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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2018

Wohnquartiere Leukertsweg Süd - Wohnen zwischen Stadt und Landschaftsraum

Lageplan 1:2000

Lageplan 1:2000

ein 2. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

bb22 architekten + stadtplaner

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

SHK+ Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Öffentliche Schwerpunkte Leukertsweg und Quartiers-Saum
Zwei städtebauliche Elemente bestimmen das neue Quartier und bündeln die Aktivitäten imöffentlichen Raum:
Der zu einer öffentlichen Begegnungszone aufgeweitete Leukertsweg und der umlaufende Saum an der Schwelle zwischen Quartier und Landschaft, der die wichtigsten Anknüpfungspunkte an das Wegenetz in die Landschaft miteinander verbindet. Hier sind auch große, markante Wohngebäude platziert, die besonderen, Gemeinschaftsorientierten
Wohnformen gewidmet sind. Sie dienen der Identifikation und räumlichenOrientierung in der neuen Nachbarschaft.

Die beiden Teilbereiche des Quartiers-Saums zeichnen sich durch einen unterschiedlichen
Charakter aus:
Nach Osten steht die Vernetzung mit den angrenzenden Freiraumnutzungen im Vordergrund. Nach Süden ist eine öffentliche Promenade mit begleitendem Wasserbecken ausgebildet, von wo aus der Blick in die Landschaft inszeniert wird.

Städtebauliches Konzept

Die Antwort auf den steigenden Druck am Wohnungsmarkt in den Ballungszentren liegt zu
wesentlichen Teilen in der Region, denn der Neubau hinkt z.B. in Frankfurt dem steigenden
Bedarf deutlich hinterher. Ein neues Wohngebiet rund um den Leukertsweg ist für eine Vielzahl an Nutzern aufgrund seiner hervorragenden verkehrlichen Anbindung sowie seiner
landschaftlichen und stadträumlichen Qualitäten sehr attraktiv. Die Wohnraumangebote sollten die vielfältigen Bedürfnisse einer urban vernetzten, sozial heterogenen, zukünftigen
Bewohnerschaft berücksichtigen.

In dem vorliegenden Entwurf korrespondieren die sich ausdifferenzierenden Lebensentwürfe und Ansprüche mit einer großen Vielfalt an Wohn- und Gebäudetypologien.

Typologien

Terrassenband-Typ
Dieses fünfgeschossige Gebäude eignet sich z.B. für Kleinstwohnungen, die ringartig um dezentralen Treppenkern organisiert sind, oder auch für große WG-Typen, Cluster-Wohnungen oder ähnliches. Die äußere Gestaltung wird geprägt durch die umlaufenden Terrassenbänder, die nicht nur den Bezug in die freie Landschaft ermöglichen, sondern auch als Erschließungszone und Begegnungsfläche für die Bewohner fungieren.

Sockel-Typ
Entlang des Leukertsweges sind eine Reihe von Punkthäusern aufgereiht, die Wohnnutzungen in den Obergeschossen und quartiersbezogene Nutzungen in der Sockelzone beherbergen. Hier finden sich der Quartierstreff, mögliche gastronomische Angebote, ein Mobilitätshub, an dem man Inliner, Fahrräder oder Carsharing-Autos mieten kann, etc. In den Sockelzonen der Gebäude sind auch Nebennutzungen für die Wohnhäuser untergebracht, wie Fahrradboxen, Müllräume, Keller-Ersatzräume, etc.
Die Sockel sind teilweise arkadenähnlich geöffnet und bieten Schutz für die halbprivaten
Hofzonen, wo z.B. die baurechtlich geforderten Spielbereiche für Kleinkinder angeordnet sein können.
Das gleiche Prinzip der umfassenden, schützenden Sockelzone / Arkade wird auch für den
Neubau der erweiterten Kita in der nordwestlichen Ecke des Gebietes vorgeschlagen.

1-2-3-Typ
Dieser Gebäudetypus bindet zwei Einzelhäuser und eine Wohnung zu einem kleinen
Wohncluster zusammen. Jede Wohneinheit ist über einen eigenen Eingang erreichbar. Die
Einheiten können aber auch zusammengeschlossen werden. Jeweils zwei Gebäude können sich darüber hinaus um einen gemeinschaftlichen Freibereich gruppieren und so zu Mini-Quartieren im neuen Wohngebiet werden.

Die Vorteile eines Einzelhauses – Individualität, räumliche Großzügigkeit, eigene Adresse, Auto vor der Tür – werden so in einen gemeinschaftlichen Kontext gerückt.

