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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2018

Quartierstreffpunkt Dönhoffstraße - Alte Feuerwache

2. Preis

HARTIG / MEYER / WÖMPNER Architekten BDA

Architektur

brandenfels landscape + environment

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Idee
Nach der Umgestaltung des Schulhofes zu einem attraktiven Aufenthaltsraum für alle Altersgruppen des Quartiers wendet sich der Baukörper des Neubaus zwischen dem historischen Schulgebäude und der Alten Feuerwache allseitig der Öffentlichkeit zu. Aus dieser Anforderung wird ein Solitär entwickelt, ein Haus ohne „Rückseite“, der mit dem Quartier und den bestehenden Gebäuden funktional wie baukörperlich different in einen Dialog tritt und gleichzeitig durch seine Eigenständigkeit aus jeder Perspektive als Blickfang wahrgenommen wird.

Städtebau und Freiraum
Ein Fuß-und Radwegekreuz gliedert die Freiflächen des neuen Quartiersmittelpunktes. An der Schnittstelle dieser Durchwegung, dem Zentrum des Quartierplatzes, sind die Eingänge der bestehenden Schule und des Neubaus nahe beieinander, da der unmittelbare Kontakt der Grundschüler zur Mensa, Ganztag und der Mehrzweckhalle vorrangig gesehen werden muss. Aber auch für die Vereinssportler in den Abendstunden ist der Eingang aus allen Richtungen gleichberechtigt gelegen. Der Eingang der alten Feuerwache liegt folgerichtig seitlich am Zugang des Quartierplatzes. Der Neubau wird parallel zur Dönhoffstraße ausgerichtet und gegenüber dem historischen Schulgebäude, wie auch zur alten Feuerwache leicht versetzt. Dadurch wird zum einen die Alte Feuerwache von Süden sichtbarer und der Neubau von Osten zum Blickfang. Die Zugänge zum Quartierplatz werden von allen Straßen durch eine niedrige Klinkermauer in Verbindung mit einem Schiebetor als wiederkehrendes Motiv eingefriedet. Durch die Anlehnung dieser Elemente an die Baukörper beschränkt sich die Notwendigkeit einer Zaunanlage auf den offenen Bereich an der Schulstraße und Hauptstraße. Hier tauschen Bolzplatz und Stellplatzanlage die Position zugunsten eines großzügigen, zusammenhängenden Spielangebots aus Sicht der Schulen. Zwischen der Alten Feuerwache und dem Bolzplatz wird der Freiraum mit verschiedenen Angeboten für das Quartierzentrum und der Schule ausgestattet. Der Quartierstreff erhält eine Gartenterrasse mit schattenspendenden Bäumen. Die Schulen werden neben dem vorhandenen Bauspielplatz um einen Sandspielplatz und ein grünes Klassenzimmer mit Schulgarten bereichert. Gegenüberliegend schützen Sitzmöbel spielerisch die überdachte Terrassenfläche der Mensa. Die „Vorgartenzone“ des Neubaus an der Moskauerstraße und Dönhoffstraße wird als zusätzliche Spielfläche für den Ganztag genutzt.

