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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Neubau eines Kindergartens der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Poppenbüttel

1. Preis

acollage architektur urbanistik, Merten Kappelmann Harms PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

Leitgedanke

Der Neubau der Kita schafft Räume, die durch ihre gezielte Ausrichtung in die Umgebung sowohl eine starke Identität und Unverwechselbarkeit innerhalb des Gebäudes selbst herstellen als auch eine große Identifikation der Kinder mit dem Gebäude
ermöglichen.
Ein zentraler, multifunktional nutzbarer Raum stellt mit seiner geometrischen Aufweitung und Ausrichtung zum Kirchengebäude das Zentrum dar.
Die dienenden Räume: für die Verwaltung, die Küche und das Personal und sowie die Räume der für die Krippenkinder und der Ruheraum sind im Erdgeschoss angeordnet.
Die Räume für die etwas älteren Elementarkinder befinden sich im Obergeschoss. Der dortige Multifunktionsraum schließt an eine großzügige Terrasse, auf der gespielt, gelernt, getanzt, experimentiert und auch wild herumgetobt werden kann.

Städtebauliche Einbindung

Linearer Baukörper, Einschnitte – Aufweitungen
Der Neubau der Kita platziert sich auf dem Grundstück an der westlichen Kante des Kirchengrundstücks und bildet einen baulichen Abschluss innerhalb des Ensembles, das zurzeit aus dem zentralen Kirchenbau, dem Gemeindehaus und dem Glockenturm besteht.
Das neue Gebäude positioniert sich an den Grundstücksgrenzen, lässt dabei einen größtmöglichen Zwischenraum zwischen dem Neubau und der Kirche und hält gleichzeitig einen ausreichenden Abstand zum landschaftlich prägenden Baumbewuchs an der
östlichen Seite des Grundstücks.
Die für das Grundstück charakteristischen Eichenbäume, die sich ‚Am Knick‘ befindenden, bleiben weiterhin gut sicht- und spürbar.
Der Neubau, der sich topographisch am tiefsten Punkt des Grundstückes befindet, ist in zwei Geschosse gegliedert.
Das Obergeschoss ist im Volumen um die Hälfte der Grundfläche des Erdgeschosses gestaffelt und bildet aus der verbleibenden Fläche des Erdgeschosses eine Dachterrasse aus.
Am südlichen Ende des Erdgeschosses umschließt das Gebäude winkelartig einen auf dem Grundstück befindlichen Kirschbaum. Es erfolgt eine bewusste Überschreitung des vom Auslober aufgezeigten Baufensters in südlicher Ausrichtung. Durch die Ausbildung dieses „Arms“ kann das geforderte Raumprogramm ohne eine vollständige Zweigeschossigkeit umgesetzt werden.
Die zentrale Ansicht – von der Kirche mit der Blickrichtung auf das rückwärtige Grundstück und den Baumbestand – wird somit weitestgehend erhalten.
Keine Orthogonalität – Musik und Bewegung
Die Raumkanten der Bestandsgebäude und des Grundstückes sowie der bestehende Kirchenbau aus den 1960er-Jahren – in seiner geometrischen Konsequenz – inspirieren einen Grundriss, der nicht streng orthogonal ausgeführt ist. Die Aufweitungen der Innenräume zum Außenraum sowie die unterschiedlichen Raumhöhen und
Raumfolgen bieten den Kindern in ihrem individuellen Bewegungsdrang eine vielschichtige Raumfolge, halten aber auch Nischen zum Rückzug bereit.

Raumfolge – Grundrissorganisation

Das Gebäude wird von östlicher Seite über einen geweiteten Flur – das Foyer – erschlossen. Zentral gelegen, befinden sich hier die Räume der Kita-Leitung, eine Küche, ein behindertengerechtes WC und der Zugang zu dem Multifunktionsraum, der das Zentrum des Gebäudes bildet.

Der Multifunktionsraum:
Etwa 45 cm unter dem Niveau der übrigen Räume befindet sich der Multifunktionsraum, der über zwei kleine Stufenanlagen vom Foyer aus erschlossen werden kann. Bei geöffneten Türen ist er unmittelbar mit dem sich rückwärtigen flankierenden Flur verbunden. Durch eine bewegliche Trennwand ist er von dem benachbarten Flur zu trennen, durch Öffnen der bodentiefen Terrassentüren kann der Innenraum
unmittelbar an die davor liegende Terrasse angeschlossen werden.
Der Innenraum wird so ein Teil des Außenraumes – und umgekehrt.
Durch eine zweiläufige Rampenanlage ist der Raum hier auch von außen, barrierefrei und rollstuhlgerecht, zu erreichen. Vis-à-vis des Eingangs befindet sich der Fahrstuhl und das
Treppenhaus. In der Verlängerung des Treppenlaufes gibt es eine Sitzstufenanlage mit Blickrichtung in den Mehrzweckraum. Über einen sich anschließenden Flur werden linear die nachfolgenden Räume erschlossen: ein Hausarbeitsraum, die Personaltoiletten
sowie ein Personal und Besprechungsraum mit Ausrichtung in den rückwärtigen Garten.
Hieran schließen sich die Räume der Krippenkinder und ein Ruheraum an.

Die Krippenraum und der Ruheraum gruppieren sich um einen Baum und bilden den Abschluss des Gebäudes nach Süden. Durch großzügige Verglasungen bilden sich Sichtbezüge zum Außenraum und zwischen den Räumen selbst.

Obergeschoss:
Im Obergeschoss sind die beiden Elementarkindergruppen untergebracht. In der Kernzone, neben der Treppenanlage, befinden sich die Garderoben und Sanitärräume. Einem Gruppenraum ist eine kleine, nach Osten ausgerichtete Terrasse zugeordnet. Dem zweiten Gruppenraum ist eine große Terrasse angeschlossen, die durch eine
Außentreppe mit dem Garten verbunden ist.

Konstruktion – Material und Farbigkeit

Das Gebäude ist in konventioneller Massivbauweise geplant. Die Fensterflächen verfügen, soweit sie nicht als Lochfenster geplant sind, über eine Pfosten-Riegel-Konstruktion als Holzrahmen. Die Fassade ist hinterlüftet und besteht aus eingefärbtem
Baufurniersperrholz, das durch Abdeckleisten über den Stößen eine vertikale Betonung erhält.
Innerhalb der tendenziell dunkler gestalteten Fassade (dunkle Schale) werden einzelne Bauteile durch farbliche Akzente betont. In Innenraum dominieren helle Farben im Kontrast zu monochromen Farbakzenten (heller Kern), in denen Einbauten wie Möbel und
Garderoben hervorgehoben werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt in seiner Kubatur. Der lebendige Baukörper geht mit den sich öffnenden und schließenden Gesten auf Ort und Situation ein. Das Gebäude stellt durch seinen Gestus "Kindergarten" dar.
Das spannungsreiche Gebäude lässt über die Glasfassade viel Licht ins Gebäudeinnere. Der Multifunktionsraum überzeugt durch seinen Bezug von innen nach außen und durch seine mögliche Öffnung zum Foyer.
Die Nische, mit der sich der Krippenbereich um den bestehenden Baum legt, wird sehr positiv bewertet.
Durch die Planung der Dachterrasse entsteht ein differenziertes Außenspielangebot.