Mehrgenerationen-Typ
Dieses sehr kompakte Gebäude basiert auf einer Organisation von Wohn-Clustern um ein großes Atrium, in dem die Erschließungszonen und unbelichteten Nebenräume liegen. In den einzelnen Wohnclustern – jeweils zwei je Etage – sind voll funktionsfähige Kleinstwohnungen mit gemeinschaftlich nutzbaren Wohn- und Essbereichen kombiniert. Dieses Wohnmodell eignet sich gut als Mehrgenerationen-Haus. Ergänzende Betreuungs- und Dienstleistungsangebote, z.B. für Senioren, können im Erdgeschoss untergebracht sein. Auf der anderen Seite des Platzes gegenüberliegend und damit in unmittelbarer Nähe, befindet sich eine Kinderbetreuung.

Selbstausbau-Typ
An der Nahtstelle zwischen dem neuen Quartier und den sehr schlichten Bestandsgebäuden aus der Nachkriegszeit sitzt dieser kräftige Gebäudetyp, der auf einer einfachen aber großzügigen räumlichen Struktur basiert. Er ist nach Süden Richtung Landschaft ausgerichtet. Den als Dreispänner organisierbaren Wohnungen ist eine Schicht aus breiten Loggien vorgeblendet. Die Wohnungen können loftartig strukturiert und als veredelter Rohbau und somit kostengünstig verkauft und von den neuen Eigentümern in Eigenleistung ausgebaut werden. Neben eher standardisierten neuen Angeboten im geförderten Wohnungsbau wäre dies ein Prototyp für preisgünstige Wohnungen im Eigentumssektor.

Verkehrs- und Erschließungskonzept
Das quartiersübergreifende Erschließungskonzept ist möglichst einfach gehalten, um die
Orientierung zu begünstigen. Die Erschließung für PKW erfolgt über eine Erschließungsstraße, die einmal das gesamt Gebiet durchzieht und alle Baufelder miteinander verbindet.

Die Erschließung für PKW wird ergänzt durch ein kleinteiliges Wegenetz für Fußgänger undRadfahrer, welches die umgebenden Landschaftsräume anbindet und eine weitgehend autofreie oder zumindest verkehrsarme Ausgestaltung des jeweiligen Wohnumfeldes ermöglicht.

Der ruhende Verkehr wird teilweise in Tiefgaragen untergebracht, wo dieses baulich und
wirtschaftlich sinnvoll ist. Bei den Einzelhaus- und Reihenhaustypen sind ebenerdige Stellplätze vorgesehen, die zum Teil auch in die Gebäude integriert und z.B. an Solarstrom angeschlossen werden können.
Für die gemeinschaftlichen Wohnkonzepte werden Sharing-Modelle vorgeschlagen.

Grünraumkonzept
Mit dem städtebaulichen Konzept wird eine funktionale Verflechtung von Wohnen, (Arbeiten) und Freizeitangeboten innerhalb des neuen Stadtquartiers angestrebt. Einer höheren Dichte im bebauten Raum stehen ausreichend Freiflächen mit einer hohen Qualität im geplanten Quartier gegenüber, die inneren Freiräume werden ergänzt durch die Möglichkeit vielfältiger Angebote in der angrenzenden Landschaft.

Die Grünzüge innerhalb der Bebauung zeichnen sich durch eine klare und robuste Struktur aus. Sie folgen der Organisationsstruktur der Baufelder. Wasser wird im neuen Wohnquartier Langens zum identitätsstiftenden Gestaltungselement. Anfallende Dachwässer werden über offene Rinnen in eine die Grünzüge begleitende Wasserachse geleitet, die schließlich in einen Versickerungsteich mündet.

Die Promenade am Wasser wird zu einem Freiraumelement, das sich aus der
Versickerungsthematik entwickelt und damit zu einem funktional logischen Bestandteil der
Planung. Zur Bebauung hin wird eine klare bauliche Kante mitgroßzügigen Sitzstufen und eine Ufermauer die Nutzung bis ans Wasser ermöglichen. Die der Landschaft zugewandte Seite wird mit Schilfflächen naturnah gestaltet und nimmt Bezüge zu der Vegetation des benachbarten Feuchtbiotopes bzw. zur Landschaft auf.

