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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2018

Entwicklung eines Besucherzentrums auf dem Areal des Bauhaus Denkmals Bundesschule Bernau bei Berlin (UNESCO Weltkulturerbe) mit Nutzungsoption für den Ortsteil

Besucherzentrum Außenraum

Besucherzentrum Außenraum

Anerkennung

Preisgeld: 1.000 EUR

DIA - Dittel Architekten

Architektur

Architekturmodellbau Michael Lo Chiatto

Modellbau

Erläuterungstext

Formulierung des Entwurfsansatzes & Leitideen

1. Städtebau / Gebäudekubatur / Umgebungsbezug / Bauhaus-Erbe
Aufgrund der heterogenen städtebaulichen Umgebung des Wettbewerbsgebietes ohne klare Fluchten oder Bezugskanten sowie des stark begrenzten Baufeldes stellt sich der eingeschossige Baukörper als klarer, ruhiger Kubus dar, der sich gegenüber den expressiven Zacken der gestaffelten Baukörper des Baudenkmals zurücknimmt. Die leichte, zweiseitige Dachauskragung des Baukörpers orientiert diesen klar zum Baudenkmal und markiert den Eingang straßenseitig. Es wurde bewusst auf Bezugnahme zu baukörperlichen, konstruktiven sowie materiellen Anklängen oder Bezugnahmen auf das Baudenkmal verzichtet. Vielmehr war grundlegender Gestaltungsansatz, Haltungen sowie Prinzipien zum Umgang mit Materialität, Raum und der ehrlichen Konstruktion zu identifizieren und diese sinngemäß auf zeitgenössische Architektur zu übertragen. Diese Prinzipien sind in den folgenden Absätzen beschrieben

2. Konstruktion / Raumgliederung (der Ausstellung) / Flächeneffizienz
Die verschiedenen Nutzungen und (vorwiegend) dienenden Räume werden in vier klaren, statisch tragenden Kuben aus Beton zusammengefasst. Der Nutzungsbereich „Ortsbeirat“ erhält als eigener Baukörper mit separater Zugangsmöglichkeit eine eigene Adresse. Durch die Zusammenfassung der Baukörper unter einem gemeinsamen Flachdach sowie zwischengestellte und vorgelagerte Glasfassaden als vertikale Begrenzungen entstehen differenzierte, spannende und offene Zwischenräume. Diese Zwischenräume nehmen die drei Hauptnutzungen des Besucherzentrums auf: o Foyer mit Shop als offener, transparenter Raum zur ersten Orientierung und Wilkommens-Geste.

o Vorbereich Ausstellung / Wechselausstellung mit Nutzungsoption als Foyerbereich für
Veranstaltungen
o Dauerausstellung: Zwischen bzw. um diese Baukörper entsteht ein natürlicher Ausstellungs-Rundlauf. Zwischenbereiche und Verengungen erzeugen spannende Raumabfolgen, eng-weit sowie hell-dunkel Kontraste, die eine abwechslungsreiche Ausstellungskonzeption ermöglichen. Durch die gleichzeitige Nutzung der offenen Raumbereiche als Verkehrsflächen werden diese auf ein Minimum reduziert – es entsteht ein flächenoptimierter Grundriss. Durch eine optionale Faltwand zwischen Veranstaltungsraum und Ausstellung lässt sich dieser noch flexibler nutzen.

3. Materialien / Nachhaltigkeit / Zeitlosigkeit & Modernität
Die gewählten Materialen für Konstruktion und Innenausbau interpretieren Prinzipien des Baudenkmals wie Einsatz zukunftsweisender, ehrlicher und konstruktiv ablesbarer Materialien neu. Die tragenden Raumkörper aus Stahlbeton erhalten durch eine raue Außenschalung eine materialgerechte Oberfläche, an der sich durch wechselnden Lichteinfall die Materialität klar zeigt und das Tragprinzip ablesbar wird. Ressourcen werden sparsam eingesetzt: Ausbaumaterialien – weitestgehend aus Recyclingmaterialien wie Paper-Wood oder Recycling-Terrazzo aus Bauschutt – finden einen zeitgemäßen Einsatz und erzeugen Wertigkeit. Raue Betonoberflächen und feine Ausbaumaterialien bilden spannende Kontraste.

