Revitalisierung Alte Spinnerei in Kulmbach

Markant für die Arbeit ist eine klare Grundrissstruktur: das Grundmuster eines mittig angeordneten Querriegels mit zwei angegliederten Kubaturen überzeugt. Interessant die in Gestalt und Funktion deutlich unterschiedenen Lichthöfe: grün zu den Wohnungen und Büros, gläsern und architektonisch über dem Foyer. Die Wohnungen sind im Dachbereich gut situiert mit zugeordneten Gärten. Der Wohnanteil ist jedoch insgesamt relativ gering.

Herausragendes Element des Entwurfs ist ein in der Dachzone über dem Erschließungs-Querriegel angeordnetes Café (bezeichnet als „Wolkenbügel“), was in seiner herausstechenden Wirkung jedoch nicht ganz nachvollziehbar ist. Ansonsten orientieren sich richtigerweise Strukturänderungen am vorgegebenen Fassadenraster, wobei auch der Eingang stimmig in die Ostfassade des Kopfbaus integriert wird. Eine getrennte Ausbildung des Eingangs für das Wohnen an dessen Südseite wird positiv gewertet, weitere Eingänge an den Gebäudeecken des Mittelbaus beleben das Haus von außen und garantieren eine sehr gute Erschliessung. Mit dem Erhalt des prägenden Charakters des denkmalwerten Gebäudes bleibt es auch möglich, die überkommene, stadtbildprägende Wirkung des Kopfbaus an prominenter Stelle im Stadtgefüge gerade auch bei Dunkelheit wieder erlebbar zu machen. Hinsichtlich des Wirtschaftlichkeitsverhältnisses liegt der Entwurf im oberen Bereich.

Insgesamt zeichnet sich der Entwurf durch klare Raumdispositionen bei den neuen Nutzflächen bei gleichzeitigem, klaren Bekenntnis zur Erkennbarkeit des Industriedenkmals Spinnerei aus. Er ist eine hervorragende und angemessene Antwort auf die speziellen Anforderungen des Ortes im Spannungsfeld zwischen Umsetzung eines innovativen Nutzungskonzeptes und der Bewahrung eines stadtbildprägenden Anschauungswertes.

Das Spinnereigelände wird durch einen durchgängigen Belagsteppich gestalterisch zu einer Einheit zusammengefasst. Das stringente Plattenraster leitet sich folgerichtig aus der Fassadenstruktur des Spinnereigebäudes ab und wirkt hinsichtlich Materialität und Textur dem Ort sehr angemessen. In diesem sehr differenziert entworfenen Pflasterteppich werden besondere Nutzungsbereiche, für Gastronomie, Spielflächen und Sportflächen durch eine andere Materialität hervorgehoben und wie Intarsien in das Belagsmuster eingelegt. Der Geländesprung zum Kaufhaus Fritz wird geschickt durch Stufen abgefangen,die als Tribüne für den Bolzplatz und als Treffpunkt für Veranstaltungen genutzt werden können. Lockere Baumpflanzungen zonieren die Platzflächen räumlich in angenehme, gut nutzbare Teilräume und schirmen das Spinnereigelände durch einen lockeren grünen Rahmen wohltuend zur Straße hin ab.