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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2018

Kronenliegenschaften Dietikon - Zehntenscheune

KRONJUWEL

1. Rang

Preisgeld: 16.000 CHF

Buol & ZĂĽnd Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Was es ist!
Die Zehntenscheune ist typologisch gesehen mit den gereihten Bauernhäusern, den sogenannten Vielzweckbau, verwandt. Die einzelnen Nutzungen werden dabei hintereinander gereiht, angefangen beim Wohnteil dem in der Regel ein Tenn zur Belieferung und Durchfahrt folgt. An das Tenn wird im Erdgeschoss zur guten Belieferung der Stall direkt angeschlossen, während die Obergeschosse zur Lagerhaltung von Heu und Getreide für Tier und Mensch dienen. Das Haus ist in Querzonen gegliedert die sich jeweils über die ganze Gebäudetiefe erstrecken. Diese Ausgangstypologie ist weit verbreitet und kommt in Abhängigkeit zum bewirtschafteten Land in verschiedenen Grössen vor, von kleinen Bauernhaus bis zu den grösseren Zehntencheunen für Gemeinden.

Das Tenn als markantes Merkmal verbindet die beiden Seiten des Hauses mit der Durchfahrt. Hier werden räumlich die Nutzungsteile von Stall und Heuboden durch den zweigeschossigen Raum des Tenns verbunden. Als Zeichen gegen Aussen wirkt das grosse filigran gestaltete Tor, es erzählt neben seinem funktionalen Sinn von der Bedeutung des Hauses innerhalb des Dorfes und ist tragender räumlicher Charakter des Bestandes.

Der konstruktive Aufbau zeigt sich in Querschnitt als Massivbau mit seinen zwei begrenzenden Bruchsteinwänden und den darüber gelegten Dachstuhl der als liegende Konstruktion von Mauer zu Mauer spannt. Das Kehlgebälk und die Binderbalken halten den Dachstuhl zusammen und dienten zur Lagerung von Waren und Nahrungsmittel. Im unteren Bereich innerhalb der Mauern werden die Nutzungen in Querzonen organisiert und deren Lasten werden durch einen Ständerbau ins Fundament abgetragen. Sämtliche spätere Ein- und Umbauten folgen diesem Prinzip und sind reversibel.


Was es wird!
Werden bestehende Häuser ungenutzt, folgt meistens ein Umbau der unter verschiedenen Faktoren betrachtet werden soll. Es scheint naheliegend, dass eine neue Nutzung die möglichst verwandt mit der bestehenden Nutzung ist, für das Haus zu bescheidenen Veränderungen führt. Einhergehend mit diesem Prozess bedarf es einer präzisen Umdeutung der Bedeutung und der formalen Qualitäten um das Neue mit dem Alten in einen sinnstiftenden Zusammenhang zu setzen. Nur so kann die schöne bestehende Scheune seine Substanz wahren und gleichzeitig soll die Wandlung zu einem angemessenen und vor allem verständlichen Neuen geführt werden. Wir halten es für angemessen die schon bestehenden Teile mit ihrer Funktion schlicht nur umzudeuten.

Wie wir gesehen haben, ist das Tenn in seiner Nutzung und räumlichen Bedeutung ein Schlüsselpunkt für die Zehntenscheune. Dort setzt auch die Wandlung an, indem der Raum der Erschliessung in seiner Logik erhalten wird. Selbstverständlich fordert die neue Nutzung eine andere architektonische Form und Stimmung, entscheidend ist wie die neuen Teile es schaffen den Zusammenhang zum Bestand zu knüpfen indem sie im besten Fall diese besser lesbar machen.

Die räumliche Schicht des ehemaligen Tenn wird zu einem Erschliessungsraum umgedeutet indem die Treppe mit dem rollstuhlgängigen Personenlift die vertikale Erschliessung übernimmt und die Brandwand gleichzeitig sichtbar und damit erfahrbar lässt. Die Struktur dieses Einbaus übernimmt die wesentlichen Höhen das Bestandes zeichnet sich aber gleichzeitig durch ein differentes aber verwandtes Rastermass aus. Aus diesem Aufbau folgend liegt die Erschliessung für den neuen Saal unter dem gewaltigen Dach an der richtigen Stelle und es kann gleichzeitig der neue Keller als auch die kleine Galerie, welche an den an dieser Stelle üblichen Heuboden zu erinnern vermag, erschlossen werden. Der Raum des Tenns unter dem Dach wird mit einer gegen den Saal gelegten Abgrenzung thematisiert und gelichzeitig entsteht ein Abschluss zum Saal. Durch die Schichten der Erschliessung und den Rücksprüngen im Bereich der Tore sind Durchblicke garantiert, welche den Bestand erläuternd dem Betrachter in Szene setzen.

