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Einstufiger, beschränkter Realisierungswettbewerb in zwei Bearbeitungsphasen nach GRW 1995 | 11/2007

Projekt Brühl

Ankauf

steidle architekten, Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH

Architektur

  • Mitarbeitende:

    Manfred Erich, Johannes Ernst Andrea Winkler Maria Fischl Jinrong Zhong Manfred Erich, Gebäudetechnik: HL-Beratungs- und Beteiligungs-GmbH München Retail: Ippolito Fleitz Group Stuttgart Verkehrsplanung: Roland Neef Unterhaching

Erläuterungstext

Wettbewerb Projekt Brühl – Leipzig

Städtebau

Die grundsätzliche Strukturierung des Gebäudes in vier Blöcke wurde beibehalten und im stadträumlichen Maßstab, insbesondere im Bereich der Erdgeschosse erlebbar gemacht. Durch den Entfall der beiden, jeweils nach Norden und Süden ausgerichteten Vordächer, rücken die Gebäude wieder an die Position der historischen Stadtblöcke heran, ohne diese zu imitieren. Insbesondere die präzise Schließung im Bereich des Museums sorgt hier für eine Stabilisierung dieses Raumes und stellt das Museum samt Umfeld als den eigentlichen öffentlichen Raum heraus.
Durch das Zurückspringen der Einkaufs- und Parknutzungen zwischen den Blöcken werden diese bis in das EG erlebbar. Gleichzeitig nehmen diese Fugen die Erschließung für Wohnnutzung auf und schaffen somit eine sehr klare Adressbildung für die Bewohner. Hierdurch werden auch die unterschiedlichen Nutzungsebenen (Wohnen – Einkaufen) getrennt und sortiert.
Ebenfalls an die historisch überlieferte Position rückt das Gebäude an die Hallische Torstraße heran. Durch die ansteigende Gebäudekubatur des Neubaues (etwa auf die Seitengiebelhöhe des Nachbarbaues) entsteht eine neue Torsituation nach Norden. Somit wird die Kontinuität der Gebäudekanten entlang des Rings gewahrt, gleichzeitig durch das Gegenüber zweier Hochpunkte ein markantes, torartiges Profil erzeugt.
Im Bereich der sog. Blechbüchse, die in der neuen Funktion vielleicht zur Kulturbüchse werden könnte, markieren sowohl auf der Nord- als auch Südseite zwei Erschließungsfugen die Trennung bzw. den Übergang zwischen Alt und Neu. Die Fuge auf der Südseite, zum Brühl hin, liegt in direkter Nähe zum hier ehemals situierten Geburtshaus Richard Wagners. Die durch die bauliche Zäsur entstehenden Flächen (Wände, Böden, Fassaden etc.) können Bestandteil einer Konzeption der Wagner Erinnerung werden. Dies könnte ein eigenständiges Kunstprojekt wohl am besten und glaubwürdigsten leisten.
Die Höhenentwicklung der Gebäude orientiert sich den städtebaulichen Randbedingungen der bestehenden Nachbarschaft. Zu den jeweiligen Hochpunkten steigen die Gebäude kontinuierlich an und erzeugen somit eine bewegte Dachlandschaft welche die Stadttopographie spannungsvoll ergänzt. Wichtige Orte und Übergange sind hier das Hallische Tor, der Sprung zur Blechbüchse sowie der visuelle End- und Umlenkungspunkt der Katharinenstraße. Hier zeigt das Gebäude mit einer großzügigen, zweigeschossigen Öffnung seine innere Struktur und Funktion und leitet in die neu entstehende, historische Plauensche Straße über.

