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Planungskonkurrenz | 03/2018

Neue Mitte Oberlenningen

Lageplan 1/1000

Lageplan 1/1000

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

WICK + PARTNER ARCHITEKTEN STADTPLANER PARTNERSCHAFT mbB

Stadtplanung / Städtebau

Fichtner Water & Transportation GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Die Ortsstruktur Oberlenningens erstreckt sich längs des Lenninger Tals, eingebettet in die Ausläufer der Schwäbischen Alb entlang des Bachlaufs der Lauter.
Die Amtsgasse quer zum Tal teilt heute das historische Ortszentrum. Während der nördliche Teilbereich mit Rathaus, Marktstraße sowie Martinskirche und Schlössle östlich der Lauter ein Ortsbild prägendes Ensemble bildet, zerfällt das bauliche Erbe südlich der Amtsgasse zusehends und reißt Lücken in die Ortsstruktur.
Die (Wieder-)Herstellung einer funktionierenden und Identität stiftenden Ortsmitte ist Aufgabe und Grundlage unseres Entwicklungskonzepts.

Perspektive
Der Raum entlang der Lauter wird zum neuen Rückgrat der Ortsmitte.
Von Süden begleitet bereits heute ein hochwertiger Freiraum mit Gehölzstrukturen den mäandrierenden Lauf der Lauter bis zur Brücke am Schillerplatz. Ab dort bedrängt die heutige Trasse der Bundesstraße die Lauter und verhindert deren Zugänglichkeit.
Mit der Verlagerung der Ortsdurchfahrt nach Osten entsteht dort eine neue, beidseitig angebaute und damit funktionsbelebte Ortsstraße, in die der Verkehr gestalterisch ortsverträglich integriert wird. Der neue Stadtraum auf der Achse zwischen Rathaus und Schillerplatz definiert die Ortsmitte neu und integriert den Schillerplatz als Auftakt von Süden.
Mit der Maßnahme entsteht entlang der Lauter ein erlebbarer Freiraum, der oben beschriebene Vernetzung von Süden durch die Ortsmitte über den Marktplatz entlang der Marktstraße führt sowie unterhalb des Schlössles das geplante Freiraumkonzept integriert und nach Norden bis zur Papiermühle/Gründungsmühle am Julius-von-Jahn-Platz reicht.
Die heute bestehenden Raumkonflikte durch die funktionale Trennwirkung der Bundesstraße in der Ortsmitte, deren geringe Nutzungs- und Aufenthaltsqualität sowie deren Immissionseinwirkung auf den Marktplatz werden aufgehoben.
Östlich der neuen Ortsstraße entstehen vier Quartiere. Unterschiedliche ergänzende Nutzungen tragen zur Belebung der Ortsmitte bei. Entlang der neuen Ortsstraße sind Versorgungsangebote angesiedelt, in die Quartierstiefe entstehen neue Wohnangebote. Die Grundschule wird durch die Kita und Hort zu einem Bildungsquartier ergänzt.

Entwicklungsstufen
Das Entwicklungskonzept berücksichtigt die geforderte stufenweise Umsetzung. Bausteine der Neubebauung an der Lauter können auch mit der bestehenden Trasse der Backhausstraße realisiert werden. Schrittweise Ersatzbauten für Bestandsnutzungen erlauben eine stufenweise Realisierung. Genauso kann der Standort für einen Einzelhandel an der Ecke am Burgtobelweg entlang der heutigen Schwelchergasse vorab realisiert werden. Mit der Verlegung der Straßentrasse erfolgt der entscheidende Schritt zur funktionalen Neuordnung und räumlichen Aufwertung.
Innerhalb der Quartiere können Ersatzbauten neuen zeitgemäßen Wohnraum bieten. Der mittelfristige Erhalt einzelner Bestandsbauten steht jedoch einer Gesamtentwicklung nicht entgegen.

