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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2017

Neugestaltung des Konrad-Adenauer-Platzes und Revitalisierung des Bahnhofsumfeldes in Düsseldorf

ein 2. Preis / Ideenteil

Preisgeld: 8.448 EUR

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Vössing Ingenieurgesellschaft mbH

Verkehrsplanung

RKW Architektur +

Architektur

Erläuterungstext

Ein heiterer Stadteingang
Der Konrad-Adenauer-Platz ist ein wichtiger Stadteingang von Düsseldorf. Tausende von Bahnreisenden betreten hier täglich die Stadt. Welche Stimmung begegnet hier ihnen zuerst zukünftig? Der langgestreckte Platz mit dem ebenfalls langgestreckten Bahnhofsgebäude sehen zunächst nach geordnetem und definiertem Städtebau aus. Unsere Planung unterstreicht dies mit den symmetrischen Fassaden begleitenden Baumlinien. Ist Düsseldorf damit bereits hinreichend beschrieben? Nein, Ordnung allein reicht nicht. Düsseldorf ist auch eine fröhliche, bunte und internationale Stadt. Daher gibt es im zentralen Bereich des Platzes keine geometrisch angeordneten Baumblöcke, sondern stattdessen durchzieht ein lockeres und fröhliches Band mehrstämmiger Zierkirschen den Platz diagonal vom zukünftigen Hotelstandort zur zukünftigen Stadtbibliothek in der ehemaligen Paketpost. In seiner geordneten Grundform ist der Platz eher von rheinischer Lockerheit, als von preußischer Strenge geprägt. Dem folgt auch die Geometrie der Haltestellendächer in ihrer schlanken, blattartigen Ausformung. Auch kann man die Kirschen schon als Hinweis auf die nahe Immermannstraße verstehen, die stark von der japanischen Community in Düsseldorf geprägt ist.

Ein Abschluss für die Immermannstraße
Die wesentlichste städtebauliche Funktion des vorgesehenen Hochhauses stellt einen Abschluss für die Immermannstraße dar, in deren Sichtachse sich der Standort befindet. Da sich der Hochhausstandort aber gar nicht am Ende der Immermannstraße, sondern dahinterliegend befindet, lässt sich diese Aufgabe nur befriedigend lösen, wenn man zwischen der Hochhausplanung und der Umgestaltung des Immermannhofs eine stadträumliche Beziehung herstellt. Wir schlagen daher vor, nach Abriss des nordöstlichen Flügels des Immermannhofes dort nicht unmittelbar wieder an den Immermannhof anzubauen, sondern einen separaten, durch eine Passage vom Altbestand getrennten Baukörper zu errichten. Funktional ersetzt diese Ladenpassage die heutige innenliegende Passage des Immermannhofs. Die neue Passage ist viel großzügiger vom Glasdach abgesehen nach oben offen und daher auf lange Sicht bereits aus Immermannstraße und Konrad-Adenauer-Platz erkennbar. Wie stellt sich die künftige Hauptfußwegebeziehung zwischen Bahnhof und Immermannstraße dar?
Der neue Kopfbau an der Immermannstraße nimmt dann die Grundgeometrie des dahinter liegenden Hochhauses auf, indem er sich in unterschiedlich hohe schlanke Baukörper gliedert und auch eine ähnliche Fassadengestaltung aufweist. So bilden von der Immermannstraße aus gesehen der vorgelagerte Kopfbau und das dahinter liegende Hochhaus ein harmonischen Ensemble und nach Jahrzehnten endlich ein angemessenen Abschluss für die Immermannstraße.

