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Mehrfachbeauftragung | 02/2018

Neugestaltung Fabrikplatz und Umfeld in Wallerfangen

1. Rang

HDK Dutt & Kist GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Leitgedanke des Entwurfs ist das Bekenntnis zur Moderne und dem prämierten Wettbewerb-Entwurf von Karl Hanus, aber auch die retrospektive Weiterentwicklung des denkmalgeschützten Ensembles in die Zukunft.

Der Fabrikplatz soll als Alleinstellungsmarkmal von Wallerfangen in seinen räumlichen Qualitäten gestärkt und ausdifferenziert werden. Davon ausgehend wird das Hanus-Konzept durch den Neubau eines Pavillons und einer Baumterrasse weiterentwickelt. In etwa an dem Standort, wo Hanus bereits einen großen Hallenbau vorgesehen hatte, sehen die Verfasser einen größeren Pavillon vor, der als Scharnierelement diese wichtige und problematische Platzseite fasst – aus denkmalpflegerischer Sicht sehr begrüßenswert, weil damit der bisherige Fragmentcharakter der Ortsmitte an entscheidender Stelle geheilt wird. Vergleichbar sinnvoll und wichtig ist die Fassung des Platzes im Bereich des Brunnens und entlang der Hospitalstraße durch die vorgesehene Baumterrasse.

Durch den markanten Neubau eines Marktpavillions, der den Rathausbalkon integriert und somit zum Leben erweckt und die neue Baumterrasse werden Eckpunkte markiert die zu einer räumlichen Fassung eines zentralen Grün- und Aufenthaltsbereiches beitragen und gleichzeitig die Randbereiche und den Übergang zur umgebenden Bebauung definieren. Der Baumhain aus kastenförmig geschnittenen Platanen auf einem erhabenen Plateau repräsentiert einen gebauten Kubus, ähnlich des von Hanus vorgeschlagenen städtebaulichen Entwurfs für den Fabrikplatz aus dem Jahr 1959. Somit ist die von Hanus geplante Symmetrie wieder vervollständigt. Die Attraktivität des vorhandenen Brunnens wird durch die neue perspektivische Wahrnehmung enorm gesteigert. Die Anlage der Baumterrasse als räumliches Element bietet auch eine neue funktionale Qualität, ob zum Feiern, Verweilen oder Boule spielen.

Der Festplatz wird an der Hauptstraße in einer nutzbaren Größe belassen, erhält durch die neuen Elemente sowie die Rasenstufen zum Rathaus eine deutlich attraktivere Fassung. Die ergänzenden Baumpflanzungen sind gut gesetzt. Dagegen kann die kleinteiligere Gestaltung vor den Rathauspavillons auf der oberen Terrasse nicht überzeugen. Die rückwärtige Anbindung des Rathauses mit Schaffung eines Durchgangs von der Rathausstraße ist dagegen gut gelöst. Der ältere und wertvollere Baumbestand wird durch die Planung erhalten.

Das konsequente Parken als Längsparken mit Baumstandorten vor den heterogenen Fassaden in Maschinen- und Rathausstraße erweitert und rahmt gleichzeitig den zentralen Platzbereich, fließende Übergänge werden geschaffen. Die Umsetzbarkeit dieser Baumpflanzungen ist hinsichtlich vorhandener Leitungsführungen zu überprüfen. Der neue Marktplatz-Pavillon als Auftakt des Rathausbereiches kann mit den vorgeschlagenen Nutzungen (repräsentativer Gemeinderaum / Sitzungssaal, Tourist-Info und vor
allem durch Gastronomie/Café mit Außenbestuhlung) zu einer spürbaren Belebung und Aufwertung dieses Bereiches beitragen. Gleiches gilt für die Verlagerung und thematische Ausgestaltung des Spielplatzes an der Maschinenstraße.

