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Offener freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil | 03/2018

Neugestaltung Talweiher in Birkenfeld

ein 3. Preis

STERN LANDSCHAFTEN

Landschaftsarchitektur

Dipl.-Ing. Kathrin Herz

Stadtplanung / Städtebau

verkehrskonzept gbr

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Konzept
Das Grundkonzept zur Neugestaltung des Talweihers in Birkenfeld sieht einen grünen Rahmen vor, der in seinem Inneren eine freie Mitte hat. Dieser grüne Rahmen ist vielseitig gestaltet und programmiert. Im Folgenden wird das System in Uhrzeigerichtung erläutert:
Stadtschiene und Busbahnhof.

Im Nordosten hat die sogenannte „Stadtschiene“ entlang der Straße Am Talweiher einen Boulevardcharakter. Eine drei-reihige Birkenallee setzt einen starken Akzent und bildet die Stadtkante. Diese gliedert den Straßenraum ‚Am Talweiher‘ in räumlichen Abschnitten und trägt dabei zur Entschleunigung des Durchgangsverkehrs. Im starken Bezug zu den vom Ortskern kommenden Gassen (Schadtengasse, Hujetsweg und Sattlergasse) ist die Stadtschiene in drei Abschnitte gegliedert: der südlichste mit seinem weichen Belag aus wassergebundener Wegedecke lädt zum Aufenthalt ein, zum Boule spielen und zum Flanieren unter den Birkenbäumen. Die zwei weiteren Abschnitte bilden gemeinsam den Busbahnhof und sind mit dunklen Pflastersteinen belegt. Zwei Haltestellen können direkt an der Straße „Am Talweiher“ angefahren werden (von der Bahnhofstraße kommend), die dritte Haltestelle befindet sich auf der Innenseite der Stadtschiene. Die zwei Abschnitte der Stadtschiene, die als Busbahnhof funktionieren, können die Buse umfahren. Die Einfahrt liegt in der Verlängerung der Krautgasse, die Ausfahrt in der Verlängerung der Sattlergasse.

Parken unter Bäumen
Im Nordwesten bildet ein Baumvolumen den grünen Kopf des Talweihers. Darunter sind ca. 60 Stellplätze kompakt organisiert. Über die Krautgasse besteht eine schnelle und direkte Anbindung an die Hauptstraße. Der Busbahnhof liegt in unmittelbarer Nähe, sodass das Umsteigen zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln optimiert ist. Die Einfahrt befindet sich in der Verlängerung der Krautgasse.

Erlebnisraum Stillbach
Im Südosten befindet sich der Stillbach. Hier befinden sich aktive Erlebnisräume in Wassernähe: ein Wasserspielplatz und eine Trimm-Dich-Station entlang des Wanderweges. Das Profil des Stillbachs wird teilweise erweitert und die Fließgeschwindigkeit durch eingesetzte Störungen verringert, um die ökologische Situation zu verbessern.

Talweiher
Im Südwesten des grünen Ringes schließt der neue Weiher an. Der Weiher erinnert nicht nur an die alte, namensgebende Situation, sondern bietet eine hochwertige Aufenthaltsqualität. Da der Weiher etwas tiefer gelegt ist, um technikfrei vom Stillbach gespeist zu werden, verbindet eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke den Festplatz mit der Bahnhofsstraße. Am Brückenkopf befindet sich ein kleines, zweigeschossiges Café. Das Café bietet Freisitze sowohl auf Straßenniveau, als auch auf einem Holzdeck am Wasser. Eine großzügige Freitreppe führt von der Bahnhofstraße an den Weiher. Das Holzpodest kann als Bühne genutzt werden. Die Treppen bieten eine hervorragende Sitzmöglichkeit mit Blick auf den Weiher, die begrünte Böschung und den anschließenden Festplatz. Der neue Weiher dient als repräsentativer Stadteingang mit einem grünen Charakter.

Hotelneubau
Das Neubauvolumen zoniert den sonst überdimensionierten Platz. Der Baukörper bildet einen baulichen, räumlichen Abschluss der freien Mitte. Das Gebäude ist so konzipiert, dass im Erdgeschoss neben der Hotelnutzung auch die benötigte Fläche für die Touristeninformation und die öffentliche WC-Anlage zu finden sind. Die Nähe zu den Bushaltestellen und dem Parkplatz ist ideal. Das Gebäude selbst verfügt über eine Tiefgarage, deren Einfahrt vom öffentlichen Parkplatz erschlossen ist. Sollte das Hotel nicht gebaut werden, kann der Baukörper abweichende, bevorzugt öffentliche und/oder repräsentative Nutzungen erhalten (beispielsweise Verwaltung, Bibliothek oder Bildungshaus, etc.). Für den öffentlichen Raum ist seine Funktion als raumbildendes Element wichtig. Eine weitere Alternative wäre, den Bauplatz mit einem Baumvolumen zu besetzen und auf diese Art die gewünschte räumliche Kante zu schaffen.