Funktion und Gestaltung
Beim Umbau der Alten Feuerwache zum Quartierzentrum wird besonders Wert auf die Minimierung des Eingriffs in die bestehende Struktur des denkmalgeschützten Hauses gelegt. Der ehemalige Aufstellort der Löschfahrzeuge wird zur straßenseitigen Terrasse, um Schwellenängste abzubauen. Der Neubau für den offenen Ganztag, die Mensa und die Mehrzweckhalle öffnet sich im Erdgeschoss großzügig zum Quartierplatz. Die bodentiefe Verglasung der Mensa und der auf die Außenfläche abgestimmte Bodenbelag von Mensa und Erschließungszone verstärken den offenen und einladenden Charakter des multifunktionalen Hauses. Die Schultoiletten und die WCs für die Mensa werden zusammengefasst im Windfang des Eingangsbereiches angeordnet, wo sie auch bei Veranstaltungen im Mehrzweckraum mitgenutzt werden können. Der Ganztag hingegen orientiert sich straßenseitig in Süd-Westausrichtung. Der erhaltenswerte Baumbestand an der Dönhoffstraße spendet Schatten für Außen- und Innenraum. Im Obergeschoss des Neubaus befinden sich die Mehrzweckhalle und die Gymnastikhalle mit den dazugehörigen Nebenräumen. Unabhängig von den Öffnungszeiten des Ganztages und der Mensa wird diese Ebene durch eine großzügige Treppe erschlossen, die zum Foyer der Mehrzweckhalle führt, welches entsprechend einer Versammlungsstätte für bis zu 400 Personen angemessen dimensioniert ist. Der Ausblick aus dem Foyer ist ausgerichtet auf den großen Baum vor dem Verwaltungsgebäude der IG BCE. Die Mehrzweckhalle wird durch eine großzügige Fensterfront zur Dönhoffstraße belichtet. Im Zwischenraum der Dreifachverglasung und der äußeren Prallscheibe sorgt ein Vorhang für den erforderlichen Blend- und Sonnenschutz. Gleichzeitig wird die Nutzung als Veranstaltungs- und Feierraum im Straßenraum erlebbar. Ein weiteres Fenster mit niedriger Brüstung hingegen ermöglicht den Ausblick in den Straßenzug der Dönhoffstraße. Im Notfall kann diese Verglasung durch die Feuerwehr geöffnet werden und sichert zusammen mit der doppelflügeligen Rettungswegtür die notwendige Zuluft zur Entrauchung im unteren Drittel der Versammlungsstätte. Aus Blickrichtung der Hauptstraße setzt die markante Auskragung der Gymnastikhalle und deren Fenster zum Quartierplatz ein Signal der besonderen Nutzung. Die Technik des Hauses ist im 2.Obergeschoss untergebracht, nicht zuletzt als gestalterischer Dialog mit der Alten Feuerwache.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch eine allseitige Öffnung des alle neuen Nutzungen integrierenden Neubaus. Der räumliche und gestalterische Versuch mit den Bestandsgebäuden - Alte Feuerwache
und Schulgebäude - in einen neuen städtebaulichen Bezug zu treten, kann als gelungen bezeichnet werden. Mit den vier Seiten wird konsequent ein gutes Spiel von unterschiedlichen Nutzungsansprüchen und angemessenen Raumproportionen gewählt. Der Gebäudeknick im Westen der alten Schule verweist mit der trichterförmigen Öffnung auf die neuen Freiraumangebote. Besonders gelungen erscheint der neue Quartiersplatz an der Alten Feuerwache, der mit Begegnungsstätte im denkmalgeschützten Haus und attraktiver Öffnung des Freiraums in den Speisesaal eine sehr gute öffentliche Bespielung erwarten lässt. Folgerichtig befinden sich alle Eingänge von Mehrzweckhalle und Gymnastikraum im transparent gestalteten nördlichen Teil des Neubaus.
Die Anordnung der Räume des OGS im Erdgeschoss und die größeren Säle im Obergeschoss ist gelungen. Die Büro- und Beratungsräume liegen an der richtigen Stelle. Die Minimierung des Eingriffs beim Umbau der alten Feuerwache wird begrüßt. Die für die Schulhofnutzung vorgesehenen Flächen werden als ausreichend bewertet. Die allseitige Öffnung durch gut dimensionierte Wege zu allen vier umgebenden Straßen unterstützt das Konzept der Integration einer neuen Quartiersnutzung. Kritisch gesehen wird die Neuorganisation und Verschiebung des Parkplatzes sowie des Bolzplatzes. Die Position des sogenannten Lehrerparkplatzes an der Hauptstraße trägt nicht zur Aufwertung der Einkaufsstraße bei. Die Anlage von Fahrradstellplätzen an den drei Eingängen und die gelungene Abgrenzung mit Heckenstreifen geben dem neuen Freiraum einen strukturellen Halt. Kontrovers wird von der Jury der architektonische Charakter diskutiert, unterschiedliche Geschoss- und Randhöhen in der Fassade und Raumkubatur abzubilden. Der Freiraum erscheint mit Tartanhügel und Sandspiel etc. im nördlichen Bereich zu unruhig. Die Entfluchtung des 1. Obergeschosses und die Grundrissgestaltung überzeugen noch nicht. Insgesamt ist ein tragfähiges Raum- und Gestaltungskonzept entstanden, das eine neue Quartiersmitte mit der Schulnutzung verbindet.