Das grosse Tor soll als wertvolles Bauteil in seiner Erscheinung erhalten und denkmalpfegerisch saniert werden. Wenn man das Haus durch die Schicht des Tenn betritt folgt der Foyerraum der nicht nur als Empfang dient, sondern auch in seiner Lage nutzungsideal im Bezug den beiden Aussenräumen auf beiden Seiten des Hauses steht. In der Logik der Querräume aus dem Bestand werden die Nutzungen in diesem Geschoss unter grösstmöglichen Wahrung des wertvollen Bestandes in Schichten organisiert.
Anstatt des monströs grossen geforderten Liftes wird ein angemessener Lift für den Personentransport und eine Hebebühne im Lagerbereich vorgeschlagen. Die Trennung dieser beiden vertikalen, mechanisierten Erschliessungen hat nicht nur logistische Vorteile, sondern ermöglich auch die Setzung eines in Bezug zur Stimmung richtig grossen Liftes im Tenn. Die Hebebühne liegt im Lagerbereich und führt direkt in den Saal im Bereich der Bühne.

Offensichtlich verbindet das Tenn die beiden Längsseiten des Hauses miteinander. Der offene Kronenplatz bildet den Ort der Ankunft und eignet sich zur Aufnahme von grossen Menschenmengen. Im offenen Feld hinter der Scheune sehen wir ein grosses Potenzial zur Entwicklung der Zehntenscheune zur Zentrumsfunktion. Durch die Bepflanzung der heutigen Wiese mit einigen Bäumen würde der Raum hinter der Scheune massiv aufgewertet und das Nutzungsspektrum könnte erweitert werden.

Wie ist es gemacht!
Im Vordergrund steht ein bauliches Konzept bei dem die verifizierten Elemente des Bestandes bestehen bleiben. Dort wo erhaltende Massnahmen angesagt sind, werden die Ergänzungen, oder wo nötig der Ersatz, mit denselben handwerklichen Methoden realisiert. So sollen Holzbalkendecken wieder mit Balken gebaut werden, defekte Teile werden ersetzt oder ergänzt. Auf den Einbau von fremden, wenn auch zeitgemässen Methoden, soll verzichtet werden. Die neuen Elemente, welche im Bezug zur Nutzungsänderung und einer Comfortsteigerung nötig sind, werden adaptiv gedacht und auch so thematisiert. Die Dämmung des Daches soll in und auf die bestehenden Sparren gelegt werden, so dass die hölzerne Untersicht analog zum Rhythmus der ehemaligen Ziegellattung gegliedert wird und die Höhe des Daches des alten Bären eingehalten wird. Die Struktur des Dachstuhls mit seinen Bindern muss sichtbar erhalten werden. Der äussere Putz des Hauses stellt einen Wert dar, deshalb sollen die allenfalls nötigen Massnahmen in Verbindung mit einer in diese dämmende Schicht eingebrachte Strahlungsheizung kombiniert werden. Dies dort wo im Inneren im Zuge des Umbaus sowieso Anpassungen erforderlich sind.

Der neue Keller wird mit Abstand zum bestehenden Mauerwerk dort eingebaut wo die Substanz nicht unterfangen werden muss. So werden Fundamente und aufgehendes Mauerwerk geschützt. Im Keller liegen auch die sanitären Anlagen weil sie dort das Haus am wenigsten durch Leitungsführungen belasten. Von hier können auch alle nötigen Installation für die Bar direkt angeschlossen werden. Idealerweise ist der Haustechnikraum unter dem Bestand gelegen und kann durch den Lift direkt erschlossen werden.

