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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2018

Neubau und Sanierung Schulzentrum Nord in Bochum

3. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

pbr Architekten Ingenieure

Architektur, TGA-Fachplanung

NH Studio

Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebau/ Erschließung

Das Schulzentrum Nord in Bochum Gerthe soll saniert und umstrukturiert werden. Der Bestand, größtenteils aus der 1970er Jahren, ist stark sanierungsbedürftig. Das Schulzentrum wird durch Teilsanierung und Neubau neu strukturiert. Dem Wunsch, die Schule mehr in den Stadtteil zu öffnen, wird mit diesem Konzept Rechnung getragen. Die städtebauliche Leitidee des Entwurfs verfolgt konsequent die Vernetzung mit seiner Umgebung. Die Adressbildung und außerschulische Nutzung wird so selbstverständlicher Bestandteil. Das neue Schulzentrum erstreckt sich entlang der Heinrichstraße. Mit einer klaren Adresse mit öffentlichem Vorplatz und Zugang im Norden. Auch vom Castroper Hellweg wird die Schule im Stadtraum wahrnehmbar sein. Im südlichen Teil des Grundstücks erstrecken sich die Schulhofflächen. Den Schulen sind eigene Schulhofbereiche zugeortnet: Im Osten der Realschule, im Westen dem Gymnasium. Im südlichen Bereich Richtung Bolzplatz sind die Grenzen fließend. Die bestehenden Zugänge von Nordosten bzw. Südwesten bleiben funktional erhalten und werden in das neue Konzept integriert. Im Kreuzungsbereich Heinrichstraße /Schweriner Straße ist die Stadtteilbibliothek vorgesehen. Der zweigeschossige Baukörper fasst den Stadtraum und besetzt die Ecke mit einer öffentlichen Nutzung. Alternativ wird die Fläche weiter als Schulhof genutzt. Der neue Schulkomplex besteht aus drei Baukörpern, die über eine eingeschossige Halle/Aula verbunden sind. Zwei der Baukörper nehmen die beiden Schulen auf, so dass jede Schule ihr "eigenes" Haus hat. Der dritte Baukörper ist mit den Fachräumen beider Schulen belegt. Alle Gebäudeteile werden durch Aufzüge barrierefrei erschlossen. Im Erdgeschoss sind die gemeinsamen Nutzungen, der Ganztagsbereich und die Verwaltung angeordnet. Die multifunktional nutzbare Aula/Pausenhalle dient als verbindendes Zentrum und Verteiler in die einzelnen Bereiche der Schule. Die Aula mit Mensa kann als abgeschlossene Funktionseinheit für externe Veranstaltungen genutzt werden. Das IST- Zentrum orientiert sich nach Westen und hat einen separaten Zugang. Die Stellplatzflächen an der Heinrichstraße werden teilweise rückgebaut und als Kurzzeitparkplätze in die Vorplatzgestaltung integriert. Die südlichen Parkplätze werden weiterhin vom Castroper Hellweg erschlossen, worüber auch die Anlieferung der Mensa erfolgt.

Phasierung/ Bauabschnitte
Die Umsetzung der Maßnahme im laufenden Betrieb der Schule bedarf eine genaue Ablaufplanung und Unterteilung in einzelne Bauabschnitte. In der ersten Phase wird der Teilbereich der Verwaltung zurückgebaut, um hier den ersten Bauabschnitt zu errichten. Für die Bauzeit wird eine Interimsmaßnahme auf dem Grundstück der Schule eingerichtet. Im ersten Bauabschnitt werden die Verwaltung im EG und die Räume für den Fachunterricht beider Schulen in den Obergeschossen errichtet. Das Schulzentrum ist während der Bauzeit voll funktionsfähig und alle Zugänge können weiterhin genutzt werden. In der 2. Phase wird der dann freigezogene alte Trakt für den Fachunterricht zurückgebaut. In der 3. Phase wird der zweite Bauabschnitt errichtet. Nach dem Umzug des Gymnasiums wird das dreigeschossige Bestandsgebäude kernsaniert. Als letzte Phase zieht die Realschule in den sanierten Bestand um und das Bestandsgebäude der Realschule wird rückgebaut. Es entsteht ein zusammenhängender neuer Schulhofbereich.