Der barrierearme Aufstieg zum Rathaus sowie die Rasenterrassen stellen eine verbesserte Bindung der denkmalgeschützten Gebäude mit der unteren Terrasse und der Hauptstraße her. Die gestalterischen Vorschläge zur Aufwertung im Übergang des neuen Kreisverkehrs zum neuen Einkaufsmarkt überzeugen.

Auch die Gestaltung der Hausvorflächen und Straßenräume im Zusammenhang mit dem Rückbau der Fahrbahnbreiten sowie der Verwendung eines speziellen aus der Geschichte hergeleiteten „Wallerfanger Pflasters“ (Steingutteppich) tragen zu einer wesentlichen Attraktivitätssteigerung bei. Die grundsätzlich zu begrüßenden Baumpflanzungen im Straßenraum sind im Hinblick auf die unterirdische Leitungssituation und dem Angebot zusätzlicher Kurzzeitparkplätze im Straßenraum zu überprüfen.

Ebenso die Anordnung der Senkrecht-Stellplätze im Bereich des Zillkens Eck am nördlichen Ortseingang. Die Ausgestaltung des Ortseingangs mit Bahnhof sowie Einbeziehung der Radlerraststätte und Fortsetzung der Kastanienallee überzeugen. Die bewusste Setzung der Baumart der Paulownie (Blauglockenblüten-Baum) an platzartigen Aufweitungen im Straßenverlauf stellt ebenso wie die Vorschläge zur Verwendung blaublütiger Staudenmischpflanzungen in privaten Vorgärten einen sinnfälligen Bezug zum „Wallerfanger Blau“ dar. In diesem Zusammenhang überzeugen auch die Nutzungsvorschläge zu Gebäudevorzonen und Fassadengestaltungen abhängig von der jeweiligen Nutzung (Wohnen / Gewerbe, Dienstleistung / Gastronomie) zur Stärkung einer Ensemblewirkung in der Ortsmitte Wallerfangens.

Der Vorschlag zur Führung des Radverkehrs parallel zur stark befahrenen Hauptstraße besticht und überzeugt durch seine Ortskenntnis. Dies wird durch den Vorschlag von verschiedenen Themenwegen, die die Ortsmitte mit der Landschaft verbinden, unterstrichen und kann eine flankierende Maßnahme zur Stärkung der touristischen Attraktivität neben den bereits vorhandenen Attraktionen darstellen.

Der Entwurf lässt sich gut in einzelnen Bauabschnitten umsetzen und schafft jeweils bereits zu Beginn eine eigenständige städtebauliche Aufwertung und hochwertige Nutz- und Aufenthaltsflächen.
Die Ortskenntnis der Bearbeiter spiegelt sich in den vielen unterschiedlichen Details wie Ortseingängen Wegeführungen und Hinweistafeln wieder und lässt die Arbeit als gewachsene und trotzdem moderne und maßstäbliche Planung erscheinen, die einen wertvollen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Wallerfanger Ortsmitte liefert. Ausgehend von diesen Problemlösungen setzt sich der Beitrag aus zahlreichen Details zusammen, die im Einzelnen ggf. noch zu diskutieren sind, die aber alle von einem großen Respekt vor dem Vorhandenen gekennzeichnet sind.

Die Arbeit des Planungsbüros „HDK Dutt & Kist Landschaftsarchitekten“ stellt nach Ansicht der Jury eine realistische und umsetzbare Planung mit hoher gestalterischer Qualität dar, die bei einer entsprechenden Weiterbearbeitung in der Lage sein kann, die Wallerfanger Ortsmitte deutlich und nachhaltig zu verbessern. Auch aus Sicht der Denkmalpflege schafft der Beitrag von HDK Dutt & Kist unter den 3 Beiträgen am besten die Rahmenbedingungen, funktional und visuell wahrnehmbar die vorhandenen Baudenkmäler zu stärken und ihren Erhalt damit auch langfristig sicherstellen. Aus Sicht der Denkmalpflege ist dem Votum der Jury ohne Einschränkungen beizupflichten.