Das Birkenparkett
Der grüne Rahmen umfasst eine freie Mitte - das sogenannte Birkenparkett. Diese kann für alljährliche Feste und den Wochenmarkt genutzt werden. Am Rande installierte Basketballkörbe (mit Ballfangnetzte) sollen die Raumaneignung und spontane Aktivierung fördern. Es können hier z.B. Tanzveranstaltungen stattfinden oder ein neuer Startplatz für Ballonfahrten über den Nationalpark Hunsrück. Dies könnte die Rolle Birkenfelds im Zusammenhang mit dem regionalen Tourismus festigen. Der Bodenbelag des Birkenparketts besteht aus hellen und dunklen Pflastersteinen, die das Muster eines Birkenstamms darstellen. Unweit des Brückenkopfs befindet sich ein rundliches Blumenbeet. Das Beet ist mit Präriestauden bepflanzt. Diese benötigen in ihrer natürlichen Heimat Feuer, um sich fortzupflanzen. Deshalb soll hier das Maifeuer der Hexennacht angezündet werden. Danach treiben die verbrannten Stauden wieder in voller Pracht wieder aus. An den langen Seites des Birkenparketts sind Mastleuchten mit mehreren Strahlern positioniert. So kann die Mitte von Einbauten freigehalten und die übrigen Bereiche präzise beleuchtet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee der Arbeit ist ein „Grüner Rahmen für eine freie Mitte“. Konzeptionell ist diese Idee so umgesetzt, dass die erforderlichen Funktionen innerhalb des grünen Rahmens geschickt angeordnet werden und jeder dieser Bereiche schlüssig in sich funktioniert.

Die Qualität liegt in der klaren Struktur der Raumfolge und der Ausarbeitung der einzelnen Räume mit unterschiedlichen Funktionen. Entlang der Straße „Am Talweiher“ wird eine sogenannte Stadtschiene angeordnet, die den Platz stadtseitig mit einer Doppelbaumreihe fasst. Hier sind die Bushaltestellen und - stellplätze so integriert, dass die Busse diese Schiene störungsfrei umfahren können und für die Fahrgäste eine einfache Orientierung möglich ist.

Der Stadteingang an der Brücke wird mit einem neuen Talweiher als Hommage an den historischen Weiher definiert. Von hier aus führt eine direkte Brücke über diesen Weiher als sehr gut inszeniertes Entree zum Platz. Ein Café nutzt den Höhenversatz über zwei Ebenen mit einer seitlich angeordneten Sitztreppenanlage auf gelungene Weise. Aufgrund der nur gering verfügbaren Wassermengen des Stillbaches ist die Wasserfläche kritisch zu bewerten. Hier wäre zu überlegen, den Höhenversatz beizubehalten und als Rasen- oder teilbefestige Fläche für Veranstaltungen auszubilden.

Leider muss festgestellt werden, dass die Lösung bei Erhalt des Treffs ihre Prägnanz verliert.

Der Hotelbau incl. Tourismusinformation ist sehr gut positioniert und bildet eine klare Raumkante zu den erforderlichen 60 Stellplatzen. Die größten verkehrlichen Bewegungen werden somit auf einen Raum beschränkt. Diese Lösung ermöglicht es, der gewählten Leitidee einer freien Mitte gerecht zu werden. Entlang der gesamten Platzflächen wird dem Stillbach eine angemessen großzügige, gut gestaltete, Freifläche zugewiesen, die mit mehreren, kleinen Aufenthaltsbereichen und Spielstationen den Rad- und Erlebnisweg begleitet.

Die großzügige Lösung bedingt allerdings eine Tiefgarage für das Hotel. Die freie Mitte kann für alle Festveranstaltungen genutzt werden, verfügt aber für den verbleibenden weiteren Zeitraum im Jahr über gute Proportionen und wirkt durch ein gut ausgewähltes Belagsmuster sehr abwechslungsreich. Die Anbindung an die Stadt ist über die entscheidenden Straßen gut integriert.

Der Entwurf wird die Anforderungen erfüllen können und nachhaltig und wirtschaftlich realisierbar sein.