Architektur/ Gestaltung
Die Architektur soll einen hellen und freundlichen Eindruck vermitteln. Der vorgeschlagene helle Klinker mit Sichtbetonelementen erfüllt diese Anforderungen. Durch unterschiedliche Mauerverbände wird die Fassade strukturiert und gegliedert. Die Eingänge werden mit Glasfassaden und Sichtbetonelementen akzentuiert. Um den Schulkomplex als zusammenhängendes Ensemble zu kennzeichnen, erhält das Bestandsgebäude dieselbe Fassade. Im Innenbereich dominieren natürliche Materialien, wie Holz und helle Farbtöne. Die neuen Baukörper werden in Massivbauweise mit aussteifenden Treppenkernen und Wänden ausgeführt. Die Gebäudetechnik befindet sich zentral im UG des Bestandsgebäudes an gleicher Stelle, wie die jetzige Technikzentrale. So können Synergien genutzt werden und alle Räume werden über eine zentrale Lüftungsanlage versorgt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die dreigeschossigen Baukörper mit einheitlichem Traufniveau werden von einem eingeschossigen Haupterschließungsbaukörper zusammengefasst. Aus dieser sinnhaften Positionierung ergibt sich die weitere außenräumliche Situierung der Nutzungen. Eine großzügige und einladende Vorplatzfläche orientiert sich zum Castroper Hellweg und damit zu der wichtigen Straßenbahnhaltestelle im Westen. Vom Castroper Hellweg aus erfolgen die Zufahrt zu den Stellplätzen und die Andienung des Gebäudes. Hier liegt auch ein Eingang in das Untergeschoss des hier viergeschossigen westlichen Baukörpers. Durch das Abrücken an der Heinrichstraße wird die gegenüberliegende Bebauung respektiert. Östlich des Haupteingangs rückt ein dreigeschossiges Gebäude näher an die Heinrichstraße heran, ohne den stadträumlichen Eindruck negativ zu beeinflussen. In dieser Flucht und auf Abstand wird die zweigeschossige Stadtteilbibliothek entlang der Schwerinstraße hin zum Ortskern orientiert. Insgesamt fügt sich der Entwurf zurückhaltend in den städtebaulichen Gesamtkontext ein.
Der südliche Hauptbaukörper wird aus dem Bestand heraus entwickelt. Westlich und östlich liegen die Schulhöfe des Gymnasiums und der Realschule mit jeweils direktem Zugang zu dem zentralen Erschließungsgebäude. Die Nähe der Schulhöfe zu den Schulzimmern wäre im Hinblick auf den Lärm zu prüfen.
Durch breite Fensterbänder im Wechsel mit einer profilierten Klinkerausbildung wird eine prägnante horizontale Gliederung der Fassade für alle Gebäudeteile vorgesehen.
Unmittelbar hinter dem Haupteingang liegt im Eingangsbaukörper das eingeschossige Forum, zugleich Aula und im Westen ein zuschaltbarer Speiseraum. So lässt sich auch eine Versorgung einfach bewerkstelligen und die beiden Räume für größere Veranstaltungen gemeinsam nutzen. Eine erwünschte Separierung der Aula innerhalb des Forums sollte in einer möglichen Überarbeitung präzisiert werden.
In der weiteren Folge finden sich hier die Ganztagseinrichtungen. Die Regelklassen der Anne-Frank-Realschule sind in einem verbleibenden Teil des Bestandsbaus untergebracht.
Die Konzentration der Fachklassen in einem separaten Bauteil des 3-geschossigen Ensembles führt dazu, dass die vertikale Erschließung im Haus oft beansprucht werden muss. Dazu präsentiert sich die Vertikalerschließung als räumlich wenig anspruchsvoll. Den Einzelbaukörpern sind die Schulbereiche nicht eindeutig zuzuordnen, vielmehr kommt es zu einer „Schichtung“ der Funktionen. Innerhalb der Typologie „Hof- oder „Atriumhaus“ gelingt es leider nicht, den bestehenden Hof im Erdgeschoss der Anne-Frank-Realschule zur Belichtung der Flurzonen zu nutzen.
Die Darstellung der Kellernutzflächen im Bestand ist fehlerhaft. Die Verlegung der konstruktiv wichtigsten Treppenhäuser wirkt sich vermutlich stark auf die Kosten aus. Die Kleinteiligkeit des Entwurfes mit sechs angegebenen Bauabschnitten führt zu erheblich höheren Interimskosten (geschätzt 0,5 Mio Euro Mehrkosten) und vermutlich zu einer längeren Bauzeit als 2025.
Die schwierige Entwurfsaufgabe wird durch eine Lösung aus einem teilweisen Erhalt des Altbaus und einem Neubauteil bearbeitet. Die sich daraus ergebenden Herausforderungen meistern die Verfasser auf einem hohen Niveau. Der Entwurf liefert eine räumlich interessante sowie gestalterisch und nutzungstechnisch ansprechende Lösung.
Außenvisualisierung

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