qualitäten und Erlebnisräume zu schaffen ohne dabei lieb gewonnene historische Elemente zu stören.
Der vorgeschlagene zweigeschossige Erweiterungsbau ordnet sich daher dem Bestandsrathaus unter, rückt vom Bestand ab und stärkt damit die städtebauliche Position des "Alten Rathauses", das weiterhin die Hauptrolle am Platz einnimmt und als solitärer Baukörper ablesbar bleibt.
Der Neubau erhält eine polygonale Grundrissfigur, die konkurrierende Wechselwirkungen mit anderen Gebäuden am Platz vermeidet und dem Ensemble ein eigenständiges, identitätsstiftendes Signe hinzufügt.
Durch leichte Verdrehung der Platz-zugewandten Fassade aus der vorherrschenden Orthogonalität wird der Platz in Richtung Zugang Hauptstraße geöffnet und eine gut auffindbare, attraktive neue Adresse geschaffen. Gleichzeitig wird der Freiraum über den südwestlich angrenzenden Biergarten hinweg erlebbar. Zusätzlich zur räumlichen Wirkung sind hier auch inhaltlich synergetische Wechselwirkungen denkbar.
Im Norden weitet sich der Neubau in Richtung Grünraum und schafft somit nicht nur eine einladende und verbindende Geste, sondern rückt zusätzlich die historische "Prachtseite" des Bestandes weiter in den Vordergrund.
Zur im Westen und Süden angrenzenden Nachbarbebauung verhält sich der Neubau sowohl durch seine angemessene Höhenstaffelung als auch die orthogonale Ausrichtung der Außenkanten zurückhaltend.
Der Neubau greift das ortsbildprägende Element der geneigten Dachform auf führt diese in zeitgemäßer Interpretation fort.

ENTWURF
Von der südlichen Hauptstraße kommend werden Besucher von Grüninseln begleitet zentral auf das historische Rathaus zugeführt. Der Platzebene um wenige Stufen entrückt besetzt das "Alte Rathaus" die "Bühne" des Platzes. Weiterhin finden dort mit Ordnungsamt und Standesamt Nutzungen Ihren Platz, die von besonderem öffentlichen Interesse sind und die in besonderem Maße von der historischen Wirkung des Bestandes profitieren (Trausaal, Bürgeramt). Durch Aufweitung des zentralen Erschließungsbereiches und große Luftraumverbindungen wird der Bestand strukturell und räumlich erlebbar und eine attraktive, großzügige Atmosphäre geschaffen.
Der Erweiterungsbau empfängt seine Besucher über eine einladende Glasfassade mit überdachtem Außenbereich und führt in ein freundliches, repräsentatives Foyer, das an einen hellen, begrünten Innenhof grenzt und eine ideale Orientierung ermöglicht.
Die besucherintensiven Fachdienste (Finanzverwaltung, Kulturamt) sind im EG situiert. Im OG liegen die Bereiche Bauamt und Hauptamt mit den Räumlichkeiten des Bürgermeisters, mit Blick über den Platz.
Differenzierte Fluraufweitungen mit integrierten Wartezonen und Blickbezug nach Außen, sowie der begrünte Innenhofbereich sorgen für eine helle und freundliche Atmosphäre.
In den Innenräumen schaffen die erlebbare Polygonalität der Grundrissstruktur und die Neigung der Dachflächen facettenreiche räumliche Qualitäten.
Der Sitzungssaal ist sinnfällig im Erdgeschoss angeordnet und ermöglicht neben einer autarken Erschließung auch die Möglichkeit des Wechselspiels mit dem Platz und eine Kombinationsnutzung mit dem über mobile Trennwände zuschaltbaren Foyer.
Alle Bauteile sind barrierefrei erreichbar. Vertikalerschließungen sind gut auffindbar positioniert und angenehm dimensioniert.
Zukünftige Erweiterungsmöglichkeiten sind im Bestand durch Aktivierung des 2.OG und im Neubau durch Erweiterung im Innenhof gegeben. Hierfür sind jeweils keine Anpassungen an Außenfassaden oder Änderungen der äußeren Volumetrie erforderlich.

AUSSENANLAGEN
Eine wesentliche Inspiration der Freiraumgestaltung ist die Schaffung einer neuen Großzügigkeit im Bereich der Neubiberger Mitte - ebenso wie die Verknüpfung mit den umgebenden Stadträumen und Grünstrukturen.
Von Süden führt eine neue Wegeachse zentral auf das historische Rathaus, begleitet von einem breiten, grünen Teppich. Nach Osten öffnet sich der großzügige Platzraum in Richtung des Neubaus und bietet als freie, multifunktional nutzbare Fläche vielfältige Möglichkeiten für Feste und Veranstaltungen.
Der Maibaum als "Hauptdarsteller" und wichtiger Orientierungspunkt bekommt seinen neuen Standort auf dem Platz. Die neue Flächenpflanzung südlich des historischen Rathauses und ein Solitärbaum vor dem Sitzungsaal (im Neubau) setzen grüne Akzente. Als nördlicher Abschluss des "Grünen Teppichs" lädt ein flaches Wasserplateau mit Sitzkante zum Verweilen ein.
Als "Stadtboden" ist für den gesamten Bereich ein einheitlicher, gut begeh- und berollbarer Belag aus Naturstein vorgesehen. Westlich des grünen Teppichs werden in Fortsetzung der TG-Rampe überdachte Fahrradstellplätze in ausreichender Anzahl vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Verfasser gelingt es, mit dem polygonal geformten Baukörper das Alte Rathaus freizuspielen und einen klar formulierten Rathausplatz im Süden zu definieren.

Die durchgehende Zweigeschossigkeit gewährt die Maßstäblichkeit gegenüber dem Altbau. Die Fassaden zeigen jedoch keinerlei Verwandtschaft zum Altbau. Das alte Rathaus ist nur
über das Untergeschoss angebunden. Obwohl sich darin eine abgeschlossene Funktionseinheit befindet, ergeben sich daraus gewisse Nachteile für den Betrieb.

Der Eingang öffnet sich zum Vorplatz mit einem großzügigen Foyer, an das der Sitzungssaal direkt angebunden ist. Dessen Lage innerhalb des „normalen“ Verwaltungsgeschosses bedingt jedoch Kompromisse bei der Raumhöhe.

Bei der innenräumlichen Organisation wird das Potential des an sich gut proportionierten Innenhofs, an dem hauptsächlich Nebenräume und teilweise überflüssige Flure angeordnet sind, leider nicht genutzt.

Die Anforderungen des Raumprogramms sind gut umgesetzt. Die Übererschließung der Nebenraumflächen führt zu einem hohen Verkehrsflächenanteil.

Der hohe Anteil der Fassadenflächen – bestimmt durch den Innenhof – generieren ein energetisch eher ungünstiges Verhältnis von Volumen zu Hüllfläche. Die vorgeschlagene Fassaden- und Dachkonstruktion aus Stahlbetonfertigteilen und die Schrägstellung der Außenwände lassen auf relativ hohe Erstellungskosten schließen. Ebenso die Struktur der Tiefgarage, die mit dem Erdgeschossgrundriss nicht übereinstimmt. Andererseits sind durch die Robustheit der gewählten Materialien eher günstige Unterhaltskosten zu erwarten.