4. Haustechnik
Die Beschränkung des Gebäudes auf ein Vollgeschoss ermöglicht einen barrierefreien Zugang. Zusatzkosten für einen Aufzug zur behindertengerechten Erschließung eines Obergeschosses fallen nicht an. Aufgrund des geringen Budgets wurden weitere Haustechnik-Elemente wo möglich reduziert. Das Gebäude ist fast ausschließlich natürlich belüftet: Offene Raumbereiche werden über Fassadenrahmen-integrierte
Lüftungselemente belüftet, geschlossene Raumbereiche über klassische Fensterlüftung, bzw. über dezentrale Dachlüfter. Über eine aufgeständerte Hohlraumboden-Konstruktion können Ausstellungselemente flexibel verkabelt und Heizungsleitungen geführt werden.

5. Benutzertypen / Wegeführung / Leitidee Ausstellungskonzept Der natürliche Rundlauf Rundgang um die Raumkörper bietet die Möglichkeit einer abwechslungsreichen
Ausstellungs-Szenographie und eines besonderen Besuchererlebnisses:
a) Besucher mit rein funktionalem Kurzinfo-Bedarf (Geländeplan/ Toilette/ Souvenir/ Versorgung am SB-Automat) besuchen das Foyer und verlassen das Gebäude bald wieder.
b) Besucher einer Veranstaltung im Multifunktionsraum / Bus-Anreisende finden sich im Foyer ein und werden gleich zum Sammelpunkt im Vorbereich weitergeführt. Eine großflächige Mood-Projektion auf der Eingangs-Wand bildet Anziehungspunkt beim Betreten des Gebäudes & Einstimmung auf das Thema.
c) Ausstellungsbesucher können sich dort ebenso einer ersten Informationsebene bedienen. Die mattierte Milch-Verglasung zum Parkplatz bietet großflächige Projektionsmöglichkeiten (z.B. digitaler Geländeplan) ergänzt durch aufkaschierte Foto- und Textinformationen. Die spiegelverkehrte Wahrnehmung vom Parkplatz von außen weckt Interesse und weist bereits auf die Ausstellung hin. Auf der Fläche sind Wechselausstellungen oder Seminarpausen möglich. Die Versorgung von
Seminarteilnehmern ist durch die nahegelegene Teeküche gegeben.
d) In der Verengung zur Dauerausstellung sind begleitende Multimedia-Screens möglich. Im angrenzenden offenen, hellen Raum mit Sichtbezug zum Baudenkmal können Informationen (z.B. direkt auf der Glasfassade aufkaschiert) direkt vor dem Hintergrund der realen Gebäude leicht verortet und zusammengebracht werden. Im ruhigen, hinteren Raumbereich bietet eine akustisch bedämpfte Sitz-Nische die Möglichkeit ungestört Videos und Filme als Projektion auf der gegenüberliegenden Wand zu betrachten.
e) Der Rundweg führt den Besucher an der Glasfassade entlang vorbei an Servicebereichen, bevor er über das Foyer das Besucherzentrum verlässt, um das Baudenkmal zu erleben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine einfache Kubatur aus, die bewusst keine Anlehnung an die komplexe und additive Struktur des Denkmals sucht. Einzig der Rücksprung in der Fassade, um den Eingang und die Orientierung zum Denkmal zu betonen, prägt den Baukörper von außen. Die Materialwahl der Fassade - Sichtbeton, Glas und Holzelemente - unterstreicht den ruhigen Charakter des Gebäudes. Im Inneren überzeugt die klare Zonierung der Funktionsbereiche. Die Nebenräume sind jeweils gut in einzelnen Körpern zusammengefasst. Dem Ortsbeirat steht - wie gewünscht - ein abgetrennter Bereich mit eigenem Zugang zur Verfügung.

Die Entscheidung, den Multifunktionsbereich als abgeschlossenen Raum zu definieren, wird innerhalb des Preisgerichts unterschiedlich beurteilt. Je nach Ausstellungskonzept könnte dies ein Gewinn sein oder aber recht beengte Raumzuschnitte für die Präsentationen zur Folge haben. Positiv hervorzuheben ist, dass Vorschläge zu möglichen Ausstellungspräsentationen i. V. mit dem Innenraumkonzept gemacht werden (nicht Gegenstand der Wettbewerbsaufgabe). Insgesamt ist der Entwurf gut durchgearbeitet, lässt aber eine prägnante architektonische Haltung oder eine für das Bauhaus typische Suche nach innovativen Konzepten vermissen.
Innenraum Foyer

Innenraum Foyer

Innenraum Multi-Ausstellung

Innenraum Multi-Ausstellung

Ansichten

Ansichten

Wegeführung, Blickbeziehung

Wegeführung, Blickbeziehung

Schnitt

Schnitt

Fassadenansicht

Fassadenansicht

Ausstellungskonzept

Ausstellungskonzept