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Planungskonkurrenz | 04/2018

Mobilitätspavillon am Bahnhof Sindelfingen

Vogelperspektive

Vogelperspektive

5. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Kauffmann Theilig & Partner, Freie Architekten BDA, Partnerschaft GmbB

Architektur

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

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Lage und Konzept

Ein heterogenes Feld zwischen der viel befahrenen Hanns-Martin-Schleyer-Straße im Nord-Osten und der vielgleisigen Bahnanlage im Süd-Westen wird zusätzlich durch den übermächtigen, nord-süd-verlaufenden Fußgängersteg mit verknotetem Abgang verunklärt – ein Unort, der Klärung und Aufwertung über die eigentlichen Grundstücksgrenzen des geplanten Mobilitätspavillons hinaus benötigt!

Ein identitätsstiftendes, kräftiges Baumfeld wird künftig diesen Ort markieren.

Die neuen Bäume sind anfangs 12 m hoch und werden in Bälde 20m hoch sein.

Sie prägen den Ort, sie überragen die Traufen des Bahnhofsgebäudes, sie brechen das dominante Bild der Fußgängerbrücke.

Sie markieren einen sympathischen und freundlichen Raum für eine Vielzahl von Menschen, die hier kreuzen und queren, sich orientieren und warten, Verkehrsmittel aller Art wechseln, sich sicher fühlen und soweit möglich und notwendig gerne hier sind.


Der Mobilitätspavillon

Der Pavillon markiert als Zeichen diesen sympathischen Ort, an der Schnittstelle aller Bewegungen:

• Er fokussiert, aber er versperrt nicht
• Er lenkt und gestaltet Blicke, macht neugierig ohne zu verwirren
• Er schützt (vor Regen und Wind) bleibt aber ohne Hürde und Schwelle
• Er funktioniert mit DHL, WC, Schließfach, Kiosk, Warten, wird aber mehr als nur praktisch und nützlich empfunden.
• Es ist eine Skulptur im Baufeld an einem dafür gut vorbereiteten, angenehmen Ort; er erledigt ganz beiläufig alle Bedürfnisse zu dem Zeitpunkt und an dem Ort
• Nicht vordergründig nützlich, nicht technisch überhöht
• Nicht austauschbar und technokratisch – nicht modular
• Einmalig für diesen Ort


Blicke und Wege - Aufenthalt und Warten

Die Skulptur leistet dennoch (unmerklich):

• Einen guten, uniquen Kiosk, der sowohl den Bahnhofsvorplatz als auch den Mobilitätspavillon selbst bespielt
• Er leistet Vordach und Wartezonen für den Bushalt im Nord-Osten, den Bahnhalt im Süd-Westen und den Taxihalt im Westen
• Er schafft Blick- und Wegebeziehungen zwischen dem Bahnhofsvorplatz und der Taxi- und Parkzone im Westen
• Das keilförmige Funktionsgebäude nimmt DHL-Station, WCs, Schließfächer und Technikraum in einer kräftigen Wandscheibe auf.
• Ein Dachoberlicht in der Mitte unterstützt den lichtdurchfluteten Eindruck
• Fahrradabstellplätze in der richtigen Anzahl (36) überdacht und um eine gewünschte Anzahl (bis in Summe 140) nicht überdacht finden einen sicheren Platz im Wegenetz
• Die Pedelec-Station wird hier eingereiht
• Über eine kleine, flache Stufenanlage wird der Bahnsteig im Süd-Westen mit der Fläche des Mobilitätspavillons verbunden
• Die Sindelfinger Box möbliert sympathisch den süd-östlichen Freiraum


Bodenbeläge Verbinden und Vernetzen

Die gestalteten Bodenbeläge unterstützen die gute Bearbeitung des baumüberstandenen Vorfeldes.

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Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser versuchen, mit einem großen Baumfeld, floral gestalteten Belagsoberflächen und einem skulptural geformten Mobilitätspavillon einen identitätsstiftenden Ort zu schaffen. Das gelingt in diesem ohnehin sehr desparaten Umfeld nicht. Die plastische Ausbildung des Pavillons und seine singuläre Erscheinung erscheinen auf den ersten Blick sympathisch und erfrischend. Es zeigen sich aber schnell erhebliche Mängel. So wurden die Hauptwegebeziehungen zwar richtig erkannt, jedoch im Gebäude nicht umgesetzt. Der Grundriss zwingt zu Umwegen und knüpft an den falschen Punkten an die bestehenden Wegebezüge an. Die Funktionsbereiche innerhalb des Pavillons sind in ihrer Lage gut platziert. Die räumliche Ausbildung ist aber nicht überzeugend, da sie Blickbezüge behindern und den Pavillon insbesondere zur Straße hin richtiggehend abschotten. Die Fahrradstellplätze sind offen unter dem großen Dach angeordnet. Das sieht großzügig aus, schafft aber einen sehr unbefriedigenden Raum. Die windschiefe Ausbildung des kreuzförmigen Gebäudes lässt schlecht nutzbare Außenräume mit geringer Aufenthaltsqualität entstehen. Insbesondere wird der Bereich zwischen Pavillon und dem Aufgang zum Fußgängersteg bemängelt, der durch weitere Fahrradstellplätze und Fahrradboxen zugestellt wird. Auch auf der Westseite werden am nicht überdachten Wartebereich weitere Fahrradstellplätze angeordnet, die den Raum verstellen.
Die gefaltete Betondachkonstruktion ist formal begründet und konstruktiv nicht überzeugend, da trotz der Faltung zusätzlich Betonstützen notwendig werden, die dem Grundansatz zuwiderlaufen. Die Vielfalt der vorgeschlagenen Oberflächenbehandlungen zeigt Kreativität aber wenig Konsequenz. Die Möglichkeit einer Erweiterung besteht nicht.
Die Arbeit überrascht durch einen mutigen Entwurfsansatz. Sie enttäuscht aber durch falsche räumliche Zuordnungen, mangelnde Funktionalität und überzogenen Formalismus.
Lageplan

Lageplan

Isometrie

Isometrie

Grundriss

Grundriss

Unter den Oberlichtern

Unter den Oberlichtern

Schnitte

Schnitte

Perspektive mit Bahnhof und Fußgängersteg

Perspektive mit Bahnhof und Fußgängersteg