Das Hochhaus
Wie bereits zuvor beschrieben stellt den Abschluss der Immermannstraße die wichtigste städtebauliche Funktion des Hochhauses dar. Über das Verschieben der Baukörper entsteht eine elegante und schlanke Ansicht der Silhouette. Die hochformatige Rasterung der Fassade nimmt die strenge, hochformatige Fassadenstruktur des Hauptgebäudes auf. Gleichzeitig wird diese durch locker angeordnete, mehrgeschossige und begrünte Glashallen aufgelöst, welche dem Haus wie schon dem Platz selbst, einen fröhlichen heiteren Ausdruck verleihen. In gewisser Weise selbst setzt die Begrünung im Haus die Allee der Immermannstraße an ihrem Ende in die Vertikale fort.
Mit dem bestehenden UFA-Palast und den integrierten Gastronomien hat sich hier schon lange ein Freizeitbereich etabliert. Die unteren Geschosse des Hochhauses integrieren sich in diese Welt, indem auch hier Freizeitnutzungen angeordnet werden sollen. Das UFA Kino wird so auch nicht vom Hochhaus verdeckt, vielmehr wird geradezu der zurückspringende Sockel des Hochhauses zum gemeinsamen Entree in eine moderne und vielgestaltige Freizeitwelt. Den Anschluss zum Hauptgebäude bildet ein offen gestalteter Foodcourt mit überdachtem Atrium, in welchem einzelne Gastronomie- und Pop-up-Stände hineingestellt sind. Fließend wird somit die Freizeitwelt unter dem Hochhaus bis zur Haupthalle geführt und ergänzt den Hauptbahnhof um ein vielfältiges, konzentriertes Gastronomieangebot, welches auch die Buden auf dem Vorplatz heute ersetzen.

Untergeschosse
Realistisch betrachtet steht für die Tiefgarage nur ein äußerst begrenzter Raum zur Verfügung. Die Straßenbahnlinien stellen eine Begrenzung der Tiefgarage dar, da die Unterbauung von Straßenbahnen mit Tiefgaragen einen unverhältnismäßig hohen wirtschaftlichen Aufwand bedeutet. Gleiches gilt selbstverständlich für das historische Bahnhofsgebäude und auch die Bunkeranlagen stellen eine selbstverständliche Begrenzung dar. Auch die Unterbauung eines Hochhauses mit einer Tiefgarage ist extrem aufwändig. Hier kommen zu viele statische Lasten, Schächte, etc. an. Naturgemäß hat ein Hochhaus immer wenig Kellerfläche im Vergleich zu großen obergeschossigen Flächen, sodass diese Flächen dann auch für die Gebäudetechnik, etc. benötigt werden. Glücklicherweise verbleibt eine, für eine Tiefgarage gut geeignete rechteckige Fläche, die zwei nebeneinander liegende Parkschiffe, und damit ein sehr effizientes Parkhaus ermöglicht. Wir schlagen hier eine Split-Level-Anordnung vor, die Anzahl der Geschosse bestimmt sich aus der zukünftigen Kosten-Nutzen Relation. Um eine solch effiziente Anordnung möglich zu machen, ist es aber notwendig die Rampenzufahrt aus dem Bereich der eigentlichen Tiefgarage herauszulösen. Daher haben wir gegenüber dem Vorschlag der Auslobung die Rampe weiter in Richtung Worringer Platz verschoben. So gelingt eine geschickte Entflechtung aller Verkehre, auch des Anliefer- und Parkverkehrs im Untergeschoss. Ebenso wird aber auch eine bessere Gestaltung der Oberfläche im Bereich vor dem Hochhaus möglich.
Die Fahrradgarage lässt sich, wie vorgeschlagen, in die ehemaligen Bunker integrieren und durch eine Treppenrampe und Aufzug an die Oberfläche anbinden. Zwischen die tragende Struktur des Bestandes werden Fahrradregale eingebunden, wodurch eine Stapelung der Fahrräder auf zwei Ebenen möglich ist und bei maximaler Ausnutzung der Fläche über 600 Stellplätze möglich sind.

Fernbusbahnhof
Der Bereich des heutigen Fernbusbahnhofs soll mit einem Bürogebäude überbaut werden. Abgesehen von den effizienteren Sägezahnbussteigen bleibt die Busanordnung ähnlich wie heute. Es ergibt sich aber ein hoher, durch das Haus überdeckter Bereich, der den Reisenden Wetterschutz bietet und in dem weitere Serviceangebote für die Reisenden eingerichtet werden können.
Der darüber liegende Bürobau erfüllt aber eine wichtige städtebauliche Aufgabe, da durch ihn die Worringer Straße zu einem definierten Straßenraum zwischen Worringer Platz und Konrad-Adenauer-Platz aufgewertet wird.

