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Offener Wettbewerb | 01/2018

Sanierung und Modernisierung Zuschauerhaus Raimundtheater

2. Preis

Architektin Sne Veselinovic ZT GmbH

Architektur

grünplan Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Resetarits Consult GmbH

Bauingenieurwesen

ghp gmeiner|haferl & partner ZT GmbH

Tragwerksplanung

Ingeborg Kumpfmüller

Kunst

VDX Virtual DynamiX multimedia and architecture GmbH

Visualisierung

Erläuterungstext

ARCHITEKTUR

Vorbereich

Das von außen für den Ankommenden als „wienerisch-historisch gewachsenes Theater“ wahrnehmbare Erscheinungsbild des Gebäudes soll im Großen und Ganzen beibehalten werden. Um einerseits den gewohnten Anblick für das Publikum bewahren zu können, anderseits aber die notwendigen Anpassungen an die heutigen Standards (ästhetisch, funktionell und technisch) für ein derartiges Haus erfüllen zu können, wurden die im Projekt planlich dargestellten, gezielten Gestaltungsmaßnahmen gesetzt, die ein Aktualisieren in mehrfacher Hinsicht ermöglichen, ohne die historische Substanz zu schmälern.
Über den weiter unten genauer beschriebenen Vorplatz wird der zentrale Eingang erreicht. Die sich links und rechts davon befindlichen Öffnungen in der Fassade werden als plastisch-kristallin gestaltete Elemente ausgeführt; Sprossung und Faltung verstärken beim Ankommenden die Perspektive und erhöhen dadurch die Bedeutung des Hauses. Anstelle des ehemals vorhandenen skulpturalen Dachschmucks (zentral über dem Eingang) wird in Addition zum Namenszug „Raimundtheater“ eine zeitgenössische „Skulptur“ vorgeschlagen, die durch die Aufnahme von Dynamik und Farbenfreude auf die Aktivitäten im Hause anspielt und die im Weiteren eventuell sogar Logo-Funktion erreichen kann.
Das vorgegebene Raum- und Funktionsprogramm ebenso wie der Kostenrahmen werden eingehalten und der Entwurf entspricht dem beigestellten Brandschutzkonzept.


Zuschauerraum

Bei der Innenraumgestaltung wird durch die Wahl der Ausstattung (geometrisch einfache Kugelform für Beleuchtungskörper, schlicht-geradlinige Handläufe etc.) sowie durch gezielte Materialreduktion und - wahl eine zeitgemäße, angenehme Atmosphäre erzeugt, wobei insbesondere der Funktionalität der Oberflächen (Berücksichtigung des haptischen Effektes, dort wo die Hand in Berührung mit ihnen kommt) und deren positive Alterung Wert gelegt wird. Im Theaterraum spielt naturgemäß die Wahl der Bestuhlung eine wichtige Rolle: Das vorgeschlagene, qualitätsvolle Traditionsprodukt des namhaften Herstellers Poltrona Frau erfüllt alle Erfordernisse (benötigte Dimensionen, Bequemlichkeit, schlichte Form) und wurde erfolgreich bereits in anderen Häusern eingebaut und erlaubt gleichzeitig die gewünschte Erhöhung der Sitzanzahl. Als Bodenbelag kommt Teppich in den Verkehrsbereichen und Linol zwischen der Bestuhlung zur Anwendung.
Funktionell wurde versucht, trotz größeren Sitzangebotes (in Summe 1311 Plätze) eine Straffung des gesamten Ablaufes zu erreichen. Die in der Plänen im Parkett dargestellte Version mit 2 Gängen und drei kompakten Sitzbereichen erlaubt hier 498 + 88 Sitzplätze; bei nur einem Mittelgang und zwei Sitzbereichen sind sogar 516 + 96 Plätze möglich (die + Zahlen beziehen sich auf die Erweiterung anstelle des Orchestergrabens), während auf dem 1. Rang 398 und dem 2. Rang 295 Plätze vorgesehen sind. Das bestehende Angebot von 1195 Sitzplätzen konnte somit auf 1311 erweitert werden.

An den Wänden und in der Kalotte wird die neue Farbgebung und die „Beleuchtungslinien“ in den Lisenen die moderne, im Grundfarbton „Flieder“ gehaltene Bestuhlung im Zusammenspiel mit der übrigen Raumausstattung Ton in Ton einen anregenden und im Einklang mit den Darbietungen zeitgemäßen Eindruck beim Besucher erwecken. Ein Schriftband am Gesimse des Balkons in Referenz auf den historischen Bestand verweist auf Inhaltlich-Literarisches.


