modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 04/2018

Umbau und Erweiterung des Schüco-Showrooms zum Besucherzentrum in Bielefeld

1. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

one fine day office for architectural design

Architektur

TEUFFEL ENGINEERING CONSULTANTS

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Schüco Unfolded
Für die Konversion der zwei bestehenden Hallen zu einem neuen Besucherzentrum soll das Bestandsgebäude so erneuert werden, dass es als formal eigenständiges und außergewöhnliches Bauwerk der Außendarstellung eines Global Players gerecht wird und den Campus belebt. Als „Herz” des Campus muss sich das Haus mit seinem Kontext so verbinden, dass es von Mitarbeitern und Gästen als selbstverständliche und doch inspirierend andersartige Welt erlebt und angenommen wird. Diese Welt ist schließlich ein immersiver Innenraum, aus dessen Zentrum sich dem Besucher die Themenwelt von Schüco erschließt.
Das Besucherzentrum erfüllt alltägliche Funktionen der Ausstellung, Produktinszenierung und -Präsentation, der Kommunikation und Entspannung.
Darüber hinaus kann das Haus aber zu besonderen Eröffnungen, Produktvorstellungen, Firmenfeiern, o.ä. einen eher festlichen Charakter annehmen, der, außen, durch die verfeinerte Gebäudegeometrie und -materialität eingeleitet wird, um, innen, im räumlich und atmosphärisch aufwendigen Foyer seine Entsprechung zu finden.
Diese Atmosphäre entsteht aus der räumlichen Übersetzung einer kontrolliert dynamisierten Formensprache, die die kurvilinearen Geometrien der zeitgenössischen digitalen Architekturavantgarde mit der orthogonalen Grundgeometrie der Bestandsgebäude vereint. Dabei erzeugt die parametrisch transformierte Gebäudegeometrie Spannungsbögen für die Inszenierung von Bewegungs- und Kommunikationsräumen. Funktionen, die ruhige Raumzuschnitte benötigen, werden in die dazwischenliegenden kubischen Räume eingefügt.
Aus der Verschmelzung dieser Formensprachen resultiert eine differenzierte Komplexität, die das Besucherzentrum gleichsam aufregend und weltgewandt, aber auch angemessen bodenständig und authentisch erscheinen lässt. So spiegeln sich die Ansprüche, Methoden und Möglichkeiten einer zukunftsorientierten Planungs- und Fertigungskultur, die auch von Schüco nachdrücklich vertreten wird, in der Gestaltung des Gebäudes.

Städtebau
Das Besucherzentrum wird in bestimmten Bereichen funktional, formal und atmosphärisch fließend mit dem Campus verzahnt. Den Beziehungen zwischen Besucherzentrum und den drei wichtigen Außenräumen: Piazza, ‚green lounge‘ und Werkhof, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.
Die im bestehenden Masterplan besonders gestärkte diagonale Achse zwischen neuer Verwaltung und Parkhaus, aber auch die wichtige Verbindung zum Technology Center bedürfen einer klaren Reaktion des Besucherzentrums an der Nordseite. Wir haben die Richtungen aufgegriffen und für das Aufbrechen der Hallenvolumina direkt übernommen. So werden diese wichtigen Verbindungen mit Schaufenstern unterschiedlicher Art inszeniert: auf der einen Seite gibt das Schaufenster der ‚Gläsernen Fertigung‘ einen großzügigen Einblick in die Maschinenhalle; daneben bespielt die herausgedrehte Medienfassade den Vorplatz. In die davorliegende ‚green lounge‘ werden Sitzstufen eingebettet, die im Alltag als informeller Aufenthaltsbereich dienen, die aber auch für gemeinsame Außenveranstaltungen (z.B. für „public viewing“) genutzt werden können.
Zwischen den herausgedrehten Schaufenstern entsteht ganz selbstverständlich ein großzügiger und klar definierter Eingangsbereich, der die aus verschiedenen Richtungen ankommenden Besucher „einsammelt“ und ins Besucherzentrum führt.
Der bestehende Eingangsbereich an der nordwestlichen Ecke des Besucherzentrums wird zu einem Café, das sich mit einer großzügigen Veranda zu einer Piazza (vorher ‚Activity Zone‘) ausrichtet. Dieser Platz bildet ein selbstverständliches Zentrum zwischen Besucherzentrum, ‚Technology Center‘ und Verwaltungsgebäude. Dieser Platz ist besser besonnt, als die selbstverschattete Nordseite des Besucherzentrums.
Da viele Besucher den Campus von Süden über die Schücostraße erreichen, haben wir den Werkhof südlich der Maschinenhalle bewusst aufgewertet. So gibt das hier liegende Schaufenster der gläsernen Fertigung als repräsentative Fassade dem von Süden kommenden Besucher erste Einblicke. Man bekommt so nicht das Gefühl, über eine Rückseite anzureisen. Auch liegt hier der Zugang zur Ausbildungswerkstatt, deren Präsenz am neugestalteten und in Teilen begrünten Werkhof verbessert wird.
Innenraum
So, wie der Campus verschiedene Gebäude mit unterschiedlichen Funktionen zusammenfasst, so führt auch das Besucherzentrum vier eigenständige Nutzungen zu einem Ganzen zusammen: Showroom, Gläserne Fertigung, Studio Digital und das Café als alltägliches gemeinschaftliches Zentrum. So bietet das Besucherzentrum einen konzentrierten Einblick in die vielschichtigen Produkte, Prozesse und Intentionen des Unternehmens.
Das Eintauchen in diese ‚Welt‘ ist ein immersiver Vorgang, der, um wirksam zu werden, außenräumliche Bezüge sinnvollerweise ausblendet. Deshalb werden die Besucher über einen inszenierten Eingang direkt in das Innere des Gebäudes geführt, und hier – wörtlich – ins Zentrum des Foyers gestellt. Um den Besucher herum entfalten sich dann die Themen und deren inhaltliche Beziehungen werden erlebbar.
Eine großzügig gestaltete Treppe führt auf die Galerie, die einerseits den Verkaufsräumen im Obergeschoss Ruhe und den bestmöglichen Ausblick auf die Maschinenhalle gibt, und andererseits neue Perspektiven zwischen Besuchern und Präsentationen im und um das Foyer ermöglicht.
Ähnlich der Wendeltreppe erhalten das Foyer und die angrenzenden Nutzungen weitere besondere Elemente, die explizit auf den menschlichen Maßstab eingehen, wie den Empfangstresen, die Nische für vertrauliche Gespräche im Café, aber auch verschiedene Grünzonen (s.u.). Mit dieser dritten Maßstabsebene bekommt die Architektur eine haptische oder wohnliche Note, die die Unternehmenspräsentation im Besucherzentrum emotional auflädt..