Haustechnik, Beleuchtung und dergleichen
Die Wärmeerzeugung könnte über eine Wärmepumpe geschehen, welche die benötige Energie aus dem nahen Bach entnimmt. Für die Wärmeabgabe empfehlen sich die Aussenwände wo mittels einer Wandheizung direkt Wärme abgegeben wird. Die Wärme wird dann dort abgegeben wo sie in Form von Strahlung zu einer Behaglichkeit führt ohne den ganzen Luftraum direkt mitheizen zu müssen. Neue Bauteile entsprechen selbstredend den gängigen Wärmeschutzvorschriften. Weitere Dämmungen müssen einerseits unter dem Gesichtspunkt der Denkmalpflege betrachtet werden, andererseits soll der bauphysikalische Haushalt auf keinen Fall die Grundsubstanz gefährden. Das Dach kann unproblematisch gedämmt werden, selbstverständlich sind auch die Fenster entsprechend ausgestattet. Die Bruchsteinmauern mit ihrem schönen Aussenputz sollen erhalten werden, demnach wird eine moderate Innendämmung vorgeschlagen die in Form eines Dämmputzes den Wärmewiderstand erhöht und gleichzeitig für ein trockenes Mauerwerk sorgt, was selbstredend ebenfalls auf den Wärmedurchgang einen positiven Effekt hat. Bei der Wand gegen den Nachbaren kann, aufgrund der schon getroffenen Massnahmen bei Umbau von keinen Massnahmen ausgegangen werden, was die Riegelkonstruktion im oberen Geschoss erlebbar lässt. Selbstverständlich sind sämtliche nötigen Massnahmen in den weiteren Phasen mit der Denkmalpflege und den zuständigen Stellen detailliert abzugleichen.
Die Beleuchtung des Saals besteht aus abgehängten Leuchter die selbstverständlich dimmbar sind. Ergänzend sind seitlich Strahler auf den Mauerkronen installiert, welche das Dach indirekt beleuchten. Zusätzlich, für die Bühne, können auf dem letzten Bundbalken Scheinwerfer positioniert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch die sorgfältige, um nicht zu sagen liebevolle Lösung von Einzelaspekten ohne dabei je den Blick fürs Ganze aus den Augen zu verlieren. Von der Fluchttreppe aus dem Saal abgesehen, kommt das Projekt ohne Anbau aus und nutzt die freie Fläche hinter dem Haus, um einen Festplatz mit Spielgeräten, Bauerngarten und Feuerstelle anzulegen. Der zusätzliche Raumbedarf wird mit einer teilweisen Unterkellerung erfüllt, die sowohl von den Fundamenten der Aussenwände als auch von jenem der Bohlenwand abgerückt ist. Das Tenn ist zwar nur noch eingeschossig, dient mit Treppe und Lift aber weiterhin der Erschliessung und fungiert im Ober- und Galeriegeschoss gewissermassen als Schwellenraum. Mit einer neuen, bis unters Dach reichenden Wand wird das Tenn nämlich einerseits zur eigenständigen Raumschicht, gleichzeitig steht es mit einer übergrossen, bogenförmigen Öffnung in direkter Verbindung zum Saal. Betritt man das Obergeschoss, steht man deshalb nicht unvermittelt im Zentrum des Geschehens, sondern man durchschreitet zuerst eine Vorzone, die sich für das Aufstellen eines Büchertisches ebenso eignet wie für das Platzieren eines Buffets. Bei einem Grossanlass finden darin weitere Stuhlreihen Platz, während bei einem kleineren Anlass der Saal nicht überdimensional gross erscheint. Gleiches lässt sich auch von der Bühne sagen, die mit mobilen und fest eingebauten, aber schwenkbaren Elementen, ihre Dimension den Bedürfnissen entsprechend verändert, als würde sie ein- und ausatmen. Die Galerie dürfte sich wegen der massiven Binder des Dachstuhls zwar kaum für Zuschauer einer Theatervorführung eignen, bietet sich aber als Ausstellungsfläche ebenso an wie beispielsweise für Gruppenarbeiten während eines Workshops.

Der Entscheid für eine Unterkellerung mit WC- und Technikräumen ermöglicht im Erdgeschoss einen grosszügigen Eingangsbereich, wo die Bohlenwand zum attraktiven Rücken für die Bar mit Ticketverkauf wird. Treppe und Lift – ein reiner Personenaufzug, weil der Bühnenraum mit einer separaten Hebebühne direkt bedient wird – sind als zusammengehörige, durchlässig gehaltene Raumschicht entlang der Brandwand angeordnet, sodass das Tenn zu fast zwei Dritteln der Breite frei bleibt. Die Abschlüsse zu den Torbögen sind nach innen versetzt. Damit bleiben die charakteristischen Öffnungen trotz Zwischenboden auf der ganzen Höhe erlebbar, und sie sind – dank einer Ausführung aus Glas – auch vom Obergeschoss aus zu sehen. Auf der Nordseite wird das fehlende Tor nicht ersetzt, während das historische Tor auf der Zugangsseite natürlich erhalten bleiben soll. Fehlendes wird also nicht reproduziert. Und vorhandene Brüche werden nicht eliminiert, sondern in etwas Neues überführt, das weiterhin vom vorigen Zustand erzählt, wie die Kombination aus Garagentor und freigelegter Riegelwand überzeugend belegt.

Die Aussagen zur Haustechnik beschränken sich leider nur auf die Heizung. Für die Wärmeerzeugung wird eine Wärmepumpe mit Energie aus dem nahen Bach vorgeschlagen, während die Wärmeabgabe über Heizrohre im neu zu erstellenden Innendämmputz erfolgen soll. Angaben zur Lüftung fehlen. Aus betrieblicher Sicht wird primär bemängelt, dass die Künstlergarderoben nur aus dem Zuschauerraum aus zu erreichen sind und die offene Verbindung zwischen Foyer/Bar und Saal die Nutzung, zum Beispiel für die Vorbereitung eines Apéros während der noch laufenden Theatervorführung, einschränkt.

Angesichts der sehr präzisen und umsichtigen Bearbeitung der gesamten Abgabe, ist die Jury davon überzeugt, dass die Projektverfasser die wenigen Mängel und Wünsche aus dem Betrieb in der Weiterbearbeitung souverän lösen werden.