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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2018

Neubau eines Lehrgebäudes und Neubau eines Forschungsgebäudes des Instituts für Theoretische Medizin (ITM) in Augsburg

3. Preis

3. Preis

3. Preis

Preisgeld: 48.000 EUR

Tiemann-Petri Koch Planungsgesellschaft mbH

Architektur

gla | gessweinlandschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Rehle Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

PKi holistic engineering

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Komposition überzeugt aufgrund der gelungenen Weiterentwicklung des Patientengarten und der gekonnten Integration der Wasserfläche in den inneren Campusbereich mit dreiseitig umlaufender Bebauung. Diese Gebäude orientieren sich folgerichtig mit ihren Eingängen dort hin. Es wird eine atmosphärische Mitte vorgeschlagen, die dem Camus eine positiv besetzte eigene Identität geben wird. Am Wasser liegen mit hoher Aufenthaltsqualität versprechend die südorientierten Terrassen der Mensa. Zudem wirkt das Wassertemperaturregulierend und ist eine wertvolle Versickerungsfläche. Die Rampe zur Brücke in den Patientengarten zwischen Mensa und Lehrgebäude ist zwar getreppt, aber zwei sanft geschwungene Wege führen barrierefrei zur Straßenbahnhaltestelle und an der Westseite des Sees vorbei. Leider überschreitet ein Gebäude das Baufenster und die südliche Baukörperreihe kann kaum von der Lagegunst am See profitieren.

Geschickt vermittelt ein kleiner Platz zwischen innerer vom Wasser geprägten Campusfläche und äußeren geschäftigen Klinikplatz. Dieser verbindet wohltuend einfach den neuen Campus mit dem Klinikkomplex. Er kann aber hinsichtlich seiner Gestaltung weniger überzeugen. Die lange gerade verkehrsgetrennte Wegeführung wird eine gewünschte Verkehrsberuhigung nicht fördern. Die unnötige zweimalige Überquerung der Straßenbahntrasse wird zudem zu Konflikten führen. Zudem ist schade, dass die dichte Gehölzfläche weichen muss. Das Schalthaus am südlichen Ende ist aufgrund der langen Leitungswege ungünstig situiert.

Die Lage der Lehr- und Forschungsgebäude kann bereits im ersten Bauabschnitt die gewünschte raumbildende Wirkung entfalten. Der turmartige Baukörper des Lehrgebäudes, den sich die Jury noch höher vorstellen hätte könnten, akzentuiert durch eine rötlich schimmernde Farbgebung, weist geschickt auf seine öffentlichere Bedeutung hin und wird als markantes Merkzeichen wahrgenommen.

Beide Gebäude (Lehrgebäude und ITM) vermitteln mit ihren Zugängen und angemessen großzügigen Foyerzonen geschickt zwischen Klinikplatz und interner Campusfläche.

Der Entwurf des Lehrgebäudes lebt von seinem interessanten Erschließungsraum im Herzen des Baukörpers. Die zentrale große gewendelte Treppe als skulpturale Großplastik im innenliegenden fünfge schossigen Atrium wird alle schwindelfreien Besucher zur beschwingten Benutzung einladen. So wie der See dem Campus eine identitätsstiftende Mitte geben wird, wird sich der innere Erschließungsraum im Gedächtnis der Benutzer einprägen, auch deswegen, weil die Form der Treppe Assoziationen an medizinische Modelle und Symbole erwecken kann.
Alle Unterrichtsräume orientieren über großzügige lichtdurchflutete Flurbereiche zu dieser Mitte. Dieser Logik folgend sind die Verkehrsflächen im Lehrgebäude im Verhältnis zu den anderen Beiträgen sehr hoch. Die Bibliothek schließt im fünften Geschoß den öffentlichen Bereich ab. Prinzipiell könnte diese Raumzone eine größere Raumhöhe vertragen, müsste aber zum Luftraum abgeschlossen sein. Dies würde auch der Fassadenstruktur entsprechen. Der Hörsaal hat ein ungünstiges Verteilungsverhältnis. Es wird auch deutlich, dass diese Nutzung eigentlich zu groß für den geringen Fußabdruck des Hauses ist, auch weil er mit seinem Volumen die freitragende Treppe behindert. Die Skill-Labs sind leider nicht abtrennbar.
Die Verwaltungsräume sind, geschützt vom geschäftigen Treiben der unteren Ebenen in den obersten drei Geschossen verortet. Sie orientieren sich nach Außen und nach Innen zum offenen Patiohof, der den Erschließungsraum des Lehrbereichs abschließt. Die Konsequenzen eines Hochhauses unter 30 m sind erkannt, auch wenn die notwendige separate Abtrennung der Aufzüge im Detail nicht nachgewiesen ist. Das Brandschutzkonzept für das zentrale Atrium erscheint ungünstig.

Im Forschungsgebäude wird bedauert, dass das Erschließungssystem weniger einprägsam und inspirierend ist. Im Kopf zum See mit den Büroräumen und zum Lichthof finden sich einladende Besprechungszonen, im rückwärtigen Teil sind sie weniger inspiriert in den Labortrakt integriert. Der Post Mortem liegt günstig im EG. Die Belichtung mit natürlichem Tageslicht ist aufgrund der geringen Gebäudeabstände weniger gut. Die etagenweise Aufteilung in Labore- und Büroflächen ist zwar schlüssig hat aber auch Mängel. Die Büroflächen sind leicht überdimensioniert, die vertikale Verteilung der funktionalen Speziallabore und Standardlabore ist ungünstig, die Labore haben nicht das richtige Verhältnis zwischen Schreibund Benchbereichen und die Integration der Besprechungsbereiche teilweise ungünstig situiert.

Der architektonische Auftritt ist angenehm diszipliniert. Die klare gut proportionierte Konstruktionsstruktur ist angenehm variantenreich.

Nicht verstanden wird der hybride Einsatz der Konstruktionsmaterialien, zumal dieser aufgrund der vereinheitlichenden Alufassade nicht nachvollziehbar gemacht wird. Die Ökobilanz wird marginal zu verbessern, der Brandschutz dafür umso komplizierter sein. Die Technikflächen im Lehrgebäude sind viel zu knapp dimensioniert. Notwendige Schächte fehlen. Die Lage der Technikzentralen im UG wird zu unnötig langen Leitungsführungen und damit erhöhten Schachtbedarf führen. Die Technik der Mensa (Fortluft, Essensgerüche, etc.) muss bereits mit in die Planung des Lehrgebäudes vorgedacht werden.

Die Plankennwerte erscheinen wirtschaftlich. Dies ist aber nur deswegen so, weil die großzügigen Erschließungsflächen durch die viel zu knappen Technikflächen neutralisiert werden. Das Brandschutzkonzept für die interne Halle wird eher aufwendig sein.

Insgesamt besticht die Arbeit aufgrund ihres prägnanten Städtebaus und den interessanten Erschließungsbereichen mit kraftvoller Identität. Der architektonische zeitlose Auftritt ist bei hoher Präsenz der stadt- und innenräumlichen Sequenzen in sich stimmig und angenehm zurückhaltend.
3. Preis

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