Funktion

Im Bereich der Verkaufsebenen, der Mall, haben wir die bereits vorhandene Struktur ebenfalls beibehalten und räumlich weiterentwickelt. Ansatzpunkt hierfür war eine städtebaulich – räumliche Überlegung: Die Plauensche Straße soll zu einem qualitätvollen, attraktiven Raum werden, das vermeintlich schwächste Glied in der Kette zum attraktiven, ja spektakulären Anziehungspunkt. In einer dreidimensionalen Durchdringung der unterschiedlichen Räume – Gasse- Mall- Brücke mit den unterschiedlichen Funktionen (Mall, Fuß- und Radfahrer, Autos) erschließt sich die Schönheit und Komplexität des Gebäudes. Durch eine, auf beiden Seiten der Plauenschen Straße gleichermaßen entwickelte, Aufweitung der Mall entsteht ein eine vielschichtige Raumsituation die zwischen Innen und Außen, Straße und Platz, Oben und Unten, Weite und Enge oszilliert, dem Gebäude als Zentrum dient und zur Identitätsbildung des gesamten Quartiers einen entscheidenden Beitrag leisten wird.
Funktional wird an dieser Stelle im Untergeschoss genau im Schnittpunkt unter der Straße und Mall eine Inselbespielung mit unterschiedlichen Food Angeboten als Anziehungspunkt dienen. Dieser Bereich ist durch die sternförmige Form einerseits unter der Straße gelegen und damit von oben geschützt, als auch über die großen Lufträume von der Straße und dem ersten Obergeschoss wahrnehmbar. Von beiden Seiten führen Rolltreppen in diesem Bereich in alle Etagen um hier eine maximales Bewegungspotential zu ermöglichen. Ausgehend von diesem Bereich werden die Blicke in die Mall hinein, Richtung der beiden Ankerpunkte gelenkt.
Im Bereich der seitlichen Eingänge haben wir deren Positionen stärker hin zu den jeweiligen Eckpunkten der äußeren Gebäude hin verschoben. Hierdurch schieben sich diese Bereiche stärker in das Sichtfeld der hier endenden Straßenachsen. Durch die Verschiebung der Eingänge ergibt sich eine Bewegung der Mall innerhalb des Grundrisses hin zur Diagonalen. Sowohl beim bereits beschriebenen inneren Platz an der Plauenschen Straße als auch in den Eingangsbereichen haben wir die amorphe Formensprache der Blechbüchse aufgenommen und weitergeführt. Hierdurch kommt es zu einem Spannung erzeugenden Dialog der in der äußeren Erscheinung eher orthogonal entwickelten Stadtbaukörper und dem „weichen“ Innenleben. Der östliche Eingang wird durch eine zweigeschossige Öffnung samt Rücksprung in der Fassade markiert, der westliche Eingang im Bereich der Blechbüchse wird eingeschossig bleiben. Hier muss im Detail, in Absprache mit dem Denkmalschutz eine attraktive Lösung erarbeitet werden.



Parken
Die Erschließung der Parkierung erfolgt nun über nur noch eine Spindel im Bereich der Hallischen Tor Straße und umfasst das gesamte 2. Obergeschoss sowie zwei weitere Geschosse der Blechbüchse. Im Übergang an der Plauenschen Straße können die Autos offen über die Brücke fahren. In den Wintermonaten wird es einige Tage geben in denen diese kurze Strecke beheizt werden wird. Die Überfahrbarkeit ist von den statischen Bedingungen so zu gestalten, dass keine über den üblichen Ausdruck des Gebäudes hinausführende Aufwendungen notwendig sein werden.

Wohnen

Die Wohnungen gruppieren sich um drei Wohnhöfe. Die Erschließung erfolgt, wie bereits beschrieben über Treppenhäuser an den Ecken der Baufelder, wodurch im Erdgeschoss eine gute Adressbildung möglich wird. Die jeweiligen Wohnungen werden dann über den Wohnhof erschlossen, welcher als Kommunikations- und Erholungsbereich ausgeformt wird. Prinzipiell können zwei unterschiedliche Wohnformen angeboten werden: Das Flat, eine flexibel nutzbare, ebene Wohnung mit großer Wohn, -Eß-, Küchen- und Loggienzone zum Hof und den Schlafräumen zum Garten oder eine Art städtischem, zweigeschossigen Reihenhaus. Beide Wohnungstypen haben keine inneren Stützen und können dadurch individuell gestaltet werden. Insgesamt entsteht somit eine einzigartig großzügige, ruhige und grüne Wohnsituation in unmittelbarer Bahnhofsnähe mit optimalem Einkaufsangebot. Die Nordseite zum Ring wird durch Kellerersatzräume sowie in den Ecken durch Technikflächen besetzt. Somit muss keine Wohnung zum Ring ausgebildet werden, die Höfe werden gegen Schall geschützt und die Ausbreitung unschöner Technikaufbauten auf die Dächer wird verhindert. Durch das komplette Freihalten des Daches von Technikaufbauten können diese für Terrassenflächen genutzt werden oder zur Installation alternativer Energiegewinnungsanlagen herangezogen werden.

Kultur und Kindergarten

Die kulturelle Nutzung sowie der Kindergarten werden im Dachbereich der Blechbüchse untergebracht. Die Erschließung erfolgt über die zwei, in den Gebäudefugen untergebrachten Erschließungskerne. Vorteil dieser Positionierung ist die vollkommene Abkopplung der lärmintensiven Nutzungen vom Wohnungsbau, wobei eine Verbindung über Treppen und Brücken wünschenswert wäre. Da sich die jeweiligen Nutzungen Kindergarten und Kultur noch in den Tag und Nacht Zeiträumen unterscheiden kann es auch hier nicht zu Interessenskonflikten kommen.