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Einladungswettbewerb | 04/2018

„Seeuferbebauung“ für die Baufelder 35 + 36 am Flugfeld Böblingen / Sindelfingen

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

blrm

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

knippershelbig GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Über dem Wasser wohnen - die Formgebung der Häuser auf dem ehemaligen Flugfeld in Böblingen folgt einem Grundthema der klassischen Moderne: Der „corbusier’sche“ Ozeandampfer wird hier in der Formsprache des zeitgenössischen Yachtdesigns interpretiert. Assoziationen dieses „Kreuzfahrtgefühls“ finden sich in zahlreichen Details der Gebäude.

Städtebau
Die Grundstruktur des vorgegebenen Städtebaus wird beibehalten – jeweils ein zweigeschossiger Riegel liegt zwischen der Flugfeld-Allee und der Promenade am Wasser. Im Erdgeschoss finden sich gastronomische und gewerbliche Nutzungen, im 1. Obergeschoss sind Büroflächen angeordnet. Auf diesem zweigeschossigen Sockel thronen jeweils zwei U-förmige Baukörper, die sich gen Süden öffnen und bis über die Wasserkante hinaus auskragen. Die Kragkörper beinhalten die Wohnungen.
Im Gegensatz zum Bebauungsplanvorschlag weitet sich die Struktur leicht auf. Diese Modifikation optimiert die Strukturierung der Wohnungsgrundrisse und deren natürliche Belichtung.

Wohndecks
Die Wohnungen befinden sich auf den sogenannten „Wohndecks“, die an Außenkabinen mit großzügigen Balkonen auf einem Kreuzfahrtschiff erinnern. Die Decks bieten Richtung Osten, Süden und Westen großzügige Außenräume für alle Wohneinheiten. Sie sind leicht gegeneinander verschoben, so dass die Gebäude bildlich in eine leichte Schwingung versetzt werden. Die Unterseite der Decks verjüngt sich leicht und bildet so möglichst schlanke Decks. Es entsteht ein elegantes und dynamisches Erscheinungsbild.
Aus dem Inneren der Wohnungen bietet sich ein großzügiges Bild – der Innenraum geht fließend in den Außenraum der Wohnungen über.

Facettierte Fassade
Das Facettieren der Fassade führt zu einer optimalen Ausrichtung aller¬¬ Wohnungen zum Wasser. Jede Wohneinheit erhält so einen freien und unverstellten Blick auf das Wasser. Durch die Nischenbildung erhalten die individuellen Freisitze der Wohnungen ein höheres Maß an Privatheit und gleichermaßen eine geringere Einsichtigkeit durch die Nachbarn. Die partielle extensive Begrünung der Decks bildet eine räumliche Trennung der Außenräume, die mit der horizontalen und dynamischen Erscheinung der Gebäude vereinbar ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Vorschlag nimmt die Prinzipien des städtebaulichen Rahmenplans auf und schlägt auf dem durchgehenden zweigeschossigen Sockel je zwei U-förmige Baukörper vor, die sich nach Süden öffnen und über die Wasserkante hinaus auskragen. Über die Öffnungen entstehen einerseits eine städtebauliche Durchlässigkeit, andererseits wird es einen Lärmeintrag von der Flugfeld-Allee zur Seepromenade geben.

Die Topografie wird über eine vorgelagerte Stufenanlage bewältigt, was leider den öffentlichen Raum am See einschränkt und begrenzt und auch für die Gastronomie wenig nutzbare Außenraumfläche bietet. Die freiraumplanerischen Vorschläge zur Gestaltung des Brückenplatzes sind wenig wirksam.
Begrüßt werden die durchgesteckten Gewerbeeinheiten im EG, die keine Rückseite entstehen lassen und an den Stirnseiten den Außenraum beleben.

Die Zugänge für Wohnen und Gewerbe liegen entsprechend den Vorgaben jeweils getrennt an der Nordseite. Die beiden Treppenhäuser für die Büronutzung ermöglicht2 mal 4 gut nutzbare Einheiten. Die PKW-Erschließung führt in 2 TGA-Geschosse, die nicht optimal organisiert sind und im öffentlichen Bereich keine Umfahrt anbietet.

Innerhalb der U-förmigen Wohngeschosse werden unterschiedliche Wohneinheiten mit in der Hauptsache Ost- oder West- Orientierung und durch den großzügigen Abstand untereinander gute Sichtbezug zum See angeboten. Die beiden südorientierten Einheiten in der Mitte des Baukörpers werden jedoch durch den engen Innenbereich weniger gut mit Licht und Sonne versorgt.

Die für die Gestaltung und Anmutung wichtigen verglasten Balkone führen einerseits zu einer Luftigkeit und Leichtigkeit der Architektursprache, andererseits tragen sie wenig zum Bedürfnis an einem geschützten Freibereich bei. Die Bewegungen der Außenfassade ermöglichen weder einen Sichtschutz zum Nachbarn noch einen gut nutzbaren privaten Außenraum.

Die Angaben zur Konstruktion und zum statischen System der Auskragungen sind grundsätzlich nachvollziehbar, sie schlagen sich in den Geschossen jedoch nicht generell nachvollziehbar nieder.
Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im Vergleich aller Arbeiten im Mittelfeld.

Zusammenfassend ein konsequent aufgebauter Entwurf, der die Aufgabe der Seeuferbebauung mit einer luftige-leichten und durchgängigen Architektursprache bewältigt, aber nicht in allen Bereichen überzeugen kann. Es muss jedoch die Frage nach der Robustheit und der Alltags-Tauglichkeit des Konzepts gestellt werden.