Beläge auf dem Konrad-Adenauer-Platz
Der neugestaltete Konrad-Adenauer-Platz ist der erste und prägende Eindruck für alle mit der Bahn anreisenden Besucher Düsseldorf. Er wird zur Visitenkarte der Stadt.
Ein Belag aus Granitplatten in warmem Grau-Beige bildet einen einheitlichen und edlen Teppich, der die vielfältigen verkehrlichen Ansprüche an den Platz zusammenfasst. Ein Muster aus farblich nuancierten, unterschiedlich breiten Feldern gliedert die Platzfläche unaufdringlich - eine Reminiszenz an die sachliche Ornamentik aus der Zeit der Entstehung des Bahnhofsgebäudes.
Die Felder aus 3 aufeinander abgestimmten Farbtönen setzen sich aus Bahnen gleicher Länge und unterschiedlicher Breite zusammen (Maße ca. 85 x 30-50) Das ungewöhnliche Verlegemuster in Zusammenspiel mit dem Grundmuster des Teppichs bildet eine unverwechselbare „5. Fassade“ für den Konrad-Adenauer-Platz.
Material und Verlegemuster wiederholen sich in kleineren Formaten im Gleisbereich, um hier technisch beherrschbare Größen zu verwenden und eine hinreichende Differenzierung der Beläge über den höheren Fugenanteil zu erreichen. Eine mit den Platten abgestimmte Spurstangenanordnung sowie die unregelmägige Ausbildung der Plattenbreite erzeugen auch im Gleisbereich ein perfektes Verlegebild.
Überall dort, wo auf Grund des Busverkehrs große Scherkräfte auf den Belag wirken, die langfristig nicht durch Platten- oder Asphaltdecken befestigt werden können, setzt sich das Muster aus farblich an die Platten angepasste Ortbetonflächen fort. Entsprechende Zuschlagstoffe und Pigmente sowie eine Strahlung der Oberflächen ermöglichen dabei eine sehr genaue Adaption an die Natursteinmaterialien der Fussgängerbereiche.

Gleditsien und Zierkirschen
Zwei Reihen aus dornenlosen Gleditsien, die besonders stadtklimafest sind, wirken mit ihrer feinblättrigen Krone an den beiden langen Platzkanten wie eine grüne Gardine, die durch ihre Unterbrechungen wichtige Orietierungspunkte wie den Uhrenturm oder den Blick in Richtung Innenstadt in Szene setzt.
Die locker gestreuten Zierkirschen (Pruns serrulata) mit ihren breit ausladenden, 10-12 m hohen Kronen eine 2. Schicht gegenüber den 20 m hoch werdenden Gleditsien.
Alle Baumstandorte werden mittels untereinander verbundenen Wurzelgräben und Unterflurbaumroste optimal mit durchwurzelbarem Substrat versorgt. Im Bereich des Bunkers werden die Kirschen in um 45 cm erhöhte Baumbeete gepflanzt, um auch hier die Substrathöhe zu optimieren.

Möblierung und Aufenthalt
Die links vom Hauopteingang des Bahnhofes liegende Platzseite wird zum grünen Wartesaal im Freien. Frei von Verkehr, findet sich auf den Sitzflächen um die Kirschen immer ein Platz zum Verweilen.
Dem Gestaltungsprinzip des azentrischen Ringes folgt auch der Brunnen, der wie die Baumringe als Podest mit dünnem Wasserfilm mit gesteuerten niedigen Fontänen. gestaltet ist. Bei Bedarf kann das Wasser abgelassen und der Brunnen als Podest für Veranstaltungen genutzt werden.
Unter dem Motto less is more folgen die sonstigen ausstattungsgegenstände wie Poller, Papierkörbe etc. einem schlichten, zeitlosen Design.

Licht
Reihen aus Masten mit variabel montierbaren Strahlern unterschiedlicher Lichtpunkthöhe erlauben eine punktgenaue Ausleuchtung des Platzes mit angepassten Lichtstimmungen und Beleuchtungsstärken. Ziel ist dabei, durch eine warmweiße Beleuchtung, die hell genug ist, um Gesichter und Farben erkennen zu können, das individuelle Sicherheitsgefühl zu stärken. Über eine reine Funktionsbeleuchtung hinaus leisten Inszenierende Fassadenbeleuchtungen, in warmes Licht getauchten Baumkronen, aus sich heraus leuchtende Überdachungen sowie die unterleuchteten Sitzringe um die Bäume einen Beitrag zur Unverwechselbarkeit des Ortes.

