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Offener Wettbewerb | 12/2007

Projektwettbewerb Breitenrainplatz

Visualisierung Breitenrainplatz Bern

Visualisierung Breitenrainplatz Bern

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 38.000 EUR

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

Stadt Raum Verkehr Birchler und Wicki

Verkehrsplanung

Ingenieurbureau Heierli AG

Verkehrsplanung

huggenbergerfries Architekten AG ETH SIA BSA

Architektur

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Platzkante und Raumbildung
Zwei lange Gebäudezeilen, die sich aus dem Strassenraum heraus entwickeln, begrenzen den markanten, schmalen Breitenrainplatz. Die Stirnseite im Südwesten wird von einem geplanten Baukörper abgeschlossen, während die nordöstliche Platzkante in die Rodtmattstrasse abgleitet und die schwächste Seite darstellt. Dennoch ist der Breitenrainplatz räumlich klar gefasst, wirkt aber durch die diffuse Strassenraumgestaltung mit ihren Pflanzrabatten, Sitzbänken, Pollern und Verkehrsschildern unübersichtlich und heterogen. Durch eine einheitliche, transparente räumliche Gestaltung sollen die Platzkanten wieder geschärft und hervorgehoben werden. Vor allem die Linden sollen sukzessive aufgeastet werden (von heute 3.5m auf 7m Kronenansatzhöhe), um die visuellen Sichtbezüge und die Orientierung zu verbessern.

Platzfläche und Bodenbelag
Der Breitenrainplatz spannt sich von Fassade zu Fassade und wird als ruhige, homogene Fläche in Erscheinung treten. Als Teil des öffentlichen Raums bedient er sich desselben Vokabulars wie die angrenzenden Strassen, Wege und Gassen: es sind gewöhnliche Asphaltflächen, die sämtlichen Verkehrsteilnehmern paritätisch zur Verfügung stehen und eine Vielzahl an temporären Nutzungen zulassen. Ansonsten bleibt der Platz frei von weiteren gliedernden Elementen, insbesondere Pflanzrabatten und Sträuchern. Einzig Sitzbänke und die zusätzlichen Bäume entfalten eine bewegungsführende und lenkende Wirkung. Sämtliche Nutzungen und Bedürfnisse wie z.B. Aussenbestuhlung, Wochen- oder Flohmarkt, Anlieferung, Taxistellplätze oder Kundenparkplätze können auch weiterhin gewährleistet werden.
Lindenplatz
Seit je steht der Breitenrainplatz im Fokus des Verkehrs und stellt einen wichtigen Ziel, Ausgangs- oder Umsteigepunkt dar. Darüber hinaus ist er einer der wichtigsten sozialen Freiräume und Treffpunkt nicht nur für das Quartier. Ein wichtiges Stilmittel sind die strassenbegleitenden Linden, die dem Platz bisher ein Gesicht gegeben haben, gegenüber der erdrückenden Dominanz des Strassenverkehrs jedoch ihre Wirkung nicht voll entfalten konnten. Zukünftig tritt der Aspekt des Baumes wieder in den Vordergrund. Etliche Neupflanzungen von Linden, die mit den Jahren ebenfalls auf bis zu 7m aufgeastet werden, bilden zusammen mit dem Bestand oder notwendigen Ersatzpflanzungen hallenartige Zonen, die dem Breitenrainplatz ein neues, einzigartiges Image verleihen. Diese lockere räumliche Struktur entwickelt sich aus den Strassenbäumen des Quartiers heraus und führt auf dem Breitenrainplatz zu einer thematischen Verdichtung. Das wechselvolle Licht- und Schattenspiel wirft eine sich stetig verändernde Textur auf den Asphalt, die auch Autofahrer zu erhöhter Aufmerksamkeit und Umsicht verleiten soll. Dank einer zurückhaltenden Möblierung können unter den Bäumen sämtliche Aktivitäten stattfinden, die auf dem neuen Breitenrainplatz wünsch- und denkbar sind.
Verkehr
Das Bedürfnis der Fussgänger und Radfahrer nach tiefen Geschwindigkeiten auf dem Breitenrainplatz wird mit einem differenziert abgestuften Geschwindigkeitsregime für den MIV umgesetzt. Es werden vor allem die Vortrittsprinzipien des Fussverkehrs auf die ungleiche verkehrliche Belastung abgestimmt. In Bereichen höherer MIV-Belastung (Moserstrasse/Rodtmattstrasse/Stauffacherstrasse) wird mit Fussgängerstreifen auf die wesentlichen Fussverkehrsbeziehungen (Wunschlinien) hingewiesen und das Vortrittsrecht der zu Fuss Gehenden angezeigt. Auf diese Weise kann z.B. eine neue direkte Beziehung zwischen Tramhalt und Bushalt/Coop angeboten werden, die im Mischverkehrsprinzip nur schwerlich vorstellbar ist. Auf der Nebenbeziehung im Bereich der Breitenrainstrasse ist das Signal ‚Begegnungszone‘ im Zusammenspiel mit der neuen Platzgestaltung vorzuziehen. Die bestehenden Seitenstrassen mit Zone 30-Regime können belassen werden, resp. die Eingangstore – mit Trottoirüberfahrten ergänzt – bilden einen guten Kontrast zu den Hauptachsen des städtischen Verkehrsnetzes.
ÖV
Der öffentliche Tram- und Busverkehr ist mitunter massgebend für das Funktionsgefüge des Breitenrainplatzes. Das bestehende erhaltenswerte Haltestellenpavillion, die Tramlinie mit erhöhtem Raumbedarf für Trassee und Perron sowie die Wendemöglichkeit der Busse zeichnen den Verkehrsraum bereits klar vor. Die Bus-Haltestelle der neuen Linie 36 in Richtung Münchenbuchsee wird mit der Tramhaltestelle kombiniert. Die Befahrbarkeit in Richtung Stauffacherstrasse kann nachgewiesen werden. In Gegenrichtung hält der Bus in der Stauffacherstrasse im Bereich der Aussteigehaltestelle der Linien 26 und 41. Die Endhaltestelle der Linien 26 und 41 befinden sich auf der gegenüberliegenden Strassenseite vor dem Coop und werden über den Kreisverkehr rund um die Tramhaltestelle angefahren. Im Tramhaltestellenbereich kann die 16cm hohe Haltekante auf einer Länge von min. 45 Metern angeboten werden.
Fussverkehr
Die zu Fuss Gehenden profitieren von mehr, direkteren und komfortableren Wegbeziehungen. Die Begegnungszone, die Trottoirüberfahrten, wie auch die Fussgängerstreifen stehen im Zeichen des Vortrittes für Fussgänger gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern. Die Ränder der beiden Enden der Haltestelleninsel werden für die gute Querbarkeit tief gehalten. Die Umsteigebeziehung zwischen Tram und Bus ist kürzer als bisher. Zwischen Traminsel und Migros entsteht eine frei begehbare Fläche (Begegnungszone). Die Hausvorzonen werden grosszügiger und besser multifunktional nutzbar.