Material und Ökologie
Die Verantwortung für die Nachhaltigkeit von Gebäuden und das Wohlbefinden in urbanen und architektonischen Räumen wird auf dem Schüco Campus (u.a.) mit der gezielten Vergrößerung von Grünräumen und Erholungsflächen beantwortet. Entsprechend werden auch innerhalb des Besucherzentrums gezielt Grünflächen (Hochbeet, Patio, Vertikaler Garten) eingesetzt, um die Wichtigkeit der Beziehung von Architektur und Natur herauszustellen.
Aus ökologischen und ökonomischen Gründen wird die Tragkonstruktion des Bestands nicht angetastet und für die Anbauten im Stahlbau ergänzt. Das bestehende Fassadenmaterial wird soweit möglich erhalten und auf den Anbauten in verfeinerter Form ergänzt. Das Dach wird in Teilen extensiv begrünt und schafft mit den bestehenden PV-Anlagen eine attraktive und ökologisch sinnvolle Dachaufsicht.
Phasierung
Für ein zukünftig sinnvoll organisiertes Besucherzentrum ist die grundlegende Reorganisation der bestehenden Hallen notwendig. Nicht nur ist die Maschinenhalle als klar definierter eigenständiger Raum zu organisieren. Auch der Showroom kann direkt mit der angrenzenden Logistik gekoppelt werden, wodurch Platz für das großzügige Foyer im Innenraum entsteht.
Daher schlagen wir vor, zuerst den Showroom einzurichten und zunächst von Westen zu erschließen. Nach Bau der nördlichen Anbauten und des Foyers kann der Showroom dann zum Foyer

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch eine große Eigenständigkeit bei der Umsetzung der Aufgabenstellung. Die Architektur gliedert sich in zwei große Funktionsbereiche, die auch klar in der Materialität in warm und kalt dargestellt sind. Die Maschinenhalle und die Funktionen Showroom mit dem Studio Digital und den dazugehörigen dienenden Funktionen werden mit einer vielfältigen innenräumlichen Landschaft verknüpft, die mit geschickter Belichtung und Formensprache fließende Übergänge zwischen den einzelnen Funktionsbereichen schafft.
Der auf den ersten Blick scheinbar geschlossene Zugangsbereich bekommt mit der Medienwand einen interessanten Hingucker, der auch in Zukunft vielfältige Möglichkeiten der Selbstdarstellung der Firma Schüco ermöglicht. Das Café ist gut proportioniert und positioniert, die Ausrichtung zur seitlichen Plaza lässt erwarten, dass es auch durch Mitarbeiter gut angenommen wird. Es wird ein gelungener Außenbezug hergestellt. Zum Shop wäre eine dezente Öffnung des Cafés mit Ein- und Ausblicken wünschenswert.
Der eigentliche Eingangsbereich erscheint etwas schmal dimensioniert und sollte präsenter sein. Die Maßstäblichkeit in der Höhe ist sehr gut gewählt.
Auf der Seite zum Parkhaus wären Fassadeneinschnitte, die einen Einblick in die Ausstellungsräumlichkeiten gewähren, wünschenswert, um einen Spannungsbogen beim ankommenden Besucher aufzubauen.
Das Konzept ermöglicht eine große Flexibilität in Bezug auf zukünftige Anpassungen in der Ausstellungskonzeption sowie Erweiterungsmöglichkeiten nach Süden, was als sehr positiv bewertet wird. Die Gestaltung des Übergangs von Dach zu Fassade wird kritisch beurteilt und müsste im weiteren Verfahren noch überarbeitet werden.
Der Umgang mit radialen Einschnitten in das Gebäudevolumen sollte im weiteren Entwurfsprozess versachlicht werden.