Foyers, Pausengänge, Untergeschoß

Direkt von der Straße kommend und der dadurch gegebenen Belastung ist als Bodenbelag im Foyer der ursprüngliche und widerstandsfähige Terrazzo gedacht.
Bei der Räumlichkeit selbst wird – so wie bei den in den angeführten Ebenen liegenden Servicebereichen (Buffets oder Bars) – konform mit dem Hauptraum ebenso der neue atmosphärische Gesamteindruck zur Geltung kommen. Einzelne „Versorgungsinseln“ – in Muschelform gedacht sind in den Gängen positioniert (Rückwand verspiegelt und als Glasträger ausgebildet) – sowie zusätzliche Servicebereiche derart verteilt, dass Gangbreiten nicht gestört sind und jeder/jedem möglichst in der Nähe rasch sein Konsum angeboten werden kann. Außerdem sind im UG, im Foyer sowie in den Rängen kleine Shops vorgesehen.
Klare, kurze Wege (sichtbar z.B. beim Behinderten-Lift), gebündelte Garderoben im UG (bis auf eine Ausnahme: Reserve für Schulklasse im 2.Rang) mit größtmöglicher Pultlänge sowie eine in Summe kompakte Möblierung unterstreichen dieses Konzept.


Vorplatz

Aufgrund der städtebaulichen Lage hat der Vorplatz des Raimundtheaters – bei gleichzeitiger repräsentativer Wirkung für das Theatergebäude – das Potential zu einem wertvollen, hybriden Freiraum öffentlichen Charakters. Es wird vorgeschlagen, diesen Vorbereich „Rudolf Marik Platz“ – einer für das Theater historisch bedeutenden Person – zu benennen.
Die derzeit bestehende, bastionsartige Stützmauer wird aufgegeben und das Gelände entsprechend der historischen Gegebenheiten vom Theater zur Kreuzung Wallgasse/Strohmayergasse in einer Ebene verzogen. Der Zugang zum Aufzug im Gebäude wird im Hinblick auf die Neigung barrierefrei angebunden. Eine Verlängerung der Treppen entlang der Strohmayergasse und eine bepflanzte Grünfläche lassen den Umgang mit dem beträchtlichen Höhenunterschied spielerisch wirken. Das natürliche Grün steigert die Aufenthaltsqualität, belässt dabei aber der Fassade des Theaters großzügig Platz ohne diese zu stören.
Fix installierte Sitz- und Liegeelemente aus feingestocktem, weißem Beton laden zum Verweilen ein. Die Bespielung des Vorplatzes für feierliche Anlässe ist flexibel möglich. An prominenter Stelle situiert und im Verlauf der Straßenräume bereits von weitem als Blickfang oder Wegmarke sichtbar, dient ein beidseitig lesbarer Infoscreen (hinterleuchtete Darstellung zur jeweiligen Aufführung in Großformat) zur Fassung des Vorplatzes an dessen Spitzende.
Die auf diesen Vorplatz wirkende Fassade wird in einem neuen, in Anlehnung an den historischen Bestand passenden Farbton gefärbelt.



Kunst

GESANG SPIEL TANZ
Werden an der Fassade / dem Gebäudeabschluss zu einem visuellen Feuerwerk verdichtet, dargestellt
die drei Darstellungsformen werden zu einem sinnlichen, temperamentvollen Ganzen verbunden und ziehen als luftige, leichte Leucht-Skulptur das Augenmerk auf das Theater und dessen Umraum
somit werden die Wirkungsfelder des Theaters nach außen / dem Publikum veranschaulicht
die Maße und Winkel der oberen Elemente entsprechen der Maßführung der neu gesetzten Fenster- und Türelemente
der unterhalb gesetzte Schriftzug RAIMUND THEATER ist aus Spiegel-Niro gefertigt als Entsprechung, dass das Theater die WELT - UNS in allen Facetten spiegelt

Kunst Innenraum
Ein Spruchband von Schiller war einst über der Proszenium-Öffnung, das wird aufgegriffen und findet sich als moderner Spiegel- Niro Schriftzug am Gesimse des Balkons wieder.

„Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben.
Bewahret sie!
Sie sinkt mit Euch! Mit Euch wird sie heben!“

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag zeichnet sich durch eine gewisse „abgeklärte Heiterkeit“ aus. Die alte Fassade wird mit Öffnungen versehen und schafft eine gewisse Transparenz.
Der Bezug zur Moderne wird mit der Gestaltung des Vorplatzes hergestellt.
Der Innenbereich versteht sich nicht als Statement sondern versucht mit wohldosierten und überlegten Eingriffen eine Modernisierung zu schaffen. Es wird der Weg der „kleinen Architektur“ beschritten, die kleine Maßnahmen zur Optimierung der Aufgabe einsetzt.
Der Beitrag bietet insgesamt 1.311 Sitzplätze an.