Verkehr
Das vielfältige Angebot an Verkehrsmitteln rund um den Konrad-Adenauer-Platz ist in Hinblick auf Funktionalität und zur Generierung von Freiflächen optimiert worden. Der motorisierte Individualverkehr ist auf die wesentlichen Verkehrsräume reduziert: Zwischen Bismarckstraße und Worringer Straße ist die Befahrbarkeit durch den MIV nicht gestattet. Der ausreichend dimensionerte und mit Ladesäulen für Elektro-Fahrzeuge ausgestattete Parkplatz auf der nord-östlichen Seite des Platzes kann über die Worringer Straße angefahren werden.
Die Verkehrsflächen im öffentlichen Raum sind vielmehr dem Radfahrer und öffentlichen Personennahverkehr vorbehalten. Dazu wird die Bismarckstraße bis zum Konrad-Adenauer-Platz als Fahrradstraße ausgewiesen. Dort kann durch die Herrichtung des Tiefbunkers ein Fahrradparkhaus mit mehreren hundert Plätzen geschaffen werden, die über eine Fahrradrampe zugänglich sind.
Im Zentrum des Bahnhof-Vorplatzes nimmt die Straßenbahn eine wichtige Rolle als intermodale Schnittstelle ein. Vier Straßenbahnlinien frequentieren den Konrad-Adenauer-Platz. Mit Bezug zum öffentlichen Nahverkehr wird das Angebot durch nahegelegene Bushaltestellen ergänzt. Wartepositionen für Linienbusse stehen an der Worringer Straße zur Verfügung. Durch eine kurze Überfahrt der Gleisanlage als Fahrspur für Busse in Richtung der Haltestellen oder in Richtung der Immermannstraße sind dort Platzeinsparungen zu Gunsten der Tiefgaragenzufahrt für das Hochhaus und der Anlieferung der Geschäfte im Hauptbahnhof Düsseldorf geschaffen worden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit wirkt durch die große und homogene Platzfläche sehr positiv und man erkennt den „Auftakt zur Stadt“ als Idee. Die in den Platz eingestellten Straßenbahnhaltestellen wirken filigran und vermeiden eine optische Zäsur. Neben der homogenen Fläche gelingt es, durch die Schichtung der Vegetation, einzelne Orte auf dem Platz wie Adressen herauszuarbeiten. Diese Struktur wird sehr positiv bewertet. Es gelingt so zum einen die Verkehrs- als auch die Aufenthaltsbereiche klar abzulesen. Als Stadtgrünaspekt wird begrüßt, an der Bebauung zu den wichtigen Platzkanten eine eigene Grünstruktur zu entwickeln. Fluchtwegebelange sind im Weiteren zu prüfen. Gleiches gilt für die Anlieferungssituation der Bahnhofsgebäude im Süden.

Insgesamt werden die funktionalen Anforderungen an ein Mobilitätsareal (Straßenbahn, Rad) erfüllt.

Die städtebaulichen Setzungen hingegen werden, bezogen auf die Bebauung am Immermannhof, kontrovers diskutiert. Die Blickachse der Immermannstraße wird mit einem Neubau verstellt; andererseits wird die Axialität der Immermannstraße bewusst gebrochen und die Platzkante zum KAP gestärkt. Das auf dem Grundstück des Saalbaus vorgeschlagene Hochhaus wirkt in der Kubatur und Proportion beliebig und etwas zu sehr objekthaft. Dazu wirkt das Gebäude zu scheibenartig und damit zu sehr zur Bahn und zu wenig zur Stadt ausgerichtet.

Die Tiefgarage kommt in Konflikt mit dem U-Bahn-Tunnel, die Lage muss geprüft werden. Der Anschluss des Hochhauses an den Bahnhof ist wenig gewinnbringend, da es keine Aufwertung der Bestandsituation bringt. Dem hingegen wird die Zufahrt und Anlieferung zum Turm im Untergeschoß begrüßt. Zum „Bahnhof der Zukunft“ findet der Beitrag keine Antwort. Den Belangen der Drehscheibe wird Genüge getan. Der Beitrag erscheint wirtschaftlich und ist so grundsätzlich realisierbar.

Insgesamt wird die Arbeit als ein gewinnbringender und sehr eigenständiger Beitrag zum neuen Konrad-Adenauer-Platz gesehen, der seine Stärken vor allem im Bereich des Platzes, also im Realisierungsteil hat.
Fußgängerperspektive

Fußgängerperspektive

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Perspektive

Perspektive

Skizze Hochhaus

Skizze Hochhaus

Skizze Eingangsbereich Hochhaus

Skizze Eingangsbereich Hochhaus

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:200

Lageplan 1:200

Schnittansicht

Schnittansicht

Schnitt

Schnitt