Veloverkehr
Der Veloverkehr profitiert von mehr und besser verteilten Veloabstellplätzen, welche direkt erreichbar sind. Die Hauptverkehrsbeziehungen können wie bisher angeboten werden. Auf den Längsseiten der Traminsel stehen Radstreifen zur Verfügung. Die Beziehung Stauffacherstrasse Richtung Rodtmattstrasse wird direkt über eine Mischverkehrsfläche am nördlichen Ende der Traminsel hergestellt.

rollender motorisierter Individualverkehr
Der Breitenrainplatz wird neu im Kreisverkehr rund um die Traminsel betrieben. Die grosse Verkehrsfläche zwischen Stauffacherstrasse und Rodtmattstrasse wird deutlich reduziert. Der Kreisverkehr begünstigt den Verkehrsabfluss ab dem Tramtrassee. Der für den konfliktarmen Betrieb zwischen Tram und Auto nötige Stauraum in der Rodtmattstrasse muss genauer eruiert werden. Nötigenfalls kann der Stauraum in der Rodtmattstrasse zu Lasten der Längsparkierung verlängert werden.

ruhender motorisierter Individualverkehr / Lieferverkehr / Taxi
Die privaten Parkplätze werden neu organisiert, können aber weiterhin im Gebäudeumfeld angeboten werden. Die verschiedenen Anlieferungsflächen können grundsätzlich im bestehenden Umfang weiter betrieben werden. Anstelle der bestehenden Bushaltestelle der Linie 36 wird nach Einführung des neuen Buskonzeptes eine Parkverbotsfläche eingerichtet die dem schweren Lieferverkehr auf der Südostseite des Breitenrainplatzes dient. Der Taxistandplatz wird zwischen Stauffacherstrasse und Breitenrainstrasse angeordnet, wodurch die Zu- und Wegfahrt in alle Richtungen direkt über den Kreisverkehr gewährleistet werden kann.

Trampavillon
Die typische stromlinienartige Form des Gebäudes ordnet sich dem Verkehrsfluss unter und geht auf eine allgemeine Entwicklung der 1920er und 1930er Jahre zurück, als das Verkehrsaufkommen stetig wuchs und die Strassenbahnen in den Städten an Bedeutung gewannen. Der Trampavillon auf dem Breitenrainplatz wurde 1941 gebaut und stellt noch heute ein wichtige, Identität stiftende Kleinbaute dar. Allerdings wurden die eleganten Proportionen des Pavillons durch den späteren Kioskeinbau in den 1970er Jahren nachhaltig gestört und die Wirkung des schwebenden Daches markant geschmälert.
Im Zuge der Neugestaltung des Breitenrainplatzes soll nun der Pavillon saniert und erweitert werden. Die offene, in ihrer Gestalt fast originale Wartehalle wird möglichst originalgetreu rekonstruiert, der gegenüber liegende Kiosk hingegen um ca. 5 m2 erweitert. Die ursprüngliche Rundung wird wieder hergestellt und das Dach nach den ursprünglichen Proportionen verlängert. Somit entsteht ein neues Ganzes, ohne die Geschichtlichkeit des originalen Tramhäuschens zu ignorieren. Es wird vielmehr neu interpretiert, transformiert und in seiner Form gestärkt.
Die ca. 5 m2 Mehrfläche im Kiosk dienen dessen Neuorganisation und funktionalen Erweiterung zum Stehcafé. Die Kundschaft des Cafés wird vom Kiosk aus bedient, wodurch das Tramhaus nur minimal erweitert und nicht mit einer zusätzlichen Infrastruktur belastet werden muss. Hingegen kann das Angebot durch das Café erweitert und die Traminsel zusätzlich belebt werden.