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Offener Wettbewerb | 04/2018

Universität Erfurt - Forschungsneubau „Weltbeziehungen“

Außenperspektive

Außenperspektive

Anerkennung

MOZIA Monari + Zitelli Architekten Partnerschaft mbB

Architektur

Susanne Pretsch

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Entwurfsidee, Leitgedanke
Der in seiner Maximalausdehnung quadratische Baukörper besetzt den östlichen - zum KIZ hin orientierten - Teil des Baufeldes und schreibt die bauliche Entwicklung entlang der Max-Weber- Allee wie selbstverständlich fort. Gleichzeitig ermöglicht er mit der bewussten Freihaltung des westlichen Grundstücksteiles sowohl eines zweiten Bauabschnitt für das MWK als auch die Errichtung eines eigenständigen Nachbargebäudes. Seine besonderen Qualitäten gewinnt die Arbeit aus einer - im Teilnehmerfeld einzigartigen - Verschränkung der Innen- und Außenräumen im Erdgeschoss und der Einführung von zwei, dieser Verschneidung folgenden, Lichthöfen.
Städtebauliche, baukörperliche Einbindung in die Umgebung
Während der Baukörper in der Dachaufsicht im wesentlichen blockhaft und ungerichtet erscheint, so überrascht der Erdgeschossgrundriss mit zwei großzügigen Unterschnitten, welche sowohl nach Nordosten als auch nach Südwesten jeweils sehr interessante und gut nutzbare halböffentliche Vorzonen formulieren, welche zudem über die innerhalb des Gebäudeumrisses liegenden Lichthöfe jeweils mit dem Himmel verbunden sind. Beide Vorzonen reagieren geschickt auf die jeweilige Nachbarschaft und bieten der gesamten Nutzerschaft des Campus einen Mehrwert an Nutzungsangeboten. Als Gegengewicht für die Unterschneidungen im EG wird im 3. OG eine komplementäre Baumasse gesetzt und sehr schlüssig in die Baukörperfigur eingebunden.
Gestalterische Qualität des Entwurfs
Die gestalterischen Qualitäten der Arbeit kommen insbesondere in der formal ebenso unaufgeregten wie selbstverständlichen Umsetzung der Konzeption in eine haptisch und tektonisch gelungene Raumfigur zum Ausdruck. Auf einem durchaus massiv anmutenden Erdgeschoß mit einer Außenwandverkleidung aus Betonfertigteilen werden im Kontrast die filigran konturierten Obergeschossfassaden als glasfaser-armierten Betonlisenen abgesetzt. Die filigrane Anmutung wird mit zurückgesetzten Brüstungsbändern aus hinterlüfteten Keramikfassaden akzentuiert. Holzfenster und ebenfalls hölzerne Einbauelemente schaffen den gebotenen Kontrapunkt zur insgesamt eher unterkühlten Anmutung der Fassaden.
Funktionale Qualität des Entwurfs
Innerhalb einer sehr diszipliniert gesetzten Raumfigur werden alle gestellten funktionalen Anforderungen erfüllt. Positiv hervorzuheben sind dabei insbesondere die Ausbildung der Erdgeschosszone - mit einem transparenten Durchgangsfoyer im Zentrum, dem Seminarbereich auf der Nordseite und dessen organisatorischer „Flankierung“ mit den Sekretariaten auf der Südseite. Auch die Disposition der Obergeschosse - mit flexibel nutzbaren und auch auf wechselnde Arbeitsgruppenkonstellationen reagierenden Bürobereichen und gut gesetzten Schwellenräumen - überzeugt. Die folgerichtig im Zentrum des Gebäudes angeordnete, sehr großzügig ausformulierte offene Treppe überzeugt funktional, lässt allerdings vom Nutzer gewünschte Aufenthalts- und Kommunikationsqualitäten vermissen. Die geforderten Funktionen im Freiraum werden nachgewiesen, ohne allerdings dem umgebenden Freiraum besondere Qualitäten zuzuweisen.
Wirtschaftlichkeit des Entwurfs
Mit einer unter dem Durchschnitt des Teilnehmerfeldes liegenden Kubatur, der Klarheit der vorgeschlagenen Konfiguration und der langlebigen Materialisierung lässt der Entwurf eine wirtschaftliche Realisierung ebenso wie eine nachhaltige Betreibung erwarten.
Fazit
Insgesamt gelingt der Arbeit eine sehr eigenständige Interpretation der gestellten Aufgabe, mit welcher die Komplexität der Weltbeziehungen in einem überzeugenden Wechselspiel zwischen Gebäude und Umgebung, zwischen Innen und Außen, organisatorisch einen angemessenen Ausdruck findet. Kontrovers diskutiert werden allerdings die Gestaltwirkung der Fassaden und der in diesen zum Ausdruck kommende Zeitgeist.