Erschließung und Stadtraum
Die neue Trasse der Bundesstraße wird ortsverträglich in die Gestaltung des Stadtraums integriert. Großzügige Fußgängerbereiche bilden den Vorbereich der Erdgeschossnutzungen der neuen Gebäu-de. Die Fahrbahn ist durch ein Niederbord definiert und stellt keine Barriere mehr dar. Beidseitige Baumreihen bilden die wirksame Raumführung. Die Sicherheit und Aufenthaltsqualität wird durch eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 30km/h gewährleistet.
Die neuen Quartiere werden durch ein reduziertes Wegenetz erschlossen. Die Parkierung auf dem eigenen Grundstück kann dabei gewährleistet werden. Die Neubauten an der Lauter erhalten aufgrund der Hochwasserproblematik keine eigenen Tiefgaragen. Für die Handelsnutzungen sind im öffentlichen Raum ausreichend Parkplätze vorhanden. Die Stellplätze der Wohnungen befinden sich in den Quartiersgaragen nordöstlich der neuen Bundesstraße und sind fußläufig schnell und bequem zu erreichen.
Mit einer neuen Brücke über die Lauter wird der Schulweg von westlich der Lauter auf direktem und sicherem Weg über die Bundesstraße und durch das neue Quartier geführt. Diese Verbindung dient ebenso als attraktive Anbindung an das außerörtliche Radwegenetz.

Freiraum entlang der Lauter
Voraussetzung für die Erlebbarkeit der Lauter ist eine gute Zugänglichkeit des Auebereichs. Eine neue Wegeführung verbindet vom und zum Marktplatz und lässt eine attraktive Freiraumfolge entstehen. Mit der Integration des Backhauses, der Kanäle und Wehre wird die Ortsgeschichte und die “Energie“ Oberlenningens ablesbar. Dabei bleiben die Blickbeziehungen zum Schlössle und zur Kirche erhalten beziehungsweise werden neu inszeniert.
Punktuell wird die Zugänglichkeit der Uferlinie durch Aufweitungen verbessert und damit ein Beitrag zum Hochwasserschutz geleistet. Die neuen Gebäude liegen in Ihrer Höhenlage außerhalb des vom Hochwasser betroffenen Bereichs. Bei extremen Ereignissen bieten die Sitzmauern an der Lauter in Kombination mit mobilen Elementen einen zusätzlichen Schutz.

Rathauserweiterung
Die neuen Räume für die Verwaltung werden östlich des Rathauses am Standort des heutigen Bauamts vorgeschlagen. Der Neubau erstreckt sich entlang der Amtsgasse und fasst diesen Straßenraum neu. Der längsgerichtete Ergänzungsbau kann funktional organisiert an das bestehende Rathaus angebunden werden und gewährleistet die barrierefreie Erschließung des gesamten Rathauses.
Das Erdgeschoss öffnet sich mit Mehrzweckräumen zum bestehenden Grünraum und verbindet so die geforderten Verwaltungsräume mit einem flexiblen Raumangebot für die Bürgerschaft.
Der Sitzungssaal im ersten Obergeschoss erstreckt sich bis in den Dachraum und gibt über die Giebelwand einen Blick nach Osten zum Albtrauf frei. Das Gebäudekonzept verbindet so die klare stadträumliche Setzung mit einem Bezug zur einzigartigen Landschaft.

Architektur
Die Bausteine des Entwicklungskonzepts prägen unter Berücksichtigung historischer Elemente eine neue Ortsmitte. Die Neubauten sollen als Putzbauten mit geneigten Dächern einen zeitgemäßen Ausdruck erhalten und als individuell gestaltete Baukörper dennoch zu einem einheitlichen Gesamtensemble – im Sinne der Vielfalt in der Einheit – beitragen.

Nutzungsverteilung
Das vorgeschlagene Entwicklungskonzept schlägt eine sinnvolle Nutzungsverteilung des durch die Aufgabenstellung nachzuweisenden Nutzungsprogramms vor. Publikumsintensivere Nutzungen werden so konzentriert, dass eine Belebung der Ortsmitte gesichert ist. Die Integration der Bundesstraße stellt eine wesentliche Voraussetzung für die wirtschaftliche Fortführung der Läden und Versorgungsangebote vor Ort dar.
Gleichzeitig besitzt das Entwicklungskonzept eine soweit stabile Struktur, dass abhängig von möglichen Umsetzungsschritten aufgrund der Grundstücksverfügbarkeit die Nutzungsverteilung und die Bautypologien angepasst werden können. Eine so weitgehende Umstrukturierung der Ortsmitte setzt eine langfristige Strategie im Rahmen eines Entwicklungsprozesses voraus. Unser Entwicklungskonzept kann hierzu die Grundlage bilden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit fokussieren auf eine Stärkung des grünen Bandes an der Lauter. Mit einem sich nahezu durchgängig am Fluss entwickelndem Freiraumkonzept entstehen stimmungsvolle Sequenzen und einladende Freiräume. Erfreulich zurückhaltend werden versiegelte Flächen eingesetzt – der dörfliche Charakter beidseits der Lauter überzeugt, der Maßstab trifft den Ort.

