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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2018

Neubau Bezirksrathaus Rodenkirchen

Blick über den Rathausplatz auf den Haupteingang

Blick über den Rathausplatz auf den Haupteingang

3. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

gernot schulz : architektur GmbH

Architektur

REICHER HAASE ASSOZIIERTE GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Friedrich Altzweig Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

GERTEC GmbH Ingenieurgesellschaft

TGA-Fachplanung

Horz + Ladewig

Tragwerksplanung

ISRW - Institut für Schalltechnik, Raumakustik, Wärmeschutz Dr.-Ing. Klapdor GmbH

Bauphysik

Erläuterungstext

Die engen Vorgaben der Aufgabenstellung legen nahe, ein Haus mit vier unterschiedlichen Seiten und Kubatur-Staffelungen zu entwerfen. Dies widerspricht andererseits dem Typus eines Rathauses, welches städtebaulich traditionell und aufgrund seiner gesellschaftlichen Bedeutung einer Markanz und Eigenständigkeit bedarf.
Es wird daher eine Kubatur vorgeschlagen, die es auf einfachste Art und Weise ermöglicht, von den Bürgern als Rat- oder besser Bürgerhaus erkannt zu werden. Der Typus des dreigeschossigen Sockels mit mächtig aufstrebendem Dach ist in der Baugeschichte vielfach als Rathaus zu finden.

Alle gezeigten historischen Beispiele eint zudem, dass diese in städtebaulich raumbildende Strukturen eingeschrieben sind und dennoch als Haus übergeordneter Bedeutung städtebaulich sichtbar werden, so dass die Beispiele auch hier als historische Referenzen für die gegebene Situation in Rodenkirchen geeignet sind.
Am Ort in Rodenkirchen gelangt die Form zu weiterer Stärke, da sie es schafft, zwischen den großen urbanen Kubaturen südlich und westlich des Grundstücks – aufgrund der Markanz der Form - und den kleinmaßstäblichen Kubaturen nördlich und östlich des Grundstücks – aufgrund des Wesens der Form („Haus mit Dach“) – zu vermitteln. Zudem erlaubt es die LBauO NRW den Schrägdachbereich nur zu einem Drittel auf die entstehenden Abstandsflächen anzurechnen, was insbesondere dem EG den benötigten Flächenbedarf ermöglicht.
Der gefundene Typus wird zeitgenössisch weiter entwickelt, indem die traditionell zur Platzseite gelegenen erdgeschossigen Arkaden in großformatige Einschnitte übersetzt werden. Der große zentrale erdgeschossige Einschnitt in der Platzfassade richtet sich mittig auf den im Dialog mit dem Haus entworfenen „Platzteppich“ aus und führt den Besucher erst beim Näherkommen unter dem Fassadenüberstand trockenen Fusses zum Eingang/Windfang des Gebäudes. Die ehedem der Ratsherrenschaft vorbehaltenen Fenster eines Ratsaals im 1. Obergeschoss, der klassischen „bel ètage“ eines Gebäudes, ist in Rodenkirchen der Besucherempore vorbehalten. Somit wird bildhaft die Beteiligung und Kontrolle der Politik durch die Bürger zum Ausdruck gebracht.
Auch im Inneren wird die Übersetzung des Typus fortgeführt. Die traditionell der Repräsentation dienende große Treppenhalle historischer Rathäuser wird beim vorliegenden Entwurf in eine über alle Geschosse führende Halle übersetzt, die es ermöglicht, schon beim Eintreten Einblick in alle Geschosse und Aktivitäten des Hauses zu erhalten. Die notwendige Transparenz von Verwaltung und Politik wird somit architektonisch übersetzt.
Die Brücken in den Geschossen sind gegeneinander versetzt, so dass von Brücke zu Brücke in den Geschossen visuelle Kommunikation ermöglicht wird. Wartebereiche von Bürgern und Aufenthaltsbereiche von Mitarbeitern der Verwaltung sind am großen Luftraum angeordnet. Diese Verortung ist als Impuls für Begegnungen zwischen Bürgern und Mitarbeitern des Hauses gedacht.
Eine große gewendelte Treppe verbindet das Foyer im EG mit der Empore des Ratsaals und den Bürgermeisterbüros und Fraktionsräumen im 1.OG. Auch hier unterstützt die Architektur die Begegnung, die Kommunikation und den Austausch zwischen Bürgern und Politikern.
Die gewählten Materialien unterstützen die städtebaulichen und typologischen Überlegungen:
Ein farblich von der sonstigen Fassade abgesetzter steinerner Sockel verbindet im EG das Haus mit dem Boden und das Erdgeschoss mit der Platzfläche. Das Material der Platzfläche wird in Textur und Farbe im Foyer des EG und im Ratsaal fortgeführt.
Klinker als einfachstes schon bei den kleinen Rodenkirchener Fischerhäusern aber auch beim Wiederaufbau nach dem Krieg für die Kopfhäuser des Platzes verwendetes Material wird – auch hier erfolgt die zeitgenössische Übersetzung – als leichte Vorhangschale geschuppter dünner handgeformter und bei höher Temperatur gebrannter Klinker-Formplatten ausgeführt.

Material der „ersten“ Rodenkirchener Häuser und die drei roten (ehem.) Klinker-Kopfhäuser des städtebaulichen Ensembles an der Haupt- und Oststraße
Die Klinker-Formplatte ist ein neues aber bereits am Markt eingeführtes und erprobtes Ziegelprodukt, welches dem Gebäude eine markante, zeitgemäße Fassade verleiht und gleichzeitig die bekannten Vorteile von Ziegeln nutzt. Durch die Struktur der handgefertigten Steine entsteht eine Fassade, deren lineare Textur und Schuppung der Fassade Solidität und Tektur verleiht.

Die Montage ist technisch völlig anspruchslos und erinnert an die jahrhundertealte, traditionelle Montage von Hohlpfannen. Es ist ein nachhaltiges Produkt, da es recycelt werden kann. Mit dem richtigen Werkzeug lassen sich die Ziegel auch wieder abmontieren, ohne dabei zerstört zu werden. Sie können daher unendlich wiederverwendet werden. Die einzelnen Teile der Unterkonstruktionen (Holz/Mineralwolle) und Fenster (Glas, Dichtungen und Aluminium) können im Fall von Sanierungen oder Rückbau des Gebäudes ebenfalls der Recyclingkette zugeführt werden. Gleiches gilt für die im Innenraum verbauten Materialien.
Somit sind insgesamt die Art der Konstruktionen und gewählten Materialien auf Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegt.
Lageplan

Lageplan

Piktogramm Städtebau

Piktogramm Städtebau

Schnitte

Schnitte

Ansichten

Ansichten

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundrisse 1.-3. Obergeschoss

Grundrisse 1.-3. Obergeschoss

Fassadenschnitt / Teilansicht

Fassadenschnitt / Teilansicht