Der Leukertsweg wird künftig durch eine Abfolge kleiner Quartiersplätze begleitet. Hier werden Spielangebote für Kinder und Jugendliche mit einer ansprechenden Platzgestaltung verknüpft. Die immer wieder unterbrochene Reihe der begleitenden Bäume setzt sich bis in die Landschaft
fort.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurf gelingt die städtebauliche und landschaftsplanerische Einbindung in hervorragender Weise, in-dem er den Stadtrand in bestechender Weise arrondiert, dadurch eine klar ablesbare Kante zum angrenzenden Freiraum und zugleich des neuen Quartiers definiert. Dieser bleibt in beide Richtungen durchlässig, während die Baumasse zum Kern hin konsequent zunimmt. Kritisch werden die über den Quartiersrand hinausragenden Solitärbauten hinsichtlich ihrer Anzahl, Lage und Größe gesehen. Wünschenswert wäre stattdessen die Befassung mit der Randlage der Zeilenbauten im östlichen Ideenteil gewesen.
An die das neue Quartier diagonal durchziehende Wegeverbindung schließen sehr gelungen Bestand, Quartier und Landschaftsraum gleichwertig und verbindend an, auch wenn sie in ihren Proportionen zu Lasten der räumlichen Qualität deutlich zu stark ausgebildet ist. Städtebaulich nicht überzeugend sind die Anzahl, Lage und Größe der Hochpunkte entlang derselben. Insbesondere was das Verhältnis der Baumasse zur Freifläche betrifft. Die Menge der dortigen Erdgeschossnutzungen erscheint sehr schwer zu realisieren, die ohnehin zu kleine Kindertagesstätte ist bei den bestehenden Schulen funktional richtig gewählt. Die begrüßenswerte Viel-falt der angebotenen Gebäudetypen wird bei näherer Betrachtung getrübt durch Defizite bei den jeweils zugeordneten Nutzungen. Atrien und Punkthäuser wirken zu klein, Ecksituationen bei Gebäudewinkeln nicht gelöst, die Gebäudeausrichtungen nicht durchdacht.
Auch für den Landschaftsraum wird eine interessante Vielfalt an Nutzungen vorgeschlagen, jedoch ohne schlüssiges Gesamtkonzept. Zumal die geforderten ökologischen Qualitäten dabei verhältnismäßig hinter die Nutzungen zurücktreten. Zu viele Wege führen ohne nachvollziehbares Wegekonzept in und durch den Frei-raum, zugleich wurde die notwendige Erschließung der dortigen Nutzungen nicht bedacht. Einige randständige Gebäude stehen zu dicht am dortigen Naturschutzgebiet. Dort angeordnete offene Wasserflächen wären eher als Versickerungsflächen geeignet.
Eine untergeordnete, ergänzende äußere Anbindung an die Zimmerstraße wird positiv bewertet, die innere Ringerschließung des Quartiers selbst ist sehr funktional und wirkt zugleich adressbildend. Obwohl eine Wendemöglichkeit fehlt, ist die Erschließung der nördlichen Kindertagesstätte gut gelöst. Der vorgeschlagene Mobilitätshub liegt gut angebunden und gleichzeitig sehr zentral. Zu bedenken ist, dass die entlang der Straße angeordneten Parkplätze nicht als nachzuweisende Stellplätze herangezogen werden können und Tiefgaragen aufgrund der Bodenbeschaffenheit teilweise ggf. nicht zu realisieren sind. Für den Fuß- und Radwegeverkehr ist die Flächeninanspruchnahme der Platzflächen entlang der Diagonalen erheblich zu umfangreich.
Die funktionalen Anforderungen sind erfüllt, der Entwurf erscheint planungsrechtlich umsetzbar. Im Rahmen der Vorprüfung wurde die Einhaltung der obgleich fragwürdigen Dichtevorgaben der Regionalplanung von 35-50 Wohneinheiten je ha bestätigt. Insgesamt überzeugt der Entwurf mit einer soliden städtebaulichen Figur, der auch im Landschaftsraum mit vielfältigen, aber nicht gänzlich überzeugenden Nutzungszuordnungen angereichert ist. Diese wären hinsichtlich des Zukunftspotentials des Entwurfs auch bezogen auf energetische, gesellschaftliche, ökologische Aspekte und Nachhaltigkeit noch weiterzuentwickeln
Nutzung Landschaftsraum

Nutzung Landschaftsraum

Städtebauliches Konzept Realisierungsteil 1:1000

Städtebauliches Konzept Realisierungsteil 1:1000

Quartiersschnitt A

Quartiersschnitt A

Quartiersschnitt B

Quartiersschnitt B

Raumskizze

Raumskizze