Neben der Stärke dieser Idee vermag die Arbeit sowohl in der verkehrlichen als auch in der Dimension der neu platzierten Baukörper nicht vollständig zu überzeugen.

Etwas unglücklich wirkt die über die derzeitige Situation ausgeführte geschwindigkeitsfördernde Führung der Bundesstraße, diese gerät zu schwungvoll, zu einladend zum Schnellfahren. Dafür wird unverständlicher Weise der ohnehin knappe Gehwegbereich der Amtgasse auf der Nordseite beschnitten und das Haus Nr. 17 hinterfragt.

Ebenso diskutiert die Jury, ob die Proportion der Bebauung entlang der Hauptstraße ortsbildzuträglich ist. Die Bauten auf der Nordseite bilden durchgängige Raumkanten, die den Maßstab der Ortstruktur noch nicht ganz treffen. Die Rathausergänzung entlang der Straße erscheint im Verhältnis des Bestandsgebäudes in Proportion und Dimension optimierbar.

Die Bebauung auf der Südseite zur Lauter bietet große Chancen. Die Größe der Raumöffnung zum Marktplatz wird kritisch diskutiert.
Die Straßenführung erzeugt zugige Räume. Der Marktplatz bleibt wenig gefasst und wird vom Verkehr weiterhin beeinträchtigt.

Die expressiv geformten Gebäude an der neuen Backhausgasse wirken als Solitäre, beherbergen geschickt gelöste Grundrisse bei großer Bautiefe und bieten richtig angelegte Querungen zur Lauter.

Die Wegeführung entlang des Flusses führt hier unnötig knapp entlang der Gebäudekanten und schafft keine klare Hinführung zum Schillerplatz. Das ist schade und widerspricht dem Konzept.

Die neu ausgebildete Allee (Neue Backhausgasse) bietet zwar dem ruhenden Verkehr Platz, schafft aber noch keinen stimmungsvollen Raum. Charakter, Ausformung und Funktionalität dieses Bereiches werden intensiv besprochen und erscheinen entwicklungsfähig. Die Ausbildung der Kreuzung zur Steinstraße wird relativ stark betont.

Der nördliche Bereich um die Steinstraße wird sinnvoll mit neuen Nutzungen belegt. Der Quartiersplatz ist gut gesetzt und bildet einen schönen Akzent. Zwischen den kleinteiligen Feldern im Norden und den kräftigen Baumassen im Süden entsteht ein starkes Spannungsfeld, jedoch vermittelt die Topografie. Dieser Ansatz wurde kontrovers diskutiert.
Vermieden werden sollte, dass das Gebiet zu stark in inhaltlich verschiedenste Quadranten zerfällt.

Die Stärke der Arbeit liegt im Ansatz, die Lauter zu thematisieren und alle Maßnahmen auf diese einmalige Situation zu beziehen. Die neuen Raumkanten sind insgesamt sensibel gesetzt und können neue räumliche Qualitäten durch die Abfolge von Raumsequenzen erzeugen.
Die Arbeit bietet insgesamt eine robuste Grundstruktur und gute Entwicklungsoptionen für die Ortsmitte.
Piktogramme

Piktogramme

Bauabschnitte

Bauabschnitte

Lageplan 1/500

Lageplan 1/500

Neue Ortsachse mit Blick Richtung Rathaus

Neue Ortsachse mit Blick Richtung Rathaus

Freiraum an der Lauter

Freiraum an der Lauter

Schnitt A

Schnitt A

Schnitt B

Schnitt B

Grundrisse

Grundrisse

Modell

Modell

Modell

Modell